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Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Seit Tausenden von Jahren halten Menschen Haustiere zu verschiedenen Zwecken. Als Nahrung oder Arbeitskraft oder auch zum Vergnügen. Seit einiger Zeit wird immer klarer, dass die Beziehung und Kommunikation von Tier und Mensch weitaus komplexer ist als bisher angenommen. Studien zeigen, dass Haustiere einen großen Einfluss auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden haben. Sowohl Kinder als auch Erwachsene und auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen profitieren von der Zeit, die sie mit Tieren verbringen. Mittlerweile wird deshalb gezielt die Wirkung von verschiedenen Tieren, vor allem auf die menschliche Psyche, im Alltag und auch unter professionellen Rahmenbedingungen erforscht. Denn zunehmend werden Tiere auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, um gezielt zu fördern. Mittlerweile wird auch in den verschiedensten Einrichtungen wie Schulen, Altersheimen, Krankenhäusern oder Gefängnissen erfolgreich mit Tieren gearbeitet.
Textprobe: Kapitel 1.3, Die Kommunikation zwischen Tier und Mensch: Watzlawick, Beavin und Jackson unterscheiden zwei Formen der Kommunikation, nämlich die digitale und die analoge Kommunikation. Die verbal-digitale Kommunikation bezeichnet die Beziehung zwischen einem Wort und dem damit gemeinten Inhalt. Diese Zusammenhänge können ganz willkürlich hergestellt werden. Worte sind hier Zeichen für etwas Gemeintes. Sie werden normalerweise nach den Regeln der Logik und nach einer bestimmten Syntax und Grammatik verwendet. (vgl. Olbrich 2003, S. 84) Die digitale Kommunikation ist im Grunde das, was wir die menschliche Sprache nennen. Doch die verbale Kommunikation hat Grenzen, nicht nur dass es zu viele verschiedene Sprachen gibt, es gibt auch Probleme durch fehlende Kongruenz aufgrund möglicher Ambivalenzen zwischen dem Gesprochenen und den tatsächlichen Gefühlen (vgl. Hegedusch 2007, S. 45). Die analoge Kommunikation ist da ganz anders, sie ist ehrlicher, sie sagt das aus, was wir wirklich meinen. (vgl. Olbrich 2003, S. 85) Diese Art der Kommunikation kann auch bewusst eingesetzt werden, meistens ist sie jedoch ganz unbewusst und nicht leicht verstellbar. Unter analoge Kommunikation fallen alle körperlichen Signale, wie Gestik, Mimik, die Sprache der Augen und der Berührungen, und der Klang der Stimme. Im Gegensatz zur digitalen, sehr beschränkten, Kommunikation ist die analoge Form die Sprache, die jede/r versteht. Bereits Neugeborene kommunizieren mit ihrer Umgebung analog. (vgl. ebd. S. 85) Später sind Menschen in der Lage auf beiden Ebenen zu kommunizieren. Über die digitale Ebene wird Wissen und Inhalt vermittelt, auf der digitalen geht es eher um Beziehungen, um Gefühle (vgl. ebd. S. 85). Watzlawick ist berühmt für seine Aussage: Man kann nicht nicht kommunizieren. Damit ist gemeint, dass auch, wenn nicht digital kommuniziert wird, so kommunizieren wir doch immer in analoger Form. Und wenn wir digital kommunizieren, spielt immer auch die analoge Ebene eine Rolle. Insgesamt ist die analoge Kommunikation die ehrlichere, ältere und allgemein verständlichere Form der Mitteilung. Älter deshalb, da bereits unsere Vorfahren bis zur ‘Erfindung’ der Sprache sie benutzten. Und nicht nur jeder Mensch, sondern auch alle anderen Lebewesen kommunizieren vorrangig über die analoge Ebene. Sie empfangen in erster Linie die analogen Signale und senden ihre Botschaften auch wieder in dieser Form (vgl. ebd. S. 85). Deshalb ist die Form der analogen Kommunikation die Art von Kommunikation, die auch zwischen Menschen und Tieren vorrangig ist, sowohl im Alltag mit Tieren als auch in der tiergestützten Arbeit. In der analogen Kommunikation zwischen Mensch und Tier gibt es sowohl lautliche und verbale Elemente, als auch nonverbale. Denn auch wenn die einzelnen Wörter wenig bis gar keine Bedeutung haben, so hat die Stimme dennoch wichtige Funktionen. In der verbalen analogen Kommunikation geht es um Stimmlage, Stimmqualität, Lautstärke, Stimmcharakter und um andere Lautäußerungen. (vgl. Otterstedt 2003, S. 99) Je nachdem, wie eine Stimme klingt, wird etwas Anderes vermittelt. Es macht einen sehr großen Unterschied, ob eine Stimme fröhlich und gelassen klingt oder herrisch und laut. Besonders Tiere nehmen solche feinen Unterschiede genau wahr. Aber auch der Mensch unterscheidet zwischen verschiedenen tierischen Lauten. Auch wir bemerken den Unterschied zwischen einem freundlichen Bellen und einem tiefen Knurren. Zusätzlich zu Klang und Lautstärke der Stimme fallen auch andere lautliche Ausdrucksmittel in diese Kategorie. Zischlaute, Räuspern, Husten oder Pfeifen sind nur einige der menschlichen Lautäußerungen. Hunde schnüffeln, heulen oder schlappern zum Beispiel. (vgl. ebd. S. 99) Die verbale analoge Kommunikation ist noch eng mit der digitalen Kommunikation verbunden: Jedes Wort in der digitalen Form bringt auch verbale analoge Elemente mit sich. Ganz anders die nonverbalen analogen Elemente unserer Kommunikation. Diese Elemente sind körperliche Signale, die dem Gegenüber zeigen, was in uns vorgeht. Und das auch dann, wenn wir gerade mal keine digitale Kommunikation verwenden. Diese Elemente sind noch schwieriger zu verstecken als die verbalen Elemente. Mit ihnen kommunizieren wir auch dann, wenn wir nicht kommunizieren möchten. An erster Stelle stehen hier Mimik und Gestik. Die Augen, die Nase oder der Mund spielen als Mimik eine kommunikative Rolle. (vgl. Otterstedt 2003, S. 99) Zur Mimik gehört auch der Blickkontakt. Er spielt eine sehr wichtige Rolle für uns: Das Auge ist das primäre Sinnesorgan der Menschen geworden. Die Art und Häufigkeit eines Blickkontaktes ist abhängig von sozialer Stellung, Geschlecht, Kultur, Alter und vielem mehr. Kurze, flüchtige Blickintervalle wirken ganz anders als längerer Blickkontakt mit ruhigen Augenbewegungen und Lidschlüssen. Während ersteres als nicht direktes Ansehen empfunden wird, gilt letzteres als verbindlicher Blickkontakt. Ein Blick in die Augen des Anderen dient einerseits mir selbst zur Erkennung, aber auch dem/der Anderen um mich zu erkennen. Für den Menschen ist direkter Blickkontakt sehr wichtig, da er ein Willkommen sein, einen Gruß, Friedfertigkeit und Vertrauen oder aber auch Ablehnung zeigt. (vgl. ebd. S. 100) Auch für viele Tiere ist der Blick ein wichtiger Teil der Kommunikation. Hunde beispielsweise kommunizieren durch Blickkontakt bzw. reagieren darauf. Gesten sind ebenfalls eine sehr menschliche Art der Kommunikation, da sie auf zwei Beinen gehen können und die Hände frei bewegen können. Mit ihnen unterstreicht der Mensch meistens seine digitale Kommunikation. (vgl. Otterstedt 2003, S. 103) Tiere selbst besitzen keine Hände um selbst mit Gesten kommunizieren zu können, aber sie reagieren auf menschliche Gesten. Weniger bekannt sind andere Signale wie die Körperhaltung und Körperbewegung, wie beispielsweise Körperdrehungen, Rückenhaltung, Tempo und Rhythmus des Körpers. (vgl. ebd. 2001, S. 99) Zum Schluss gibt es noch die sensiblen nonverbalen Zeichen. Darunter fallen körperliche Vorgänge wie die Atmung, Herzfrequenz, Körpertemperatur, Gerüche, Schwitzen, Zittern, Gänsehaut und vieles mehr (vgl. ebd. 2003, S. 99). Besonders die analogen Kommunikationsmittel werden meist ganz unreflektiert eingesetzt, obwohl sie meistens wichtiger und echter wären als die digitalen Worte. Sie sind allerdings auch sehr schwer zu kontrollieren, da sie zwar hin und wieder bewusst eingesetzt werden können, aber in der Regel unbewusst und ganz automatisch ablaufen. Die sensiblen nonverbalen Signale sind besonders schwierig zu beeinflussen, da sie normalerweise ganz automatisch und unbemerkt ablaufen. So können wir unsere Atmung nicht wirklich steuern. Auch Zittern oder Schwitzen können wir nicht wirklich kontrollieren, weshalb es deutliche und echte Signale bei Menschen aber auch bei Tieren sind. Eine flache, erregte Atmung kann in einem Mensch-Tier-Dialog Unruhe bringen, während eine ruhige und tiefe Atmung entspannend wirkt (vgl. ebd. S. 100). Hunde teilen sehr viel mehr über solche körperliche Signale mit als der Mensch. Sie lecken ihre Gegenüber ab, wedeln mit dem Schwanz, oder stellen die Ohren auf. Sie schnappen nach Anderen oder legen sich vor Anderen auf den Rücken. Jedes einzelne Signal oder auch jede Kombination von Signalen hat eine ganz bestimmte Bedeutung. Obwohl sowohl Menschen als auch Tiere ähnliche analoge Signale benutzen, so werden sie doch sehr häufig ganz anders interpretiert. Der Mensch übernimmt im Kontakt mit Tieren beispielsweise vielfach seine eigenen Interpretationen von Mimik, welche häufig nicht zutreffend sind. So kann es geschehen, dass die menschlichen Signale falsch gesendet werden oder auch die Signale des Tieres vom Menschen falsch verstanden werden (vgl. ebd. S. 101). Tiere benutzen oft andere Signale als Menschen oder sie wollen etwas Anderes damit aussagen. Dann entstehen Missverständnisse und kein guter Dialog. Eine klare analoge Kommunikation ist aber sehr wichtig für Menschen aber besonders für Tiere, beide reagieren sehr sensibel auf solche Signale. Beide Seiten müssen sich aber auf Zeichen verständigen, die beide verstehen, da viele Signale vom Gegenüber nicht verstanden werden. Der körpersprachliche Dialog zwischen Mensch und Tieren gelingt meist dann besonders gut, wenn der Mensch versucht seine Ausdrucksmöglichkeiten auf das Tier abzustimmen, da das Tier umgekehrt dazu oft nicht in der Lage ist (vgl. ebd. 2001, S. 169).
Mag. Sigrid Lang wurde 1985 in Bozen geboren. Von 2004-2009 studierte sie Pädagogik an der Universität Innsbruck und erlangte dadurch den Magister der Philosophie. Bereits während des Studiums war sie fasziniert von der psychologischen und pädagogischen Arbeit mit Heim- und Haustieren. Selbst mit Tieren aufgewachsen hatte sie schnell bemerkt, dass Tiere positive Einflüsse auf den Menschen haben. Um diese Arbeit zu würdigen und die bisherigen Forschungsergebnisse zusammen zu tragen, entstand dieses Buch.
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