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- Unternehmenssteuerung und Ethik: Eine empirische und theoretische Untersuchung ausgewählter Fallbeispiele aus der Finanzbranche und anderen Branchen
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 412
Sprache: Deutsch
Einband: gebunden
Historisch betrachtet haben sich die Unternehmens- und Wirtschaftskrisen in den letzten Jahren gehäuft. Es handelt sich nicht um zufällige Erscheinungen. Vielmehr weisen die Krisen auf massive Schwächen im derzeitigen Wirtschaftssystem hin. Ein Kennzeichen der Unternehmenskrisen ist eine individuelle Bereicherung der Manager auf Kosten des langfristigen Unternehmenserfolgs, was wie im Fall der Finanzkrise auch massive negative Auswirkungen auf die Gesellschaft hatte. Der vorliegende Sammelband fasst die Ergebnisse des Master-Seminars Angewandte Wirtschaftsethik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes im Jahr 2015 mit dem Titel Unternehmenssteuerung und Ethik zusammen. Ziel war es hier, mit Hilfe der Wirtschaftsethik nach Gründen für die negative Entwicklung in der Unternehmenssteuerung zu suchen. Es zeigten sich massive Schwächen in der Unternehmenssteuerung, die vor allem auf fehlende Ethik und falsche oder falsch angewendete Unternehmenssteuerungsansätze und –instrumente zurückzuführen sind.
Textprobe: Kapitel 1.1 Abstract: Im Jahr 2007 überfiel die Welt eine Finanzkrise die sich zur Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise ausweiten würde. Ursprung dieser Erschütterung ist die Vergabe von Hypothekenkrediten seit den 1990er Jahren, getreu dem American Dream, dass sich jeder ein Haus leisten kann. Bis zum Sommer 2007 häuften sich die Ereignisse. Zwischenzeitlich platze die Dotcom Blase, der Leitzins wurde gesenkt und es wurden Kredite an wenig solvente Kunden vergeben. Diese Ursachen bildeten nur einen Teil der letztendlich zur Finanzkrise führen würde. Die Folgen die daraus entstanden sind auch nicht zu vernachlässigen. Neben der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers musste auch die Automobilbranche unter dem Einbruch des Marktes leiden. Im Rahmen der Ursachen- und Folgenanalyse kristallisieren sich einige Akteure heraus, die wesentlich am Ausbruch der Finanzkrise beteiligt waren. Diese reichen von den Kreditnehmern bis hin zu den staatli-chen Organisationen. Ein Hauptaugenmerk, kann hier auf die Ratingagenturen, Investmentbanken, Führungskräfte von Banken und Finanzdienstleister, sowie auf die amerikanischen Notenbanken, die Finanzaufsicht und den amerikanischen Staat gelegt werden. Ihr Verhalten zu dieser Zeit scheint ein ausschlaggebender Punkt für die Entstehung der Finanzkrise gewesen zu sein. In Bezug auf die Wirtschaftsethik ist es möglich, dieses Verhalten anhand ausgewählter Bewertungskriterien ethisch zu bewerten, die letztendlich eine Aussage über das ethische Verhalten in der Finanzkrise zulassen. In 2007, the world was hit by a financial crisis which turned into an economic and sovereign debt crisis. It was mainly caused by the granting of mortgage loans since the 1990s, following the American Dream of enabling everyone to afford a house. By the summer of 2007, severel events had occured the dotcom bubble had burst, the federal funds rate had been lowered and little solvent costumers were given a mortgage. These are just a few of the causes which would ultimately lead to the financial crisis. The consequences arising therefrom should not be neglected. Besides the bankruptcy of Lehman Brothers, the automotive industry also suffered from the collapse of the market. From the analysis of the causes and consequences, some main actors, which played a significant role in the setting of the crisis, can be identified. These range from credit users to governmental organizations. The main focus can be put on rating agencies, investment banks, managers of banks and financial service providers, as well as on the American central banks, financial supervision and the US government. Their behavior seems to be decisive for the emergence of the financial crisis. In terms of business ethics, it is possible to evaluate this behavior based on selected criteria, giving some results on the morality of the participants' actions. Kapitel 1.2 Einleitung: Bereits 1929 wurde die Weltwirtschaft von einer schweren Finanzkrise erschüttert. Keine 80 Jahre später brach im Jahr 2007 eine erneute Finanzkrise aus, die ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika hatte und sich in kurzer Zeit auf die gesamte Welt ausbreitete. Grund dafür ist unter anderem die Globalisierung, die die Finanzmärkte immer weiter miteinander vernetzt. So hatten Aktionen, die hauptsächlich in den USA passierten, weitreichende Folgen für die ganze Welt. Seit Sommer 2007 macht die Berichterstattung in den Medien immer mehr auf die Krise im Finanzsektor aufmerksam. Ausgehend vom amerikanischen Immobilienmarkt weiteten sich diese Probleme auf eine weltweite Finanzkrise aus mit den Folgen einer Weltwirtschaftskrise und anschließend einer Staatsschuldenkrise in Europa. Banken wurden staatlich gerettet oder gingen Pleite, was im Fall der Investmentbank Lehman Brothers das Chaos auf den Finanzmärkten erst richtig auslöste und das komplette Finanzsystem ins Wanken brachte. Regierungen versuchten weltweit mit milliardenschweren Rettungspaketen den Finanzmarkt vor einem Zusammenbruch zu bewahren und das Vertrauen in die Märkte aufrecht zu erhalten. Noch heute, sechs Jahre nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, ist das Thema Finanzkrise aktuell. So haben die 20 führenden Industrie-und Schwellenländer Mitte November 2014 auf dem G20-Gipfel weitere Regulierungen für die Finanzmärkte beschlossen um eine solche Krise in Zukunft verhindern zu können. Bisher wurden bereits sehr viele Bücher oder Artikel zur Finanzkrise verfasst. Was allerdings zu wenig in den Fokus gestellt wurde, ist die Frage, ob das Verhalten der Akteure, die an der Finanzkrise beteiligt waren, ethisch vertretbar ist. Aus diesem Grund beschäftigt sich diese Arbeit hauptsächlich mit einer ethischen Bewertung einiger dieser Akteure. Um zu definieren, ob eine Handlung ethisch ist oder nicht, gibt es in der Literatur unterschiedliche Ansätze, wie zum Beispiel die Gesinnungsethik nach Kant , oder die Moralökonomik nach Homann . Mit Hilfe dieser ethischen Bewertungskriterien können die Handlungen der Akteure aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Um zu verstehen, wie es zur Finanzkrise kam, werden zu Beginn dieser Arbeit deren Ursachen und Hauptauslöser erklärt. Weiterhin werden danach die unmittelbaren Folgen der Finanzkrise aufgezeigt und die daraus resultierende Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise kurz beschrieben. Im darauffolgenden Kapitel werden die verschiedenen ethischen Bewertungsansätze kurz vorgestellt und erklärt. Im Hauptteil werden dann die Handlungen der wichtigsten Akteure im Detail dargestellt und anschließend auf Basis der verschiedenen Kriterien ethisch bewertet. Angefangen mit den Ratingagenturen und Investmentbanken, welche als Hauptbeteiligte gelten über die Führungskräfte bis hin zu Notenbanken, der Finanzaufsicht und der amerikanischen Regierungen. Anschließend werden im Fazit alle wichtigen Erkenntnisse zusammengefasst und ein Ausblick gegeben. Kapitel 1.3 Die Finanzkrise: Der folgende Abschnitt dieser Arbeit beschreibt die Ursachen und die Folgen der Finanzkrise von 2007/2008. Da sich die Finanzkrise nicht nur in diesen beiden Jahren abspielte, sondern sich erste Anzeichen schon weit vorher ankündigten und auch weitreichende Folgen heute noch wirken, wird weiterhin der Ablauf der Finanzkrise erklärt. Kapitel 1.3.1 Ursachen der Finanzkrise: Der Finanzkrise vorausgehend war die sogenannte Internet- oder Dotcom-Krise. Bis 2000 boomte das neue Medium Internet Unternehmen wurden gegründet und durch sehr hohe Gewinnerwartungen stiegen die Börsenkurse. Doch 2000 begannen immer mehr Anleger an den extrem hohen Börsenkursen zu zweifeln, verkauften ihre Aktien und lösten so einen Kurssturz aus. Des Weiteren ließen die Anschläge des 11. September 2001 die Börsenkurse abermals sinken, sodass die US-amerikanische Notenbank (Federal Reserve System, kurz FED) eine Niedrigzinspolitik einführte, um das Einbrechen der Ökonomie zu verhindern. Sie senkte in 2001 den Leitzins von 6,5% auf nur noch 1% in 2003. Durch diese Niedrigzinspolitik erhoffte sich die Notenbank die Wirtschaftsleistung im Land anzukurbeln und die Kreditvergabe zu fördern. Weiterhin sorgten auch Kapitalzuflüsse aus asiatischen Staaten für ein sinkendes amerikanisches Zinsniveau. Hinzu kam, dass sich die Kreditvergaberichtlinien in Amerika seit den 1970er Jahren gewandelt haben. Amerikanische Regierungen (unter Bill Clinton und George W. Bush) hatten die Vision, getreu dem American Dream , dass auch einkommensschwache Bürger Immobilienkredite erhalten sollten. Dabei wurde von staatlicher Seite weniger Wert auf Reglementierungen und Aufsichten gelegt, um die Selbstregulierung der Märkte nicht zu beeinflussen. Dadurch teilte sich der Kreditmarkt in zwei Sparten. Einerseits wurden weiterhin Kredite an solvente Kunden vergeben, welche hohe Sicherheiten vorweisen und Kredite fristgerecht zurückzahlen konnten (sog. Prime-Market) und Kredite für zahlungsschwache Kunden mit wenigen Sicherheiten und hohen Ausfallrisiken (sog. Subprime-Market) . Da der Kreditbedarf im Prime-Market größtenteils gesättigt war, sahen die Kreditgeber und -vermittler im Subprime-Market ein höheres Ertragspotenzial. Kredite, die an Kunden des Subprime-Marktes ausge-geben wurden, wurden auch Subprime loans oder NINJA-Kredite ( No Income, no jobs, no assets ) genannt, welche sich durch variable Zinssätze an die Entwicklungen der Finanzmärkte anpassten. Immer mehr Makler vergaben diese Subprime-Kredite, da sie von der Bank mit einer hohen Prämie belohnt wurden. Diese Subprime-Kredite waren Immobilienkredite, die an Kreditnehmer mit negativer Kredithistorie herausgelegt [wurden], bei denen darüber hinaus der Fremdkapitalanteil mehr als 85 Prozent ausmacht[e], während die Tilgungsleistung 55 Prozent des verfügbaren Einkommens [überstieg]. Bis 2006 ist das Volumen an Subprime-Krediten auf 600 Mrd. US-Dollar angestiegen. Durch den schwachen Leitzins und die gelockerten Vergaberichtlinien für Immobilienkredite stieg die Nachfrage auf dem amerikanischen Immobilienmarkt zwischen 2001 und 2006 stark an. Zudem hatten auch Banken durch die niedrigen Zinsen einen größeren Anreiz Geschäfte mit einem niedrigen Eigenkapitaleinsatz zu machen um so einen hohen Leverage-Effekt zu erzielen. Allgemein war durch den vereinfachten Krediterhalt der kurzfristige Konsum auf Pump und die Beleihung des Eigenheims für die Bürger sehr attraktiv, was zu einer enormen privaten Verschuldung führte ( 2007 lag die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen bei 137% ). So lange die Immobilienpreise stiegen und die Zinsen für Kredite niedrig blieben, ergaben sich keine Probleme. Doch aus Sorge vor einer drohenden Inflation hat die FED den Leitzins seit 2004 stetig angehoben. Durch die Anhebung des Zinsniveaus, stiegen auch die variablen Zinssätze der Subprime-Kredite an. Aus diesem Grund konnten viele Kreditnehmer ihre Schulden nicht mehr bezahlen und versuchten, ihre Häuser zu verkaufen. Im Einzelfall wäre es so gewesen, dass die Bank bei Zahlungsausfällen das Haus als Sicherheit gehabt hätte und somit den Verlust hätte ausgleichen können. Da Banken allerdings sehr viele Subprime-Kredite vergeben hatten und diese Kunden alle ungefähr zeitgleich in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, entstand ein Überangebot am Häusermarkt und dadurch sinkende Immobilienpreise. Diese sogenannte Subprime-Krise wird allgemein als Hauptauslöser für die weltweite Finanzkrise von 2007/2008 gesehen. Dass die sinkenden Immobilienpreise und die ausfallenden Zahlungen der Kreditnehmer Folgen für die weltweiten Finanzmärkte hatten, liegt daran, dass die Banken die Kreditforderungen ihrer Kunden am Markt verkauften. Banken änderten ihre Kreditvergabevorgehen von der originate-to-hold -Strategie, bei der alle Forderungen bis zur Fälligkeit in der Bilanz blieben, in eine originate-and-distribute -Strategie um, indem sie die Forderungen weiter veräußerten. Abnehmer dieser Kreditforderungen waren amerikanische Investmentbanken, die darin ein großes Geschäft sahen. Die, durch die von den Änderungen der Marktzinsen ausgehenden Risiken der Kreditforderungen veranlassten die Investmentbanken dazu, die aufgekauften Kreditforderungen der Banken zu verbriefen und ihnen so das Risiko abzunehmen und am Markt weiter zu verkaufen. Forderungen der Bank, welche durch die Hypothekendarlehen der Hausbauer gespeist werden und als forderungsbesicherte Wertpapiere gelten, werden auch Asset Backed Securities (ABS) genannt. Da die Sicherheiten hier in Form von Immobilien vorlagen, werden die ABS auch Mortgage Backed Securities (MBS) genannt. Somit haben die amerikanischen Banken nicht nur die Forderungen, sondern auch das Ausfallrisiko weiter verkauft und auf den Kapitalmarkt ausgelagert.
Christian A. Conrad beendet nach Auslandsaufenthalten in den USA und Brüssel seine Doktorarbeit über die europäische Stahlpolitik als Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik der Universität Tübingen. Anschließend arbeitete er im internationalen Unternehmenskundengeschäft einer der fünftgrößten deutschen Banken. Dadurch war er im ständigen Kontakt mit den Geschäftsführungen zahlreicher Unternehmen. Conrad schrieb eine Vielzahl Bücher und Aufsätze zu den Themen Märkte, Wettbewerb und insbesondere Finanzmärkte. Als einer von wenigen warnte er vor dem Ende der 90er Jahre vor dem Zusammenbruch der Börsenbubble und im Jahr 2000 vor einer gigantischen Finanzmarktkrise, die nur noch unter massiven Belastungen der Steuerzahler aufgefangen werden konnte. Derzeit ist er Professor für Volkswirtschaftslehre und Leiter des Master-Seminars Angewandte Wirtschaftsethik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken.
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