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- Konflikte als Chance: Einfluss der Organisationskultur auf die Entwicklung eines Konfliktklärungssystems in einem Kinderhaus
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In Betrieben und Organisationen gibt es täglich Konflikte. Die Frage ist nur, wie gehen die Beteiligten damit um? In diesem Buch wird die Entwicklung eines konstruktiven Konfliktklärungssystems beispielhaft an einem Kinderhaus beschrieben. Gleichzeitig beleuchtet der Autor die Einflussfaktoren auf den Umgang mit Konflikten in einer Organisation mit flacher Hierarchie.
Textprobe: Kapitel 2.3, Untersuchungsfeld: 2.3.1 Bereich Kindertagesstätten: Die aktuelle Forschung zum Thema ‘Konfliktklärung’ in den Erziehungswissenschaften und speziell im Bereich der Kindertagesstätten ist stark an der Förderung der Konfliktlösekompetenz der Kinder ausgerichtet. So veröffentlichte Jeannette Inauen im Januar 2011 in Österreich eine Studie mit dem Titel ‘Konflikte im Kindergarten - Eine Untersuchung der Konfliktlösestrategien von Heilpädagogischen Lehrpersonen auf der Kindergartenstufe’, in der sie sich mit ‘interaktiven Prozessen zwischen Kindergartenkindern in Konfliktsituationen und den darauf reagierenden Heilpädagogischen Lehrpersonen’ beschäftigte (Innauen, 2011). In deutschen Kindertageseinrichtungen erfolgt diese Ausrichtung ebenfalls. Zum Beispiel, indem vermehrt Themen wie ‘Gewaltfreie Kommunikation’ oder die Stärkung der Sozialkompetenz und damit auch der konstruktive Umgang mit Konflikten in die Bildungspläne einbezogen werden. Dipl. Psych Benjamin Zeller schrieb im Jahr 2005 an der Universität Tübingen eine Dissertation zur ‘Förderung der sozialen Kompetenz von Kindergartenkindern’. Schwerpunkt dieser Arbeit war die ‘Entwicklung und Evaluation eines integrativen Trainings zur Prävention von emotionalen Auffälligkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und Beziehungsschwierigkeiten’ (Zeller, 2005). Über die Konfliktklärung der Mitarbeiterinnen untereinander existiert im deutschsprachigen Raum bisher keine bekannte Studie. Lediglich die Fachzeitschrift ‘kindergarten heute’ vom Herder-Verlag gab im Jahr eine Sonderveröffentlichung mit allgemeinen Ratschlägen zum Thema ‘Umgang mit Konflikten’ heraus. 2.4, Vorgehensweise und Methoden: 2.4.1, Qualitative Sozialforschung: Als Studiendesign wählten der Verfasser Methoden der qualitativen Sozialforschung, respektive der Grounded Theory. Mit dieser Forschungsmethode konnte er sich induktiv an das zu untersuchende System heranarbeiten, um die Zusammenhänge im Umgang mit Konflikten innerhalb der Gruppe der Mitarbeiterinnen zu verstehen. Uwe Flick beschreibt den qualitativen Forschungsprozess als Weg von der Theorie zum Text und als Weg vom Text zur Theorie, deren Schnittpunkt in einem spezifischen Forschungsdesign die Erhebung verbaler und visueller Daten und ihre Interpretation ist. (Flick, 2010, S.13) Die Grounded Theory wurde von Anselm Strauss und Juliet Corbin als ein wissenschaftstheoretisch begründeter Forschungsstil entwickelt. Er bietet ‘gleichzeitig ein abgestimmtes Arsenal von Einzeltechniken, mit deren Hilfe aus Interviews, Feldbeobachtungen, Dokumentationen und Statistiken schrittweise eine in den Daten begründete Theorie - eine Grounded Theory - entwickelt werden kann’ (Legewie, 1995). Weitere wesentliche Merkmale der Grounded Theory sind, ihre Gegenstandsangemessenheit, dass heißt der konkrete Bezug zum untersuchten Bereich und die Kreativität im Forschungsprozess. Beim Umgang mit den gewonnenen Daten beschreibt Strauss drei unterschiedliche Möglichkeiten, die der Forscher hat: Zum einen können die Daten erhoben und so dargestellt werden, ‘als wenn der Informant spricht’. In diesem Fall werden die Daten nicht weiter bearbeitet und interpretiert. Im zweiten Fall werden die Daten nach dem Sammeln bewertet und ‘gewissenhaft Beschrieben’ und im dritten Fall wird nach der Beschreibung noch eine Theorie entwickelt. (Strauss, 1996) Im vorliegenden Projekt wurden die Daten gesammelt, analysiert und dann beschrieben, um daraus die bestehende Konfliktkultur der untersuchten Organisation abzubilden, auf deren Basis dann ein spezifisches Konfliktklärungssystem entwickelt werden sollte. Für die dritte Variante, die Theorieentwicklung war nach Ansicht des Autors die Datenbasis mit 16 Interviews zu gering. 2.4.2, Studiendesign: Der Autor wählte das halbstandardisierte Interview, zur Erforschung und Abbildung der Konfliktkultur des Kinderhauses. Die systematische Bearbeitung der Interviews erfolgte mittels Codierung nach Mayring. Nachdem somit die Konfliktkultur dargestellt werden konnte, spiegelte der Forscher die Daten an die Mitarbeiterinnen des Kinderhauses zurück. Das Ziel war dabei, auf Basis des bestehenden Umgangs mit Konflikten, ein spezifisches Konfliktklärungssystem zu entwickeln. Der nächste induktive Schritt war die Beobachtung der Mitarbeiterinnen des Kinderhauses während mehrerer Workshops zum Thema ‘Grundhaltungen im Konflikt’ und ‘Perspektivenwechsel’. Der Autor hatte die Möglichkeit die Interaktionen der Mitarbeiterinnen des Kinderhauses während mehrerer Workshops zu beobachten. 2.4.2.1, Halbstandardisierte Interviews: Die Interviewform des halbstandardisierten Interviews dient der ‘Rekonstruktion subjektiver Theorien’ (Flick, 2010, S. 203) zu einem Thema. In der empirischen Sozialforschung wird davon ausgegangen, ‘dass der Interviewpartner über einen komplexen Wissensstand zum Thema dar Untersuchung verfügt’(ebd.) und diesen auch darstellen kann. Der Interviewpartner kann seine expliziten Annahmen zum untersuchten Thema auf offene Fragen spontan äußern. Halbstrukturierte Interviews in der durchgeführten Form bieten den Wissenschaftlern, im Gegensatz zu schriftlichen Instrumenten, die Chance des Nachfragens, indem sie von den vorformulierten Fragen abweichen und tiefer nachfragen. Eine weitere Chance ist, dass im Gegensatz zu einem Fragebogen beim Interview auch Stimme, Gestik, Mimik, Sprachpausen, etc. in die Datensammlung einfließen können. Dies bietet eine Lernchance für die Interviewer im Umgang mit weiteren Interviewpartnern. Ein Risiko ist, der Widerstand der Interviewpartnerinnen. Ein weiteres Risiko ist der ‘Verhörcharakter’, wenn ein Interviewer zu schnell und zu intensiv nachfragt, kann dieser Charakter entstehen. Es kann auch passieren, daß der Interviewer zu stark von den halbstrukturierten Fragen abweicht, so können die Interviewaussagen nicht oder nur teilweise in die Auswertung einfließen (Flick, 2010, S. 203f). Die erhobenen Interviewdaten wurden durch den Autor transkribiert, codiert, analysiert und im Rahmen eines Workshops in der Organisation an die Mitarbeiterinnen zurück gespiegelt. Die Daten zur Beschreibung des Veränderungsprozesses generieren sich aus Beobachtungen und Ergebnissen mehrer durchgeführter Workshops zu Themen der Kommunikation, der Eigen- und Fremdwahrnehmung und zum persönlichen Konfliktverhalten. Zur Evaluation des Prozesses und Beschreibung der erreichten Ergebnisse führte der Autor mit den Mitarbeiterinnen des Kinderhauses ein Dialogverfahren durch, dessen Transkription das Datenmaterial bildet.
Rüdiger Schäfer, Jahrgang 1964, beschäftigt sich seit 1983 in unterschiedlichen Rollen mit Themen des Sozial- und Gesundheitswesens. Neben Zusatzqualifikationen in den Bereichen Organisationsentwicklung, Coaching und Supervision, schloss er 2012 ein Studium im Bereich Mediation, Konfliktforschung und Implementierung konstruktiver Konfliktklärungssysteme mit dem Titel Master of Arts ab. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Frage, wie Firmen und Organisationen Konfliktklärungssysteme gemeinsam mit den Beteiligten entwickeln und nachhaltig einführen können.
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