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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Gibt es eine spezifische Suchtpersönlichkeit? Was bedeutet Sucht aus lebendigkeitstheoretischer Sicht? Was ist die Biophotonentheorie und welche Möglichkeiten bietet sie? Wie kann Qígong-Üben positiv wirken? Auf Grundlage des Modells W. Mertens zur Suchtentstehung und den Möglichkeiten die das Qigong für Betroffene bietet, setzt sich die Autorin mit diesen Fragen auseinander. Mertensmodell zeichnet eine besondere Wertschätzung Drogenabhängigen gegenüber aus. Er identifiziert Potentiale, die es Wert sind erkannt und gefördert zu werden, um den Betroffenen ein erfülltes Leben mit weniger Ängsten zu ermöglichen. Nach Darlegung des Modells wird es mit verschiedenen Theorien der modernen Suchtforschung, wie das Vulnarabilitäts-Stress-Modell oder Salutogenesemodell in Beziehung gesetzt. Ähnlichkeiten und Widersprüche aufgezeigt, um eine erste Standortbestimmung vorzunehmen. Darüber hinaus skizziert die Autorin praktische Konsequenzen für die Anleitung von Qigong-Gruppen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, MERTENS’ Modell der Suchtentstehung: Nach Erläuterung zentraler Begriffe MERTENS’, werde ich nun sein Modell zur Entstehung von Abhängigkeitserkrankungen darlegen. 3.1, Persönlichkeitsmerkmale Drogenabhängiger nach MERTENS: Nach MERTENS’ Beobachtungen, zeichnet den (ehem.) Drogenabhängigen, wobei er sich vor allem auf Opiatabhängige bezieht, eine besondere Sensationsfähigkeit aus. Viele Drogenabhängige sind nach MERTENS in der Lage besonders vielfältig und intensiv die Welt wahrzunehmen, sich zu öffnen und sich von ihr berühren zu lassen. Die emotionale und kognitive Bewertungsebene aber ist, seiner Meinung nach, nicht ausreichend genug entwickelt, um diese intensiven Sensationen adäquat mit sich in Beziehung zu setzen. Es besteht eine starke Dichte zwischen dem Erleben und der persönlichen Wertung oder anders ausgedrückt, dieser Mensch ist schnell emotional betroffen und verletzbar, sein Gemüt dadurch leicht zu verunsichert. Er kann schwer eine entlastende Distanz dem Erleben und den Emotionen gegenüber einnehmen, so dass obig genannter Prozess der Verunsicherung in Gang kommen kann. Der Betroffene ist vor allem mit Krisen-bewältigung beschäftigt, in Reiz-Reaktions-Schemata verhaftet. Es entstehen Ängste, Frustrationen und ein schwaches Selbstvertrauen. Trotz allem besteht aber nach MERTENS bei Drogenabhängigen eine große Sehnsucht nach intensiven Erlebnissen, bei gleichzeitiger Angst vor einer Handlungsunfähigkeit. Diese Sehnsucht ist von besonderer Bedeutung. Nicht alle Menschen mit diesem Verhältnis zwischen intensiver Sensation- und eingeschränkter Handlungsfähigkeit müssen eine Sucht oder andere psychische Symptome entwickeln. Sie haben eher die Möglichkeit sich zu schützen, zum Beispiel durch ein risikoärmeres Leben. Der Suchtgefährdete aber sucht Grenzerfahrungen oder auch leidvolle, aber intensive Beziehungen und begibt sich so wiederum in Gefahr den daraus resultierenden Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Durch diese besonders ausgeprägte Sensationsfähigkeit, bei gleichzeitig geringer Distanz zur persönlichen Wertung, gefährden schwierige Bedingungen und Konflikte diese Menschen im besonderen Maße und können so eine Drogenabhängigkeit auslösen (MERTENS benennt die beschriebenen Persönlichkeitsmerkmale als notwendig, aber nicht hinreichend für das Entstehen einer Suchterkrankung). Drogen bieten den betroffenen Menschen die Möglichkeit aus ihrer Realität auszusteigen, der Emotionen und Gefühle (zumindest zu Beginn einer Abhängigkeit) wieder Herr zu werden. Drogen (vor allem auch Opiate) dienen als Reizschutz und Puffer. MERTENS erläutert weiter, dass durch diese negativen überfordernden Erfahrungen der verunsicherte Mensch selbst, häufig aber auch sein Umfeld (Familie, Therapeuten etc.), die besondere Sensationsfähigkeit abwertet. Ganz zentral für MERTENS’ Modell ist es aber, diese ausgeprägte Sensationsfähigkeit als besonderes Potential wertzuschätzen. Gleichzeitig sollte es aber Ziel sein die Bewertungsebene und Handlungsfähigkeit auf ein ausreichendes Niveau anzuheben. Denn eine ausgeprägte Sensationsfähigkeit bietet die Chance auf ein erfülltes, intensives Leben. Ist dieser Mensch beispielsweise in der Lage sein Umfeld günstig zu gestalten kann er durch die Auseinandersetzung mit der Welt wachsen und mittels seiner Erlebnisfähigkeit besondere kreativ oder auch einfühlsam sein. Die entscheidende Frage m. E. ist, auf welches Feld diese Besonderheit trifft. Ist dieser Mensch und sein Umfeld in der Lage den Schatz zu heben, darf Anderes sein und wird es getragen? Lerne ich Hilfsmittel, um mich zu schützen (beispielsweise mich auch zu verschließen oder zu entziehen) und handlungs-fähig zu bleiben oder überfordern mich die gegebenen und geschaffenen Bedingungen? Diese Reizoffenheit oder Sensationsfähigkeit von vornherein zu pathologisieren, sowohl von den Betroffenen selbst als auch von Angehörigen und Therapeuten, hemmt die Chance, die in ihr liegenden Potentiale zu entwickeln. MERTENS konnte die genannten Persönlichkeitsmerkmale bei allen ihm bekannten ehemals Drogenabhängigen in unterschiedlichen Ausprägungen beobachten, wobei diese Gruppe allerdings nicht groß genug ist, um als repräsentativ gelten zu können. 3.2, Mögliche Gründe für diese Persönlichkeitsmerkmale: Gründe für diese Persönlichkeitsstruktur können individuell unterschiedlichster Natur sein. MERTENS nennt hier genetische Dispositionen oder auch soziale Faktoren (wie erlebnisfeindliche Familien und Städte, die beispielsweise eine mangelnde Handlungsfähigkeit bedingen können). Nachfolgend lege ich meinerseits mögliche Einflussfaktoren dar: Auch schwierige Bedingungen in der Kindheit können einer besonderen Sensationsfähigkeit bei gleichzeitiger Dichte zur persönlicher Wertung zugrunde liegen, beispielsweise kann das Gehör geschärft werden, wenn ein schlagender Vater erwartet und befürchtet wird. Auch für Probleme auf der Handlungs- und Bewertungsebene können Über- oder Unterforderung verantwortlich sein (vgl. KLEIN 1991, 228). Werde ich häufig überfordert, erlebe häufig, dass ich nicht fähig bin Anforderungen zu erfüllen, werde ich schnell Reize als potentiell gefährlich bewerten, so dass eine besondere Dichte zwischen Sensation und Bewertung entsteht. Zudem wird sich meine Bewertung gegenüber der Bewältigbarkeit und Freundlichkeit der Welt voraussichtlich negativ entwickeln, welches wiederum, im Sinne einer ‘selbsterfüllenden Prophezeiung’, wirksam werden kann. Unterforderungen hingegen führen zu einem geringen Schatz an Handlungsstrategien. Ich bin nicht gut vorbereitet für das Leben und werde auch an mir zu zweifeln beginnen, wenn dann schwerwiegende Probleme auftreten, die mit meinem Erfahrungsschatz nicht zu lösen sind. Möglich ist auch, dass die Bewertungs- und Beziehungsebene durchschnittlich entwickelt ist, aber im Hinblick auf die stark ausgeprägte Sensationsfähigkeit nicht ausreichend handlungsfähig macht. Eine eingeschränkte Handlungsfähigkeit kann sich auch in der Phase eines Überganges erst entwickeln, wenn alte Strukturen sich auflösen und neue sich noch nicht etabliert haben. Die alten Handlungsstrategien sind nicht mehr adäquat oder stehen nicht mehr zur Verfügung. Anforderungen, die zuvor kaum ein Problem darstellten, können nicht mehr bewältigt werden, Selbstzweifel und Ängste treten auf und verstärken das Geschehen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass nach MERTENS den Drogenabhängigen eine besonders ausgeprägte Sensationsfähigkeit mit einer starken Dichte zur persönlichen Wertung ausmacht, bei gleichzeitiger Sehnsucht nach intensiven Erlebnissen, trotz Verunsicherungen und Ängsten. Kommen dann weitere Stressoren hinzu, kann sich eine Sucht entwickeln. Das eigentliche Problem liegt nach MERTENS aber nicht in der Sensationsfähigkeit des Betroffenen, sondern vielmehr im Umgang mit demselben. Diese Sensationsfähigkeit stellt ganz im Gegenteil einen besonderen Schatz dar. Wenn das Gemüt und die Handlungsfähigkeit gestärkt werden und ein Gefühl für das was einem Gut tut entwickelt wird, kann dieser Schatz gehoben werden. Was bedeutet ein erfülltes Leben mit großen Entwicklungspotentialen zu führen.

Über den Autor

Angela Kowsky ist Dipl. Sportwissenschaftlerin und seit 1999 in der ambulanten und stationären Suchthilfe tätig. Wilhelm Mertens hat sie in diesem Rahmen kennen gelernt und ist selbst Qigongschülerin bei ihm geworden. Er genießt im In- und Ausland großes Ansehen. Ein eigenes Trainingskonzept für Mütter entwickelte Angela Kowsky 2010, welches im Trias-Verlag veröffentlicht wurde.

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