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Religion


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 110
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Sie zerreißen Tiere mit bloßen Händen, lassen Milch mit einem Schlag aus einem unbelebten Felsen fließen und säugen wilde Tiere. Ganze Landstriche sollen sie in Angst und Schrecken versetzt haben - Die Mänaden - Die heiligen Anhängerinnen des Dionysos. So beschreibt es jedenfalls der antike Autor Euripides. Klingt wie ein Märchen, aber über Hunderte von Jahren waren diese heiligen Frauen keine Fiktion, sondern real. Die Autorin geht diesem Mythos auf den Grund und versucht Beweise für die wahren Mänaden zu finden. In einer weitgespannten Sammlung von Inschriften und Texten antiker Autoren, findet sie Hinweise auf die geheimen Rituale, welche die Frauen zu Ehren des Dionysos ausführten. Entgegen der damals herrschenden Ordnung machten sich überall in Griechenland Frauen auf den Weg in die Berge, um sich dort von ihrem Gott, Dionysos, in Besitz nehmen zu lassen. Dabei brachen die Frauen alle damaligen Konventionen und setzten sich großer Gefahren aus. Über Tage zelebrierten die Frauen ihre ekstatischen Rituale auf den Bergen. Sie huldigten dem wohl ungreifbarsten aller griechischen Götter. Dionysos stand sowohl für den Leidlindernden Wein, als auch für den Wahnsinn, der einen weder Freund noch Feind erkennen lässt. Dieser Studie gelingt es viele einzelne Fragmente, die auf einen weiblichen dionysischen Kult hinweisen, zusammenzufügen und damit auch einen Überblick über die Quellenlage zu geben. Von der menschlichen Fruchtbarkeit bis ins Totenreich ziehen sich die roten Fäden. Die dionysische Welt ist nicht wie oft angenommen wurde, eine primär weibliche Welt. Sie bezieht alle Bereiche des menschlichen Lebens mit ein, deshalb ist sie nicht wie Apollons Welt nur von Licht geprägt, sondern auch von Schatten. Nur ein Aspekt des Kultes um den Gott ist weiblich, dafür aber einer der wichtigsten - der Mänadismus. Diese Studie ist sowohl für den Althistoriker als auch für den interessierten Laien ein spannendes Abenteuer.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1 Soziale Stellung der Frauen im Kult und im öffentlichen Leben in der griechischen Antike -Statusänderung im Ritual: Gerade im mänadischen Kultus ist eine temporäre Änderung der sozialen Stellung der teilnehmenden Frauen anzunehmen, da sie ihr häusliches Umfeld und ihre Familie für einen gewissen Zeitraum verließen. Die exklusiv weiblichen Dionysosfeste wurden zweimal im Jahr gefeiert und eine Teilnahme schloss nicht aus, dass man zusätzlich eine Priesterschaft in den öffentlichen Dionysien wahrnahm. Um sich zu vergegenwärtigen, wieviel bedeutsamer die Statusänderung während eines Rituals für Frauen als für Männer gewesen sein muss, wird eine kurze Bestandsaufnahme der normalen sozialen Bedingungen der Frauen in der Antike vorgenommen. Frauen hatten vor dem athenischen Gesetz keine Rechte, dabei spielte es keine Rolle, welcher sozialen Schicht sie angehörten und ob sie ledig oder verheiratetet waren. Ihr Leben lang unterstanden sie der Kontrolle eines männlichen kyrios, welcher sie vor dem Gesetz repräsentierte. Wenn sie unverheiratet waren, unterstanden sie der kyrieia ihrer Väter, Brüder oder Großväter. Wurden Frauen verheiratet, spaltete sich die Vormundschaft. Die Väter konnten ohne weiteres die bestehenden Ehen gegen den Wunsch der Frauen auflösen. Wenn ihre Männer starben, unterstanden sie der kyrieia ihrer Söhne. Frauen hatten weder Gewalt über ihre Hochzeit noch Rechte vor Gericht. Frauen werden, wenn es die finanziellen Mittel erlauben, möglichst von der Umwelt abgeschottet. Nicht einmal männliche Verwandte sollen sie idealerweise zu Gesicht bekommen. Kein Mensch durfte das Haus verlassen oder betreten ohne die Anwesenheit und Zustimmung des männlichen Familienoberhauptes. Als Beispiel für das Leben der damaligen Frauen kann man die hellenistische Vasenmalerei heranziehen, in welcher griechische Frauen fast ausschließlich im Haus dargestellt sind, ausgenommen beim Wasser holen oder bei religiösen Ritualen. Diese Betrachtung trifft wohl wie erwähnt auf wohlhabende Familien zu, die sich Sklaven leisten konnten, damit ihre Frauen das Haus nicht verlassen mussten. Hier handelt es sich wohl eher um ein idealtypisches Modell. Denn es ist nicht denkbar das Frauen in der antiker Agrargesellschaft keine Aufgaben übernahmen. Obschon ein Großteil der ackerbaulichen Arbeiten den Männern zukam, vollzogen Frauen agrarische Riten um eine gutes Gelingen des Wachstums zu gewährleisten, wie wir in dem Kapitel über die Thesmophorien sehen werden. Soweit es sich aus heutiger Sicht rekonstruieren lässt, haben Frauen in der griechischen Antike selten eine nachvollziehbare Identität. Sie treten oft nur in Zusammenhang mit einer männlichen Autorität in Erscheinung und es wird vermieden, ihre Namen zu nennen. Ausnahmen bildeten Frauen die zum Stand der Prostituierten oder Sklaven gehörten. Die öffentliche Welt, war primär den Männern vorbehalten. Der religiöse Kult ist einer der wenigen öffentlichen Räume in denen die antike Frau eine herausragende Stellung einnahm. Neben einer ganzen Reihe von öffentlichen Kulten, an denen Frauen gleichermaßen wie Männer aktiv teilnahmen, gab es Kulte, die allein von Frauen dominiert wurden: So die Haloa, die Arrephoria, die Skira, die Thesmophorien, die Lenäen und die Adonia. Die bedeutendste Orakelstätte der griechischen Antike war Delphi und Priesterin war die Pythia, welche unter dem Einfluss von Lorbeerräucherungen die Weisungen Apollons` weissagte. Aus ganz Griechenland kamen Menschen nach Delphi um für allerlei Unternehmungen göttlichen Rat einzuholen. Eine derartig hervorragende Position einer Frau im Kultus war aber eher der Einzelfall. Es könnte sein, dass Frauen in der Antike, ebenso wie auch später im christlichen Mittelalter, die höhere Fähigkeit zur Prophetie, zur Weissagung zugesprochen wurde, hingegen die Auslegung der empfangenen Sprüche den Männern oblag.

Über den Autor

Judith Behnk studierte Religionswissenschaften und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungen widmen sich vor allem Besessenheitskulten, weiblicher Religiösität und dem klassischen sibirischen Schamanismus. Derzeit arbeitet sie als Journalistin für verschiedene Magazine.

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