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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 78
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Deutsche Bundeswehrsoldaten befinden sich seit Jahren im Zuge ihrer Auslandseinsätze in Kriegsgebieten, in denen sie extremen Situationen ausgesetzt sind und Erfahrungen machen, die sie nicht verarbeiten können. Diese Erfahrungen führen immer öfter dazu, dass sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland Posttraumatische Belastungsstörungen entwickeln. Was verbirgt sich hinter dieser Störung und wie kann sie entstehen? Was macht Erfahrungen traumatisch? Dieses Buch gibt einen detaillierten Einblick in die klinische Symptomatik der Störung und gibt zudem umfangreiche Informationen zur Ätiologie und Epidemiologie. Weiterer Schwerpunkt sind die Darstellungen der aktuellen Ergebnisse zur Risiko- und Resilienzforschung im Kontext der Posttraumtischen Belastungsstörung. Das Buch schließt mit der Erläuterung des psychologischen Therapiekonzepts der Bundeswehr und der Darstellung eines sozialpädagogischen Betreuungskonzepts.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Peritraumatische Reaktion: Die individuelle Reaktion während der Einwirkungsphase des Traumas wird als peritraumatische Reaktion bezeichnet. Diese hat, so zeigen diverse Studien, eine zentrale Bedeutung für die Pathogenese der PTBS. Bei der peritraumatischen Reaktion kann dann zwischen beobachtbarem Verhalten, emotionalem und kognitivem Erleben und mentalen Prozessen differenziert werden. Zu den beobachtbaren Verhaltensweisen zählen Konversion, Agitiertheit und Stupor, des Weiteren Panik, Desorganisiertheit und schwere Schlafstörungen. Aus diesen chaotischen und ungeordneten Reaktionen folgt die Wahrnehmung des Ereignisses durch die Betroffenen als unkontrollierbar und unvorhersagbar. So ist das kognitive Erleben durch Furcht, Panik, Betäubung und Konfusion geprägt. Bei der Einwirkung eines traumatischen Ereignisses werden bestehende Sicherheitsüberzeugungen erschüttert und bereits prätraumatisch bestehende Bedrohungswahrnehmungen verstärkt. Wie oben erläutert kann die traumatische Erfahrung nicht in bestehende Schemata integriert werden, sodass das traumatische Ereignis eine verwirrende Wirkung des Kontrollverlusts und Nichterfüllung der bestehenden Sicherheitsüberzeugungen auslöst. Während des Ereignisses kann schon die erlebte Bedrohung, sowie der Eindruck kein autonom handelndes Individuum zu sein, traumatisierend sein, unabhängig von der tatsächlichen objektivierbaren Bedrohung. Die Intensität der eigenen emotionalen Reaktion (wie z. B. Angst und wahrgenommene Belastung während des Ereignisses) spielt hier eine wesentliche Rolle. Bedeutsam ist dann des Weiteren, ob während des traumatischen Erlebnisses die Bedrohung der eigenen körperlichen Integrität wahrgenommen wird und inwiefern sich der Betroffene einen (minimalen) Handlungsspielraum schaffen kann. Das emotionale Erleben umfasst dann insgesamt Reaktionen wie z. B. ‘das Erleben von Todesangst […], das Sich-Aufgeben, negative Interpretationen des Traumas, der ersten Symptome und der Reaktion anderer Menschen, der Verlust des Autonomiegefühls […] und Dissoziation’. Wobei sich das ‘Sich-Aufgeben’ auf den wahrgenommenen Verlust des persönlichen Handlungsspielraums bezieht: ‘Personen, die sich während des Traumas aufgeben, werden […] das Trauma als Beleg einer negativen Sicht auf ihre Person interpretieren, z. B. dass sie Belastungen nicht aushalten [und, S.S.] wertlos sind’. Die Dissoziation zählt sowohl zu den beobachtbaren Verhaltensweisen und emotionalen Reaktionen als auch zu einer Form von mentalen Prozessen. Dissoziative Symptome (wie Depersonalisation, Derealisation, Amnesie und Ichfremdheit) während des Traumas und der Versuch, die Erinnerung an das traumatische Ereignis zu verdrängen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Entfaltung der PTBS. Diese dissoziativen Phänomene sind durch die Unfähigkeit der psychischen Integration des Erlebens und Handelns geprägt: ‘Zumeist handelt es sich um eine kurzzeitige Unterbrechung der eigenen Bewusstheit, des Gedächtnisses, des Identitätserlebens oder der Wahrnehmung’. Die peritraumatische Dissoziation ermöglicht dem Betroffenen eine Art ‘Zuschauerperspektive’ auf das traumatische Ereignis einzunehmen, sodass er vor der ‘vollen Wucht des Ereignisses geschützt [ist, S.S.]’. Dementsprechend ist die Funktion der Dissoziation die Abwehr von Schmerz, Demütigung und Verzweiflung. Das peritraumatische Erleben beinhaltet also desorganisierte und chaotische Verhaltensweisen, die zu der Wahrnehmung des Ereignisses als unkontrollierbar und unvorhersagbar führen. Die traumatischen Verhaltensweisen zeigen dann ein Spektrum von Übererregtheit bis zur Erstarrung des Betroffenen. Ebenso weitreichend sind die emotionalen Reaktionen von Furcht, Panik und Betäubung bis zur Dissoziation. Oben wurde festgestellt, dass ein traumatisches Ereignis erst dann sein Potential entfalten kann, wenn es die psychischen und biologischen Bewältigungsmechanismen des Betroffenen überfordert. Die persönliche Interpretation durch das Opfer macht das Trauma zu einer Erfahrung, die es überwältigt und daher nicht integrierbar ist. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse sollen nun in den folgenden Kapiteln 3.3 und 3.4 die Risiko und Schutzfaktoren vor einer Entwicklung einer PTBS dargestellt werden. 3.3, Risikofaktoren: Wenn Individuen in eine Extremsituation gelangen, so bringen sie bereits überdauernde Dispositionen mit. Dazu zählen sowohl Risiko- als auch Schutzfaktoren. Während der einzelnen Phasen innerhalb des Verlaufs einer Traumatisierung können sich diese Faktoren auf den Prozess auswirken, indem sie ihn entweder in positiver oder negativer Weise beeinflussen. Bei der Darstellung der Faktoren ist zu beachten: dass ‘prämorbide Persönlichkeitsfaktoren wie bestimmte Persönlichkeitszüge, (z. B. zwanghafte oder asthenische) oder neurotische Erkrankungen in der Vorgeschichte die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms [PTBS, S.S.] senken und seinen Verlauf verstärken [können, S.S.], aber die letztgenannten Faktoren weder nötig noch ausreichend [sind, S.S.], um das Auftreten der Störung zu erklären’ (ICD-10). In diesem Kapitel soll zwischen prätraumatischen, peritraumatischen und posttraumatischen Risiko- und Schutzfaktoren unterschieden werden. ‘Diese Einteilung hat sich bewährt und ordnet die Vielzahl von Einzelbefunden, verschleiert aber auch komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen’. Auf die Wechselwirkungen und Zusammenhänge wird im Folgenden nicht weiter eingegangen, es soll hier nur ein Beispiel zur Verdeutlichung angebracht werden: Der ‘Mutterverlust im Kindheitsalter’ gilt als Risikofaktor, da er den Schutzfaktor ‘verlässliche Unterstützung durch Bezugsperson’ hemmt. Wird allerdings nach dem frühen Mutterverlust ein ‘gutes Ersatzmilieu’ geschaffen, so kann der Verlust als Schutzfaktor im Sinne von ‘Entwicklung erfolgreicher Bewältigungsstrategien nach Verlust nahe stehender Bezugspersonen’ beschrieben werden. Welche Risiko- und Schutzfaktoren ausgemacht werden können und welche Bedeutung ihnen zukommt, soll nun dargstellt werden. In diesem Kapitel sollen zunächst die Risikofaktoren für die Entstehung der PTBS und darauf aufbauend sollen die speziellen Belastungsfaktoren der Soldaten im Auslandseinsatz gezeigt werden.

Über den Autor

Sonia Schwanitz wurde 1987 in Hildesheim geboren. Sie studierte an der Fachhochschule in Braunschweig Soziale Arbeit und schloss dieses Studium 2010 mit dem Bachelor of Arts ab. Nach dem Bachelorstudium entschloss sie sich zu einem Masterstudium Soziale Arbeit - Beratung und Management an der Universität Duisburg-Essen. Bereits während ihres Studiums sammelte sie diverse praktische Erfahrungen, dabei entwickelte sich ein besonderes Interesse für politische Entwicklungen, aber auch für die Entstehung und Ausprägung psychischer Krankheiten. Einen Zusammenhang zwischen diesen Interessensgebieten fand sie in dem Thema Afghanistaneinsatz der Bundeswehr und Posttraumatische Belastungsstörungen, was sie zum Schreiben dieses Buches anregte.

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