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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch befasst sich mit möglichen Auswirkungen der Alkoholabhängigkeit von Eltern auf deren Kinder. Sie bietet einen Einblick in denkbare Folgen der elterlichen Alkoholkrankheit und widmet sich insbesondere dem Erwachsenenleben der Kinder. Daraus resultierende Lebensbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder werden näher erläutert und sowohl anhand empirischer Ergebnisse als auch theoretischer Ansätze betrachtet und kritisch bewertet. Ziel dieser Ausführungen ist, das bisherige Wissen über diese Kinder zu erweitern, um speziell im Bereich der Sozialarbeit/ Sozialpädagogik zum Gedankenaustausch anregen zu können.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Kinder aus alkoholbelasteten Familien: 2.1, Vorbemerkung: Im Forschungsinteresse der Suchtproblematiken befindet sich mehrheitlich der Abhängige selbst. Erst langsam lässt sich eine Umorientierung erkennen, die das gesamte Familiensystem näher betrachtet und sich mit den Auswirkungen der Sucht auf die Familienmitglieder auseinandersetzt. Mit der Annahme, Alkoholismus als Familienkrankheit zu betrachten, erweitert sich daher das bisherige Forschungsfeld und ermöglicht eine umfassendere Betrachtung der Lebenssituationen von Kindern alkoholabhängiger Eltern(teile). In diesem Zusammenhang soll noch einmal in gekürzter Form auf Alkoholismus als Familienkrankheit eingegangen werden. Familientherapeutisch betrachtet wird Alkoholismus als Systemkrankheit verstanden. Die Sucht gilt hier als Symptom, das vom Abhängigen entwickelt wird und stellt eine spezielle Kommunikationsform des Systems dar (Vgl. Schumann 1999, S.6). Der Alkoholismus eines oder gar beider Elternteile wirkt sich auf das gesamte Familiensystem aus, da die Familie ein soziales System verkörpert. Innerhalb dieser Familie bestehen Wechselbeziehungen zwischen den Familienmitgliedern und dem Alkoholiker. So passen sich die mitbetroffenen Familienangehörigen an die Alkoholproblematik des kranken Elternparts an, indem sie ihr Verhalten innerhalb der Familie, außerhalb der Familie und bezüglich der Krankheitsentwicklung dementsprechend umgestalten. Bis die Familie die Abhängigkeit des Betroffenen anerkennt, vergeht oft viel Zeit. Es wird sich nicht eingestanden, inwieweit das Familienleben unter der Alkoholabhängigkeit leidet. Geheimhaltungsstrategien werden entwickelt und charakterisieren das familiäre Zusammenleben. Das Einbeziehen einer dritten Person erscheint undenkbar. Dieses Kapitel widmet sich den Kindern aus Alkoholikerfamilien, welche in der Literatur lange Zeit nicht beachtet wurden sind. Auch heute noch werden ihre Lebenslagen wenig wahrgenommen. In den folgenden Ausführungen sollen daher die Auswirkungen der elterlichen Alkoholsucht auf das Leben der Kinder und grundlegende Merkmale einer vom Alkohol geprägten Familie erläutert werden. Aber auch der Frage, warum Kinder alkoholkranker Eltern(teile) weder von der Gesellschaft noch von der Forschung, wenig Beachtung erhalten, soll im Resümee nachgegangen werden. 2.2, Die Lebensbedingungen der Kinder aus alkoholabhängigen Familien: Bevor auf einzelne Familienmerkmale von suchtgeprägten Familien eingegangen wird, soll an dieser Stelle ein grober Überblick über die Lebenssituation der Kinder gegeben werden. Das Erleben der Kinder alkoholabhängiger Eltern(teile) wird hauptsächlich von einer unsicheren und ungeordneten Familienatmosphäre beherrscht, welche sich durch folgende Merkmale auszeichnet: - Angst, Angespanntheit, Unruhe, Mangel an Beständigkeit - Unsicherheit, Täuschungen, Enttäuschungen - bedrohliche Unordnung, häufig durch die Familienangehörigen verdeckt - Auseinandersetzungen zwischen den Eltern, die Trennungsängste bei den Kindern hervorrufen und sie in Loyalitätskonflikte bringen - Fehlende oder sehr eingeschränkte Kommunikation, bei der das Alkoholproblem abgestritten wird (Vgl. Baumeister/Riedesser In: Krausz/Hassen 1996, S. 64). Bei den Kindern entsteht eine Ambivalenz, da sie sich in hohem Ausmaß zwischen den Eltern befinden. Zum einen möchten sie den abhängigen Elternteil unterstützen, zum anderen muss dem co-abhängigen Part beigestanden werden. So führen die Kinder oftmals Vermittlungstätigkeiten durch. Aufgrund der Alkoholabhängigkeit eines oder beider Elternteile gestaltet sich auch das Erziehungsverhalten der Eltern äußerst kompliziert. Die Alkoholsucht ruft bei beiden Elternparts eine Persönlichkeitsänderung hervor, die sich mit der elterlichen Beziehungsfähigkeit und ihrer Kompetenz überlagert. Das Erziehungsverhalten der Eltern weist verworrene Tendenzen auf und zeichnet sich durch folgende Komponenten aus: - Achtlosigkeit bezüglich der körperlichen und/oder seelischen Bedürfnisse des Kindes, - erzieherische Inkonsequenz basierend auf dem Wechsel zwischen herrschsüchtiger Willkür und Verwöhnung, - bezeichnende Pflichtvergessenheit, Sinneswechsel und Unberechenbarkeit, - Gefahr der körperlichen Übergriffe und des sexuellen Missbrauchs (ebd., S.64). Bei bestehender Suchtabhängigkeit beider Elternteile erhalten die Kinder noch weniger Sicherheit und Beständigkeit. Das Risiko der psychischen und physischen Vernachlässigung als auch des sexuellen Missbrauchs gilt hier als besonders hoch (ebd., S.65). Eltern, die alkoholabhängig sind, zeigen wenig Interesse für die Belange ihrer Kinder. Da das Familienleben von der Sucht geprägt wird, besteht ein erhöhtes Risiko, dass diese Kinder vernachlässigt werden (Vgl. Schumann 1999, S.7). Der alkoholabhängige Elternteil, in der gängigen Literatur wird vermehrt der Vater als süchtig beschrieben, versucht unentwegt seinen Alkoholkonsum zu sichern und eventuellen Entzugserscheinungen entgegenzuwirken. Die nichtabhängige Mutter richtet ihr Verhalten vollkommen nach der Alkoholkrankheit des Mannes aus und versucht ihn kontrollieren zu können. Aufgrund dessen streben die Kinder nach einer unterstützenden und stabilen Beziehung zu dem nichtabhängigen Part, der jedoch infolge psychischer und Arbeitsüberlastungen den Bedürfnissen der Kinder nur begrenzt gerecht werden kann. Die Kinder verfügen somit über kein Elternteil mehr, auf das sie sich verlassen können. Nach Sharon WEGSCHEIDER (1988) gilt nicht jede gestörte Familie als Alkoholikerfamilie, jedoch jede Alkoholikerfamilie als gestört. In Ihrem Buch ‘Es gibt doch eine Chance’ stellt sie Familien mit Alkoholproblemen und Familien ohne eine solche Suchtproblematik vergleichend gegenüber. Ihre Ergebnisse sind dem Anhang zugefügt. Basierend auf der Darstellung der Lebensbedingungen von Kindern aus alkoholbelasteten Familien sollen nachstehend einige Merkmale von Alkoholikerfamilien, die in der gegenwärtigen Literatur als kennzeichnend gelten, erläutert werden. Die anschließenden Aussagen stützen sich auf Beobachtungen und Gespräche von Fachleuten, die sich mit Familienangehörigen aus alkoholkranken Familien beschäftigt haben. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass diese Darstellungen nicht empirisch belegt worden sind, in der Fachliteratur jedoch häufig Verwendung finden.

Über den Autor

Britta Böhnki, Diplom Sozialpädagogin/-arbeiterin sowie Mediatorin schloss 2003 ihr Studium der Sozialarbeit an der Fachhochschule Mittweida ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Diese Erfahrungen motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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