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Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Themen Schule und Bildung führen regelmäßig zu hitzigen politischen Diskussionen und von allen Seiten werden Neuorientierungen oder grundlegenden Änderungen innerhalb des Bildungswesens eingefordert. Das schlechte Abschneiden der Schüler in kognitiven Bereichen sowie die zunehmende Gewaltbereitschaft und Aggression unter Kindern und Jugendlichen in der heutigen Gesellschaft bedingen ein Umdenken. Da die Schule der heutigen Zeit überwiegend Erziehungstätigkeit leisten muss und Kinder vermehrt Verhaltensauffälligkeiten aufweisen, stellt sich die Frage nach einem geeigneten Unterrichtsverfahren zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Herzensbildung von Kindern. Auf dem Gebiet der Forschung wurden einige wissenschaftliche Publikationen hervorgebracht, die sich mit der Wirkung von Musik auf die kognitive Entwicklung und andere Persönlichkeitsmerkmale befassen. Eine der umfassendsten Studien auf diesem Gebiet wurde unter der Leitung von Professor Hans Günther Bastian an Berliner Grundschulen durchgeführt, deren Ergebnisse anregen, über vermehrten Einsatz von Musik im pädagogischen Alltag nachzudenken. Auch die Aussagen von Fachleuten aus dem unmittelbaren musikpädagogischen Praxisfeld lassen eindeutig die positive Auswirkung von Musik im Unterrichtsalltag erkennen, weshalb den Transfereffekten von Musik unbedingt mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Musik muss alle Bereiche des Schullebens durchdringen, um die Gesamtpersönlichkeit von Kindern zu fördern sie gehört in die Mitte und nicht an den Rand des Schulalltags. Das pädagogische Prinzip Rhythmisch-musikalische Erziehung zeigt sich als ideales Verfahren, um die Erkenntnisse der Forschung in der Praxis des Unterrichtsalltags wirksam werden zu lassen.
Textprobe: Kapitel 3.2.2.1, Was macht Persönlichkeit aus: Den Begriff Persönlichkeit definieren vor allem Agnes Palmisano und Helga Neira-Zugasti in ähnlicher Weise. Agnes Palmisano verweist auf den Grundbegriff ‘personare’ und meint ‘durchtönen’, wobei sie hier an Stimme erinnert, als Spiegel des Innersten eines Menschen. Auch Helga Neira-Zugasti geht vom Grundbegriff ‘personare’ aus und meint ‘was klingt, was bringt ein anderer Mensch herüber’. Beide Pädagoginnen deuten in ihren Erklärungen den Zusammenhang von Persönlichkeit und Musik an, den auch Hans Günther Bastian herstellt, wenn er meint: ‘Musizieren ist zweifelsfrei ein Königsweg jener Erziehung, die eine umfassend gebildete Persönlichkeit zum Ziel hat’. Für Walter Kern macht Persönlichkeit die Einbindung in eine Gemeinschaft aus, Toleranz anderen gegenüber zu gewähren, Selbstreflexion durchzuführen und sich zurücknehmen zu können. Er ist überzeugt, dass gemeinsame musikalische Erfahrungen einzelne Persönlichkeiten prägen. Hier geht er konform mit Hans Günther Bastian der sagt: ‘Zur Persönlichkeitswerdung der Kinder gehört ganz wesentlich die Fähigkeit zum sozialen Verhalten’. Fortschritte in der Entwicklung einer Persönlichkeit zu erkennen, ist für Walter Kern in drei Schritten zu sehen: in Selbstorganisation, im Umgang in einer Gemeinschaft und in Eigenständigkeit. Agnes Palmisano meint den Fortschritt der Persönlichkeit an drei Komponenten zu erkennen: der kognitiven sowie der sozialen Komponente und in der Konzentration. Sie lässt am deutlichsten einen Vergleich zu Bastians Studie erkennen, denn jene Bereiche wie Intelligenz, Soziale Kompetenz und Konzentration wurden von Hans Günther Bastian wie bereits dargestellt auf positive Transfereffekte überprüft. Helga Neira-Zugasti spricht von acht Bereichen die ein Mensch zur Verfügung hat um sich mit der Welt auseinanderzusetzen und sich zu entwickeln: Bewegung, sozial-emotionales Handeln, Denken, Empfinden/Wahrnehmen, Sprechen, Wollen, Intuieren/Kreativsein, Erinnern/Merken. So Menschen die Möglichkeit haben in einem Raum-, Zeit- und Dynamikgefüge, das ihren Möglichkeiten entspricht, ihre Fähigkeiten zu entwickeln gibt es laut Neira-Zugasti keine Störung sondern nur positive Entwicklungen. Auch Bastian erwähnt einzelne Fähigkeiten und Bereiche, die durch Musik eine positive Entwicklung erfahren: ‘Hier geht es um so genannte Transfereffekte des Musizierens auf die Persönlichkeit des Menschen. Wir wissen aus der neueren Grundlagenforschung unseres Faches sehr wohl (…), dass Musik, Musizieren und Musikerziehung kognitive, kreative, ästhetische, soziale, emotionale und psychomotorische Fähigkeiten in ein und demselben Lernprozess fördern können.’ In dieser Aussage sind etliche Bereiche enthalten, die auch Helga Neira-Zugasti für Persönlichkeitsentwicklung genannt hat. 3.2.2.2, Wirkung von Musik: Die Langzeitstudie von Professor H.G. Bastian über Musik und ihre Wirkung auf die allgemeine und individuelle Entwicklung von Kindern, ist allen Gesprächspartnern bekannt. Alle stimmen den Aussagen der Studie zu und sind von der Wirkung der Musik auf die Persönlichkeitsentwicklung sowie der Schulung von Kreativität, Konzentration und den sozial-emotionalen Kompetenzen überzeugt. Walter Kern spricht bezüglich Musikwirkung vor allem von anderer Freizeitbeschäftigung der Kinder und einer anderen Einstellung zur Schule, sowie von deutlicher Veränderung der sozialen Kompetenzen. Er selbst führte eine vierjährige Studie bezüglich Leistungsunterschieden von Kindern mit vermehrtem Musikengagement und Kindern aus Regelklassen durch. Seine Daten zeigten ein deutliches Ergebnis zugunsten von Musikschwerpunktklassen. Auch Bastian hat in seiner Langzeitstudie Schulleistungen verglichen und kam zu dem Schluss: ‘Erweiterte Musikerziehung führt nicht zu solchen Leistungssteigerungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch, dass diese als wissenschaftlich nachweisbare Effektgrößen bewertet werden könnten. (…) Tatsache aber bleibt, dass die zeitliche Mehrbelastung der Schüler in den musikbetonten Grundschulen durch das Lernen eines Instruments und das Ensemblespiel ganz eindeutig nicht zulasten der Leistungen in den so genannten Hauptfächern geht’. Auch Agnes Palmisano verweist im Bezug auf die Wirkung von Musik vor allem auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen, sowie die Entwicklung der eigenen Person, womit sie wiederum mit Bastian einer Meinung ist: ‘Das eindeutigste (und für uns überraschendste) Ergebnis unserer sechsjährigen Langzeitstudie bezieht sich auf die (…) sozialpädagogische Wirkkraft, auf das Sozialverhalten’. Helga Neira-Zugasti erklärt die Wirkung von Musik über das intermodale Zusammenschließen vieler Rindenareale, da es im Gehirn kein spezifisches Musikzentrum gibt. Auch hier kann eine Verbindung zu Bastian gezogen werden, der sagt:’Wir wissen heute, dass (…) Musik stets beide Hirnhälften aktiviert, was zu einer optimaleren Ausbalancierung beider Hemisphären führen muss. Die meisten Menschen aktivieren für bestimmte Tätigkeiten eine der beiden Hirnhälften stärker als die andere. Forschungsergebnisse bei Musikern legen nahe, dass diese sich nicht in ein solches Alternativschema einordnen lassen, sondern über eine bessere Verbindung zwischen den beiden Hemisphären verfügen und diese die Folge jahrelanger musikalischer Aktivität ist’. Auf die von Howard Gardner definierten multiplen Intelligenzen angesprochen, ist Walter Kern überzeugt, dass eine verstärkte musikalische Betätigung auf das Gehirn und andere Bereiche Auswirkungen hat. Helga Neira-Zugasti meint, dass Gardner einen wesentlichen Anstoß gegeben hat, entwicklungsdynamisch zu denken, allerdings sieht sie die einzelnen Intelligenzbereiche differenzierter. Auch Bastian spricht von der Rahmentheorie der multiplen Intelligenzen, da sein Anspruch auf Erziehung durch Musik darauf anspielt. Neben anderen Intelligenzformen nennt Gardner eine musikalische Intelligenz. Von ihr behauptet er, dass sie evolutionsgeschichtlich gesehen für die Prozesse des künstlerischen Schaffens von größerer Bedeutung sei als etwa die in Intelligenzdiskussionen so überbewertete Dimension der mathematisch-logischen Intelligenz. 3.2.2.3, Aggressivität und Musik: Bezüglich Aggressivität spricht Walter Kern von äußerster Konzentrationsfähigkeit bei aggressiven Kindern, so sie musikalisch aktiv sind und verweist auch auf das Musikinstrument als Kanal, Aggressionen loswerden zu können. Auch Agnes Palmisano spricht von Musik als Möglichkeit Emotionen zu kanalisieren. Helga Neira-Zugast sieht das Thema Aggression als mehrschichtiges Problem, Musik kann ihrer Meinung nach Wirkung zeigen, aber in dem Moment wo das Kind aus diesem Feld draußen ist, zeigt sich aggressives Verhalten wieder, weil ihm im Primärfeld nicht geholfen wird. Sie weist darauf hin, wie wichtig es ist, die Ursache der Aggressivität zu finden. Auch Hans Günther Bastian spricht das Gewaltproblem in Schulen, die moralische Verwahrlosung und die wachsende Aggressions- und Gewaltbereitschaft der heutigen Jugend an. Er plädiert daher: ‘Umso wichtiger ist die bildungspolitische und fachpädagogische Botschaft der vorgelegten Berliner Langzeitstudie: Musik und Musizieren sind eine soziale Chance zu rechtzeitiger und wirkungsvoller Prä- und Intervention gegen die Aggressionspotentiale unserer Kinder.’ Denn: ‘Die Daten der Studie belegen überzufällig und unmissverständlich, dass aktives Musizieren (…) mit seinem emotionalisierenden Potential geeignet ist, Konflikte der Jugendlichen zu mildern, Gefühle und Aggressivität, des Trotzes und der Selbstsicherheit besser zu bewältigen und wachsendes Anatomiebestreben zu fördern und zu unterstützen. Dass Musik gerade prädestiniert ist, Stimmungslabilität und gefühlsmäßige Zerrissenheit aufzufangen, bedarf keiner Hervorhebung.’
Barbara Parisch, B.Ed., M.A., unterrichtet als ausgebildete Volks- und Sonderschulpädagogin seit über 16 Jahren an einer privaten Wiener Volksschule Klassen mit musikalischem Schwerpunkt. Geprägt durch ihre eigene intensive Musikausbildung von frühen Kindesjahren an sowie zahlreiche musikalische Betätigungen ließ sie Musik und Rhythmik nachhaltig in ihren Unterricht einfließen. Die damit verbundene positive Entwicklung ihrer Schüler motivierte sie, sich der Thematik dieses Buches zu widmen, um ihre praktischen Erfahrungen auch wissenschaftlich zu untermauern.
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