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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 136
Abb.: 42
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das gängige Bild über Gebäudereiniger/innen ist: Putzen kann jeder und es ist ein Drecksjob. Beschäftigte in der Gebäudereinigung sind schlecht bezahlt und haben einen Migrantenhintergrund. Gebäudereiniger werden ausgebeutet und haben Stress. Wer gewerblich putzen muss, ist am Ende der Beschäftigungsskala und gehört zum Prekariat. Eigentlich will das keiner. Aber ist das wirklich so? Die hier vorgelegte Arbeit ist die erste Veröffentlichung neuerer Zeit, die sich mit den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz am Beispiel von Beschäftigten in der Gebäudereinigung auseinandersetzt. Gleichzeitig wird durch Einsatz eines erprobten Erhebungsmittels erstmalig eine Vergleichbarkeit mit anderen Berufen, hier ‚Verwaltungsberufe‘, ,Reinigung/Entsorgung‘, ,Krankenschwester/-pfleger‘ und ,alle Berufe‘, hergestellt. Zusätzlich bricht diese Studie mit einigen der gängigen Vorurteile über die Arbeit im Gebäudereiniger-Handwerk.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2.4, Auswahl weiterer psychischer Belastungen: Sick-Building-Syndrom (SBS) Unter diesem Schlagwort werden umgebungsbedingte Belastungen zusammengefasst. Darunter sind sowohl körperliche Belastungen durch schadstoffhaltige Stoffe (z. B. Teppichkleber, Kopier-Toner), als auch durch das Raumklima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Zugluft), schlechte Beleuchtung und Lärm zu verstehen. Zuverlässige Daten über die Prävalenz liegen nicht vor. Die Folgen reichen von Befindlichkeitsstörungen über Reizungen der Augen und Schleimhäute bis zu chronischem Asthma. Bei Raumpfleger(innen) können hier zusätzlich Belastungen durch Ausdünstungen chemischer Reinigungsmittel auftreten. Abend- und Nachtarbeit Abweichungen von der täglichen Normalarbeitszeit bedeuten eine Umstellung auf veränderte Einteilungen von Arbeit und Freizeit der Circadianrhythmus ist gestört. Als Circadian wird der physiologische Verlauf von körperlichen Abläufen in der zeitlichen Organisation des Menschen verstanden. Schlafstörungen können eine Folge davon sein. Treten Schlafstörungen auf, führen diese wiederum zu erhöhter Nervosität, Müdigkeitsgefühlen, Kopfschmerzen und depressiven Stimmungslagen. Andere Autoren stellen psychische Nachteile durch unregelmäßige Arbeitszeit, unregelmäßiges Essen und Kurzzeitüberlastung fest. So klagen 26 % der Apotheker über Probleme mit unregelmäßigen Arbeits- und Präsenzzeiten. Dabei liegt die Arbeitszeit der Gebäudereiniger in der Regel außerhalb der ,üblichen Geschäftszeiten‘. Lediglich 15 % der Arbeiten werden tagsüber geleistet. 50 % erfolgen in den Abendstunden, 30 % morgens und 5 % der Arbeiten werden nachts ausgeführt. Dabei wird eine hohe Flexibilität verlangt, wie das Beispiel ,Flugzeugreinigung‘ zeigt. Hier stehen die MA auf Abruf, was bedeutet, dass Verspätungen im Flugplan sich auf die Arbeitszeit auswirken. In einer Studie zu den Arbeitsbedingungen in der Gebäudereinigung wird beschrieben, dass die meisten Reiniger/innen ihre Arbeitszeiten als belastend empfinden. Derartige Arbeitszeiten sind aber nicht nur von Nachteil. Häufig kann sich die Erwerbstätigkeit mit diesen Arbeitszeiten gut mit der Familienarbeit vereinbaren lassen. Sexuelle Belästigung Sexuelle Belästigung kann nur individuell abgegrenzt werden. Was für den/die eine/n MA ein Kompliment ist, kann für den/die andere/n MA bereits in den Bereich der sexuellen Belästigung gehen. In einer Untersuchung aus 2003 berichten 58 % der Frauen über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Eine ähnliche Studie stellte 1990 sogar bei 72 % der Frauen sexuelle Belästigung fest. Auch in der Unterhaltsreinigung wird von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz berichtet. Eindeutig sind (wiederholte) sexuelle Belästigungen Stressoren beruflicher wie privater Natur. Angst, Ekel, Wut und Misstrauen sind primäre, (zum Teil chronische) Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Schlaf- und Essstörungen sind langfristige Folgen. Wegen der räumlichen Trennung zwischen Führung und Ausführung im GRH gibt es für den Arbeitgeber nur wenige Möglichkeiten, sexuelle Belästigung präventiv zu verhindern. Neben dem Verbot des Aufhängens einschlägiger Kalender/Bilder, dem Einschreiten bei Erzählungen entsprechender Witze und der Auslage von Informationsbroschüren sind die Führungskräfte gefordert, Betroffene nach Kenntnis des Vorfalls zu unterstützen. Unfallrisiko Dem Zusammenhang von Stress am Arbeitsplatz und Unfallrisiko hat sich die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EAfSuGaA) 2002 gewidmet. Sie stellt fest, dass stressbedingte Auswirkungen und eintönige Arbeit Unfälle am Arbeitsplatz verursachen können. So ist es möglich, dass durch Arbeits- und Termindruck zeitaufwändige Sicherheitsbestimmungen missachtet werden. Oder die MA prägen sich wichtige Informationen weniger intensiv ein, was zu fehlerhaften Arbeitsergebnissen - und in Folge zu weiterem Arbeits- und Zeitdruck - führen kann. Die Agentur stellt fest: ,Stress kann auch tödliche Unfälle verursachen.‘ Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) registrierte 4.700 melde-pflichtige Unfälle, davon ein Unfall mit tödlichem Ausgang, im GRH im Jahr 2008. Arbeitsunfähigkeitstage auf Grund von Unfällen während der Arbeit wertete die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) für ihre Mitglieder aus. Je tausend Mitglieder waren ,Raum-, Hausratreiniger‘ an 3.372 Tagen arbeitsunfallbedingt AU (Dachdecker z. B 3.446 AU-Tage). Daten über die Unfallhäufigkeit wegen psychischer Belastungen am Arbeitsplatz liegen allerdings nicht vor. Neben Stolpern, Rutschen und Stürzen wird als Unfallursache ungeeignetes Schuhwerk, schlechte Beleuchtung sowie Müdigkeit und Stress angenommen.

Über den Autor

Gerd Millmann, B.A., wurde 1956 in Lünen geboren. Sein Studium der Gesundheitsökonomie erfolgte an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft, ergänzt durch ein Studium der Gesundheitsökonomie an der Fachhochschule Schmalkalden. Tätig ist er in der Sozialversicherung und leitet dort das Qualitätsmanagement in einem Organisationsprojekt mit Softwareentwicklung. In seiner Jugend nahm er zwischen zwei Stellen eine Beschäftigung in der Gebäudereinigung an und kam so erstmalig in Kontakt mit diesem Arbeitsumfeld. Das Thema bot sich für ihn für eine Untersuchung an, da die gängigen Vorurteile seinem eigenen Eindruck nicht entsprechen.

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