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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Selfie ist der neue Begriff für ein altes Phänomen, das Selbstportra¨t. Von Beginn an diente die Portra¨tierung der eigenen Person einem bestimmten Zweck, der Inszenierung des Selbst, einhergehend mit der Demonstration von Macht und dem Wunsch zu Imponieren. Dieses Bestreben reicht bis in die heutige Zeit und kann auch auf dem Selfie beobachtet werden. Bei genauerer Betrachtung gibt es aber weitaus mehr zu entdecken und die Motivation zur Erstellung dieser Bilder ist wesentlich vielfältiger. Die visuelle Inszenierung erfolgt hier anhand gesellschaftlicher und kultureller Normvorstellungen im Sinne einer Idealisierung. Solche Normen und Wertvorstellungen gelten auch in Bezug auf ethische Prinzipien, welche jedoch für das Selfie nicht zwangsläufig einen Rahmen bilden. Aktuelle Erkenntnisse hinsichtlich der Deutung und Analyse von Bildern eröffnen neue Perspektiven und Interpretationsmo¨glichkeiten. Die folgende Untersuchung ist eine theoretische Abhandlung, welche das Phänomen des Selfies in bereits länger diskutierte Themengebiete wie die Selbstdarstellung im Alltag, das Impression Management, aber auch die philosophischen Theorien zur ästhetischen Wahrnehmung einordnet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Selbstinszenierung im Alltag und Impression Management: Wissenschaftliche Theorien zur Selbstinszenierung haben eine lange Tradition, etwa in Bereichen wie der Theater- und Kulturwissenschaft (Fischer-Lichte und Risi, 2004). Hier wird davon ausgegangen, dass die ganze Welt jedem stets als Bühne zur Verfügung steht und auch derartig genutzt wird. Dies ist kein Phänomen der Neuzeit, sondern findet seinen Ursprung im metaphorischen Gebrauch des Theaterbegriffs seit der Antike. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Selbstinszenierung besonders im sozialwissenschaftlichen (Erving Goffman) und psychologischen (Hans Dieter Mummendey) Kontext untersucht. In den letzten Jahren jedoch ist auch ein gesteigertes Interesse im Bereich der Forschung zu Kommunikationsmanagement und Public Relations unter dem Begriff Impression Management (Piwinger, 2009 Piwinger & Bazil, 2014 Biehl, 2007) zu beobachten. Die folgenden beiden Abschnitte gewähren einen Einblick in die Selbstdarstellung im Alltag nach Erving Goffman und die Definition von Impression Management nach Manfred Piwinger, um das Phänomen des Selfies in diesen Kontext einordnen und später diskutieren zu können. 3.2.1., Selbstdarstellung im Alltag nach Erving Goffman: Wenn der Einzelne eine Rolle spielt, fordert er damit seine Zuschauer auf, den Eindruck, den er bei ihnen hervorruft, ernst zu nehmen. Sie sind aufgerufen zu glauben, die Gestalt, die sie sehen, besitze wirklich die Eigenschaften, die sie zu besitzen scheint, die Handlungen, die sie vollführt, hätten wirklich die implizit geforderten Konsequenzen, und es verhalte sich überhaupt alles so, wie es scheint. Dem entspricht die allgemein verbreitete Meinung, dass der Einzelne seine Rolle für die anderen spiele und seine Vorstellung nur für sie inszeniere. Der Soziologe Erving Goffman (1922 – 1982) ging in seiner Annahme davon aus, dass jeder Mensch sich im Alltag selbst inszeniert. Dies geschieht bewusst, wie auch unbewusst. Innerhalb von Interaktionen, in denen er sich anderen präsentiert, versucht der Mensch immer eine Rolle zu verkörpern und diese aufrecht zu erhalten, mit dem Ziel einen gewünschten Eindruck beim Interaktionspartner zu hinterlassen. Goffman ging hierbei von einer Art Schauspiel aller Beteiligten aus, das er als ‘Theater’ bezeichnet. Er vergleicht diese Form der alltäglichen Selbstdarstellung mit einem kompliziert inszenierten Theaterstück, das all das enthält, was man auch in einem echten Theater vorfindet, eine Bühne, die Darsteller, Statisten, ein Publikum, einen Zuschauerraum und eine Kulisse. Goffman unterscheidet zwei Arten von Darstellern, zum einen denjenigen, der von seiner Rolle selbst überzeugt ist und die inszenierte Realität als wirkliche Realität ansieht, zum anderen denjenigen, der nicht an die eigene Figur glaubt und mit der erzeugten Realität bewusst zu steuern oder zu manipulieren versucht. Dies kann zum Eigennutz, aber auch zum Wohle der Gemeinschaft geschehen. Die Darstellung basiert auf anerkannten Normen und Wertvorstellungen der Gesellschaft. Diese dienen als Fundament für eine idealisierte Selbstdarstellung. Demzufolge stellt sich das Individuum in der Regel immer etwas besser dar, als es ist, oder der subjektiven Wahrnehmung des eigenen Selbstbildes geschuldet, als es glaubt zu sein. Erklärtes Ziel ist es, einen positiven Eindruck beim Gegenüber zu bewirken. Doch auch das gewünschte Erzeugen einer negativen Wahrnehmung ist nicht unüblich, wenn dies mit den Werten der Gesellschaft, in welcher sich das Individuum bewegt, konform geht. ‘In jedem Falle wird es im Interesse des Individuums liegen, das Verhalten und die Ansichten der anderen in einem gewissen Maße zu kontrollieren.’ Vor allem jedoch ist ihm daran gelegen die Reaktionen der Interaktionspartner, die auf das eigene Handeln folgen, zu steuern. Die von Goffman beschriebenen Aspekte und Mechanismen finden auch im Selfie ihre Anwendung. So dient das Selfie als visueller Kommunikationsträger, mit dessen Hilfe die Selbstdarstellung im Alltag und ganz besonders die Selbstdarstellung in den sozialen Medien betrieben werden kann. Bestimmte Kleidung, das Ablichten an besonderen Orten aus unterschiedlichen Perspektiven, verschiedene Farben oder vielfältige Bildstile, auch die Inszenierung gemeinsam mit anderen Personen, sowie Frisuren, Mimik, Gestik oder abstrakte Handlungen sollen die Selbstdarstellung unterstützen und ein gewünschtes Image des Darstellers beim Betrachter erzeugen. Außerdem dienen all die Aspekte dem Ziel die Anerkennung durch Dritte zu erlangen, sowie besonders im Kontext der Social Media das öffentliche Ansehen zu stärken. Inwiefern dies bewusst oder unbewusst geschieht, wird zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Arbeit noch einmal genauer untersucht.

Über den Autor

Tobias Koch wurde 1977 in Potsdam geboren. Nach langjähriger Berufserfahrung in der Medienbranche, die er bei einem Berliner Radiosender sowie als Fotograf sammelte, entschloss er sich im Alter von 34 Jahren noch einmal ein Studium im Bereich Kommunikationsmanagement an der Business School Berlin Potsdam zu beginnen, welches er im Jahr 2014 erfolgreich mit dem Titel Bachelor of Arts abschloss. Im Laufe des Studiums gründete er eine in Potsdam ansässige Kommunikationsagentur. Seine Leidenschaft für das Fotografieren in Verbindung mit der zu beobachtenden zunehmenden Visualisierung im Internet, welche er als Social-Media-Experte schon länger beobachtet, animierten ihn zu dieser vorliegenden Arbeit.

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