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Recht / Wirtschaft / Steuern
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 280
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Förderung von benachteiligten Stadtteilen bzw. Quartieren gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Fördermittel, die hierfür zur Verfügung stehen, sind nicht unerheblich und sollen einen nachhaltigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. Die Verstetigung der Entwicklung und die Verstetigung der Arbeit vor Ort sind das unmittelbare Ziel dieser Förderung. Doch geeignete Strategien oder eine theoretische Grundlage zu dieser Thematik existieren gegenwärtig nicht. Die Reurbanisierungstendenzen verstärken den Druck auf gesunde und aktive Stadtquartiere. Sich selbst tragende Strukturen können die Entwicklung befördern, doch diese entsprechend zu initiieren und aufrechtzuerhalten ist ein noch unbekanntes Terrain. Die vorliegende Studie setzt an diesem Punkt an und macht diese Thematik greifbarer. Mithilfe einer Quartiersuntersuchung im sogenannten Leipziger Westen wird die Quartiersentwicklung reflektiert und zeitgleich versucht, ein Verständnis für den Begriff der Verstetigung zu entwickeln sowie dessen Stellenwert für die Arbeit vor Ort zu eruieren. In den Prozess der Stadtentwicklung sind vielfältige Akteure involviert. Daher wurde mithilfe von Gesprächspartnern aus verschiedenen Bereichen versucht, ein umfängliches Bild zu gestalten, den Begriff der Verstetigung zu verstehen und dessen Stellenwert einzuordnen.
Textprobe: Kapitel 2.2.1, Integrierte Stadtentwicklung: Der strukturelle Wandel vom produzierenden hin zum dienstleistungsorientierten Sektor hinterlässt Spuren. Diese Spuren hinterlassen Abdrücke im städtischen Dasein. In ihrer Ausarbeitung bezüglich Global Cities untersucht SASSEN die Städte New York, Tokyo und London mit dem Ziel die Veränderungen aufzuzeigen, die sich im städtischen Raum, aber auch auf dem Arbeitsmarkt, in den letzten zwei Jahrzehnten aufgetan haben. Aufseiten der Erwerbstätigen stellt SASSEN fest, dass der Wandel zu einem großen Verlust an Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe geführt hat. Im Zuge der Entwicklung entstehen viele gut bezahlte Jobs im Bereich des wissensintensiven Dienstleistungssektors. Die Kehrseite ist das Ansteigen der ‚lower salaries‘ im Bereich der nicht wissensintensiven Dienstleistungen und das proportionale Wachstum von Teilzeit-Jobs (VGL. SASSEN 2001: 250). Diese zweigleisige Entwicklung führt jedoch zu einer wachsenden Ungleichheit und fördert die räumliche und soziale Polarisierung in den Städten. Hierbei steht nicht die deskriptive Darstellung und räumliche Verortung von Firmen und Wohnhäusern im Vordergrund, sondern die Entstehung und Abgrenzung von ‚high income residential‘ Areale und räumliche Einheiten, wo sich die Ärmeren der Gesellschaft konzentriert aufhalten (VGL. SASSEN 2001: 257). Ebenso skizziert HÄUßERMANN ET AL. diese Entwicklung und spricht von einer tief greifenden Veränderung der ehemaligen industriellen Urbanisierung im Vergleich zu heute. Waren doch in den letzten 150 Jahren die Entwicklungen in den Städten größtenteils identisch, so existieren heute schrumpfende, stagnierende und wachsende Städte. Wobei das Wachstum der Städte in Deutschland durch den Zuzug aus ländlichen Regionen oder anderen Städten zu begründen ist. Für innerstädtische Quartiere bedeutet diese Entwicklung eine Verschärfung der sozialen und räumlichen Rahmenbedingungen. Folglich ist eine Konzentration von benachteiligten Gruppen in bestimmten Quartieren festzustellen. Diese Segregationsprozesse von benachteiligten Haushalten in unattraktiven Beständen werden durch den Fortzug von mobilitätsfähigen Haushalten weiter forciert. Zurück bleibt kein Wohnviertel mit Leerstand, sondern ein benachteiligtes Quartier (VGL. HÄUßERMANN 2008: 18-19). Diese Entwicklungen zeigen auf, dass es zu sektoralen Verschiebungen und einer sozialen Polarisierung innerhalb von Städten kommt. Die soziale Durchmischung der Bevölkerung in städtischen Räumen ist somit in Gefahr. An diesem Punkt setzt die integrierte Stadtentwicklung an, um dieser Entwicklung, oftmals kleinräumlich, entgegen zu wirken. Bei dem Versuch der Definition von integrierter Stadtentwicklung ist es notwendig, zwischen einer ‚instrumentellen‘ und einer ‚ganzheitlichen Perspektive‘ zu unterscheiden. Die Betrachtung aus instrumenteller Sicht sieht die integrierte Stadtentwicklung als ein ‚Instrument zur Umsetzung feststehender politischer Ziele, mit dem alle Aspekte eines Problems intersektoral und partizipativ bearbeitet werden‘ können (WERNER 2012: 61). Die instrumentelle Sicht ähnelt somit einem Werkzeug, wobei Problemlagen mithilfe des Einsatzes partizipativer Mittel behoben werden, um vorab definierte Zielzustände zu erreichen. Argumentiert man aus Sicht einer ganzheitlichen Perspektive heraus, ist es aufgrund von ‚differenten Handlungslogiken und Lebenswelten‘ notwendig, dass die Beteiligung auch bei Problem- und Zieldefinitionen vorhanden ist. Dementsprechend ist eine integrierte Stadtentwicklung eine auf Kooperationen und Gemeinschaft beruhende Leistung, die neben der Bearbeitung von Problemen ebenfalls an einer weiterführenden Zusammenarbeit interessiert ist. Infolge dessen ist eine effektive Beteiligung für die ganzheitliche Perspektive als grundlegende Voraussetzung zu nennen (VGL. WERNER 2012: 61-62). Die integrierte Stadtentwicklung beruht somit auf der Einbindung von Akteuren in den Entwicklungsprozess von städtischen Räumen. Die instrumentelle Sichtweise auf Stadtentwicklung unterscheidet sich stark von der ganzheitlichen Perspektive. Bei der instrumentellen Sicht ist die Partizipation ein Baustein, welche für die Lösung des Problems mit in Betracht bezogen wird. Die ganzheitliche Perspektive sieht vor, die lokalen Akteure mit einzubeziehen und sie in die Entwicklung mit einzubinden. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn die zuvor beschriebene Entstehung von benachteiligten Quartieren zeigt auf, dass die Ursachen der Entwicklung bekannt sind. Die Folgen und Auswirkungen, die sich für die betroffenen Bewohner/innen ergeben, jedoch sehr vielfältig sind. Sie lassen sich nicht allein mit Hilfe von baulichen Verbesserungen und Instandsetzungsmaßnahmen beheben, sondern müssen ‚alle wesentlichen Funktionen eines Wohnviertels in eine ‚maßgeschneiderte‘ lokale Erneuerungsstrategie‘ überführen (VGL. ALISCH 1997: 346). Die Notwendigkeit des Einbezugs aller Funktionen erfordert die Beteiligung der lokalen Experten vor Ort (der Bewohner/innen, der Vereine, etc.). In der ‚Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt‘ wird die integrierte Stadtentwicklung wie folgt charakterisiert (BMVBS 2007: 15): ‚Allgemein kann unter integrierten Ansätzen eine räumliche, zeitliche und sachliche Abstimmung und Vernetzung unterschiedlicher politischer Handlungsfelder und Fachplanungen verstanden werden, bei der unter Vorgabe bestimmter (finanzieller) Instrumente definierte Ziele erreicht werden sollen. Dabei spielt die frühzeitige und umfassende Einbindung aller auch außerhalb von Politik und Verwaltung stehender, für die nachhaltige Stadtentwicklung relevanter Akteure eine herausragende Rolle. Dazu gehören vor allem die lokale Bevölkerung und Wirtschaftsakteure.‘ Diese Definition greift indirekt den zuvor beschriebenen Unterschied zwischen instrumenteller und ganzheitlicher Perspektive wieder auf und zeigt in diesem Fall die stark instrumentelle Sicht. Das Erreichen von vorgegebenen Zielen unter der Vorgabe bestimmter (finanzieller) Instrumente engt den Handlungsspielraum für Akteure der Zivilgesellschaft stark ein. Die Formulierung von Problem- und Zieldefinitionen bleibt außen vor und wirkt generell etwas intransparent. Die Probleme, die sich allein bei der Formulierung der Definition ergeben, und weitere, sollen zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden. Zunächst gilt es die Anfänge der integrierten Stadtentwicklung zu skizzieren, um aufbauend die verschiedenen Programme vorstellen zu können.
Roman Billiy wurde 1987 in Friedberg (Hessen) geboren. Er studierte Geographie in Frankfurt am Main und absolvierte den Bachelor 2009. 2015 schloss er sein Studium in Greifswald mit dem akademischen Grad Master of Science erfolgreich ab. Während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in unterschiedlichen raumbezogenen Branchen. Umwelteinflüsse und Beteiligungsprozesse standen hierbei im Zentrum seiner Arbeit und haben ihn fortan fasziniert. In seiner neuen Wahlheimat Leipzig verfolgt er seitdem gespannt die Stadtentwicklungsprozesse. Seine Tätigkeiten in Leipzig und sein Geographiestudium haben ihn dazu bewogen, sich intensiver mit der Thematik von selbst tragenden Strukturen auseinanderzusetzen.
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