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- Kann ein Christ sein Heil verlieren? Die Antwort des Hebräerbriefs und die Bedeutung für die Seelsorge
Religion
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Heilsverlust im Hebräerbrief? Bei der Lektüre des Hebräerbriefs begegnen dem Leser harte Aussagen in Bezug auf das Heil des Christen. Achtet auf das Wort, damit ihr nicht am Ziel vorbeigleitet (Hebr 2,1) seht zu, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott (Hebr 3,12). Aber vor allem die Aussagen in Hebr 6,4–8: Denn es ist unmöglich, die ein für allemal Erleuchteten, dann aber abgefallen sind, erneut zur Buße zu bewegen. Hebr 10,26: Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein andres Opfer mehr für die Sünden oder Hebr 12,14–17. Dort wird gewarnt, dass Esau keinen Raum zur Buße fand. Wie sind diese Aussagen aufzufassen und auf die Frage, ob ein Christ sein Heil verlieren kann, anzuwenden? Vorliegendes Buch beschäftigt sich mit der Sicht des Hebräerbriefs, ordnet sie gesamtbiblisch ein und gibt zuletzt Anstöße für die Seelsorgepraxis sowohl für die seelsorgerliche Predigt als auch im seelsorgerlichen Gespräch mit einem Hilfesuchenden, der sich selbst als Abgefallener versteht.
Textprobe: Kapitel 2.2, Diachrone Analyse: 2.2.1,Traditionsgeschichtliche Analyse: Traditionsgeschichtlich vollzieht sich die Umkehr (meta,noia) im AT einerseits in einer ‘kultisch-rituelle[n] Form der Buße’ , die sich im Ausführen von ‘rituellen Gesten und Handlungen artikuliert’ . Neben Fasten ist dabei an ‘Weinen, Klagen, Kahlscheren des Haupthaares, Einritzen von Wunden, Zerreißen der Kleider, Bestreuen des Kopfes mit Staub und Asche sowie Umgürten mit einem Sack als Bußgewand’ zu denken. Dadurch soll der ‘durch Übertretung des göttlichen Willens hervorgerufene[…] Zorn Gottes’ gestillt, ‘angesagte Strafe […] verhinder[… t]’ werden. Hinzu kommen sprachliche Äußerungen: ‘Bußlieder[…] und Bußgebete’ und Sündenbekenntnisse, kurz gesagt, ‘die Anrufung Jahwes um Hilfe’. Dieser formalen Buße stellen die Propheten das ‘Gott-Mensch-Verhältnis’ zur Seite, so kann es ‘nicht genügen […], vergangene Sünden zu bereuen und um ihre Vergebung oder gar nur um Abwendung eines Unheils zu bitten, [sondern] es [geht] vielmehr darum […], aus dem sündigen Wesen selber herauszutreten’ . Dass die ‘Sünde als nichts anderes empfunden wird denn als Abwendung, Abfall von Gott’, wird personalisiert aufgefasst – ihr gegenüber steht eine ‘personalistische Fassung der Buße’. Somit ist die ‘Grundstruktur der prophetischen Umkehr, […] sich mit seiner ganzen Existenz Jahwe zuzuwenden und ihn als Israels Gott in allen Entscheidungen unbedingt ernst zu nehmen’. Das Rabbinat kennt verschiedene Fälle, in denen die Umkehr unmöglich ist: 1. Bei dem, der leichtfertig sündigt im Vertrauen auf ein späteres Bußetun […]. 2. Bei dem, der Gottes Kraft kennt und sich trotzdem gegen Gottes Kraft empört […]. 3. Bei dem, der die Buße anfänglich hartnäckig ablehnt […]. 4. Bei dem, der völlig in Sünden versunken ist […]. 5. Bei dem, der die Menge zur Sünde verführt. 2.3, Zusammenhangsexegese: 2.3.1, Theologischer Ertrag: Die Basis der Perikope ist das Heil, welche ‘die Adressaten mit ihrer (ersten und grundlegenden) meta,noia […] gewonnen haben’ , womit sie auch ‘in die Sphäre der Endheilsoffenbarung eingetreten’ sind. Das dahinterliegende theologische Fundament liegt ‘im einmaligen Tod [Jesu] am Kreuz (vgl. Hebr 7,27 9,28 10,10.12.14) [… bei dem] der Sohn den himmlischen Vorhang’ öffnete. ‘Das wiederholt vorkommende Wort a[pax (‚ein für allemal‘) [und evfa,pax] verleiht dem Opfer Christi und dem Heil, das [sic!] es uns [scilicet: den Gläubigen] verschafft, einen absoluten [christologisch-soteriologischen] Wert (6,4 9,26.28 10,2 12,26.27).’ Dementsprechend kann auch ‘die Neuschöpfung der eschatologischen Existenz [und damit das Anteil bekommen am Heiligen Geist (6,4d)] nur einmal vollzogen werden’. Die dem ‘kategorischen avdu,naton’ folgenden Ptz. bringen den ‘in der Bekehrung vollzogene[n] Existenzwandel auf den Begriff’, um von daher die Adressaten umso wirkungsvoller auf das hin anzusprechen, was sie im Begriffe sind preiszugeben – falls sie jedenfalls in ihrer gegenwärtigen Glaubensschwäche verharren oder am Ende sogar von daher zum ‚Abfall vom lebendigen Gott‘ (3,12) ‚fortschreiten‘. Auf den Punkt gebracht: ‘Bekehrung und Abfall werden […] als totale eschatologische Vorgänge gesehen.’ Dabei ist zu betonen, dass ‘nicht […] moralische Verfehlungen, Todsünden oder dergleichen’ dies bewirken, sondern die ‘Rückkehr von der Erleuchtung in die Finsternis’, denn diese ‘weist Gottes letztes Heilswort [scilicet: Christus] in bewußter [und freiwilliger sowie andauernder] Entscheidung ab’. Dabei kann das Kreuzesgeschehen ‘nicht durch ein noch höheres Heilsgeschehen überboten werden’ und dennoch wird der Gottessohn für sich erneut gekreuzigt und der Schmach preisgegeben (6c), womit ‘das die meta,noia unmöglich machende Verhalten näher bestimm[… t]’ ist. ‘Das für Christologie und Soteriologie grundlegende evfa,pax (‚einmal‘) des Heilsgeschehens lässt eine Wiederholung der meta,noia (‚Umkehr‘) nicht zu.’ Kein Gläubiger darf also ‘hinter den einmal erreichten Stand zurück[…]fallen’, denn nach dem Abfall ist ‘eine zweite Buße […] unmöglich – nicht bloß schwierig’, schließlich wurde mit der Apostasie aufgehoben, ‘was Christus durch seinen Tod vollbracht hatte: die Beseitigung der Sünde 9,26’ . ‘Das Heil fahrenlassen heißt also, den Heilbringer zu kreuzigen. Statt seine Schmach mitzutragen (13,13), macht man sich mit denen gemein, die ihn in die Schande stoßen (12,2).’ Zeitgleich positionieren ‘sie […] sich selbst außerhalb des Raumes der Heilwirkung’. Die Kehrseite der Bekehrung ist folglich ‘die Verantwortung für den ‚einmal‘ gewonnenen Heilsstand’. Der mit avdu,naton gegebene Rigorismus ist nicht ‘aus der kurzgespannten eschatologischen Perspektive’ zu verstehen, ‘sondern – wie das Esau-Beispiel zeigt […] – auf die niedrige Gesinnung (be,bhloj)’ und christologisch argumentiert aufgrund ‘der im Text präsenten ‚Theologie der Einmaligkeit‘‘ . Deswegen hat die warnende als ob Rede sowohl paränetische wie auch dogmatische Funktion, zumindest wenn diese ‘nicht als Zucht für den aktuellen Sünder’ definiert wird. Die in 6,7-8 angeführte Bildrede erinnert an Jes 5,1-7, unterstreicht die in 6,4-6 getroffenen Aussagen und spitzt die Dramatik zu: ‘Der Regen wirkt nicht Segen, sondern Gestrüpp!’ Dabei führt er sowohl Versagen als auch Bewährung vor Augen, womit ‘der Adressatenkreis des Hebr noch einmal unüberhörbar auf seine Verantwortung hinsichtlich der ihm durch Umkehr […] bereits vermittelten Heilsgabe (V. 4) hin angesprochen’ wird. Skopus: Denn es ist unmöglich, die ein für allemal Erleuchteten, dann aber abgefallen sind, erneut zur Buße zu bewegen (6,4.6).
Samuel Franz wurde 1984 in Augsburg geboren und ist verheiratet. Nach seiner Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher arbeitete er als Horterzieher im Landkreis Augsburg. Im Anschluss begann er das Studium am Theologischen Seminar Beröa des Bundes freikirchlicher Pfingstgemeinden, welches er im Sommer 2013 abschloss. Im Rahmen seiner theologischen Ausbildung begegneten ihm die harten Aussagen des Hebräerbriefes. Dies weckte sein Interesse das Thema zu untersuchen.
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Übersetzt und kommentiert von Michael P. Veit