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Recht / Wirtschaft / Steuern
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 184
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Entwicklungen im Gesundheitswesen und die gesundheitspolitischen Veränderungen erfordern eine Optimierung der Prozesse in der Patientenversorgung und eine patientenorientierte Betreuungsqualität. Eine Möglichkeit diesen Herausforderungen zu begegnen stellt die Einführung von Primary Nursing dar. Primary Nursing ist ein Konzept der Pflegeorganisation, welches zunehmend an Bedeutung gewinnt und vielversprechende Perspektiven bietet. Im Theorieteil der vorliegenden Arbeit erfolgt nach einer genaueren Darstellung des Organisationskonzeptes Primary Nursing ein Überblick über die Organisationskonzepte Funktions-, Zimmer-, Bereichs- und Gruppenpflege sowie ein anschließender Vergleich mit Primary Nursing. Der Praxisteil beinhaltet die Darstellung der Projektplanung und beschreibt den Projektverlauf sowie die Einführung von Primary Nursing in der geriatrischen Abteilung eines Krankenhauses. Die Arbeit schließt mit einer Evaluation und Bewertung, inwieweit die Zielsetzungen des Krankenhausmanagements durch die Einführung von Primary Nursing erreicht wurden.
Textprobe: Kapitel 2, Organisationskonzept Primary Nursing: Das Organisationskonzept Primary Nursing ist noch relativ unbekannt. Daher wird das Konzept im nun folgenden Kapitel vertiefend dargestellt. Nach einer Begriffsklärung und -abgrenzung sowie einem kurzen Überblick über die geschichtliche Entwicklung werden die Ziele, die Kernelemente und die Organisation von Primary Nursing beschrieben. Außerdem werden die Phasen sowie die Rollen und Aufgaben im Organisationskonzept Primary Nursing geklärt und die mögliche Einbindung von Primary Nursing ins Krankenhaus aufgezeigt. Abschließend wird das Anforderungsprofil für die Mitarbeiter dargestellt. Die in der Literatur vorhanden Definitionen von Primary Nursing sind nahezu identisch und angelehnt an die Definition der Pionierin des Primary Nursing, Marie Manthey. Interessant ist, dass für die Bestandteile der Begriffe Primary und Nursing kaum Definitionen in der Literatur zu finden sind. Dieses könnte daran liegen, dass den englischsprachigen Autoren die Begriffe bezüglich der Definition selbstverständlich sind und somit kein Klärungsbedarf besteht. Definition Primary: Die Übersetzung des englischen Wortes Primary bedeutet so viel wie primär, grundlegend. Die deutsche Übersetzung primär bedeutet so viel wie zuerst vorhanden, ursprünglich, an erster Stelle stehend, erstrangig, vorrangig, grundlegend, wesentlich. Definition Nursing: Das englische Wort Nursing bedeutet so viel wie Krankenpflege. Definition Primary Nursing und Begriffsabgrenzung: Primary Nursing ist eine Methode der Pflegeorganisation, die dazu dient, die rund um die Uhr Verantwortung für die Versorgung bestimmter Patienten einer Station, einer bestimmten Pflegenden zu übertragen. Diese Pflegende wird als Primary Nurse (PN) bezeichnet. Durch eine tägliche Arbeitszuweisung nach der Fallmethode soll die PN mit der Pflege ihrer Patienten beauftragt werden. Hierbei sind ihr Kompetenzen und Handlungsverantwortung zu übertragen. Die PN soll für ihre Patienten die komplette Verantwortung vom Tag der Aufnahme bis zum Tag der Entlassung und zwar 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche, übernehmen. Sie wird damit zu einem wichtigen Bindeglied und ist Ansprechpartnerin für Patienten, Angehörige und allen an der Behandlung und Betreuung des Patienten beteiligten Personen und Berufsgruppen. Ist die PN nicht im Dienst, delegiert sie die pflegerischen Aufgaben an eine andere qualifizierte Pflegende, die so genannte Associated Nurse (AN), die die Pflege nach den Vorgaben der PN weiterführt. In der deutschsprachigen Literatur werden die Begriffe Primary Nursing und Bezugspflege teilweise synonym verwendet. Schlettig und von der Heide definieren Bezugspflege dadurch, dass jeder Patient eine für ihn zuständige Pflegende hat. Hierdurch soll die Anonymität der Pflegenden überwunden und eine individuelle Pflege ermöglicht werden. Die kontinuierliche Zuständigkeit soll für den Patienten von seiner Aufnahme bis zur Entlassung bzw. Verlegung von der Station bestehen bleiben. Die Bezugspflegende soll dem Patienten und allen Mitarbeitern namentlich bekannt sein. Sie trägt die volle Verantwortung für den gesamten Pflegeverlauf mit dem die Pflegeplanung, die Pflegedurchführung und die Pflegedokumentation verbunden sind. Kellnhauser stellt fest, dass bei der Übersetzung der Originalliteratur Begriffe genannt werden, die durch den Originaltext nicht zu rechtfertigen sind. Der Begriff Bezugspflege sei nicht mit dem Begriff Primary Nursing gleichzusetzen. Bei der Bezugspflege stehe als wesentliches Element eine zwischenmenschliche Beziehung im Vordergrund. Bei Primary Nursing gehe es hingegen vielmehr um eine Kontinuität der Pflege und um Verantwortungsübernahme. Daher schlägt Kellnhauser als treffendere Übersetzung der Originalliteratur den Begriff Primär-Pflege vor, der so viel wie Erst-Pflege oder auch Erst-Verantwortung bzw. Haupt-Verantwortung bedeute. In diesem Sinne würden bereits Begriffe wie Primär-Arzt, Primär-Versorgung oder Primär-Einsatzgebiet im deutschsprachigen Bereich verwendet. Schlussfolgerung zur Definition Primary Nursing: Bei Primary Nursing handelt es sich um ein System der pflegerischen Versorgung von Patienten auf Stationsebene. Die PN ist dabei die Schlüsselperson im Behandlungsprozess. Primary Nursing ist der Definition zufolge ein fallbezogenes, patientenorientiertes und prozessorientiertes Erkennen, Planen und Durchführen von Pflege. Im Rahmen der Definition nehmen die charakterisierenden Kernelemente einen besonderen Stellenwert ein. Diese sind Verantwortung, Patientenzuteilung im Sinne der Fallmethode, direkte Kommunikation und die Umsetzung der geplanten Pflege durch die verantwortliche Pflegende. Da bei Primary Nursing Kontinuität der Pflege und Verantwortungsübernahme im Vordergrund stehen, wird der Aufbau einer zwischenmenschlichen Beziehung begünstigt. Hierdurch werden Parallelen zur Bezugspflege hergestellt. Die Definition von Primary Nursing verdeutlicht, dass es ein System darstellt, welches Pflegenden ermöglicht, in ihrem Verantwortungsbereich eigenverantwortlich und eigenständig zu agieren und den Behandlungsprozess als gleichberechtigte Partner im therapeutischen Team mitzugestalten. 2.1, Geschichtliche Entwicklung von Primary Nursing: Das Organisationskonzept Primary Nursing entstand Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts in den USA. Es lässt sich nicht zweifelsfrei nachvollziehen, wer genau mit dem Organisationskonzept begonnen hat. Trotz anders lautender Hinweise in der Literatur wird Marie Manthey als Begründerin des Primary Nursing bezeichnet. Sie führte Primary Nursing Ende 1968 an den Kliniken der University of Minnesota ein. Hintergrund bildeten zahlreiche Ansätze, die eine Umstrukturierung der Pflegeorganisation erforderlich machten. Grund dieser Entwicklung war eine zunehmende Unzufriedenheit der Patienten mit dem Krankenhaus, der Ärzte mit der Pflege und insbesondere der Pflege, die mit sich selbst und mit allen anderen unzufrieden war. Pflegende fühlten sich durch die Art und Weise, wie das Krankenhaus und die Pflege organisiert waren, in ihrer Arbeit eingeschränkt. Manthey, die zu dieser Zeit als Pflegedienstleiterin tätig war, kritisierte zudem die Unzulänglichkeit des damals praktizierten Pflegesystems. Hierdurch erhielten Patienten eine fragmentierte, unpersönliche und diskontinuierliche Pflege und Pflegende fühlten sich angesichts ihrer Arbeit entmutigt und frustriert. Ferner herrschte ein akuter Personalmangel. Um diesen Zustand zu verändern, entwickelte Manthey mit ihren Mitarbeitern ein Organisationsmodell, bei dem jedem Patienten vom Tag der Aufnahme bis zum Tag der Entlassung eine Pflegende fest zugeordnet wurde. Diese Pflegende war für die Pflege des Patienten und die Koordination der Versorgung zuständig. Dieses System wurde Primary Nursing genannt. Primary Nursing wurde in den USA in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts zum meistverwendeten Organisationssystem, fand in vielen Ländern Zuspruch und verbreitete sich über Australien nach Großbritannien und von dort aus in die skandinavischen Länder, Nordirland und in die Niederlande. In Deutschland gewinnt Primary Nursing seit Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts an Bedeutung. Das Evangelische Amalie Sieveking Krankenhaus und das Allgemeine Krankenhaus Barmbeck in Hamburg sowie das Therapiezentrum in Burgau gehörten zu den ersten Krankenhäusern, die Mitte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts mit der Umsetzung von Primary Nursing begannen. Im Juni 2000 wurde das Primary Nursing Netzwerk Deutschland gegründet. An diesem Netzwerk beteiligen sich Einrichtungen, die Primary Nursing bereits eingeführt haben oder solche, die sich auf eine Implementierung vorbereiten. 2.2 Ziele von Primary Nursing: Die Humanisierung der Krankenhauspflege beschreibt Manthey als ihr Hauptziel für die Implementierung von Primary Nursing. Primary Nursing gibt Pflegenden einen Rahmen für die Praxis und bietet die Möglichkeit, dass alle Patienten eine zielgerichtete, kompetente und individuell angepasste Pflege erhalten, an der sie aktiv beteiligt werden. Mit der Einführung von Primary Nursing wird das Ziel verfolgt, jedem Patienten eine persönliche Begleitung zu geben. Hierdurch soll der Anonymität und dem Ausgeliefertsein entgegengewirkt werden. Zudem sollen die Prozesse wirtschaftlich und effektiv gesteuert werden. Diese Ziele spielen insbesondere durch die Einführung der G-DRGs eine wichtige Rolle, da die Krankenhausaufenthalte, aufgrund der Leistungsdichte mit zunehmend verkürzten Verweildauern, immer komplexer werden. Josuks beschreibt die Ziele von Primary Nursing bezogen auf den Patienten, das Personal und die Organisation. Patientenbezogene Ziele: Als wichtigstes patientenbezogenes Ziel ist die Zufriedenheit des Patienten zu nennen. Patienten und Angehörige erhalten eine feste Ansprechpartnerin in der Pflege, wodurch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt wird. Es wird ein Vertrauensverhältnis hergestellt, welches eine individuelle, koordinierte und zielorientierte Pflege ermöglicht. Personalbezogene Ziele: Die Berufs- und Arbeitszufriedenheit gehört zu den personalbezogenen Zielen. Sie kann durch die Übernahme von Verantwortung für die eigene Tätigkeit erreicht werden. Durch Primary Nursing werden eine qualitative Weiterentwicklung der Pflege, die Kontinuität in der Durchführung pflegerischer Tätigkeiten und das bewusste Wahrnehmen von Erfolgen in der Pflege des Patienten erreicht. Primary Nursing kann darüber hinaus die Einarbeitung neuer Mitarbeiter und die Anleitung von Auszubildenden begünstigen und zu einer Verringerung der Fluktuation führen. Betriebsbezogene Ziele: Zu den betriebsbezogenen Zielen gehört die Dezentralisierung von Machtstrukturen. Pflegedienstleitung (PDL) und Stationsleitung (SL) delegieren die pflegerische Verantwortung an die Pflegenden. Ein weiteres Ziel ist die ökonomische Betriebsführung. Dieses wird beispielsweise erreicht, indem eine wirtschaftliche Personalbesetzung im Rahmen eines geeigneten Personalmix erfolgt oder effektiv gesteuerte Prozesse einen wirtschaftlichen Arbeitsablauf ermöglichen. 2.3, Kernelemente von Primary Nursing: Manthey beschreibt zum besseren Verständnis von Primary Nursing die vier Kernelemente Verantwortung, Fallmethode, direkte Kommunikation und Verantwortung für die Pflegeerbringung. Diese Elemente bilden die Basis des Primary Nursing. Verantwortung: Die eindeutige und persönliche Übernahme der Verantwortung für das Treffen von Entscheidungen in der pflegerischen Versorgung des Patienten wird als Kernstück des Primary Nursing beschrieben. Die PN entscheidet eigenverantwortlich darüber, wie die ihr zugeteilten Patienten pflegerisch versorgt werden, und zwar kontinuierlich und für die gesamte Zeit des Aufenthaltes ihrer Patienten. Neben dieser Planungsentscheidung soll die PN die Pflege ihrer Patienten soweit wie möglich selbst übernehmen. Entscheidend für die Übernahme der Verantwortung durch die PN ist, dass die PN allen Beteiligten, d. h. Patienten, Angehörigen, Ärzten sowie den Mitgliedern des Gesundheitsteams namentlich bekannt ist.
Karin Christian, MBA, wurde 1965 in Dierdorf geboren. Nach einer Ausbildung zur examinierten Krankenschwester und mehreren Berufsjahren in verschiedenen Fachbereichen der Krankenpflege folgte eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung sowie zur Durchführung von Unterrichtstätigkeiten an Schulen für pflegerische Berufe. Ihr Studium an der Steinbeis Hochschule Berlin schloss die Autorin 2007 mit dem akademischen Grad Bachelor of Business Administration BBA und 2010 mit dem akademischen Grad Master of Business Administration MBA erfolgreich ab. Seit 2010 ist sie als Pflegedirektorin tätig. Die Schwerpunkte ihres Tätigkeitsbereiches liegen neben den klassischen Verantwortungsbereichen in der Personal- und Organisationsentwicklung, der Projektorganisation und -durchführung sowie im Qualitätsmanagement.
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