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- Dionysos, Gott der Göttinnen: Die wahre Herkunft und Identität einer griechischen Gottheit
Religion
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In dieser Arbeit geht es um den griechischen Gott Dionysos. Schwerpunkt ist die Beziehung zu den Göttinnen und weiblichen Gestalten der Mythologie wie Semele, Ariadne, die Nymphen und Musen in Mythologie und Kult. Es wird herausgearbeitet, dass die Dionysosreligion eine Religion der Frauen war: Der Mänaden, Bakchantinnen, Bassariden und wie sie sonst noch genannt wurden. Der neue und doch alte Kult, der letztlich auf matriarchalischen Grundlagen basiert, war oftmals unerwünscht, was in den Mythen zum Ausdruck kommt. Es sind vor allem diese Elemente, die hier hervorgehoben werden. Stets aktuelle Informationen über die Arbeiten des Autors sowie besonders zum Thema Maria Magdalena finden Sie auf dieser Homepage: http://gcmm.jimdo.com/
Textprobe: Mythen von Dionysos’ Kindheit und Jugend: Geburtsort und Name: Durch Heras Eifersucht ist Dionysos gezwungen, fern von seiner Heimatstadt Theben aufzuwachsen. Seine Geburt soll auf dem Berg Nysa erfolgt sein, eine Örtlichkeit, die sich in aller Regel erst in späterer Zeit nachweisen lässt – dann, nachdem verschiedene Berge und Orte infolge der Verehrung von Dionysos nach seinem mythischen Geburtsort benannt wurden. Griechische Mythographen erwähnen Nysa in Zusammenhang mit Äthiopien, Libyen, Arabien und sogar Tribalija (bei Danube, Wolgagebiet). Eine Stadt Nysa am Mäander gab es auch in Kleinasien und Palästina (Skythopolis). Und wenn wir Hesychios von Alexandria hinzuziehen, der im 5. Jahrhundert v. Z. ein byzantinisches Lexikon verfasste, so finden wir darin eine Liste folgender Lokalisierungen, die von alten Autoren als der Ort genannt werden, wo Nysa gelegen haben soll: Arabien, Äthiopien, Ägypten, am Roten Meer, Thrakien, Thessalien, Kilikien, Indien, Libyen, Lydien, Makedonien, Naxos, in der Gegend von Pangaios (mythische Insel im südlichen Arabiens) und letztlich Syrien. Eine Stadt Nysa soll einst auf dem Berg Meros gelegen sein, und dort existierte auch ein Dienst des Dionysos, den die Griechen unter Alexander dort fanden. Und da Meros auf Griechisch ‘Schenkel’ bedeutet, ging laut Strabon (XV, 1. §. 8), Curtius (VIII, 10) und Arrian (Hist. Indicae) die Sage, dass Zeus seinen Sohn in seinem Schenkel bis dahin gebracht habe, wo ihn Semele dann gebar. Als auffälliges Indiz mag man, sich die Tat der Rhea, die zu Dionysos’ Rettung führte, vor Augen haltend, werten, dass auf eben diesem Berg Meros der Efeu und der Weinstock heimisch sind. Da nach Herodot (II, 146) und Diodor (III, 62) dieser Berg in Indien beheimatet sein soll, spricht man im Zusammenhang mit Meros, Nysa und Nysos von Dionysos als erstem, dem indischen Dionysos, der auch Sabazios hieß, was verwandt ist mit Sabath und Zebaoth. Von hier aus soll er in die Welt gezogen sein – in der Behauptung der Griechen hingegen von hier aus nach Indien! Bachofen weiß zu berichten, dass Nysa se, ‘Dionysos’ Mutterstadt’, Nachtstadt, Nischbura heißt. In Euphrone erscheint die Nacht als urweise Mutter, und Lucian beschreibt die Insel der Träume mit einer Stadt, in der die Nacht höchste Verehrung genießt. So deutet also schon der Geburtsort und die Heimat des Dionysos dezent auf Verbindungen zur Großen Mutter hin. Welcker: ‘Heimat und Wohnsitz des Sohns der Semele ist überall ein Nysa, für ihn was für Demeter das Ackerfeld, auch geschrieben ?tsa), womit, was sicher und unbestreitbar ist, sein Name Nysos, Dionysos übereinstimmt.’ Auch Barth schreibt, dass von Nysos der Name Dionysos stammen soll: Zeus habe ihn von den Nymphen auf dem Berg Nysos erziehen lassen, wobei das Dio von Dios = Zeus, und das nysos vom genannten Berg herrührt. Somit hätten wir nebst einem weiteren Zusammenhang von Demeter und Dionysos auch die Erklärung von Erde und Ackerfeld, Göttin der Erde und ihrer Wirkung, Dionysos. Unter zahlreichen Hinweisen darauf, dass Dionysos mit der Feuchtigkeit in Verbindung stehen muss, welche die Erde bewässert, kommt Welcker zu dem Schluss, dass Dionysos auf jeden Fall die erwachende Seite des Jahres im Gegensatz zu der vernichtenden ausdrücke. Nysa (griech. ??sa) ist auch der Name einer Nymphe, die auch den Namen Macris trägt und dem Mythos zufolge die Amme von Dionysos war, und eine weitere Nymphe heißt Nysis oros ‘Nysaberg’. Bereits Homer spricht von den Ammen des Dionysos auf dem ‘heiligen Berg Nyseion’, und im homerischen Hymnus ist die Rede von den Nymphen, die in den Tälern des Berges Nsya leben und den kleinen Dionysos in einer Grotte großziehen. Ikonographisch ist Nysa auf einer Vase von Sopholis (580 v. Z.) und auf einem Mosaik von Paphos (Zypern) nachgewiesen, daneben auf zahlreichen Denkmälern, wobei sich ihre Identität aus Darstellung, Handlung oder Kontext ergibt. Hera indessen macht Dionysos’ Aufenthaltsort Nysa bald ausfindig, und eine neue Flucht beginnt. Hermes bringt den Knaben nach Böotien, eine im mittleren Griechenland gelegene Region, die nach Rinderweiden benannt ist. Dies dürfen wir ohne große Bedenken als eine weitere Anspielung auf das angeblich gehörnte Kind werten, dem wie seinem Vater Zeus der Stier als wichtiges Symboltier zugerechnet wird. Die wiederholte Erwähnung der Hörner ist nicht allein eine Anspielung auf ein Tieropfer, sondern soll gleichermaßen auch die Verbundenheit von Zeus mit seinem Sohn zum Ausdruck bringen. Einer anderen Version zufolge, die noch bemerkenswert ist, war es die Nymphe Amaltheia, die Dionysos nährte und großzog. Ihre Geschichte lautet wie folgt: Rhea, die Mutter des Zeus, hatte einst einen Sohn von Kronos, der alle ihre Kinder fraß. Rhea jedoch verbarg ihren Sohn in einer Höhle, und dort begegnete sie Nymphen, die am Bach spielten und das Weinen des Kindes hörten. Eine davon mit Namen Ver (Vega), die ihr Kind auf den Arm genommen hatte, verwandelte sie in eine Ziege, damit für ihren Sohn gesorgt sei. Amaltheia (griech. ?µ???e?a), deren Name ‘Göttliche weiße Ziege’ bedeutet, besaß ein Füllhorn mit guten Gaben, und daher ist es leicht, in ihr eine ursprüngliche Form der Großen Mutter zu erkennen. Deren Herabwürdigung ist einerseits in Amaltheias Herabsinken zur Nymphe, andererseits in ihrer Ziegengestalt, in der sie dem Knaben die Muttermilch verabreichte, unschwer auszumachen. Die Schlüsselfigur aber ist wieder einmal Rhea, denn Amaltheia ist nichts anderes als einer ihrer Aspekte, worauf auch Göttner-Abendroth hinweist: ‘Rhea war die große dreifaltige Göttin Kretas, als Amaltheia die Mädchengöttin, als Io die Nymphengöttin und als Adrasteia das Herbstweib’. Merkelbach schreibt, dass bereits eine Ziege Amaltheia einst den Zeus selbst genährt habe, und dass das Motiv der Nymphe als Milch spendende Ziege später vom Vater auf den Sohn übertragen worden sei, wofür Darstellungen des Zeus mit seinem Sohn auf dem Arm und einer Ziege daneben sprächen. In diesem Zusammenhang sollte nicht unerwähnt bleiben, dass im afrikanischen Glauben laut Diodor (III, 67) Amaltheia als Mutter und Ammon als Vater des Dionysos gelten! Nach Nonnos, der in seinem Kompendium der Dionysosmythen drei Varianten von der Flucht aus dem Olymp aneinanderhängte, lautet die Reihenfolge der Begebenheiten wie folgt: a) Hermes brachte den nach der Schenkelgeburt noch ungebadeten Dionysosknaben zu den Nymphen des Flusses Lamos in Kilikien, wovon noch ein Sarkophag im Vatikan zeugt. Die Nymphen nahmen den kleinen Dionysos der Reihe nach auf den Arm und reichten ihm ihre Brüste, aus denen die Milch wie von selbst hervorquoll. (Nonnos 9, 25-36). b) Hera hatte jedoch das Kind bei den Nymphen ausgemacht, und so musste es Hermes wieder von dort abholen und in Sicherheit bringen. So gelangte das Kind zu Ino, der Schwester Semeles. Da sie gerade niedergekommen und den Palaimos zur Welt gebracht hatte, war ausreichend Muttermilch zur Verfügung. Es war ihre Dienerin Mystis, die in der Nacht die erste Weihezeremonie für den kleinen Gott zelebrierte (Nonnos 9, 37-131). c) Hera erspähte auch dort den Knaben, und Hermes brachte ihn zu Rhea, die ihn dann als ‘Amme’ (V. 154) erzog (Nonnos 9, 132-205). Man kann so viele Fassungen aufführen, wie man will, die Essenz bleibt immer dieselbe: Wir haben einen Gott vor uns, der vom Göttlich-Weiblichen und was daraus wurde, seien es Göttinnen, Frauen oder Nymphen, stets umsorgt und immer beschützt wird. Dieses Motiv ist in allen Varianten des Mythos klar auszumachen. Der Schutz erfolgt ausgerechnet vor einer scheinbar herabgesunkenen und patriarchalischen Göttin namens Hera, die krankhaft eifersüchtig bis aufs Blut ist auf alles, was ihr die Liebe ihres Gatten streitig machen könnte – selbst auf ein Kind, das einen Seitensprung des Zeus repräsentiert. Schaut man jedoch genauer hin, stellt diese Hera nicht, wie man meinen könnte, das gescheiterte Göttlich-Weibliche dar, das sich dem patriarchalischen Vatergott Zeus unterordnet und sich ihm andient. Das wäre viel zu einfach gedacht, zumal sie sie dafür viel zu souverän und freizügig handelt. In der Erkenntnis, dass man die Dionysosmythen im Geist ihrer Zeit vor allem als zyklisch auffassen sollte, erfüllt Hera vielmehr die Funktion der Hekate, die Große Göttin als Todesgöttin, die dazu bestimmt ist, den Jüngling und Heros in die Unterwelt zu stürzen nur zu dem Zweck, dass er im nächsten Frühling wieder auferstehen kann. Ob sie dabei die Titanen dazu benutzt, spielt dabei keine Rolle. Zu Elis gab es das ‘Kollegium der Sechzehn’ – reife Frauen, die eine feste Gruppe von Dionysosverehrerinnen bildeten. Sie wurden stets als Frauen, niemals als Mädchen bezeichnet. Laut Behnk betont Wide, dass diese 16 Frauen von Elis zugleich bedeutende Pflichten beim Kult der Hera in Elis gehabt hätten (Pausanias V, 16, 6), und dass Hera und Dionysos ein Göttliches Paar chthonischer Kräfte bilden würden! Somit schimmert hier die alte Erdmutter als Mutter-Geliebte ihres Sohns durch, fraglos eine matriarchalische Konstellation. Je mehr dieser Varianten und Versionen wir vorfinden, die im Prinzip alle dasselbe aussagen, desto mehr spricht dies für Gründe, die es hier wie dort gegeben haben muss, die Erinnerung an den Liebling der Großen Mutter in ihren zahlreichen Aspekten aufrecht zu erhalten und von ihm zu künden. Durch den Dionysoskult und seine Darstellungen findet diese Ansicht eine eindrucksvolle Bestätigung, und aus diesem Grund ist es auch von besonderer Wichtigkeit, das Augenmerk immer wieder auf die Göttinnen und was man aus ihnen gemacht hat zu legen.
Klaus Mailahn wurde 1961 in Konstanz am Bodensee geboren. Nach kaufmännischer Ausbildung ist er derzeit in Frührente. Er hat aus Interesse an der Religion einige Abhandlungen und Texte verfasst: - Der Fuchs in Glaube und Mythos, Münster/Wf. 2006, - Göttin, Fuchs und Ostern, Münster/Wf. 2007, - Der russische Ödipus. Die seltsame Marienverehrung des Grigori Jefimowitsch Rasputin, München 2008, - Der Fuchs als Tier der Gottheiten Alt-Perus, München 2009, - Reineke Fuchs und die Göttin. Neue Erkenntnisse über ein heiliges Tier der Großen Mutter, München 2010, - Dionysos, Gott der Frauen. Eine mythologische Spurensuche, München 2011, - Die Göttin des Christentums: Maria Magdalena , Norderstedt 2013. Homepage: http://gcmm.jimdo.com
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