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Psychologie

Bernhard Schröder

Identität im historischen Wandel aus machttheoretischer Perspektive

ISBN: 978-3-8366-9341-7

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 102
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Mensch in unserer gegenwärtigen globalisierten Gesellschaft wird mit einem enormen Angebot an verschiedenen Lebensstilen, Idealbildern, Wertvorstellungen und Informationen überflutet. Vor diesem Hintergrund erweist sich die zentrale Frage der Menschheit nach der eigenen Identität, verstanden als die Fragen Wer bin ich? und Wohin gehöre ich? als problematisch und teilweise als unlösbar. Doch wie entsteht überhaupt die Vorstellung von der eigenen Identität? Der Autor thematisiert Identität als ein Produkt historisch spezifischer Machtstrukturen und symbolischer Ordnung. Identität erscheint als ein Entwicklungsprozess, der sich von Außen nach Innen, von der Gesellschaft, vom Anderen her ins Innere des Individuums vollzieht, nicht als vorgängig Gegebenes. Die zentrale These der vorliegenden Untersuchung lautet, dass individuelle Identitätskonstruktionen in der Moderne durch einen gesellschaftlichen Metasinn der unaufhörlichen Steigerung gelenkt und stabilisiert werden. Diese Steigerungslogik manifestiert sich in einer expandierenden Massenkultur durch Konsumgüter, die sich nicht nur zu Stilmetaphern und zur tragenden Stütze für Lebens- und Identitätsentwürfe entwickeln, sondern darüber hinaus auch einer Dynamik permanenter Anschlussfähigkeit an gesellschaftliche Sphären der Normalität unterliegen. Identität unterliegt nun einer permanenten Modulation und generalisierten Kontrolle, die das individuell Erleb- und Konsumierbare ins Unermessliche steigert. Vor dem Hintergrund einer zunehmend Technisierung und Mediatisierung unserer Gesellschaft beschreibt Schröder in Anlehnung an Foucault und Deleuze den Übergang von der Disziplinar- in die Kontrollgesellschaft. In dieser Kontrollgesellschaft findet die Artikulation und Präsentation der eigenen Identität zunehmend auf medialen Aufmerksamkeitsmärkten statt. Es vollzieht sich dadurch eine mediale Erweiterung der Steigerungslogik, die zu einer Art zwanghafter biographischer Selbstthematisierung führen, wie wir sie beispielsweise in sozialen Netzwerken im Internet vorfinden. In diesem Kontext kann nicht mehr von Identitäten die Rede sein, sondern es muss vielmehr von Medienidentitäten gesprochen werden, die für den Menschen eine neue Form des Zwangs darstellen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 7.3, Objekt klein a: Aus der Differenzerfahrung zwischen Realität, in der sich die psychische Instanz des ‘Ichs’ bewegt und Imagination, in welcher das ‘Ich-Ideal’ entworfen wird, entwickelt sich im Individuum ein subjektiv empfundener Mangel. Dieser Mangel, der durch die imaginäre Spiegelung ins Bewusstsein des Individuums tritt, schürt das Begehren, dass verlorene Vollkommenheitsgefühl der Kindheit zurück zu erlangen. Zur Entledigung des Mangels fungiert das von Lacan bezeichnete ‘Objekt klein a’ als Objekt des Begehrens, das Freud als ‘libidinös besetztes’ Objekt erwähnt, welches die Differenzerfahrung zwischen ‘Ich’ und ‘Ich-Ideal’ und das damit verbundene Unvollständigkeitsgefühl des Individuums aufheben soll. Prinzipiell kann jedes beliebige Objekt zum ‘Objekt klein a’ werden, das für das Individuum Eigenschaften seines imaginierten ‘Ich-Ideals’ verkörpert, das es selbst nicht zu besitzen glaubt. Durch den Konsum des ‘Objektes klein a’ erhofft sich das Individuum einen Übergang der ‘fehlenden’ Eigenschaften auf sich selbst. Es lindert insofern das Mangelgefühl, indem es an vergangene Bedürfnisbefriedigungen erinnert, an Momente des Vollkommenheitsgefühls. Diese Momente sind von Geburt an auf die Anwesenheit und Hilfe eines Anderen angewiesen: ‘Im Angewiesensein auf eine »spezifische Aktion«, die vom Anderen aus erfolgt (etwa: Nahrungszufuhr) macht das Individuum die Erfahrung eines Befriedigungserlebnisses, das als affektiv besetztes Erinnerungsbild im Gedächtnis haften bleibt’. Verspürt das Individuum ein neues Bedürfnis, wird das Begehren geweckt, ‘[…]das erste Befriedigungserlebnis in der Wahrnehmung zu suchen’. Während Grundbedürfnisse, wie Hunger, Durst, usw. am Objekt gestillt werden können, kreist das Begehren eher um das Objekt, in der Hoffnung auf die Wiederherstellung des alten Befriedigungserlebnisses, in der Phantasie des Individuums. ‘Auf diese Weise stellt sich ein unbewusster Sinnzusammenhang zwischen Bedürfnis und Wunsch/Begehren her’. Hannelore Bublitz verweist auf die Deckungsgleichheit des Begriffes ‘Wunsch’ bei Freud mit dem des ‘Begehrens’ bei Lacan. Das Bedürfnis befriedigt sich demnach an einem spezifischen Objekt während sich das Begehren ‘[…]auf das Wiedererscheinen der Wahrnehmung (die Wahrnehmungsidentität), die mit dem Wunschobjekt verbunden ist’ bezieht, darin bestehe die Wunscherfüllung. Das Begehren kann demnach nur für einen kurzen Moment befriedigt werden. Führt z.B. die Bedürfnisbefriedigung von Hunger durch Nahrung zu einem Zustand der Sättigung, hält der Moment der Erinnerung an ein begehrtes Vollkommenheitsgefühl der Vergangenheit nur für kurze Zeit an. Kaum erscheint dieses Gefühl in der Phantasie des Individuums, wird sein imaginärer Charakter durch die Realität entzaubert. Das Begehren muss sich ein neues ‘Objekt klein a’ suchen, um die Illusion zukünftiger Vollkommenheit aufrecht zu erhalten, die das Denken, Fühlen und Handeln des Individuums antreibt. 7.4, Begehrensökonomie: Wir haben es an dieser Stelle also mit einer Überschneidung zwischen Realität, in der sich das spezifische Objekt befindet, und Phantasie zu tun, in der das spezifische Objekt zu einem begehrenswerten aufgeladen wird. Diese Aufladung erinnert an alte Vollkommenheitsgefühle und Allmachtsphantasien der Kindheitsphase und schürt dadurch die Hoffnung auf eine zukünftige Wiederkehr dieses Zustandes. In diesem phantasmatischen Raum findet nach dem ‘Lustprinzip’, das es auf eine sofortige Triebbefriedigung abgesehen hat, eine illusionäre Realisierung der Begehrensbefriedigung am Objekt statt, die das Gefühl der Vollkommenheit vermittelt. Die Unerreichbarkeit dieses Gefühls in der Realität wird durch eine Aufrechterhaltung des Begehrens in der Phantasie überblendet, die wenigstens die Illusion einer zukünftigen Erfüllung am Leben erhalten soll. Das Begehren dient in diesem Funktionszusammenhang als eine Art Lebenselixier, welches das Subjekt überhaupt erst konstituiert, als Garant seiner Existenz und als Versprechen einer erfüllten Zukunft. Dieser Gedanke findet sich auch bei Hannelore Bublitz: ‘Kein Objekt kann das Begehren stillen, denn damit würde nicht nur das Begehren, sondern auch das begehrende Subjekt verschwinden’. Das Individuum stellt sich anhand von Objekten die Realisierung des Begehrens lediglich vor, indem ‘[…]die Objekte so angeordnet werden, dass sie sich der Befriedigung gerade entziehen und ein unablässiges Verlangen nach mehr, ein Mehr-Begehren erzeugen’. In diesem Zusammenhang kann von einer ‘Ökonomie des Begehrens’ gesprochen werden, die es auf die Herstellung neuer (Begehrens-)Objekte (objekt klein a) abgesehen hat, um das Begehren und somit das begehrende Individuum am Leben zu erhalten, es entsteht folglich ein unendlicher Kreislauf der Begehrensproduktion und -konsumtion. Die Realisierungsvorstellung des Begehrens vollzieht sich in einem Raum, ‘[…]indem alle Objekte, Handlungen und Personen der Phantasie unterworfen sind’. Dieser Raum setzt dem Individuum die Koordinaten durch welche es ‘[…]die Objekte der Begierde spezifiziert und anordnet[…]’ (ebd.). und seine eigene Position bestimmt. Die ‘phantasmatische Struktur des Begehrens’ geht der Frage nach, welche Objekte den Zweck erfüllen, ‘’daß ich mich selbst als ›wertvoll für das Begehren des Anderen‹ wahrnehme’. […] Hier zählt das Objekt der Phantasie als Einsatz im intersubjektiven Kampf um Anerkennung und Liebe’. Es geht dem Individuum in diesem Zusammenhang nicht um den realen Nutzwert der Waren, sondern um eine Inkorporation des in die Objekte eingeschriebenen Begehrens der anderen, um selbst begehrenswert zu sein.

Über den Autor

Der Autor Bernhard Schröder, geb.1979 in Lemgo, studierte nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann, die er im Jahr 2001 erfolgreich abschloss, zunächst Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Ostwestfalen-Lippe. Nach zwei Semestern endschied er sich, auf Medienwissenschaften an der Universität Paderborn umzuschwenken. Im Jahr 2009 schloss er sein Studium mit dem akademischen Grad Diplom Medienwissenschaftler ab. Im Zusammenhang mit dem interdisziplinären Charakter der Medienwissenschaften, die sich mit Fragestellungen aus den Bereichen der Soziologie, Philosophie, Psychologie, Geschichte, Wirtschaft und Medientechnik beschäftigen, kristallisierte sich für den Autor die Frage nach der Identität des Menschen als eine der zentralen Fragen heraus

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