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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Bereits in den 80er Jahren nannten Jugendliche in einer Musikbefragung insgesamt 40 verschiedene Typen ihrer Musikpräferenzen, Tendenz steigend. Musikalische Stilbarrieren sind gefallen und vermischen sich allmählich. Der technische Fortschritt lässt neue Gattungen und Trends entstehen – die gewohnten Höreindrücke ändern sich. Gleichzeitig kristallisieren sich besonders akzeptierte Musikstücke der Vergangenheit heraus, die nach wie vor beliebt sind, obwohl ihr Trend längst abgeflacht ist und ihre Auskopplungen Jahre zurückliegen. Diese Studie gibt einen Überblick darüber, welche charakteristischen Merkmale Hörgewohnheiten verändern können und betrachtet diese aus dem Blickwinkel von Kultur, Technik und Psychoakustik. Dabei wird Wert auf Praxisnähe und exemplarische Erklärungen gelegt, die sich im Bereich der Unterhaltungsmusik bewegen. Insbesondere werden die Stilrichtungen Pop/Electronica, Hip-Hop/Rap und Rock/Metal beleuchtet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3 BEEINFLUSSUNG DURCH MEDIEN: Wer glaubt, dass Massenmedien den Musikgeschmack der Bevölkerung widerspiegelt, der irrt. Vielmehr ist es eher anders herum. Zielvorgabe beim Rundfunk ist es zwar, einen gemeinsamen Nenner im Musikgeschmack der Masse zu finden, jedoch werden überwiegend ohnehin bekannte oder dem Stil nach vertraute Titel mit geringem Komplexitätsgrad eingesetzt. Diese Titel erfordern wenig Aufmerksamkeit beim Zuhörer. Zu ähnlich dürfen die Musikstücke allerdings auch nicht sein, weil die fehlende Variation beim Hörer zu Langeweile führt. Deswegen werden von den Sendern schnelle, aktivierende Songs mit langsamen, entspannenden gewechselt. Die Logik von Musiksendern zwingt Plattenfirmen, sich auf Lieder zu beschränken, die unmittelbar verständlich sind und auf direkte Weise beim Zuhörer funktionieren. Die Folge ist, dass meist oberflächlichere gegenüber innovativeren Titeln erfolgreich sind und beim Konsument als hörenswert erachtet werden. In der Sozialpsychologie ist dieses Phänomen des Mögens bei mehrfacher Wiederholung als Mere Exposure Effekt bekannt. Allerdings wird bei häufigen Wiederholungen früher oder später das Optimum erreicht. Danach sinkt die Wertschätzung wieder. Mediale Darstellung hat für Musik einen höheren Stellenwert als für andere Güter. Wird in den Medien beispielsweise Werbung für Nahrungsmittel gemacht, bedeutet dies noch lange nicht, dass es dem Kunden auch schmeckt, wenn er es kauft. Wird ein Musiktitel aber im Radio oder Fernsehen gespielt, kann der Zuhörer sicher sein, dass er genau denselben Titel as it is bekommt und kann sicher gehen, dass er ihn auch später so wahrnimmt, wie er ihn in den Medien zuvor gehört hat. Weil Musik selbst die beste Werbung für Musik ist, versucht die Musikindustrie im Laufe der letzten Jahre zunehmend für Hörfunk und Fernsehen zu produzieren: Obwohl zwischen 2000 und 2013 die tägliche Hörfunknutzungsdauer der deutschen Bevölkerung im Durchschnitt von 209 auf 186 Minuten leicht zurückging, ist das Radio neben dem Fernsehen mit zuletzt 189 Minuten pro Tag nach wie vor das meistgenutzte Massenmedium. So entwickelte sich ein bestimmtes Klangbild, um den Massengeschmack zu bedienen. Tim Renner, Musikjournalist und früherer Geschäftsführer von Universal Music in Deutschland schreibt zu den im Rundfunk gespielten Titeln: Die Medienlogik ist verheerend: Quoten können nur steigen, wenn gespielt wird, was der Konsument schon kennt. So beginnt eine Todesspirale für die Inhalte. Sie müssen beliebig sein, klingen wie Etabliertes, um funktionieren zu können. Die Qualität leidet, nichts wirklich Innovatives kann sich dauerhaft etablieren . Klangtechnisch kommt hinzu, dass durch das Senden im Rundfunk das Audiosignal grundsätzlich komprimiert wird. Das bedeutet, dass ein Titel, der ohnehin aufgrund des Pre-Masterings komprimiert wurde, so noch einmal zusätzlich komprimiert wird (siehe Kapitel 3.2 Audiosignal Kompression ). In Rundfunkanstalten haben sich hierbei Geräte wie Optimod oder Omnia etabliert, die das Audiosignal nicht nur komprimieren, sondern auch noch eingebaute Equalizer, Exciter , Automatic Gain Control und Limiter besitzen. Wie leicht zu schlussfolgern ist, verändert sich hierdurch das ursprüngliche Signal erheblich. So hört sich ein Song von CD oder Online-Shop oft völlig anders an, als im Radio oder Fernsehen. Übertragen auf die Musikproduktion bedeutet dies, dass Tonmeister auch beachten sollten, in welchem Zielmedium die Musik später präsentiert wird. So kann im günstigsten Fall die Mischung und das Pre Mastering des Musikstücks so angepasst werden, dass es sich im jeweiligen Zielmedium genau so anhört, wie vom Toningenieur gewünscht. 2.4 HÖR-VERÄNDERUNGEN DER JEWEILIGEN EPOCHE: Der Blick in die Vergangenheit macht deutlich, wie sehr sich Gewohnheiten in der Gesellschaft ändern können: Tonsatzlehren des 17. bis frühen 20. Jahrhunderts legten fest, dass die reine Quarte als Intervall dissonant klang und damit Missklang bezeichnete. In aktuellen Musikproduktionen ist dieser Umstand kaum mehr denkbar. Man stelle sich bekannte Quart-Intervalle, wie Presleys Love me tender oder den Tusch des deutschen Karnevals vor, würden sie vom Publikum als missfällig wahrgenommen werden. Dass sich in der heutigen Zeit feste Hörgewohnheiten gebildet haben, ist ein Irrtum. Musik entwickelt sich ständig weiter Neuartiges zu erschaffen liegt in der Natur des Menschen. In Kapitel 4: Psychoakustische Aspekte wird darauf näher eingegangen. Noch vor dem Entstehen der Unterhaltungsmusik, nahm sich auch die Ernste Musik vom Wandel der Hörgewohnheiten nicht aus. Beispielsweise irritierten Komponisten wie Richard Strauss oder Claude Debussy die damaligen Hörmuster ihrer Zuhörer um ca. 1900 gewaltig. Hauptsächlich wegen anderen harmonischen Wendungen, als das Publikum seinerzeit gewohnt war. Hierbei sollte erwähnt werden, dass die Gestaltung seinerzeit noch rein vom Komponist und den ausübenden Künstlern abhängig war. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ein Musikwerk nur live reproduziert werden, ohne technische Verstärkung, geschweige denn Aufnahmeverfahren. Die technischen Aufnahme- und Verbreitungsmedien führen zu einer Aufhebung der Raum- und Zeitgebundenheit der musikalischen Praxis, d.h. durch Übertragungsmedien wie bspw. der Schallplatte stimmen Ort und Zeit der Aufführung nicht mehr zwingend mit Ort und Zeit der Rezeption überein. Gleichzeitig wird dadurch der zuvor vorhandene Versammlungszwang, der für die Rezeption von Musik notwendig war, aufgehoben. Wirtschaftlich erschwingliche Tonaufzeichnungsmöglichkeiten, wie z.B. dem Grammophon oder der magnetischen Tonbandaufzeichnung sind erst innerhalb dieses Zeitraums, kurz vor 1900, erfunden worden. Mit der Einführung von tonaufzeichnenden Technologien kam eine neue Gestaltungsvariable hinzu - die Technik. 3 TECHNISCHE ASPEKTE: Erst einige Zeit später nach der Erfindung von Tonaufzeichnungsgeräten wurde in der Literatur der Begriff Übertragungsmusik für die technisch vermittelte Musik geschaffen. Doch nicht nur Klang-Übertragung, sondern auch Klang-Synthese sollte die Zukunft nachhaltig verändern. Die dadurch veränderte Rezeption der Musik über die Technik wurde 1967 vom Schweizer Musikwissenschaftler Werner Kaegi folgendermaßen beschrieben: Das Endprodukt … ist nicht identisch mit der Live Aufführung. Das Werk präsentiert sich schließlich in einer Gestalt, die zwar seine Aufführung vor dem Schallplatten- und Tonbandkonsumenten simuliert, mit dieser aber in Wirklichkeit nichts zu tun hat . Gemeint ist damit nicht nur die Aufnahme und Wiedergabe, sondern auch sämtliche Produktionsschritte, die dazwischen liegen. 3.1 HÖR-VERÄNDERUNGEN DURCH DEN STAND DER TECHNIK: Mit dem vorigen Zitat wird deutlich, dass das charakteristische Klangbild der jeweiligen Aufzeichnungs , Bearbeitungs und Wiedergabetechnologie wesentlich zur Veränderung von Hörgewohnheiten mit einspielt. So drängt sich die Frage nicht nur nach den technischen Möglichkeiten auf, sondern auch ihrem tatsächlichen Einsatz in der Praxis: Wie kann das Audioprodukt klangästhetisch umgesetzt werden? Eine sinnvolle Klanggestaltung sorgt für Erkennbarkeit, Schärfung, Trennung, Zusammenfassung und Gewichtung musikalischer Formen. Das klangästhetische Ideal bei technisch vermittelter Musik gibt es streng genommen nicht, denn beim Abhören fehlt der optische und raumakustische Eindruck, der das selektive Hören einzelner Instrumente erleichtert. Um diesen Eindruck zu kompensieren, müssen oft deutliche audiotechnische Veränderungen vorgenommen werden. Übertragen in die Praxis fasst der Diplom Tonmeister Hans Joachim Maempel zusammen: Wesentliches Kriterium der Musikvermittlung bleibt, inwieweit sie die Rezeption musikalischer Strukturen ermöglicht oder erleichtert. … Hierbei macht man sich die Hörerfahrung und die damit verbundenen Assoziationen des Publikums zunutze. … Das Klangbild soll so robust sein, dass das musikalisch Wesentliche .. erkennbar bleibt .

Über den Autor

Michael Köhler wurde 1982 in Heilbronn geboren. Nach abgeschlossener IT-Ausbildung arbeitete er 10 Jahre in diesem Bereich und erweiterte währenddessen seine Kenntnisse im Medienbereich. 2015 beendet er sein Ingenieur-Studium im Bereich der Audiovisuellen Medien mit Schwerpunkten im Musikbereich und der Psychoakustik. Die Faszination von der Verbindung zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiv messbaren, technischen Bedingungen motivierten ihn, das vorliegende Buch zu schreiben.

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