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Recht / Wirtschaft / Steuern


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Empirische Studien zeigen, dass Currency-Boards in inflationären Ökonomien, die durch eine instabile Währung und eine vertrauensunwürdige Geldpolitik geprägt sind, umgehend monetäre Stabilisierung hervorrufen können. Da hohe Inflationsraten mit Wachstumsverlusten und realwirtschaftlichen Kosten verbunden sind, zielen Volkswirtschaften darauf ab, ihre Makroökonomie zu stabilisieren. In diesem Zusammenhang erhält die Wechselkurspolitik einen großen Stellenwert, da sie zentrales Element der Stabilitätspolitik ist und ohne monetäre Stabilität kein dauerhaftes Wachstum möglich ist. So führte die Rezession in Argentinien Ende der 1980er Jahre, die durch eine Hyperinflation und negative Wachstumsraten gekennzeichnet war, dazu, dass die Regierung im Jahre 1991 den Currency-Board einführte. Durch die feste Bindung des Wechselkurses an den US-Dollar verlor die Zentralbank jedoch ihre geldpolitische Autonomie und somit die Kontrolle über die makroökonomische Entwicklung. Das monetäre System erwies sich als nicht souverän genug, um reale Wechselkursungleichgewichte auszugleichen und ökonomische Schocks zu absorbieren. Im Januar 2002 schließlich wurde der Peso abgewertet und das Currency-Board aufgelöst. Das Buch analysiert, welche Vor- und Nachteile der Currency-Board hat und welche Rolle dieser in der Wirtschaftskrise von Argentinien spielte.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.5 Stabiles Banken- und Finanzsystem: Die Aufgabe der geldpolitischen Autonomie und das Fehlen eines klassischen LOLR machen eine Ökonomie anfälliger gegenüber spekulativen Attacken und erschweren den Umgang mit Vertrauenskrisen. Befürworter eines liberalen Kapitalverkehrs argumentieren, dass Anpassungsprozesse nur bei freiem Kapitalverkehr gewährleistet seien und internationale Finanzmärkte zudem die Rolle einer Refinanzierungsfazilität für Currency-Board-Systeme einnehmen können (Berensmann 2002, 188). Andererseits können Kapitalströme auch einen destabilisierenden Effekt entfalten, in dem sie hohe Geldmengenschwankungen verursachen und zu starken Geldmengenverringerungen und Zinssatzerhöhungen führen. Diese Umstände sind insbesondere für Currency-Board-Ökonomien, die nicht über ausreichende Währungsreserven verfügen und nur einen beschränkten Zugang zum internationalen Finanzmarkt haben, als kritisch einzustufen. Die monetäre Inflexibilität eines Currency-Board erweist sich zudem, während eines massiven Kapitalabflusses und inmitten von Bankenkrisen, als besonders folgenreich. Die Präsenz ausländischer Banken könnte helfen, in Krisenzeiten Liquiditätsengpässe zu beheben (Schweickert 1998, 433). Von fundamentaler Bedeutung ist daher die Funktionsfähigkeit des inländischen Bankensystems, welche Liquiditätskrisen im Zuge einer monetären Kontraktion gar nicht erst entstehen lässt und eine Intervention der Zentralbank nicht erfordert (Freytag 1998, 385). Die Stärkung des Bankensektors ist wichtig für die Abwendung einer Währungskrise, da die Geld- und Geschäftsbankenpolitik einer Volkswirtschaft einander bedingen. So hängt beispielsweise die Gewährleistung der Währungsstabilität nach innen und nach außen eng mit der Stabilität des Finanzsystems zusammen. Ein reines Currency-Board muss ohne Geldpolitik und Zentralbank auskommen, welches mit Komplikationen verbunden ist (Janssen 2002, 41). Ein einwandfrei funktionierendes Finanzsystem muss eine zeitgerechte Liquiditätsversorgung und eine adäquate Anpassung an Zinsbewegungen gewährleisten (Mautte 2002, 43). Dies gelingt ihr nur, wenn der Finanzsektor robust genug ist und sorgfältig überwacht wird, so dass Banken trotz eines fehlenden LOLR eine Rezession überstehen können, ohne in eine Finanzkrise zu münden. Um die Gefahr eines Missbrauchs der Notenbank einzuschränken, fordern Ökonomen eine vom Finanzministerium unabhängige Bankenaufsicht sowie Regelungen für das inländische Geschäftsbankensystem, die eine Überschuldung verhindern (Janssen 2002, 41). Besteht Vertrauen in das inländische Banken- und Finanzsystem, beeinflusst das auch in entscheidendem Maße die Investitionstätigkeit der Anleger. Laut Enoch und Gulde (1997) sind Zweifel an der Solidität des Bankensektors das schwerste Hindernis für ein glaubwürdiges Currency-Board-System (Enoch et al. 1997, 1ff.). So könnte die Schlüsselrolle des Bankensystems in einer Volkswirtschaft als Argument gegen das Currency-Board formuliert werden, welches die Schutzsysteme einer Ökonomie gegen externe Schocks beseitigt. Kapitel 3.5 Fiskaldisziplin: Stabilisierung hat seinen Preis und erfordert geldpolitische Restriktionen. Ökonomien, die sich für das Currency-Board entscheiden, müssen vor und nach der Einführung auch den politischen Willen aufbringen, fiskalische Kriterien zu erfüllen. Denn jedes Wechselkursregime muss auf budgetären Regeln, wie beispielsweise dem EU Wachstums- und Stabilitätspakt, basieren, damit Wachstum und Entwicklung initiiert werden können (Macedo et al. 2001, 8). Einer der Hauptgründe für die Einführung eines Currency-Board ist, eine unkontrollierte Finanzierung des Haushaltsdefizits seitens der Zentralbank sowie die die Vergabe risikoreicher Kredite zu unterbinden. Da beim reinen Currency-Board die Geldbasis nur durch die Erzielung von Zahlungsbilanzüberschüssen oder Nettokapitalimporten erhöht werden kann, dürfte es keine hohe staatliche Verschuldung geben. Jedoch führt das Currency-Board ohne vorhandene Bereitschaft zur Fiskaldisziplin nicht zur Konsolidierung der staatlichen Finanzen, wie in der Fallstudie zu sehen sein wird. Ein hohes Fiskaldefizit gefährdet die langfristige Glaubwürdigkeit eines nominalen Ankers. Ökonomen empfehlen daher, das Budgetdefizit außerhalb des Currency-Board von einer unabhängigen Behörde unter dem Finanzministerium zu verwalten, um die Umgehung der Currency-Board-Regeln zu verhindern (Enoch et al. 1998, 42f.). Für den Erfolg und die Nachhaltigkeit eines Currency-Board ist also eine strikte Fiskaldisziplin von substantieller Bedeutung. Im Optimalfall sollten Haushaltsüberschüsse erzielt werden, da diese gerade in Systemen ohne souveräne Geldpolitik einen gewissen fiskalischen Spielraum gewähren, um mit ökonomischen Störungen umzugehen. Das Ziel der Inflationsbekämpfung darf nicht auf Kosten einer staatlichen Verschuldung gehen. Dies widerspricht den konstitutiven Grundzügen des Currency-Board, da aufgrund des Deckungskriteriums kein ungedecktes Schuldenwachstum erzeugt werden dürfte. Die staatlichen Ausgaben müssen reduziert und das Budgetdefizit auf möglichst geringem Niveau gehalten werden, da sonst die Stabilität der Ökonomie gefährdet ist und der Sturz in die Schuldenfalle zu einem Ausstieg aus dem Currency-Board führen kann (Stukenbrock 2004, 50f.). Laut McKinnon ist Fiskaldisziplin von essentieller Bedeutung, damit die Currency- Board-Regeln eingehalten werden, keine Anpassungszwänge des realen Wechselkurses entstehen und aufgrund eines fehlenden LOLR kein Bank Run provoziert wird (McKinnon 1993, 88). Entgegen Schulers These, dass ein Currency-Board eine strikte Budgetbeschränkung impliziert und daher keine fiskalischen Voraussetzungen für ein currency peg vorliegen müssen, argumentiert Drazen, dass die alleinige Existenz eines Currency-Board nicht die politischen Probleme der Defizitreduzierung und der Steuererhöhung lösen kann (Drazen 1993, 31). Angesichts einer fehlenden Geldpolitik ist es unrealistisch, dass ein unterentwickeltes Fiskalsystem nominale Ungleichgewichte korrigieren kann. Hohe Fiskaldefizite können durch die Verschuldung auf dem internationalen Kapitalmarkt oder durch das Currency-Board selbst aufgrund seiner Unfähigkeit, auf externe Schocks zu reagieren, ausgelöst werden. Erreicht das Budgetdefizit eine bestimmte Höhe, steigt der inländische Zinssatz durch eine Prämie für das Ausfallrisiko. Daher sollte ein Currency-Board-System einen möglichen Bank Run durch die Besteuerung kurzfristigen Kapitals und eine Erhöhung von Fristigkeiten der Bankeinlagen verhindern (Calvo 1993, 23). Schließlich ist zu betonen, dass die Fiskalsituation auch von der Preisstabilität und der Konvergenz der Zinssätze abhängt, da diese einen Einfluss auf die Höhe der Steuereinnahmen und die Fiskalsituation haben (Walters 1993, 98). Kapitel 4. Vor- und Nachteile eines Currency-Board: Nachdem das Konzept vom Currency-Board-Modell, seine Funktionsweise und die notwendigen ökonomischen Rahmenbedingungen erörtert wurden, wird nun eine Abwägung der Vor- und Nachteile vorgenommen. Diese Bewertung soll zusammen mit den bisherigen Ergebnissen dazu dienen, die anfangs eingeleitete Fragestellung zu beantworten, ob Currency-Board-Systeme eine effiziente Strategie zur Stabilisierung von Entwicklungs- und Schwellenländern darstellen oder eine solche Strategie abzulehnen ist, da sie als zu risikoreich einzustufen ist. In Abschnitt I. 5 erfolgt daraufhin eine kritische Würdigung der bisherigen Ergebnisse. Einfachheit und Transparenz: Aufgrund seiner Einfachheit und Transparenz ist das Currency-Board einer Zentralbank überlegen, da deren Aktivitäten oft nicht ganz durchschaubar sind. Bei einer adäquaten Informationspolitik sind die Funktionsweise und die Ziele eines Currency-Board, aufgrund einer klar definierten Handlungsweise, vollkommen nachvollziehbar und vorhersehbar (Mautte 2002, 14ff.). Eine sorgfältige Überwachung des monetären Systems wird so erleichtert. Transparenz zahlt sich auf internationaler Ebene aus, da Direktinvestitionen insbesondere in jene Regionen fließen, deren Geldpolitik als berechenbar gilt. Jedoch kann die strikte Orientierung an der Aufrechterhaltung der Konvertibilität in einen Zielkonflikt mit internen Stabilisierungserfordernissen geraten (Brand 1993, 210). Glaubwürdigkeit: Die Regeln eines Currency-Board sowie die Bereitschaft der Wirtschaftspolitik sich der strengen monetären Disziplin eines Currency-Board zu unterwerfen, verleihen ihm eine hohe institutionelle Glaubwürdigkeit, die eine Zentralbank im Optimalfall erst durch jahrelange erfolgreiche Geldpolitik aufbauen muss (Mautte 2002, 14f.). Laut Befürwortern würde das Currency-Board die Problematik der Zeitinkonsistenz lösen und sich damit von einem gewöhnlichen Festkurssystem unterscheiden, bei dem für den Wirtschaftspolitiker der Anreiz bestehe, seine politischen Versprechen nicht einzuhalten. Kritiker führen jedoch an, dass Currency-Board-Systeme das Zeitinkonsistenzproblem nicht lösen können, da die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftspolitik nicht vom gegenwärtigen institutionellen Arrangement, sondern von der bisherigen geldpolitischen Leistung und Reputation abhängt (Zarazaga 1995, 15). Die Glaubwürdigkeit ist zudem nur dann gewährleistet, wenn die gesamten Verbindlichkeiten durch Währungsreserven des Ankerwährungslandes gedeckt werden. The credibility of policymakers and economic policies will be much higher in countries with a long tradition of respecting policy rules than in countries with a tradition of repudiating them […] Formal institutions or laws cannot remove scepticism about governments´ ability to carry out commitments in countries that have repeatedly failed to honor past promises. The adoption of rules […] sooner or later is likely to produce severe economic and social hardships . Befürworter des Currency-Board argumentieren, dass eine glaubwürdige Währungskopplung immun gegen spekulative Attacken und Contagion-Effekte mache. Die Finanzkrisen der 1990er Jahre bestätigen jedoch, dass diese Annahme unzutreffend ist: So führten der Kollaps des Mexikanischen Pesos 1994 und der asiatischen Währungen 1997 zu anschließenden spekulativen Attacken in Argentinien 1995 und Hong Kong 1997. Solange der Peg nicht vollständig glaubwürdig ist, bleibt also die Anfälligkeit für Währungsattacken bestehen. Die Vorteile und Risiken eines Currency-Board sind symmetrischer Natur: Je glaubwürdiger ein Currency-Board, desto höher sind die politischen und ökonomischen Kosten eines Ausstiegs. Zusätzlich erschwert eine inoffizielle Dollarisierung der Ökonomie den Ausstieg aus dem bestehenden Currency-Board-System, insbesondere wenn die Arbeitslosigkeit aufgrund einer geringen Inflationspolitik signifikant steigt und eine hohe Auslandsverschuldung in Fremdwährung besteht (Stukenbrock 2004, 202). Spätestens wenn ein Ausstieg ökonomisch sinnvoll ist, können sich die anfangs bewusst hoch gesetzten Hürden als substantieller Nachteil erweisen. Es gibt zahlreiche Beispiele für Currency-Boards, die nur in der kurzen Frist erfolgreich funktionierten, langfristig jedoch kollabierten. Laut Michaely sind Currency-Board- Systeme auf lange Sicht suboptimal (Michaely 1993, 15ff.). Spätestens dann, wenn die Vorteile der Umwandlung in ein Zentralbanksystem im Laufe der Zeit gegenüber einer Aufrechterhaltung des Currency-Board überwiegen, ist ein Ausstieg notwendig (Janssen 2002, 137ff.).

Über den Autor

Rukiye Hamza, Diplom-Volkswirtin und Diplom-Kauffrau, wurde 1979 in Berlin geboren. Ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin schloss die Autorin im Jahre 2007 mit dem akademischen Grad der Diplom-Volkswirtin erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin im Rahmen ihres Studiums an der ESDES Lyon und an der ESC Rennes umfassende Erfahrungen in der internationalen Wirtschaftspolitik. Darüber hinaus arbeitete sie als Beraterin im Financial Services Bereich und im Banking bei einer renommierten internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Ihr Interesse für internationale Finanzkrisen und Lateinamerika motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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