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- Demographischer Wandel und Gesundheitsmanagement am Beispiel der Polizei: Kultur als Determinante organisationaler Veränderung
Recht / Wirtschaft / Steuern
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Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 444
Abb.: 47
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Bereits im Jahr 2015 ist bekanntlich davon auszugehen, dass nahezu die Hälfte aller Polizeivollzugsbeamten Nordrhein-Westfalens ihr 50stes Lebensjahr überschritten haben werden. Dass solche Veränderungen sich nicht nur auf die Personalkörper der Polizei auswirken, sondern auch Einfluss auf das kulturelle Bewusstsein einer Organisation haben müssen, ist offensichtlich. Doch was bedeutet das für eine so körperbetonte Organisation wie die Polizei? Körperliche Leistungsfähigkeit hat einen hohen Stellenwert in der Polizei und trägt zum Selbstbild eines Polizeibeamten bei. Ein Polizist muss jederzeit in der Lage sein, im körperlich belastenden Einsatzfall angemessen zu handeln. Auf den demographischen Wandel zu reagieren, indem ein behördliches Gesundheitsmanagement implementiert wird, um die Gesundheit der Beamten zu fördern und zu erhalten, erscheint in diesem Kontext durchaus sinnvoll. Allerdings stößt eine solche Managementmaßnahme in der Praxis auf zahlreiche Widerstände, die nicht zuletzt auch organisationskulturell bedingt sind. Zuzugeben, im Bereich der körperlichen Leistungsfähigkeit Defizite aufzuweisen, gefährdet das Selbstbild der Beamten. Eine aktive Teilnahme an Gesundheitsmanagement-Maßnahmen und vor allem die Anpassung des Lebensstils an neue Verhaltensweisen setzt jedoch Akzeptanz, Einsicht und den Willen, das eigene Verhalten ändern zu wollen, voraus. Somit stellt sich die Frage, auf welche Weise organisationskulturelle Aspekte bei der Implementierung eines behördlichen Gesundheitsmanagements berücksichtigt werden sollten und auf welche Probleme und Grenzen die Organisation in diesem Zusammenhang trifft.
Kapitel 2.2.2, Kompetenzverlust und Kompetenzerhalt im Alterungsprozess: In Hinblick auf die körperliche Leistungsfähigkeit ergeben sich mit zunehmendem Alter bestimmte Veränderungen. Beispielsweise kommt es zu einem Nachlassen des Hörvermögens ab dem 40sten und des Sehvermögens ab dem 45sten Lebensjahr. Auch im motorischen Bereich kommt es zu signifikanten Leistungseinbußen. Betroffen sind hierbei die Beweglichkeit, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer. Die Verschlechterung der Körperfunktionen beruht auf biologisch bedingten Verschleißerscheinungen und verläuft in der Regel weniger dramatisch als dies in der Defizittheorie behauptet wird. In Hinblick auf das Ausmaß der Leistungseinbußen stellen sich große Abweichungen zwischen den einzelnen Individuen dar. Wie bereits erwähnt, ist die Alterung ein individueller und durchaus beeinflussbarer Prozess. Die Geschwindigkeit und auch das Ausmaß hängen maßgeblich vom Lebensstil des Individuums ab. Durch gesunde Ernährung, Training für Körper und Geist sowie die Teilnahme am sozialen Leben kann in der Regel der Alterungsprozess hinausgezögert werden. Alt werden lässt sich zwar nicht vermeiden, der Kompetenzverlust ist jedoch zeitlich durchaus variabel. Die körperliche Vitalität älterer Menschen kann durch konstantes Trainieren länger erhalten werden. Als besonders geeignet haben sich diesbezüglich Ausdauersportarten wie Jogging, Radfahren und Schwimmen erwiesen. Regelmäßiges Training ist auch für die Erhaltung der geistigen Leistungsfähigkeit notwendig. Durch gezielte Fördermaßnahmen kann die Abnahme der Gedächtnisleistung sowie der Intelligenz älterer Mitmenschen in Hinblick auf das Ausmaß deutlich begrenzt werden. Dennoch bleibt anzumerken, dass das Entwicklungspotential beim Training bei jüngeren Menschen grundsätzlich größer ausfällt. Prinzipiell gilt jedoch, die Entwicklungsfähigkeit des Gehirns ist bis ins hohe Alter vorhanden. Voraussetzung für die Entfaltung dieses Potentials ist die stetige Stimulierung der neuronalen Zellen durch Außenreize, ein guter gesundheitlicher Zustand und Wohlbefinden. Darüber hinaus bestehen insbesondere hinsichtlich der Verarbeitung von Informationen im Alter große individuelle Unterschiede, die sich mit zunehmendem Alter weiter vergrößern. In Bezug auf die geistige Leistungsfähigkeit wird zwischen der sogenannten fluiden und kristallinen Intelligenz differenziert. Unter fluider Intelligenz wird die Geschwindigkeit und Genauigkeit bei der Verarbeitung von Informationen verstanden. Es handelt sich demnach um die geistige Flexibilität bei der Problemlösung und die Fähigkeit sich in neuen Situationen zurechtzufinden. Diese Form der Intelligenz gilt als altersabhängig. Während der Kindheit und Jugend entfaltet sich das Potential der fluiden Intelligenz besonders stark. Im Laufe des vierten Lebensjahrzehnts erreicht diese Dimension der geistigen Fähigkeiten ihren Zenit. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer systematischen Abnahme der Schnelligkeit und Präzision bei der Informationsverarbeitung. Die Plastizität des Gehirns sinkt, während Schädigungen des zentralen Nervensystems zunehmen. Aufgrund verbesserter Lebensbedingungen und der guten Versorgungslage, ist es allerdings naheliegend, dass sich eine Verschiebung des Höhepunkts der geistigen Leistungsfähigkeit in Hinblick auf die fluide Intelligenz in Richtung des fünften Lebensjahrzehnts ergibt. Durch gezieltes kognitives Training kann zudem eine zeitliche Verlagerung erzielt werden. Allerdings besteht hierbei ein direkter Zusammenhang mit dem bisherigen Einsatz der kognitiven Fähigkeiten. Die individuelle Bildungsgeschichte in vorhergehenden Lebensabschnitten ist somit für Trainingserfolge mitbestimmend. Die kristalline Intelligenz ist im Gegensatz zur fluiden Intelligenz unabhängig vom Alter eines Menschen. Sie umfasst das Erfahrungs- und kulturgebundene Wissen. Dies bezieht sich nicht nur auf das Allgemeinwissen, sondern schließt auch das berufsspezifische Wissen und die Sprachgewandtheit mit ein. Die kristalline Intelligenz kann durch entsprechendes Training stabil gehalten werden und sogar mit steigendem Alter noch zunehmen. Dieser Aspekt ist vor allem im Hinblick auf die Erwerbstätigkeit von großer Bedeutung, da eine Zunahme an Berufserfahrung in diesem Kontext auch zu einem Ausbau der kristallinen Intelligenz führt. Somit wird der Wert eines älteren und erfahrenen Mitarbeiters deutlich. Zudem haben ältere Menschen häufig Strategien entwickelt, um das Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit zu kompensieren. Defizite im Bereich der Geschwindigkeit und Genauigkeit der Informationsverarbeitung, der Problemlösung unter Zeitdruck und der Anpassung an neue Situationen können meist durch Erfahrungs- und Allgemeinwissen sowie Sozialkompetenz ausgeglichen werden. Darüber hinaus belegen Studien, dass auch Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit, die als altersabhängig gelten, wie das Gedächtnis, durch Übung auf dem Niveau gehalten werden können, das im Erwachsenenalter vorhanden war. Kapitel 2.2.3, Zur Erhaltung der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit älterer Mitarbeiter: Auch wenn in Bezug auf die Definition und Beschaffenheit des lebensälteren Beschäftigten durchaus unterschiedliche Ansätze vertreten werden, liefert die entsprechende Literatur zahlreiche Hinweise zum Umgang mit lebensälteren Beschäftigten, die von vielen Alternsforschern geteilt werden. Dazu zählt die Erkenntnis, dass die Leistungsfähigkeit bei lebensälteren Mitarbeitern nicht zwingend nachlassen muss oder zumindest auf einem vergleichsweise hohen Niveau gehalten werden kann. Dies setzt jedoch voraus, dass Kompetenzen gezielt gefördert werden müssen, um sie dauerhaft zu erhalten. Die Kernaufgabe des Personalmanagements bei alternden Belegschaften muss demzufolge primär auf die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter, insbesondere der lebensälteren Beschäftigten mit ihren spezifischen Bedürfnissen, gerichtet sein. Dies betrifft zum einen die Erhaltung der Qualifikation von lebensälteren Arbeitnehmern und beinhaltet darüber hinaus auch die Förderung der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit Lebensälterer in Hinblick auf körperliches Leistungsvermögen sowie ihre psychosoziale Befähigung den Arbeitsbelastungen standzuhalten. Kapitel 2.2.3.1, Qualifikationserhalt bei lebensälteren Mitarbeitern: Die gezielte Unterstützung lebensälterer Mitarbeiter sollte nicht nur auf den Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit ausgelegt sein. Vielmehr gilt es physische und geistige Kompetenzen zu fördern. Auch im Bereich der Fort- und Weiterbildung Lebensälterer sollten dementsprechend wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt werden. Wie bereits […] beschrieben, nimmt hinsichtlich des geistigen Leistungsvermögens die fluide Intelligenz mit zunehmendem Alter ab, wohingegen die kristalline Intelligenz altersunabhängig ist. An dieser Stelle ist allerdings anzumerken, dass eine rapide Abnahme der fluiden Intelligenz bei älteren Beschäftigten nicht zu erwarten ist, da diese Abbauprozesse in der Regel erst im Verlauf des siebten Lebensjahrzehnts in starker Ausprägung auftreten. Dennoch können sich im Rahmen der Berufstätigkeit auch geringe Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit auswirken, vor allem bei Tätigkeitsbereichen, die hohe Anforderungen in Hinblick auf die Geschwindigkeit bei der Verarbeitung von Informationen stellen und die Lösung komplexer Probleme erfordern. Erste Entwicklungsverluste in Hinblick auf die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und das mathematische sowie räumliche Denken können ab einem Alter von 60 Jahren nachgewiesen werden, während verbale Fähigkeiten und induktives Denken erst im Zeitraum zwischen 67 und 74 nachlassen. Eine wesentlich stärkere Gefährdung in Bezug auf die Leistungsfähigkeit und Produktivität lebensälterer Mitarbeiter ergibt sich durch die Veralterung von Wissen und Qualifikationen. Dementsprechend sollten Qualifizierungsangebote durch Unternehmen und Organisationen auch die Einbindung lebensälterer Beschäftigter vorsehen, um einen dauerhaften Ausgleich zwischen den Qualifikations- und Anforderungsprofilen zu schaffen. Bei der Gestaltung solcher Maßnahmen ist es wünschenswert, dass die spezifischen Fähigkeiten und Bedürfnisse dieser Mitarbeiter entsprechend berücksichtigt werden. Die Besonderheiten hinsichtlich der geistigen Leistungsfähigkeit und dem Lernverhalten bei Lebensälteren werden im Folgenden näher erläutert. Entgegen dem weit verbreiteten Gerücht, ältere Menschen seien weniger produktiv, langsamer und würden über ein geringeres Lernvermögen im Vergleich zu jüngeren verfügen, ergaben Forschungen, dass Erwachsene einfach anders lernen. Mit zunehmendem Alter kommt es zwar zu einer Abnahme der Geschwindigkeit bei der Informationsaufnahme und damit auch zu einer Verlangsamung der Lern- und Denkprozesse, es existieren jedoch zudem lernrelevante Fähigkeiten, deren Leistungsfähigkeit gleichbleibend sind oder sogar im Verlauf des Lebens zunehmen. Zu diesen Attributen zählen beispielsweise Verantwortungsbewusstsein, berufliche Routine, betriebsspezifisches Wissen, Selbstständigkeit, Genauigkeit, Lebens- und Berufserfahrung, Zuverlässigkeit und eine bessere Selbsteinschätzung. Die im Laufe des Alterungsprozesses auftretenden Defizite im Bereich der Informationsaufnahme und -verarbeitung können jedoch auch positive Effekte hervorbringen. So führen diese Einschränkungen beispielsweise dazu, dass lebensältere Menschen unwichtigere Informationen eher ausblenden und sich auf Wesentliches konzentrieren. Als konstant bleibende Fähigkeiten gelten sprachliche Kompetenzen, kurze Aufmerksamkeitsspannen, die Fähigkeit zur Informationsaufnahme und Verarbeitung sowie die Merkfähigkeit im Langzeitgedächtnis. Auch die Kreativität und Lernfähigkeit müssen nicht zwingend mit steigendem Alter nachlassen und können bei entsprechender Förderung durch ein angepasstes didaktisches Vorgehen konstant gehalten werden. Die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme und Verarbeitung sowie des Lernens und Denkens sinkt jedoch mit zunehmendem Alter. Auch in Bezug auf die Risikobereitschaft, die Merkfähigkeit im Kurzzeitgedächtnis sowie die Kraft und Schnelligkeit ergeben sich im Verlauf des Alterungsprozesses Defizite.
Dr. Katharina Tadje wurde 1979 in Bückeburg geboren und erwarb zunächst 2006 ihren Bachelor in Social Sciences und VWL. Im Anschluss studierte sie Wirtschaft, Soziologie und Politikwissenschaften und schloss diesen Masterstudiengang 2008 erfolgreich ab. Um ihre Vorliebe für Wirtschaftswissenschaften weiter zu vertiefen, ging sie zunächst einer Beschäftigung am Lehrstuhl für Personalmanagement und Organisation an der Deutschen Hochschule der Polizei nach und traf 2009 die Entscheidung, im Bereich Personalmanagement zu promovieren. Heute ist sie als Personalleiterin eines unabhängigen, mittelständigen Energiedienstleisters tätig.
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