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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 148
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In diesem Buch wird der Frage nachgegangen, wie Frauen ihr psycho-somato-soziales Befinden vor dem Hintergrund eines 1 bis 2 Jahre zurückliegenden Kaiserschnitts nach subjektiven Kriterien beurteilen. Gegenstand der nach systemisch-salutogenetischen Gesichtspunkten ausgerichteten Untersuchung sind sowohl das Geburtserleben als auch die Entwicklung des Ganzheitlichen hinsichtlich des mit Sectio assoziierten Gesundheitsempfindens. Als Methoden zur Erforschung und Auswertung dienen das narrative Interview und die qualitative Inhaltsanalyse.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2.1, Mögliche Auswirkungen der Bauchnarbe: Mikolitch (2006, S. 700) berichtet aus ihrer Praxis, dass schnittentbundene Frauen im Bereich der Bauchnarbe häufig Sensibilitätsstörungen, Taubheit, Wetterfühligkeit, eine kosmetisch störende Fettschürze sowie Wundheilungsstörungen mit Taschenbildung oder Bindegewebswucherung (Keloid) aufweisen. Manchmal wird auch die Blasenfüllung nicht mehr gespürt. Außerdem bedeutet eine Narbe aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eine energetische Meridianblockierung, die Folgeerkrankungen verursachen kann. Die mit der Vernarbung einhergehenden körperlichen Veränderungen lassen Frauen beim Anblick der Schnittstelle häufig Scham oder sogar Ekel empfinden, sodass sie die Narbe selbst nur ungern berühren und/oder dem Partner keine Berührung gestatten. Dieses Verhalten hat oft negative Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein, die sexuelle Lust und die Paarbeziehung (ebd., S. 698). In ähnlicher Weise führt auch Windhausen (2006, S. 702f) als mögliche Folgen einer traumatischen Geburt – vor allem eines ungeplanten Kaiserschnitts – Energieblockaden im Bauchraum, sexuelle Störungen, Selbstwertprobleme und partnerschaftliche Konflikte an. 4.2.2, Die Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis: Durch den Geburtsschmerz dürfte es zur Stimulation von Endorphinen kommen, die bei der Mutter mit morphiumähnlicher Wirkung oft unmittelbar nach der (komplikationslosen) Spontangeburt ein überwältigendes Gefühl des Glücks und des Stolzes über die erbrachte Leistung auslösen (Lutz & Kolip 2006, S. 30). Nach einem Kaiserschnitt hingegen beklagen viele Frauen das Fehlen eines intensiven, beglückenden Geburtserlebnisses. Allerdings ist das Glücksgefühl nach der Entbindung nicht für alle Frauen gleich bedeutsam (Husslein & Langer 2000, S. 849). Außerdem hängen Geburtsglück und Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis naturgemäß von verschiedensten Faktoren ab. So berichten zahlreiche Mütter nach einer elektiven Sectio von einer durchaus befriedigenden Erfahrung, während Frauen eine sekundäre Sectio (sowie auch eine vaginal-operative Entbindung) zumeist in sehr schlechter Erinnerung haben (ebd.). Eine schwedische Studie (Waldenström et al. 2004, S. 17ff) hebt hervor, dass neben dem Auftreten medizinischer Probleme vor oder während der Geburt, die z. B. eine notoperative Entbindung und/oder den Transfer des Babys in eine neonatologische Abteilung erfordern, ungünstige psycho-soziale Faktoren das Geburtserlebnis negativ prägen. Es werden Schmerzen, Kontrollverlust, eine unerwünschte Schwangerschaft, mangelnde Unterstützung durch den Partner – aber auch unzureichende Hilfestellung durch das Personal genannt. Zufriedener mit dem Geburtsverlauf sind gemäß dieser Studie Frauen, wenn sie die geburtsbegleitende Hebamme schon vorher kennengelernt haben (ebd.). 4.2.3, Der Bonding-Prozess und das Stillverhalten: Lutz & Kolip (2006, S. 30) erklären, dass die bei einer vaginalen Geburt ausgeschütteten Hormone nicht nur die Auslösung von Glücksgefühlen, sondern auch die spontane Zuwendung der Mutter zum Neugeborenen und somit den Bonding-Prozess (das Entstehen einer engen Mutter-Kind-Bindung) begünstigen. Die Autorinnen verweisen allerdings auf Studien, die feststellen, dass es ein bis zwei Jahre nach der Geburt keinen Unterschied mehr für die Mutter-Kind-Beziehung macht, ob das Baby per Sectio oder vaginal entbunden worden ist (ebd., S. 48). Innerhalb der ersten Monaten nach der Geburt kann sich ein Kaiserschnitt aber sehr wohl auf das Bonding sowie auf das Stillverhalten ungünstig auswirken, wie eine groß angelegte kanadische Studie von Chalmers et al. (2010, S. 44ff) zeigt. Dieses Ergebnis ist darauf zurückzuführen, dass vor allem nach einer ungeplanten Sectio signifikant weniger Frauen das Baby unmittelbar nach der Entbindung zu sich nehmen und an die Brust anlegen können (ebd.). Die Bedeutsamkeit des möglichst baldigen Hautkontakts sowohl für ein positives Stillergebnis in den ersten Lebensmonaten als auch für eine längere Gesamtstilldauer wird auch in diversen andere Studien, wie z. B. in der Metaanalyse von Moore et al. (2007, CD003519), betont.

Über den Autor

Ursula Vorhemus wurde 1958 in Wien geboren und schloss eine Ausbildung zur Diplom-Lebensberaterin in Linz ab. Neben ihrer Beratungstätigkeit in großen österreichischen Wirtschaftsunternehmen spezialisierte sie sich in einer vierjährigen lösungsfokussiert-systemischen Ausbildung am SySt®-Institut in München sowie durch Fortbildungen in hypnosystemischer Arbeit am Milton-Erickson-Institut in Heidelberg zur zertifizierten systemischen Beraterin und systemischen Strukturaufstellerin®. Die Autorin absolvierte den postgradualen Masterlehrgang psychosoziale Beratung / Lebens- und Sozialberatung an der ARGE-Bildungsmanagement Wien in Kooperation mit der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. Seit 2000 ist sie als selbstständige systemische Beraterin in ihrer Privatpraxis in Wien sowie als Fachreferentin und als Leiterin systemisch orientierter Aus- und Fortbildungsveranstaltungen tätig. Der Schwerpunkt ihrer praktischen Arbeit liegt in der systemischen Persönlichkeits-, Partnerschafts-, Familien- und Gesundheitsberatung. Der wissenschaftliche Fokus ist dabei auf die enge Kopplung somatischer, psychischer und sozialer Strukturen gerichtet.

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