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- Ressourcenförderung statt Fehlersuche - Die Bedeutung zentraler Resilienzfaktoren: Ein Ratgeber für die Arbeit mit Kindern
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Frage, welche Faktoren dazu beitragen, dass sich manche Kinder positiv entwickeln, obwohl sie einer hohen Belastung ausgesetzt sind und warum andere Kinder mit ähnlicher Problematik Entwicklungsstörungen aufweisen, beschäftigt aktuell die Resilienzforschung, mit der sich die Autorin in diesem Buch auseinandersetzt. Darüber hinaus ist es ihr ein Anliegen, aufzuzeigen, wie die aktuellen Erkenntnisse aus der Resilienzforschung für die Praxis genutzt werden können. Anhaltspunkte dafür, wie die Ausbildung und Stärkung von Resilienz in der pädagogischen Arbeit umgesetzt werden kann, sind gerade im Hinblick auf die zunehmenden Belastungen von Kindern wichtig. Ein Paradigmenwechsel in der pädagogischen und psychologischen Praxis findet verstärkt seit den 1990er Jahren statt. Erst seit ca. 20 Jahren wird versucht, neben Risikofaktoren für die Entstehung psychischer Störungen, auch Schutzfaktoren, die für den Erhalt seelischer Gesundheit bedeutsam sind, zu identifizieren. Aus diesem Wechsel der Blickrichtung haben sich neue Wege für die Präventionsforschung ergeben.
Textprobe: Kapitel 3, Empirische Befunde zur Resilienzforschung: Der im vorhergehenden Kapitel beschriebene Paradigmenwechsel, also der veränderte Blickwinkel auf die kindliche Entwicklung unter Einbezug vorhandener Schutzfaktoren, wurde durch verschiedene empirische Studien untermauert und gefördert. Dabei wurde der Blick auf Kinder gerichtet, die sich trotz sehr schwerer Lebensbedingungen so gut entwickelten, dass sie Beziehungen eingehen konnten, die Schule meisterten und eine optimistische Lebenseinstellung aufrecht erhielten. Die systematische Resilienzforschung begann Ende der 1970er Jahre in Großbritannien und den USA. Erst Ende der 1980er Jahre wurde sie in Deutschland zum Forschungsgegenstand (vgl. Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse 2009, S.13). 3.1, Beschreibung wichtiger Studien aus der Resilienzforschung: Insgesamt wurden bisher 19 Längsschnittstudien im Rahmen der Resilienzforschung in Europa, den USA, Australien und Neuseeland durchgeführt. Die bekanntesten dürften international die ‘Isle-of-Wight-Studie’ (Rutter 1987) und die ‘Kauai-Längsschnittstudie’ (Werner/Smith 1982, 1992, 2001) sein. In Deutschland haben die ‘Mannheimer Risikokinderstudie’ (Laucht et al. 1999, 2000) und die ‘Bielefelder Invulnerabilitätsstudie’ (Lösel/Bender 1999, 2008) für die Resilienzforschung eine große Rolle gespielt. Aktuell läuft in Deutschland im Auftrag des Robert-Koch-Instituts die ‘BELLA-Studie’. Anhand einer Stichprobe von 4000 zufällig ausgesuchten Kindern wird deren psychische Gesundheit untersucht (vgl. Bengel et al. 2009). Ziel ist es herauszufinden, welche Risiko- und Schutzfaktoren die Entstehung psychischer Auffälligkeiten beeinflussen (vgl. Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse 2009, S.15). Nachfolgend wird auf drei Studien zur Resilienz näher eingegangen. Die ‘Kauai- Längsschnittstudie’ von Werner und Smith (1982, 1992, 2001), da sie als Pionierstudie der Resilienzforschung gilt. Die ‘Mannheimer Risikokinderstudie’ von Laucht et al. (1999, 2000) und die ‘Bielefelder Invulnerabilitätsstudie’ von Lösel und Bender (1999, 2008), da diese zwei Studien für die Resilienzforschung in Deutschland ausschlaggebend waren. Darüber hinaus können diese drei Studien hervorgehoben werden, da sie kumulierte Risikobelastungen berücksichtigen, die sich auf die Entwicklungsverläufe der Kinder beziehen. Außerdem haben sie das gemeinsame Ziel, interindividuelle Unterschiede der Kinder zu ergründen. Obwohl es in der methodischen Vorgehensweise Unterschiede gibt, kamen die Forscher zu relativ übereinstimmenden Ergebnissen, was die Merkmale betrifft, die an der Entstehung von Resilienz beteiligt sind (vgl. Wustmann 2011, S.86). 3.1.1, Die ‘Kauai-Längsschnittstudie’: Die ‘Kauai-Längsschnittstudie’ von Werner und Smith (1982, 1992, 2001 Werner und Johnson, 1999) gilt als Pionierstudie der Resilienzforschung. Sie ist die erste Untersuchung, die sich systematisch mit Risikokindern beschäftigt, die sich trotz ihrer schwierigen Lebensbedingungen zu kompetenten Erwachsenen entwickelt haben. Die Langzeitstudie erstreckt sich über einen Zeitraum von über 40 Jahren und gilt somit als Meilenstein und ‘one of the most ambitious studies of resilience’ (Walsh 1998, S.9). Die Studie, an der sich auch ein Team von Kinderärzten, Psychologen und Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialdienstes beteiligten (vgl. Werner 2008, S.21), fokussierte insbesondere den direkten Vergleich von resilienten und nichtresilienten Kindern, wobei ein Schwerpunkt die Frage nach Risiko- und Schutzfaktoren darstellte. Ziel war es, die physischen, psychischen und kognitiven Auswirkungen ungünstiger Lebensumstände der Kinder zu erforschen (vgl. Kipker 2008, S.53 Wustmann 2011, S.87). Die prospektiv angelegte Studie begann bereits in der pränatalen Entwicklungsperiode des kompletten Geburtsjahrgangs 1955 der auf der hawaiischen Insel Kauai geborenen Kinder, die verschiedenen Ethnien angehörten. Es handelte sich somit um 698 asiatische und polynesische Kinder, die über 40 Jahre hinweg begleitet wurden. Nach der Geburt wurde die Datenerhebung über die Kinder und ihre Familien im Alter von 1, 2, 10, 18, 32 und 40 Jahren erneut erfasst. Die Erhebungsinstrumente setzten sich aus Interviews und Verhaltens-beobachtungen von Personen aus dem sozialen Umfeld der Kinder, aus Persönlichkeits- und Leistungstests, aus Informationen von Behörden und ab einem Alter von 18 Jahren aus Interviews mit den Probanten selber zusammen. 3.1.2, Die ‘Mannheimer Risikokinderstudie’: Die ‘Mannheimer Risikokinderstudie’ wird von Manfred Laucht und seinen Mitarbeitern (Laucht et al., 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2009) am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim durchgeführt. In der als prospektive Längsschnittstudie angelegten Untersuchung werden ursprünglich 384 Kinder (199 Mädchen und 185 Jungen) von ihrer Geburt bis ins Jugendalter begleitet. Die zwischen dem 01.02.1986 und dem 28.02.1988 geborenen Jugendlichen mussten als Säuglinge folgende Kriterien erfüllen: Sie waren das erstgeborene Kind, keine Mehrlingsgeburt und wuchsen bei den leiblichen Eltern auf. Die Familien sind deutschsprachig, darüber hinaus liegen keine angeborenen Erkrankungen, Sinnesbehinderungen oder Missbildungen vor (vgl. Laucht et al. 2009, S.6 Kipker 2008, S.58). Die Studie beschäftigt sich mit Fragen nach Ursachen für besondere Entwicklungsgefährdung und für besonderen Schutz vor Entwicklungsbeeinträchtigungen. Des Weiteren wird danach gefragt, welche Entwicklungsfunktionen beeinträchtigt werden, sowie wann und wie sich Entwicklungsstörungen manifestieren. Außerdem interessiert die Forscher, ob organische oder psychosoziale Risiken bedeutsamer für die Prognose sind (vgl. Laucht et al. 2009, S.5). Gegenstand der Untersuchung sind zunächst eine detaillierte Beschreibung der psychischen Belastung von Kindern, die unterschiedlichen Risikobelastungen ausgesetzt sind. Darüber hinaus gilt es herauszufinden, inwieweit frühe biologische und psychosoziale Risiken, sowie protektive Kompetenzen und Ressourcen eine prädikative Bedeutung haben. Außerdem spielt die Analyse pathogener und salutogenetischer Mechanismen, der unterschiedliche Entwicklungsverläufe zugrunde liegen, eine bedeutende Rolle. Insbesondere die Mutter-Kind-Beziehung ist von Interesse. Ein weiteres Ziel der Studie ist eine Modellierung des Bedingungsgefüges von Risiko- und Schutzfaktoren und schließlich das Erlangen brauchbarer Hinweise zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung und Behandlung von Entwicklungsstörungen bei Risikokindern (vgl. Wustmann 2011, S.90 Laucht et al., 1999, S.74). Bisher haben sieben Erhebungswellen im Altern von drei Monaten, zwei Jahren, viereinhalb Jahren, acht Jahren, elf Jahren, fünfzehn Jahren und neunzehn Jahren stattgefunden (vgl. Laucht et al. 2009, S.6). In der Untersuchung wird zwischen organischen und psychosozialen Belastungen differenziert, deren Ausprägung zum Zeitpunkt der Geburt jeweils mittels einer dreistufigen Skala (von keine über leichte bis schwere Belastung) eingeschätzt wurde. Organische Risiken waren prä- und perinatale Komplikationen, wie niedriges Geburtsgewicht oder Sauerstoffmangel. Zu den psychosozialen Risiken zählten ungünstige familiäre Lebensbedingungen, also ein niedriges elterliches Bildungsniveau, eine disharmonische Partnerschaft oder beengte Wohnverhältnisse (vgl. Wustmann 2011, S.90). So entstand nach der Geburt aller Kinder ein Untersuchungsplan mit neun Risiko-Teilgruppen von einer in beiden Risikodimensionen maximal belasteten Gruppe, bis hin zu einer sowohl organisch als auch psychosozial unbelasteten Gruppe, wobei die Zuordnung zu einer Teilgruppe auf der Grundlage von Krankenakten und Elterninterviews erfolgte. 3.1.3, Die ‘Bielefelder Invulnerabilitätsstudie’: Die ‘Bielefelder Invulnerabilitätsstudie’ wurde von Lösel, Bender und Mitarbeitern durchgeführt (Lösel und Bender 1994, 1999 Lösel und Bliesener 1990, 1994 Lösel, Bliesener und Köferl, 1990 Lösel, Kolip und Bender, 1992, Bender und Lösel 1997, 1998). Das Ziel dieser Studie war die Untersuchung der seelischen Widerstandskraft von Jugendlichen, die besonders starken Entwicklungsrisiken ausgesetzt waren. Das Phänomen der Resilienz in Erziehungsfeldern außerhalb der Familie sollte erfasst und angenommene protektive Merkmale überprüft werden (vgl. Kormann 2007, S.46 Wustmann 2011, S.92). Als Zielgruppe für die Bielefelder Untersuchung wurden 66 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren aus der Heimerziehung ausgewählt, die einem Mehrfach-Problem-Milieu entstammten, aber in Fallbesprechungen und Erziehereischätzungen als resilient beschrieben wurden. Die Vergleichsgruppe bildeten 80 deviante Jugendliche aus denselben Heimen, die bei gleicher Risikobelastung massive Verhaltensstörungen zeigten. Diese zwei Gruppen wurden hinsichtlich der vier Merkmalsbereiche biographische Belastung, Problemverhalten, personale Ressourcen und soziale Ressourcen mittels Interviews, Fragebögen, Tests und einem Risikoindex untersucht. Neben objektiven Faktoren, wie schlechte Wohnverhältnisse oder Krankenhausaufenthalte, wurden auch subjektiv erlebte Belastungen, also Vernachlässigung oder finanzielle Schwierigkeiten, gemessen. Erwartungsgemäß zeigte sich, dass der subjektive Risikoindex stärker mit den Verhaltensauffälligkeiten korrelierte, als die objektiven Faktoren. Außerdem konnte die Datenauswertung eine hohe Validität der Erziehereinschätzungen belegen, da sie sich mit den Klassifikationen aufgrund der standardisierten Verfahren deckten (vgl. Wustmann 2011, S.93).
Sandra Eggers, M.A. wurde 1974 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur arbeitete sie zunächst als Flugbegleiterin. Ihr nebenberufliches Studium der Sozialen Verhaltenswissenschaften (Psychologie) an der Fernuniversität Hagen schloss die Autorin im Jahre 2002 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Art ab. Im Jahr 2011 folgte der Master of Arts im Fach Pädagogik an der Christian Albrecht Universität zu Kiel. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende Erfahrungen und Qualifikationen im Bereich Beratung und Coaching. Nach mehreren Auslandsaufenthalten, u.a. in den USA und in China, lebt die Autorin heute mit ihrem Mann und 3 Kindern in der Nähe von München. Momentan arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit zum Thema Work-Life-Balance und befindet sich in der praktischen Tätigkeit für die Approbation zur Psychotherapeutin.
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