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- Der Islam und die Naturwissenschaften: Der Konflikt zwischen der religiösen Wahrheit und der rationalen Wissenschaft
Religion
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 248
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Als eine knappe Wissenschaftsgeschichte beschreibt das Buch die Übernahme des spätantiken hellenistischen Wissenschaftserbes durch die mittelalterlichen arabischen Weltreiche. Mathematik, Astronomie, Medizin und Alchemie wurden von den arabisch-schreibenden Gelehrten weiterentwickelt. Ebenso pflegten sie die aristotelische und die neuplatonische Philosophie. Im 12. Jahrhundert im Rahmen der Reconquista der iberischen Halbinsel fielen den Europäern die wissenschaftlichen Schätze in Form umfangreicher Bibliotheken in die Hände. Die Schriften wurden ins Lateinische übersetzt und die Wissenschaften wurden in Europa an den Universitäten weitergeführt. Alle wissenschaftlichen Aktivitäten im arabischen und persischen Sprachraum versandeten im Anschluss an die Mongolen-Einfälle im Laufe des 15. Jahrhunderts, auch weil die rationalen Wissenschaften von der Religion her stets als ‘Fremde Wissenschaften’ abgelehnt wurden. Auch wurden sie zu keiner Zeit, wie später in Europa, institutionalisiert und systematisch betrieben. Bis in die Gegenwart hält sich ein Konflikt zwischen Religion des Islam und den rationalen Naturwissenschaften. Dieses Buch versucht die diesem Widerspruch zugrunde liegenden Probleme aufzuzeigen. Überarbeitete Neuausgabe der Originalausgabe, die im Jahr 2010 unter dem Titel Bedrohte Wahrheit. Der Islam und die modernen Naturwissenschaften erschienen ist.
Textprobe: KAPITEL DIE WICHTIGSTEN WISSENSCHAFTLICHEN ERGEBNISSE IM ISLAMISCHEN MITTELALTER: Auf den folgenden Seiten werden wir uns auf die wichtigsten Errungenschaften der mittelalterlichen arabisch-schreibenden Gelehrten beschränken. Dabei werden wir unser Augenmerk vor allem auf die Astronomie und Mathematik, die beide eng miteinander verwoben waren, sowie die Alchemie und die Medizin richten. Dann werden wir uns den Ansätzen zu experimenteller Naturwissenschaft widmen, die bereits damals in bedeutenden Einzelfällen vorhanden waren. Da die wichtigsten Wissenschaftler des arabischen Weltreiches Universalgelehrte waren, werden wir uns im nächsten Kapitel einigen von ihnen ausführlicher widmen, um allen Facetten ihres Wirkens gerecht zu werden. Wieviel wir unseren Vorgängern aus dem arabisch-sprachigen Kulturkreis verdanken, werden wir auch jeweils an den unzähligen, noch heute gebräuchlichen wissenschaftlichen Begriffen belegen, die ihren Ursprung in jener Zeit hatten. ASTRONOMIE UND MATHEMATIK: Bereits frühe und auch primitive menschliche Gesellschaften interessierten sich für den regelmäßigen Wechsel der Jahreszeiten, den Lauf von Sonne und Mond, sowie den einzelner Gestirne. Eine wesentliche Frage war auch immer die nach einem Kalender. Der Bauer mußte wissen, wann er gefahrlos mit der Saat beginnen konnte, damit er nicht bereits an einem warmen Januartag säte und dann im Februar-Frost alles wieder verlor. Von einer wissenschaftlichen oder proto-wissenschaftlichen Astronomie kann man aber erst in einigen älteren Hochkulturen, wie denen in China, Indien, Ägypten und Mesopotamien, sprechen. Deren Charakteristikum ist die Erstellung eines theoretischen, mathematisch fundierten Konzeptes, das die Regelmäßigkeit der kosmischen Abläufe beschreiben läßt und Voraussagen ermöglicht, z. B. über das Auftreten einer Sonnen- oder Mondfinsternis. In diesem Sinne hatten die präislamischen Araber noch keine wissenschaftliche Astronomie. Eine hochentwickelte Astronomie fand sich aber im gesamten hellenistisch beeinflußten Kulturkreis, geprägt durch die Kosmologie des Aristoteles und die mathematische Astronomie des Klaudios Ptolemaios. Im Persien der Sassaniden waren zudem starke indische Einflüsse vorherrschend, die auch in die frühe ‘arabische’ Astronomie einmündeten. DIE GRIECHISCHEN GRUNDLAGEN: Die wichtigste Weichenstellung in der Geschichte naturwissenschaftlichen Denkens vollzogen die Griechen mit der Entwicklung der Geometrie als einer in sich geschlossenen Wissenschaft. Kernelemente dieses Systems sind der mathematische Beweis und, wie wir bereits früher sahen, der Begriff des ‘Theoretischen Gegenstandes’, durch den die Griechen und ihre Nachfolger, wie es der Philosoph G. F. Leibniz bereits 1697 formulierte ‘auch zur Erkenntnis unstofflicher Dinge gelangen konnten’. Die Griechen entwickelten die Geometrie über einen Zeitraum von etwa 200 Jahren. Am Ende stand dann das um 300 v. Chr. verfaßte Lehrbuch des Euklid mit dem Titel Elemente. Die Babylonier hatten sich noch damit begnügt, Positionen verschiedener Gestirne zu bestimmten Zeiten in Tabellen festzuhalten. Die Griechen waren dann die ersten gewesen, welche den Lauf der Gestirne geometrisch als Bahnen beschrieben. Dabei folgten sie zuerst der Forderung des Philosophen Platon (428/27-348/47 v. Chr.), diese Bahnen als ideale Kreisbahnen oder als eine Kombination aus solchen darzustellen. Seine Forderung war quasi-religiös begründet aus dem Postulat der Vollkommenheit des Kosmos. Dem Platon-Schüler Eudoxos von Knidos (ca.408-ca.355 v. Chr.) gelang es, auf dieser Basis ein erstes Modell des Kosmos zu entwickeln, das von seinem Nachfahren Kalippos (ca.370-300) weiter verfeinert wurde. Dieses diente dann dem Philosophen Aristoteles (384-322 v. Chr.) als Grundlage seiner Kosmologie. Das Modell war geozentrisch mit ruhender Erde und in 24 Stunden einmal um die Erde umlaufender Sonne und Fixsternsphäre. Spätere Gelehrte verbesserten dieses Modell immer mehr durch Einführung weiterer Hilfskreise und Varianten. Die Entwicklung erreichte ihren Abschluß mit dem System des Klaudios Ptolemaios (ca.100-178 n. Chr.), der das Sonnensystem mit einem komplexen Gebilde aus mehr als 100 einzelnen einander überlagernden Kreisbewegungen beschrieb. Ziel dieser Entwicklungen war es immer, die beobachteten Bewegungen der Himmelskörper so genau wie möglich zu beschreiben. Dabei waren die Astronomen jedoch gezwungen, immer weiter von dem alten Postulat Platons der idealen gleichförmigen Kreisbewegungen abzuweichen, vor allem durch exzentrische Kreise, Epizyklen und die Einführung von sog. Äquanten. Die Folge waren dann z. Tl. ungleichförmige Bewegungen um den Mittelpunkt dieses Systems Systems. Das in seinem Buch Syntaxis, über das Arabische zu Almagest verfremdet, niedergelegte Modell des Ptolemaios stellt den Abschluß dieser jahrhundertelangen Entwicklung der griechischen Astronomie dar. Ptolemaios blieb aber nicht bei der rein geometrischen Darstellung des kosmischen Geschehens, sondern rechnete alles noch mit den Methoden der planaren und sphärischen Trigonometrie zahlenmäßig durch. Sein Modell erwies sich als sehr leistungsfähig und beherrschte die Welt der Fachastronomen bis in die Neuzeit hinein. Wie wir heute wissen, waren die Grundannahmen des Ptolemaios und seiner Vorgänger falsch. Im Zentrum unseres Planetensystems steht nicht die Erde sondern die Sonne. Die Erde dreht sich (bei ruhender Fixsternsphäre) in 24 Stunden einmal um ihre eigene Achse. Sie umläuft die Sonne auf einer elliptischen Bahn einmal pro Jahr. Auch die übrigen Planeten umlaufen die Sonne auf elliptischen Bahnen. Mathematisch lassen sich die Bewegungen der Sonne, des Mondes und der Planeten aber auch genauso exakt beschreiben, wenn man das geozentrische Modell des Ptolemaios zugrunde legt. Allein die physikalische Interpretation der Ergebnisse führt zu erheblichen Schwierigkeiten. Bereits in der Antike regte sich Kritik an den Vorläufermodellen des ptolemaiischen Systems. So postulierte Herakleides von Pontus (ca.388-315 v. Chr.) eine ruhende Fixsternsphäre und eine sich um ihre Achse drehende Erde. Aristarch von Samos (ca.310-230 v. Chr.) entwarf sogar bereits ein heliozentrisches System mit der Sonne im Mittelpunkt, die von Erde und Planeten auf Kreisbahnen umlaufen wurde. Dieses Modell wurde aber später fallengelassen, da es als Basis für eine rechnerische Beschreibung des Kosmos dem verfeinerten geozentrischen Modell unterlegen war. Diese und weitere Alternativen zum späteren ptolemaiischen System wurden - wie wir noch sehen werden - auch von arabischen Gelehrten diskutiert.
Karl Wulff, geb. 1939, Dr. rer. nat., Dipl.-Chem., arbeitete als Forscher auf verschiedenen Themen, von der Anorganischen und Physikalischen Chemie über Biochemie und Molekularbiologie bis hin zur Klinischen Chemie: 51 Zeitschriftenartikel sind vorzuweisen. Nach einer Berufslaufbahn in Forschung und Management studierte er Sinologie und widmete sich der Wissenschaftsgeschichte im Kulturvergleich, wofür drei Bücher veröffentlicht wurden.
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