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Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Warum sollen wir uns mit dem Thema Demenz auseinandersetzen, einer Krankheit bei der jeder hofft, dass sie einen selbst nie betreffen wird? Mit der zunehmenden Lebenserwartung steigt die Zahl alter Menschen in unserer Gesellschaft stetig an. Wir werden zwar immer älter, aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch über einen immer längeren Zeitraum pflegebedürftig. Es herrscht Angst vor einem solchen Tod auf Raten . Hilflosigkeit, finanziell beschränkte Mittel und Abhängigkeit von Pflegenden führen oft dazu, dass pflegebedürftige Menschen schlecht behandelt werden. Menschenwürdige Pflege sollte selbstverständlich sein und die Würde der Kranken gewahrt werden.
Textprobe: 2.4.2, Therapiemöglichkeiten: Auf medizinischem und psychologischem Gebiet wird nach wie vor an Ursachen und Therapieformen der Demenz geforscht. Die Auslöser der Alzheimer-Krankheit sind bisher nicht ausreichend bekannt. Genetische Faktoren scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Einfluss von Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes auf die Krankheit werden gegenwärtig erforscht. Eine Heilung der primären Demenzen ist zum gegenwärtigen Forschungsstand nicht möglich. Nur bei den sekundären Demenzen ist durch die Heilung der primären Krankheit eine Besserung oder Erhaltung des Ist-Zustandes möglich. Therapien werden gegenwärtig nur für die frühen Phasen der Demenz und nicht für spätere angeboten, wobei eine Therapie die Verhaltensauffälligkeiten und Symptome der Krankheit bessern und den Krankheitsverlauf verzögern soll. Die derzeitigen Therapiemöglichkeiten erlauben eine Verzögerung der Krankheit um durchschnittlich sechs bis zwölf Monate. Alzheimer-Patienten werden häufig medikamentös mit Anti-Dementiva (Acetylcholinesterasehemmern) behandelt. Diese Medikamente verhindern eine Zeit lang den schleichenden Abbau des Überträgerstoffes Acetylcholin und halten damit Gedächtnis- und Konzentrationsvermögen länger aufrecht. Auch mit der Krankheit verbundene Symptome wie Angst, Unruhezustände und Schlaflosigkeit bessern sich mit Hilfe der Medikamente. Ziel ist es, den Gesundheitszustand von Alzheimer-Patienten so lange wie möglich zu stabilisieren. Langfristig helfen die bisher entwickelten Medikamente jedoch nicht. Sie verzögern den Verlauf der Krankheit nur für eine gewisse Zeit. Die gegenwärtige Forschung arbeitet an einer Art Impfung gegen Alzheimer. Durch Verabreichung von Amyloid bildet der Körper Antikörper gegen das schädliche Eiweiß. Diese Möglichkeit wurde bereits weltweit erfolgreich getestet, z. B. an der ETH Zürich durch Nitsch. Allerdings erkrankten etwa 7 % der Teilnehmer an Entzündungen des Gehirns. Der Test wurde abgebrochen und die Entzündungen mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Ein Teil der Patienten erlitt bleibende neurologische Schäden aufgrund der Entzündung. Es stellt sich die Frage, ob bei es bei einer Möglichkeit der Therapie gegen Alzheimer ethisch vertretbar ist, eine Impfung nur deshalb vorzuenthalten, weil das Risiko für eine Entzündung des Gehirns mit ca. 7 % relativ hoch ist. Sicherlich wäre es am besten, den Patienten im leichten und mittleren Stadium der Demenz selbst entscheiden zu lassen, ob er bereit ist, ein solches Risiko einzugehen. Die Vorenthaltung der Behandlungsmöglichkeit erscheint hier paternalistisch (vgl. Kapitel 3.3.3). Außerdem existiert ein großes Angebot an nichtmedikamentösen Therapieformen, wie z. B. Validation, Realitätsorientierungstraining (ROT), Gehirnjogging, Personenzentrierter Ansatz (Kitwood), Verhaltenstherapie und Biografiearbeit. Ziel der meisten Therapieformen ist es, die Orientierung an der Realität so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Ausnahmen bilden die Validation nach Naomi Feil und der personenzentrierte Ansatz nach Kitwood, die den Kranken in seinem Zustand ‘abholen’. Diese Arbeit soll nicht detailliert auf die medizinischen und psychologischen Fragen und Therapiemöglichkeiten bei Demenz eingehen, sondern nur insofern sie für die Beschäftigung mit den ethischen Fragen in diesem Zusammenhang notwendig sind. Auffällig ist, dass die meisten Therapien darauf abzielen, unerwünschte Verhaltensweisen zu therapieren, sei es medikamentös oder verhaltenstherapeutisch. Aber ein Demenzkranker kann nicht dressiert werden. Die Anderen müssen lernen, mit dem veränderten Verhalten umzugehen.
Christine Jende wurde 1977 in Bad Aibling geboren. Ihr Studium der Philosophie und Germanistik schloss die Autorin im Jahre 2007 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Sie beschäftigt sich besonders mit dem praktischen Gebiet der Philosophie. Die Erfahrungen mit ihrer demenzkranken Großmutter motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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