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- Stress in der Altenpflege: Supervision und Salutogenese als Mittel der Psychohygiene für Altenpflegekräfte
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Pflegen kann jeder! Dieser Slogan ist häufig zu hören, wenn es um die Pflege älterer Menschen geht. Nur wer einmal einen älteren Menschen gepflegt hat, weiß, dass Pflege an die Substanz gehen kann, wie viel physische und psychische Kräfte gebraucht werden um die Pflege, z.B. besonders Demenzkranker zu leisten. Gerade Pflegekräfte stehen in einem beruflichen Spannungsfeld zwischen den Bewohnern, der Heimleitung und Angehörigen. So ist Pflege heute vor allem Teamarbeit. Doch ein Team entsteht meist nicht einfach von selbst und existiert ohne Spannungen. Die Nähe zu den Bewohnern und deren Schicksal ist oft eine Belastung für Pflegekräfte. Hinzu kommt, dass Pflegekräfte häufig mit Dingen zu tun haben, die mit Ekel besetzt sind. Nicht ohne Grund sind, statistisch gesehen, nach 5 Jahren eines Ausbildungsjahrgangs weniger als 20% dieses Jahrgangs in der Altenpflege tätig. Altenpflegekräfte brauchen für ihren oft sehr belastenden Beruf die Möglichkeit einer inneren Entlastung. Dies wird in diesem Buch in der Supervision auf der Grundlage der Ergebnisse der Salutogenese gesehen. Supervision wird in diesem Buch als ein Mittel gesehen, das zur Gesunderhaltung der Pflegekräfte beitragen kann. In der Supervision ist die Möglichkeit gegeben, Problemfelder der Arbeit anzusprechen, aber auch konzeptionelle Arbeit zu leisten. Somit bietet Supervision einmal die Möglichkeit der Stabilisierung der Pflegekräfte, dann aber auch die Chance, die konkrete Pflege in einem Seniorenheim weiter zu entwickeln
Textprobe: Kapitel 4.5, Salutogenese für Altenpflegekräfte: Stress gehört zum Leben, zumal zum Berufsalltag. Dies ist auch an sich nicht schlimm! Problematisch wird es nur, wenn aus Stress Dauerstress wird! So schreibt Petzold, dass Pflegekräfte häufig mit einer altruistischen Orientierung in den Pflegeberuf kommen, aber dann schnell 'verschlissen [werden] – in ihrem Idealismus, ihrer Gesundheit …' 'Die Pflege von Schwerst- und Sterbenskranken kann sehr lohnend sein sie stellt aber zugleich aber [sic.] auch hohe Anforderungen an die inneren Ressourcen.' Anders ausgedrückt: Die Altenpflege gehört zu den stressreichsten Berufen. Zudem kommt bei sozialen Berufen, wie eben dem Beruf der Altenpfleger oft noch der Faktor hinzu, dass eine 'Selbstsorge' schwer fällt. Nun ist es, wie schon beschrieben mit dem Stress so, dass in der Auseinandersetzung mit stressenden Stimuli vor allem subjektive Bewertungsprozesse bedeutsamer sind als die objektiven Faktoren. Gerade im Kontext des transaktionalen Stressmodells von Lazarus wird Stress nicht als statische Größe gesehen, sondern als Veränderbar durch die Situation und Information. Somit ist 'Situationskontrolle' eine wichtige Ressource im beruflichen Alltag. Die Untersuchungen dazu gehen laut Udris et al. davon aus, dass es ein 'menschliches Grundbedürfnis nach Durchschaubarkeit, Verstehbarkeit und Beherrschbarkeit' gibt. Hingegen fühlen sich Menschen, die einen geringen Handlungsspielraum am Arbeitsplatz haben, bei an sich hohem Stressaufkommen, schneller erschöpft, haben depressive Zustände und leiden unter Schlafstörungen. Eine weitere Ressource ist die soziale Unterstützung. Udaris et al. beschreiben soziale Unterstützung 'als Transaktion von Ressourcen zwischen den Mitgliedern eines sozialen Netzwerks mit dem (implizierten oder explizierten) Ziel der gegenseitigen Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung des Wohlbefindens.' Sie sprechen in diesem Zusammenhang von einem dynamischen Prozess. Soziale Hilfe muss von der Person mobilisiert, gewonnen und aufrecht erhalten werden. Es muss die Bereitschaft bestehen, die Hilfe anzunehmen oder auch selbst zu geben. Vereinfacht kann gesagt werden: Je größer ein Arbeitsbereich so ausgestaltet ist, dass soziale Unterstützung ermöglicht wird, desto mehr vergrößert sich die Situationskontrolle und damit auch die Möglichkeit zur Stressbewältigung. Eine wichtige weitere Ressource im Berufsalltag ist das Selbstbild einer Person. Wer mit Selbstvertrauen an eine berufliche Herausforderung heran geht, wird diese weniger stressend empfinden, als eine Person, die die Aufgabe als Überforderung einstuft. Damit sind wesentliche Teile der generalisierten Widerstandsressourcen (Problemlösekompetenz, Ich-Identität, soziale Unterstützung) Antonovskys genannt. Hingegen ist das Kohärenzgefühl keine Ressource, sondern eine im Menschen durch Entwicklung angelegte Eigenschaft. Doch anders als Antonovsky geht man heute davon aus, dass diese allgemeine Gesundheitsressource sich auch jenseits der 30 in einer Person weiter entwickeln kann. Dies bedeutet konkret für die Altenpflege, Arbeits- und Umweltbedingungen schaffen, in denen die generalisierten Widerstandsressourcen 'verfügbar' sind und damit auch das Kohärenzgefühl gesteigert werden kann. Dies geschieht, wie oben schon beschrieben, vor allem durch die Möglichkeit, Situationen neu zu definieren. Diese Neudefinition geschieht vor allem durch soziale Netzwerke. Gerade Antonovsky hat auf die Wechselwirkung mit den anderen hingewiesen, vor allem 'in das Vertrauen in verlässliche Andere'. Es zeigt sich, dass ein hohes Kohärenzgefühl mit psychischer Gesundheit zusammen geht. Menschen mit hohem Kohärenzgefühl sind weniger ängstlich und depressiv. Entscheidend für die Gesunderhaltung ist also die Verfügbarkeit von generalisierten Widerstandsressourcen sowie einem hohen Kohärenzgefühl. Im nächsten Kapitel soll von dieser Grundlage aus einerseits der Frage der Psychohygiene nachgegangen werden und andererseits die Bedeutung der Supervision zur Gesunderhaltung von Pflegekräften besprochen werden.
Frank Koppelin wurde 1963 in Essen geboren und ist seit 1985 verheiratet. Der Autor studierte Theologie an der Theologischen Universität Kampen (NL) und Sozialpädagogik an der FH Koblenz. Frank Koppelin arbeitet unter anderem als Coach und Supervisor, vor allem in sozialen Einrichtungen sowie Altenheimen. Darüber hinaus ist er als Dozent für Religion und Gerontologie an Pflegefachschulen tätig.
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