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- Strategische Personalentwicklung in der katholischen Kirche. Zwischen Kompetenz, Potenzial und Charisma
Religion
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Strategische Personalentwicklung ist für Unternehmen heute kein Fremdwort mehr. Die Bedeutung einer gezielten Qualifizierung der Mitarbeiter vor dem Hintergrund der Unternehmensstrategie für den Erfolg eines Unternehmens ist vielfach unbestritten. Seit einigen Jahren ist die strategische Personalentwicklung auch Thema in den Diözesen der katholischen Kirche in Deutschland. Doch passt das überhaupt zusammen: strategische Personalentwicklung und Arbeitgeber Kirche? Das vorliegende Buch beschäftigt sich ausführlich mit dieser Frage. Neben einer theologischen Grundlegung und der Suche nach einer angemessenen Sprachregelung für Personalentwicklungsfragen innerhalb der Kirche liegt der Fokus auf dem Mitarbeitergespräch als zentralem Steuerungsinstrument der Personalentwicklung. Die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse werden anhand von Interviews mit Erfahrungen von Praktikern abgeglichen und Handlungsempfehlungen für eine strategische Personalentwicklung in der Kirche gegeben.
Textprobe: Kapitel 2.2 Die Kirche (k)ein Unternehmen?: Ist nun die Relevanz der Personalentwicklung im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens plausibel gemacht und ferner definiert, was unter Personalentwicklung verstanden wird, so stellt sich nun die Frage, was die Kirche mit der Personalentwicklung zu tun hat. Die Kirche ist doch kein Unternehmen! Dieses Argument wird häufig dann vorgebracht, wenn auch nur im Entferntesten der Anschein erweckt wird, dass wirtschaftliches Denken oder gar Theorien aus der Betriebswirtschaft Einzug in die Kirche halten könnten. Wenn man der Kirche wirklich jeglichen unternehmerischen Charakter absprechen könnte, dann ergäbe es tatsächlich keinen Sinn Managementtheorien im kirchlichen Kontext anzuwenden. Dann wäre auch die Personalentwicklung für die Kirche belanglos. An dieser Stelle steht in gewisser Weise die Frage nach dem Wesen der Kirche. Ist die Kirche ein Unternehmen bzw. hat sie auch unternehmerische Züge, oder ist sie es nicht? Um diese Frage zu beantworten, ist es zunächst nötig, die Struktur der Kirche als Organisation in den Blick zu nehmen. Dabei fällt auf, dass sich Kirche durchaus unter die Definition der Organisation nach Becker subsumieren lässt. Wir hatten gesehen, dass sich eine Organisation durch vier Elemente wesentlich auszeichnet: eine Mehrzahl an Personen , die Bildung einer abgeschlossenen Gruppe , die Schaffung eines dauerhaften Regelsystems und das Verfolgen gemeinsamer Ziele . Diese vier Elemente treffen auch auf die Kirche zu. Niemand kann allein Kirche sein. Die Mehrzahl an Personen ist immer schon vorausgesetzt. Des Weiteren handelt es sich bei der Kirche insofern um eine abgeschlossene Gruppe , als dass die Taufe konstitutiv für die Eingliederung in die Kirche ist. Ferner verfügt die Kirche ebenfalls über ein dauerhaftes Regelsystem , das sich beispielsweise durch die Heilige Schrift, Konzilsbeschlüsse, Dogmen, Lehrentscheidungen oder kirchliches Recht speist. Schließlich besteht das gemeinsame Ziel , das die Kirche als Gemeinschaft der Getauften verfolgt, in der Verkündigung des Evangeliums. Walter Fürst und Burkard Severin formulieren den organisatorischen Charakter der Kirche folgendermaßen: Selbst wenn man zurecht sagen kann, der Leib Christi ist keine Organisation, so bleibt doch unbestreitbar: Die Kirche (bzw. das Christentum) bedarf Organisation und hat faktisch schon immer eine bestimmte, geschichtlich gewachsene Organisation . Seit Mitte der 1980er Jahre wird nunmehr die Frage diskutiert, ob der Begriff des Unternehmens auf die Kirche zutrifft. Bernd Jochen Hilberath lehnt den Begriff des Unternehmens für die Kirche ab, weil er ihren Kern nicht treffe, gibt aber zu bedenken: daß die Kirche nicht ‚so von einem anderen Stern’ ist, daß sie Beobachtungen bei Großorganisationen und Unternehmen vernachlässigen könnte. Kirche ist zwar nicht von dieser Welt, was ihre Gründung, ihre Stiftung, ihre bleibende Bestimmung und ihre Vision – das Reich Gottes – angeht. Aber schon die Ziele, die aus dieser Vision folgen bzw. ihrer Verwirklichung dienen, und erst recht die dazu nötigen Strategien, Strukturen, Kommunikations- und Interaktionsformen ergeben sich aus dem Charakter der Kirche als corpus mixtum . Der evangelische Theologe Wolfgang Nethöfel hingegen definiert Kirche als Unternehmen: Kirchen sind Unternehmen, weil und solange sie in dieser Welt sind. Sie partizipieren an der Knappheitsordnung dieser Welt (ihrer ‚Ökonomie’), die Gott ‚nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet’ hat (Weish 11,20). Nach Nethöfel handelt es sich bei Kirche also um ein Unternehmen, das jedoch insofern einmalig ist, als dass es den Markt auf das Umsonst der Gnade Gottes hin ausrichtet. Im Unterschied zu säkularen Unternehmen verbietet es sich für die Kirche, das ‚Absichern der Institution’ als Unternehmensziel zu deklarieren. Es geht um die Absicherung der Verkündigung der Frohen Botschaft in sich wandelnden Kontexten. Wenn man also von Kirche als Unternehmen sprechen möchte, kann man dies nur so tun, dass gleichzeitig auch die Unterschiede zu anderen Unternehmen betont werden. Manfred Belok und Pius Bischofberger stellen diese Unterschiede heraus, indem sie von der Kirche als pastorales Unternehmen sprechen. Außerdem halten sie fest, dass man nur von der Kirche als Institution als Unternehmen sprechen könne. Grundlage für diese Unterscheidung bildet LG 8, dort heißt es: Die mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft und der geheimnisvolle Leib Christi, die sichtbare Versammlung und die geistliche Gemeinschaft, die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche sind nicht als zwei verschiedene Größen zu betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst . Kirche meint demnach eine komplexe Wirklichkeit . Einerseits ist Kirche die irdische Kirche als hierarchische Organisation, als sichtbare Versammlung. Andererseits ist Kirche aber auch himmlische Kirche, geheimnisvoller Leib Christi . Aufgrund dieses doppelten Charakters von Kirche ist es durchaus möglich, den Begriff des Unternehmens auf die irdische Kirche anzuwenden, insofern sich diese durch organisationale Strukturen auszeichnet. Kirche ist etwa im Blick auf solides Finanzgebahren, Personalpolitik und Arbeitsrecht usw. [...] Eigengesetzlichkeiten bürokratischer und wirtschaftlicher Art unterworfen und muss folglich auch immer ‚unternehmerisch’ denken und handeln . Kirche ist also weit mehr als ein Unternehmen. Gleichzeitig ist Kirche aber auch ein Unternehmen, was ihre irdische Organisation angeht. Daraus folgt, dass sich Erkenntnisse aus der Betriebswirtschaftslehre sehr wohl auch auf das Unternehmen Kirche übertragen lassen. Personalentwicklung wird so auch zu einem Thema, das für die Kirche relevant sein kann.
Florian Stark, geb. 1990 in Landau in der Pfalz, studierte katholische Theologie in Eichstätt, Tübingen und München. Das Studium schloss er 2016 an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem akademischen Grad des Magister Theologiae erfolgreich ab. Bereits während des Studiums entwickelte er ein besonderes Interesse an Fragestellungen der Personalentwicklung. Das vorliegende Buch versucht diese Fragestellungen auf den Arbeitgeber Kirche anzuwenden.
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Übersetzt und kommentiert von Michael P. Veit