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Psychologie

Christina Witteck

Resilienz in der Sozialpädagogik: Möglichkeiten der Resilienzförderung

ISBN: 978-3-8428-9619-2

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Nicht alle Menschen, die einer erheblichen Anzahl von Risikobelastungen ausgesetzt sind, entwickeln Probleme und Störungen. Es ist ihnen möglich, sich trotz dieser Widrigkeiten durchaus ‚normal‘ und sogar sehr positiv zu entwickeln. Dieses Phänomen wurde anfangs noch als ‘Invulnerabilität’ - Unverletzlichkeit - bezeichnet und etablierte sich in der Wissenschaft unter dem Begriff der ‘Resilienz’. Die ursprünglich aus der Psychologie stammende Resilienzforschung fand bald Anklang in pädagogischen Kontexten und wird heute bereits in sozialpädagogischen Arbeitskonzepten verwendet. Für viele in diesem Bereich Tätigen geht von dem Begriff der Resilienz eine große Faszination aus, denn erstmals werden nicht nur die Risiken und die daraus resultierenden Defizite einer Person wahrgenommen. Mit ihm wendet sich der Fokus den Faktoren zu, die es einer Person ermöglichen, sich trotz aller Widrigkeiten positiv zu entwickeln. Mit dem vorliegenden Buch wird die Bedeutung der Resilienzforschung für die Sozialpädagogik herausgestellt. Es wird auf die Umsetzbarkeit der Erkenntnisse der Resilienzforschung in der sozialpädagogischen Praxis eingegangen und es wird untersucht, ob die Resilienzforschung zu einer sinnvollen Erweiterung der Sozialpädagogik beiträgt. Darin wird die professionelle Haltung des Sozialpädagogen beleuchtet und an einem konkreten Beispiel aufgezeigt, wie die Resilienzforschung die Sozialpädagogik beeinflusst.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel I.7, Merkmale von Resilienz: Nach Laucht et al. zeichnen sich resiliente Menschen dadurch aus, dass es ihnen gelingt ‘Entwicklungsrisiken’ weitgehend zu kompensieren, negative Einflüsse auszugleichen und sich gleichzeitig gesundheitsförderliche Kompetenzen anzueignen (Laucht et al. 2000, S. 104). Die bisher durchgeführten Studien zu Resilienz, wozu eine kleine Auswahl im vorangegangenen Abschnitt dargestellt wurde, wurden zwar zu verschiedenen Zeiten und vor verschiedenen kulturellen und sozialen Hintergründen durchgeführt. Jedoch decken sich die Ergebnisse aller Studien fast vollständig und es konnte mit ihrer Hilfe erwiesen werden, dass resiliente Menschen verschiedene Merkmale aufweisen, die nicht-resiliente Menschen entweder nicht oder nur in einem geringeren Maße aufweisen. Die herausgestellten Merkmale, welche für die Ausbildung von Resilienz von Bedeutung sind, lassen sich in personale und soziale Merkmale unterscheiden. I.7.1, Personale Merkmale: Temperament: Ein Merkmal, das schon in der frühesten Kindheit eine grundlegende Rolle bei der Herausbildung von Resilienz einnimmt, ist das Temperament einer Person. Vor allem bei Kindern wird die Wirkung ihres Temperaments deutlich. Resiliente Kinder werden mit einem positiven oder ‘einfachen’ Temperament beschrieben. Solches äußert sich darin, dass diese Kinder eine fröhliche Grundstimmung aufweisen, leicht beruhigt werden können, sie kontaktfreudig und emotional ausgeglichen sind. Sie zeigen kaum Schlafprobleme oder Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme und sind zudem anpassungsfähig an neue Situationen (vgl. Wustmann 2004, S. 96). Durch ihr ‘einfaches’ (Bender, Lösel 1998, S. 127) Temperament ziehen sie leicht die positive Aufmerksamkeit von anderen Personen auf sich und die Interaktion zwischen ihnen wird erleichtert. Das macht es vor allem Kindern möglich eine feste Beziehung zu wenigstens einer Bezugsperson während der Kindheit aufzubauen, was besonders im Kontakt mit der Versorgungsperson von Bedeutung ist. Kinder, die hingegen ein ‘schwieriges’ Temperament aufweisen, erfahren seitens ihrer Eltern eher Feindseligkeiten, Gereiztheit und sind eher deren Kritik ausgesetzt. Wenn Eltern Probleme oder Streitigkeiten haben, so kann es sein, dass Kinder mit einem schwierigen Temperament zur Zielscheibe dieser Streitigkeiten werden. Dies kann eine Folge von negativen Kettenreaktionen nach sich ziehen (Rutter 1990, S. 191f.). Bei dem Temperaments-Merkmal ist jedoch zu bedenken, dass nicht allein das Temperament des Kindes ausschlaggebend ist, sondern vielmehr die Reaktionen der Eltern darauf bedeutsam ist, also wie sie mit dem Temperament des Kindes umgehen (vgl. Bender, Lösel 1998, S. 304). Resiliente Kinder zeigen neben dem einfachen Temperament zudem flexible Temperamentseigenschaften, die es ihnen ermöglichen, sich an verschiedene Situationen leichter anzupassen (vgl. Bender, Bliesener et al. 1995, S. 419). Das Temperament ist auch im späteren Leben eines Menschen von Bedeutung, denn es bestimmt zu einem großen Teil, auf welche Weise ein Mensch mit seiner Umgebung interagiert und wie er auf Stresssituationen reagiert (vgl. Rutter 1993, S. 629). Selbst- und umweltbezogene Kognitionen: Resiliente Menschen zeichnen sich durch ein positives Selbstkonzept aus (vgl. Werner 2001, S. 57), haben ein positives Selbstbild (vgl. Bender, Bliesener et al. 1995, S. 419) und ein hohes Selbstwertgefühl. Sie haben ein hohes Maß an interner Kontrollüberzeugung (vgl. Werner 2001, S. 57 und Bender et al. 1998. S. 130), wobei diese sehr differenziert und realistisch ist (vgl. Wyman 2003, S. 302). Resiliente Menschen scheinen ‘ein realistisches Gefühl dafür entwickelt zu haben, auf welche Dinge in ihrer Umgebung sie Einfluß nehmen können und auf welche nicht’ (Göppel 1997, S. 281). So ist resilienten Kindern zum Beispiel klar, dass sie einige Dinge, wie bestimmte Familien-Prozesse, nicht ändern können, dafür aber in anderen Bereichen (wie bei Streitigkeiten mit Gleichaltrigen) sehr wohl etwas bewirken können. Daran schließt sich an, dass resiliente Menschen ein hohes Maß an Selbstwirksamkeitsüberzeugung haben (vgl. Wyman 2003, S. 302f Rutter 1993, S. 629), d.h. ‘die subjektive Überzeugung, schwierige Aufgaben aufgrund eigener Kompetenzen bewältigen und mit dem eigenen Handeln tatsächlich etwas bewirken zu können’ (Wustmann 2004, S. 101). Gleichermaßen zeigen resiliente Personen eine realistische Einschätzung persönlicher Ziele, sozialer Zusammenhänge und zwischenmenschlicher Beziehungen (vgl. Bender, Lösel 1998, 128). Das Bewertungsverhalten in Bezug auf Ereignisse im Leben oder auf Stresssituationen kann von Mensch zu Mensch stark unterschiedlich sein (vgl. Rutter 1993, S. 630). Resiliente Menschen haben die Fähigkeit, von ihnen gemachten Erfahrungen für sich auf eine positive Weise zu interpretieren, selbst wenn es sich um negative Erfahrungen handelt. Als eine weitere Eigenschaft resilienter Menschen wird ein stark ausgeprägter Kohärenzsinn genannt (vgl. Joseph 1994, S. 29). Resiliente Kinder zeigen des Weiteren einen höheren Grad an Autonomie als nicht resiliente Kinder. Schon in frühen Lebensjahren zeigen sie das Bestreben, neue Erfahrungen zu machen und gehen offen auf Neues zu (vgl. Werner 2001, S. 57). Problemlösefähigkeiten: Resiliente Menschen nehmen in ihrem Leben vorwiegend eine proaktive Rolle ein. Sie reagieren weniger reaktiv, sondern kümmern sich aktiv um ihre Lebenssituation (vgl. Joseph 1994, S. 28). Besonders in der Konfrontation mit problematischen Lebenssituationen oder -ereignissen zeigen sie diesen gegenüber keine passive oder vermeidende Haltung, sondern übernehmen stattdessen selbständig Verantwortung und sind aktiv um die Problemlösung bemüht (vgl. Wustmann 2004, S. 100). Dadurch zeigen sie sich weniger hilflos (Lösel, Bender 2003, S. 25). Um solch ein Verhalten aufweisen zu können, müssen resiliente Menschen das bereits erwähnte hohe Maß an Selbstwirksamkeit und das hohe Selbstwertgefühl aufweisen (vgl. Rutter 1993, S. 629) und im gewissen Maße unabhängig sein. Es erfordert auch das effektive Ausnutzen der eigenen Ressourcen und Fähigkeiten, die einer Person zur Verfügung stehen (vgl. Wustmann 2004, S. 101). Im Allgemeinen sind die ‘Selbsthilfe-Fähigkeiten’ bei einer resilienten Person fortgeschrittener als bei Nicht-Resilienten (vgl. Werner 2001, S. 57). Dazu müssen sie auch die (soziale) Fähigkeit aufweisen, sich an andere Menschen (z.B. im Falle von Kindern an Erwachsene oder Peers) wenden zu können um sie in Problemsituationen um Hilfe bitten zu können (Bender, Lösel 1998, S. 135).

Über den Autor

Christina Witteck wurde 1983 in Berlin geboren. Ihr Studium der Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel schloss die Autorin im Jahre 2009 mit dem akademischen Grad ‘Diplom-Pädagogin’ erfolgreich ab. Derzeit ist sie als Sozialpädagogin im Bereich der beruflichen Qualifizierung und Ausbildung Jugendlicher/junger Erwachsener tätig. Die Autorin befindet sich zudem in der Weiterqualifizierung zum MBA - Sozial- und Gesundheitsmanagement.

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