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- Archäologie und Theologie frühchristlicher Kirchenbauten am Niederrhein in Xanten
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 38
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dieses Buch befasst sich mit der Situation und Entwicklung christlicher Kirchenbauten während des Übergangs von der Spätantike bis zum Frühmittelalter. Einleitend werden die sozio-kulturellen Bedingungen und theologischen Hintergründe für die Entstehung und Ausbreitung des frühen Christentums beleuchtet. Anschließend wird in diesem Werk der Frage nachgegangen, welchen Beitrag die römische Liturgiegeschichte und die Entwicklung der christlichen Gemeinden für die Geschichte der Kirchenbauten leisteten. Nach der Ermittlung der Gründe für den Zusammenbruch des römischen Reiches wird die Situation in den ehemaligen weströmischen Gebieten geschildert. Neben der Lage der Christengemeinden in Rom analysiert die Arbeit die Ausbreitung des Frühchristentums im Rheinland, speziell am Niederrhein. Im Anschluss daran wird die theologische Entfaltung des Christentums von einer profanen Versammlung über eine Glaubensgemeinschaft mit festen Gemeindestrukturen hin zu einer Weltreligion mit eigenen Kirchenbauten erläutert. Schließlich wird der Blick auf Xanten am Niederrhein gelenkt. Die dort dokumentierten archäologischen Funde unter dem Dom St. Victor zeugen von einem Frühchristentum im Rheinland. Viele Bilder, virtuelle Rekonstruktionen des Autors von den Vorläuferbauten St. Victors sowie Zeichnungen des Archäologen Walter Bader ergänzen das Buch. Insgesamt dokumentiert das Werk anschaulich die Entstehungsgeschichte der frühchristlichen Märtyrerkirchen in Xanten in der Zeit von 400- 800 n. Chr. Grundlage hierfür sind die Pläne und Forschungen des verstorbenen Archäologen Walter Baders aus dem 20. Jahrhundert.
Textprobe: Kapitel 2.3, Die Spaltung der Kirche: ‘Trotzdem hat die Christianisierung ebensoviel Zwist wie Einheit gestiftet.’ Da ab dem vierten Jahrhundert nach Christus, als die Kaiser immer mehr in innere Glaubensangelegenheiten eingriffen, es zu der Frage kam, wie weit der Kaiser überhaupt in solchen Angelegenheiten gehen dürfe, forderte Ambrosius (374-383), Bischof von Mailand, mehr Autonomie für die Kirche und schuf nach Angenendt eine eigene Staatstheorie, die im Westen den Grundstein für die Freiheit der Kirche im Abendland legte. Er forderte mehr Macht für die Staatskirche: ‘Kaiserliche Aufgabe sei es, mit politischen Mitteln die kirchlich-dogmatische Wahrheit durchzusetzen.’ und ordnete dem Kaiser die Aufgabe zu, kirchlichen Zwecken zu dienen. Als das Christentum nach dem Ende der Verfolgung keinen gemeinsamen Gegner mehr besaß und staatliche Protektion erhielt, brachen unter den Christen theologische Grabenkämpfe aus. Angenendt bemerkt: ‘[…] Nicht Einzelfragen schufen die eigentlichen Probleme, vielmehr entzündeten sich diese immer wieder an dem viel grundsätzlicheren Dissens, daß sich zwei geradezu unvereinbare Auffassungen gegenüberstanden: das kaiserliche Konstantinopel gegen das petrinische Rom.’ Die anhaltenden Streitigkeiten führten zu einer unüberwindbaren Trennung der Kirche in ein christliches Reich im Westen mit Rom als Hauptstadt und in ein östliches Reich mit der kaiserlichen Residenz Konstantinopel (um 400). Politisch gesehen schwächte der Dualismus das römische Imperium von innen. Doch das Christentum war trotz aller Katastrophen im Inneren und Äußeren eng mit dem römischen Reich verbunden. Kaiser und Staat spielten eine wichtige Rolle. Die bereits zu vorkonstantinischer Zeit herrschende Vorstellung, dass beide Systeme einander benötigten, wird zu Beginn des 5. Jahrhunderts bekräftigt. Gerade durch die Katastrophen dieser Zeit wirkte das Christentum als Institution, die Menschen verschiedener Herkunft und Sprachen integrierte und Hoffnung spendete. Allmählich setzte sich im Westen die konstantinische Vorstellung eines christlichen Kaisertums durch. Später entwickelte das Mittelalter nach dem Vorbild der Spätantike (Zwei- Gewalten- Lehre des Gelasius, 492-496) die hierokratische Papstallmacht. 2.4 ,Der Zusammenbruch des römischen Reiches: ‘Auf das verhältnismäßig stabile 4. Jahrhundert, die wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit der Spätantike, folgten das 5. und 6. Jahrhundert, die Periode des Niedergangs und Zerfalls.’ Die Reichseinheit unter der Herrschaft der römischen Kaiser hielt nicht mehr lange an. Kaiser Valens fiel 387 in der Schlacht bei Adrianopel, und im Jahre 410 eroberte der Gotenkönig Alarich Rom. Ein Schock für die damalige Weltbevölkerung, da erstmals seit langem die Stadt von einem fremden Eroberer geplündert wurde. Anette Bruhns zitiert hierzu den Kirchenvater Hieronymus im Spiegel: ‘Die Stadt ist bezwungen, die den Erdkreis bezwang.’ Das spätrömische Reich und sein Universalisierungsgedanke waren zugleich der Höhe- und Wendepunkt in der römischen Geschichte. Historisch betrachtet verlief der Niedergang des römischen Reiches nicht plötzlich, sondern wurde über einen längeren Zeitraum hinweg durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren verursacht. Kaiser Konstantin begründete die staatliche Einheit durch die Förderung des Christentums: ‘Dieses erhob den Anspruch auf orthodoxe Katholizität[…]’, der Geltungsdrang Roms förderte anderseits aber den Zerfall in ein Ost- und Westreich. Durch die Einrichtung eines hierarchischen Beamtenapparates sollte das Reich besser verwaltet werden. Je mehr Macht den Mitgliedern der Bürokratie zuteil wurde und Patronate eingerichtet wurden, desto mehr waren die einheitlich staatlichen Rechte gefährdet, und umso weniger kümmerten sich die Beamten um die Belange des Reiches. Um seine Grenzen besser zu schützen, rekrutierte der römische Staat als Verstärkungsmaßnahme Fremdlinge und Barbaren in das Heer das sich gegen die in der Anzahl steigenden Einfälle fremder Völker bald nicht mehr erfolgreich wehren konnte: ‘Der militärische Druck veränderte die Grenzen wie die Grenzgebiete.’ Die Reichsreformen der Kaiserzeit verursachten eine hohe Steuer -und Abgabelast für die Bevölkerung. Die Bewilligung zum Heeresdienst, die Wirtschaftskraft und die Militärleistung sanken mit den Jahrzehnten. Die Lehre des sich ausbreitenden Christentums trug ihren Anteil dazu bei. Die Kluft zwischen Arm und Reich war extrem groß, und die Bauern wurden von der steigenden Macht der adeligen Großgrundbesitzer abhängig. Wichtigste Ursache für den Niedergang Roms waren die Einfälle der Germanen, die, ausgelöst durch die Völkerwanderung (vgl.Fig.5), immer häufiger und stärker in größeren Verbänden über die Reichsgrenzen einfielen. Zuletzt verselbstständigten sich die Germanenstämme, operierten eigenständig auf römischem Boden, nahmen Rom und andere weströmische Städte ein und gründeten schließlich eigene Germanenreiche, die im späteren Frankenreich (zu Beginn des 6. Jahrhunderts) aufgingen. Obwohl das Ende des römischen Reiches mit dem Niedergang des Kaisertums besiegelt war, lebte die Reichsidee im Mittelalter fort. Die Nachfolgemacht in Westeuropa waren ab dem 8. Jahrhundert die Päpste. Sie beanspruchten, gestützt auf Gelasius und die gefälschte konstantinische Schenkung, seit dem 8. Jahrhundert die kaiserliche Rolle im Westen. 2.5, Die Ausbreitung des Christentums in Westeuropa: ‘Mit dem Zusammenbrechen der antiken Zivilisation gingen viele Kenntnisse und Techniken, die der Lebenssicherung dienten verloren oft wurden wieder Lebensbedingungen dominant, die – von der Antike her gesehen – als `vorzivilsatorisch` bezeichnet werden müssen.’ ‘[…] Insofern muss die Reduzierung des städtischen Lebens im Übergang zum Mittelalter das Christentum empfindlich treffen und die Theologie verdunkeln.’ Trotz des Zusammenbruchs des römischen Reiches existierte der Staat auf der Verwaltungsebene der Provinzen weiter. Durch die o.g. Gründe verschwanden zunächst überregionale Instanzen des ehemaligen Reichsapparates, und mit dem Bevölkerungsrückgang folgte ein allmählicher Prozess des Städtesterbens. Weitere Eroberungs- und Raubzüge durchziehender Stämme und Volksgruppen und Pestwellen taten ihr übriges. Der autarke Landadel zog sich nach Süditalien zurück. Große Gebiete ehemaligen Kulturlandes wurden verlassen und verfielen. Das Christentum, das sich ab dem 4. Jahrhundert in Gallien ausbreitete, wurde stark beeinflusst: ‘Der Einbruch der Germanen in das römische Reich brachte nicht nur Not und Tod über die provinzialrömische Bevölkerung schwerstens wurde auch das kirchliche Leben beeinträchtigt. Am stärksten betroffen waren die Grenzgebiete, in denen das Christentum hart bedrängt und vielfach auch verdrängt wurde.’ Überall in den Grenzgebieten, besonders im nördlichen Gallien und den Rheinlanden, ist die Existenz christlicher Gemeinden fraglich: ‘Die Bischofslisten von Köln, Mainz, Worms, Speyer und Straßburg weisen alle im 5./ 6. Jh. Lücken von mindestens Hundert Jahren auf, was auf eine Unterbrechung der Sukzession hindeutet.’ Mit dem allmählichen Zerfall der Infrastruktur und dem Verfall vieler Städte wurden auch geistige Zentren ausgelöscht. Agenendt spricht von einer Repanganisierung der linksrheinischen Gebiete. Dies hatte zur Folge, dass das Christentum, eine Buchreligion, mit der Zerstörung der Bildungseinrichtungen und Bibliotheken sein Fundament verlor - das römische Latein: ‘Die Schriftlichkeit hörte weitgehend auf, so daß man von einer der dunkelsten Perioden der gallischen Geschichte hat sprechen können.’ Für die Beständigkeit und Verbreitung des christlichen Gedankenguts in der Stadt und auf dem Land waren Institutionen und ein gewissen Maß an Bildung unabdingbar in einer agrarischen, nationalsprachlichen Welt schlichtweg nicht vorhanden. Für eine längere Epoche war die Ausbreitung des christlichen Glaubens unterbrochen, nur in Irland hatte das sich das Christentum kontinuierlich, vom Kontinent getrennt, weiterentwickelt. Die Provinzialisierung, Regionalisierung und die Enturbanisierung schufen einen Rückgang der Staatlichkeit. Die abendländische Welt des Frühmittelalters erhielt einen kleinräumlichen Charakter, und das Zusammengehörigkeitsgefühl der westlichen Länder ging verloren. Es war die Zeit der gentilen Reiche, des Mönchtums und der Landeskirchen. Es waren die Jahrhunderte der Neuordnung – Angenedt schreibt von einer Dekomposition der Alten Welt. Erst mit Gregor dem Großen (um 540- 604) konnte das Papsttum als Kontinuitätsfaktor der westlichen Kirche eine neue Einheit schenken.
Fabian Korting ist Lehrer. Er wurde 1984 in Krefeld-Hüls geboren. Sein Lehramtsstudium der katholischen Theologie und der Gestaltungstechnik an der Universität Duisburg-Essen, schloss der Autor im Jahre 2010 mit dem ersten Staatsexamen erfolgreich ab. Anschließend folgte das zweite Staatsexamen für das Lehramt an Berufskollegs am Studienseminar Krefeld. Bereits während des Studiums legte der Autor seine Schwerpunkte auf die historische Theologie und Architektur christlicher Kirchenbauten. Fasziniert von der Historie des Frühchristentums und seiner Ausbreitung speziell am Niederrhein, studierte der Autor die Architektur frühchristlicher Kirchenbauten in Xanten mit der Absicht die Theologie dieser frühen Kirchengebäude zu deuten. Seine praktischen Tätigkeiten bei digitalen Gebäuderekonstruktionen im Studienfach Gestaltungstechnik verhalfen ihm, den Blick des Lesers auf die Ursprünge des heutigen Doms St. Victor in Xanten zu schärfen.
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