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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der kirchlichen Jugendarbeit lässt sich seit einigen Jahren ein wahrer Boom an großen Events feststellen. Events in ihren unterschiedlichen Formen und Bezeichnungen - wie Festivals, alternative Gottesdienste, Kongresse und Jugendtage - ziehen tausende von Jugendlichen an. Aber auch außerhalb der kirchlichen Jugendarbeit scheinen Events ein deutlicher Trend zu sein, der kaum einen Gesellschaftsbereich unberührt lässt. Events nehmen ständig zu – an Zahl, an Bedeutung und an Größe. Diese Entwicklung bekommt natürlich auch die kirchliche Jugendarbeit mit und reagiert vielerorts mit einer Event-Offensive . Gerade die missionarische Jugendarbeit, welche die Jugendlichen ansprechen möchte, die noch keine Verbindung zur Kirche haben, investiert verstärkt in die Planung und Durchführung von Events. In dem vorliegenden Buch soll den Fragen nachgegangen werden, inwiefern Events der aktuellen Jugendkultur entsprechen, was die Merkmale von Events im Kontext der missionarischen Jugendarbeit sind und wie sich die vielen verschiedenen Veranstaltungen in diesem Bereich sinnvoll strukturieren lassen. Außerdem wird untersucht, worin sich die kontinuierlichen Angebote der Jugendarbeit von den besonderen Events unterscheiden und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Abschließend werden auf dieser Grundlage die Chancen und Gefahren von Events im Kontext der missionarischen Jugendarbeit dargelegt.
Textprobe: Kapitel 6: Events im Kontext missionarischer Jugendarbeit: Ausgehend von den Beobachtungen der starken Bedeutung der Events für Jugendliche soll in diesem Abschnitt auf verschiedene Eventformen innerhalb der missionarischen Jugendarbeit eingegangen werden. Dazu wird am Anfang des Kapitels auf die besondere Rolle der Events im kirchlichen Kontext eingegangen, um dann allgemeine Merkmale von solchen Veranstaltungen im Bereich der missionarischen Jugendarbeit darzustellen und sie dadurch gegen andere Veranstaltung abgrenzen zu können. In den darauffolgenden Punkten wird eine Kategorisierung der verschiedenen Eventformen vorgenommen und an einzelnen Beispielen näher erläutert. Dabei sollen insbesondere die Ausrichtung und Chancen der jeweiligen Events deutlich werden. Der Trend der Eventisierung der Gesellschaft lässt sich auch deutlich in der missionarischen Jugendarbeit erkennen. Gerade in den letzten Jahren war eine Vielzahl von großen Events in diesem Kontext zu beobachten. Hitzler schreibt, dass solche eventförmigen Glaubensinszenierungen in ihren unterschiedlichen Formen eine enorme Anziehungs-kraft auf kirchliche Jugendliche haben. Hierbei verweist er im Besonderen auf die im großen Stil aufgezogenen, katholischen Weltjugendtage. Solche großen Veranstaltungen mit über tausenden von Zuschauern sind jedoch nur eine Form von Events innerhalb einer weiten Bandbreite. Die durchgehende und steigende Attraktivität von Events im Gegensatz zu verbindlicher Gemeinschaft wurde schon in vorausgegangenen Kapiteln dieser Arbeit als allgemeine Tendenz festgestellt. Daher wirkt auf viele Jugendliche die klassische Jugendarbeit mit ihrer Form von Gruppenarbeit als zu verpflichtend und folglich als uninteressant. Ausgehend von dieser Grundtendenz der Jugendkultur lässt sich, nach Hobelsberger, eine Entwicklung innerhalb der Jugendarbeit beobachten, die er als Anpassungsleistung an die Jugendkultur würdigt. Jugendarbeit ist deutlich ‚anlassbezogener‘ geworden: Gemeindliche Jugendarbeit besteht zunehmend aus kleinen oder größeren Veranstaltungen, die Leitungsgruppen […] für aktive junge Menschen […] und weitere Ansprechbare veranstalten. Die Anpassung an den jugendlichen Kontext ist gerade in der missionarischen Jugendarbeit entscheidend, um so für die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt eine Anlaufstelle zu sein. Damit gehen die Jugendarbeiten auf ein wachsendes Bedürfnis der Jugendlichen nach erlebnisorientierte[n] Formen und eine[r] Religiosität in Form offener Suchbewegungen ein. Zusammenfassend haben Events ein großes missionarisches Potenzial in dem Sinne, dass sie junge Menschen, die kirchenfern oder glaubensdistanziert sind, in Kontakt mit dem Evangelium und mit authentischen und jugendkulturell angebundenen Erfahrungsfeldern des Glaubens bringen können . Im folgenden Abschnitt soll auf die grundlegenden Merkmale von Events im Kontext der missionarischen Jugendarbeit eingegangen werden, um ihre Besonderheiten in diesem Bereich aufzuzeigen und sie in Abgrenzung zu anderen Events zu setzen. 6.1 Merkmale eines Events in diesem Kontext: Anhand der allgemeinen Kennzeichen von Events, wie in Kapitel 5.2 dargelegt, sollen im Folgenden die besonderen Merkmale von Events im Zusammenhang mit der missionarischen Jugendarbeit erläutert werden. Zuerst liegt hier das Augenmerk auf dem Veranstalter eines solchen Events. Dieser lässt sich innerhalb der Aufzählung von Gebhardt aufgrund des kirchlichen Hintergrundes recht eindeutig in die Gruppe der Veranstalter mit weltanschaulichen Interessen einordnen. Das konkrete Anliegen der Veranstalter von Events in der missionarischen Jugendarbeit zielt auf das Heil des Menschen in allen seinen Lebensbezügen ab. Jugendliche sollen dieses persönlich erfahren und sich selber langfristig in die Mission Gottes mit hineinnehmen lassen. Veranstalter solcher Events können, je nach Form, einzelne Jugendgruppen oder mehrere Gruppen in unterschiedlichen denominationalen, konfessionellen, nationalen oder internationalen Zusammenschlüssen sein. Weiterhin werden Events per definitionem als ein einzigartiges Erlebnis erfahren, welches die normalen Veranstaltungen der Jugendgruppe und den Alltag der Jugendlichen durchbricht und etwas Außergewöhnliches darstellt. Auch im kirchlichen Kontext gilt der Grundsatz, dass Events größer, spektakulärer, kreativer und insgesamt einfach besser und anders als das Gewohnte und als die Vorgängerevents sein müssen, um als etwas Besonderes erlebt zu werden. Somit unterliegen die Events der missionarischen Jugendarbeit in gleicher Weise wie andere Events dem ständigen Druck der Überbietung. Ferner lässt sich ebenfalls das Merkmal des kulturellen und ästhetischen Synkretismus bei vielen Events erkennen, wofür Jugendgottesdienste und die Weltjugendtage besonders plastische Beispiel sind. In diesen Veranstaltungen werden traditionelle Elemente eines Gottesdienstes mit typischen Formen aus der Jugendkultur, der Unterhaltungsindustrie und sonstigen erlebniszentrierten Bestandteilen zeitgenössischer Freizeit- und Spaßkultur miteinander verbunden. Aufgrund solcher Verbindungen werden Events in diesem Kontext auch als religiöse Hybridevents bezeichnet, da sie veranstaltungsförmige Entsprechungen erlebnisorientierter Religionsgemeinschaften mit einbeziehen. In herausstechender Weise kommt durch die geistliche Komponente in einer kirchlichen Veranstaltung das Merkmal Schnittpunkt aller möglichen Existenzbereiche zum Tragen, welches in anderen Kontexten teilweise nicht einfach vorhanden ist. Die Unterbrechung des Alltags durch neue Impulse, die im Event erlebt wird, soll Auswirkungen auch auf das restliche Leben haben. Solche Veranstaltungen wollen, wie Gebhardt schreibt, nicht selbst als Kraftquelle gesehen werden, sondern eine Verbindung zur Quelle des Lebens, genauer gesagt zu Gott, herstellen. Hierin unterscheiden sich auch die verschiedenen Events im missionarischen Kontext, denn einige Veranstalter wollen durch das Event direkt auf diese Verbindungsmöglichkeiten zu Gott hinweisen und andere legen mit der Veranstaltung erst einmal die Grundlage dafür, dass Jugendliche überhaupt in Kontakt zur Kirche kommen. Insgesamt geht es in der missionarischen Jugendarbeit darum, den Jugendlichen als ganze Person anzusprechen und die Events nicht auf eine geistliche oder kognitive Dimension zu beschränken. Ein Grundmerkmal von Events, welches gar nicht der missionarischen Jugendarbeit entspricht, ist das Merkmal der exklusiven Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Weil missionarische Jugendarbeit eine Arbeit ist, um auch neue Jugendliche zu erreichen, wird bewusst versucht, Hemmschwellen herabzusetzen, um möglichst vielen Jugendlichen die Teilnahme am Event zu ermöglichen. Diese Bestrebungen stehen allerdings im kompletten Gegensatz zum Gedanken einer exklusiven Gemeinschaft, die Zugangsbegrenzungen jeglicher Art umfasst. Das Merkmal des Zusammengehörigkeitsgefühls steht dagegen nicht im Gegensatz zur missionarischen Jugendarbeit und findet sich in den verschiedenen Eventformen sogar oft stark fokussiert. Die Aussage, dass Events im missionarischen Kontext monothematisch fokussiert sind, lässt sich eindeutig bejahen und würde, nach Gebhardt, wieder in den allgemeinen Bereich der weltanschaulichen Botschaften fallen, obwohl einzelne Events auch einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt haben können. Diese Inhalte können, je nach Form, eher einem interaktiven, identitätsstiftenden oder gemeinschaftsbildenden Ereignis zugeordnet werden. Des Weiteren soll auf drei zusätzliche Merkmale eingegangen werden, welche in der missionarischen Jugendarbeit eine besondere Rolle spielen. Zum ersten sind Events in der Regel in ein Gesamtkonzept und eine übergeordnete Arbeit integriert und sollen innerhalb dieser Struktur einen besonderen Zweck erfüllen. So dienen die Events, die von einer Jugendgruppe veranstaltet werden, zum Beispiel als Opener für kirchendistanzierte Freunde aus der Nachbarschaft der Gemeinde, um ihnen eine Kontaktmöglichkeit zur Jugendarbeit zu eröffnen. Oft steht hinter solchen Veranstaltungen die Hoffnung, dass Jugendliche sich ansprechen lassen und auch für weitere Angebote der Jugendgruppe Interesse zeigen. Als zweites Merkmal sind Events in diesem Kontext eine attraktive Möglichkeit für Jugendliche, sich in einem überschaubaren Rahmen an einem außergewöhnlichen Event zu beteiligen und ihre persönlichen Fähigkeiten auszuprobieren. Gerade dort, wo Jugendliche das Event als ihr eigenes sehen und nicht nur als Veranstaltung der Jugendleitung, sind sie besonders begeisterte Werbeträger für dieses Ereignis. Dieser Umstand wiederrum verschafft der Arbeit ein größeres Spektrum an Jugendlichen, welche sie mit dem Event erreichen kann. Als letztes Merkmal lässt sich darauf verweisen, dass einige Events eine primär sozialdiakonische Ausrichtung haben, bei der es darum geht, gemeinsam etwas für andere Menschen zu tun und ihnen dadurch zu helfen. Obwohl die missionarische Jugendarbeit in ihrem Gesamtkonzept beide Dimensionen, also die des praktischen Handelns und die der Verkündigung des Evangeliums, ausgewogen zu gewichten versucht, lässt sich das einzelne Event meist nur einer dieser Dimensionen zuordnen.
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