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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Bereits aus der Entwicklungspsychologie weiß man, dass die Menschen Grundbedürfnisse haben, die als Voraussetzung dienen, um ein seelisches und körperliches Wohlbefinden zu erreichen. Schon im Kindesalter wird die Grundlage geschaffen, dem Alter entsprechende Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entfalten und auszubauen, um die Befriedigung der Grundbedürfnisse zu gewährleisten. Jedoch benötigen die Kinder im Gegensatz zu den Erwachsenen hierfür die Unterstützung durch Andere, damit sie bereits im Kleinkindalter ein Teil der Gemeinschaft werden können. Innerhalb dieser sollen sie versuchen zu wachsen, sich anzupassen und sich zu integrieren. Es geht für die Kinder in erster Linie nicht darum, dass sie sich vollständig in die Gemeinschaft eingliedern und stur den vorgeschriebenen Regeln und Strukturen folgen, sondern sie sollen mit zunehmendem Alter selbstständiger und kompetenter die eigenen Bedürfnisse befriedigen können, um somit ihr eigenes Wohlbefinden zu erreichen. Das Hauptanliegen im individuellen Entwicklungsprozess besteht somit darin, dass jedes Kind mit den eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten seinen Platz in der Gemeinschaft findet und eben jene auf Basis von gegenseitiger Achtung, Wertschätzung und Verständnis fördern soll. Das folgende Buch untersucht inwieweit sich speziell der Sportunterricht auf eine Gemeinschaftsentwicklung auswirken kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.4.2 Voraussetzungen und Ziele des sozialen Lernens: Um Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich durch die sozialen Lernformen individuell entwickeln zu können, müssen organisatorische und personelle Voraussetzungen geschaffen werden. Das Kapitel 3.1 hat bereits einen ausführlichen Überblick über die allgemeinen Rahmenbedingungen im Sportunterricht gegeben, sodass diese hier nicht weiter erläutert werden. Neben den Kindern spielt der Lehrer in dem sozialen Entwicklungsprozess eine entscheidende Rolle. Er muss einen Erziehungsauftrag umsetzen, in dem er sich nicht als wissenschaftliche Fachkraft versteht, sondern als Erzieher, der individuell auf die Kinder eingehen sollte. Die besondere Rolle des Lehrers, der vor allem offen für die Bedürfnisse seiner Schüler sein muss, um deren persönliche Ziele im Prozess der sozialen Erziehung erreichen zu können wird in Kapitel 3.8 detailliert beleuchtet. Sozialerziehung zielt auf den Erwerb von Fähigkeiten, die den Kindern – und später den Erwachsenen – erlauben, in der sozialen Umwelt kompetent zu leben und sie kritisch mitzugestalten (Hielscher 1975, zit. nach Knoll-Jokisch 1981, S.92). Da sich der Begriff auf den Umgang mit dem Menschen bezieht, kann man die Erziehung nicht auf den kognitiven Bereich beschränken, sondern muss alle Handlungsebenen mit einbeziehen. Die Ziele der sozialen Erziehung sind vorrangig die Steigerung der Selbst- und Sozialkompetenz. Hierfür müssen die Kinder lernen, ihre eigene Wahrnehmungsfähigkeit zu trainieren. Diese ist die Grundvoraussetzung für die Schulung der eigenen Sensibilität und der Umwelt (vgl. Knoll-Jokisch 1981, S.92). Da sowohl die Sozial- als auch die Selbstkompetenz komplexe Verhaltensweisen darstellen, müssen diese sperat entwickelt und gefördert werden. Im Bereich der Selbstkompetenz soll bei den Kindern die Wahrnehmung und Akzeptanz der eigenen Bedürfnisse und Gefühle geschult werden. Die Frage Was will ich selbst, was lasse ich mir aufdrängen? steht im Vordergrund. Dem Kind gegenüber werden Erwartungen von außen gestellt, die es erreichen soll. Durch diesen Prozess, in welchem es gewisse Rollen übernehmen kann, geht es einen entscheidenden Schritt in Richtung Etablierung als sozial kompetentes Wesen. Hierzu muss es lernen, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten selbst zu erkennen und auf diese zu vertrauen (vgl. Knoll-Jokisch 1981, S.93). Die Fremdeinschätzung von außen beeinflusst das Kind in seinem Handeln, wobei diese sich nicht nur positiv auf die Selbstbewertung auswirken kann. Im Bereich des Sportunterrichts muss der Lehrer somit ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen besitzen, um den Schüler entsprechend zu fördern und ihm das Gefühl von Anerkennung und Geborgenheit zu vermitteln. Neben dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten, sollte der Schüler diese allerdings auch selbstkritisch hinterfragen und beurteilen. Dieser Prozess ist besonders wichtig für die Entwicklung der Ich-Identität. Eine Identitätsentwicklung kann nur im sozialen Umfeld entstehen. Hierbei ist es wichtig, […] dass das Kind schon im familiären Umfeld ein Teil seines Ichs herausgebildet hat (ebd., S.94). Die Schule muss die Entwicklung in der Familie berücksichtigen und daran anknüpfen. Die Persönlichkeitsbildung ist somit eingebettet in den individuellen sozialen Kontext und nur der Mensch, dem Gelegenheit gegeben wurde, seine Persönlichkeit zu entfalten, sein Selbst als Wert zu erleben, kann im sozialen Zusammensein einer Gruppe die zugleich gebende und nehmende Rolle spielen, die ihm selbst und der Gemeinschaft förderlich ist (ebd., S.95). Mit Hilfe der erhöhten eigenen Selbstkompetenz fällt es dem Kind leichter, sich im sozialen Raum zu bewegen und zu entfalten. Durch das soziale Lernen soll hierbei im Bereich der Sozialkompetenz vor allem die Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit gesteigert werden. Bevor das Kind jedoch dazu in der Lage ist, muss zuerst die Kontaktfähigkeit zu anderen Gleichaltrigen geschult werden. Es muss lernen, mit anderen Beziehungen aufzunehmen und aufrechtzuerhalten. Die Schule sollte schon im Grundschulalter die Gelegenheit dazu geschaffen haben. Erst wenn das Kind bereit ist, sich anderen gegenüber zu zeigen und mit ihnen auf einer Beziehungsebene zusammen zu wirken, ist es in der Lage, sich in seiner Sozialkompetenz zu entwickeln (vgl. ebd., S.95f.). Die Gestaltung der Kontakte hängt von der Kommunikation zwischen den Beteiligten ab, das heißt, wie ihre Artikulationsfähigkeit ist und welche Fähigkeiten sie besitzen, um sich auszudrücken. Durch die Kommunikation untereinander sollen sie lernen, in der Gruppe miteinander zu agieren und zu kooperieren. Das dies nicht ohne Konflikte durchgeführt werden kann, zeigt ein weiterer spezieller Prozess auf, der durch das soziale Lernen beeinflusst wird - die Vermittlung der Handlungsfähigkeit in Konfliktsituationen. Diese soll die Kinder dazu befähigen, die in den situativen Konflikten und Problemen erlernte Qualifikation anzuwenden, um auch zukunftsorientiert entsprechenden Konfrontationen aus dem Weg gehen zu können (vgl. Knoll-Jokisch 1981, S.96ff.). Der Sportunterricht soll eine Balance zwischen Selbst- und Sozialkompetenz schaffen. Selbstkompetenz kann sich in diesem Zusammenhang nur durch Interaktion mit anderen entwickeln. Zusätzlich soll das Kind als individuelles Wesen nicht aus den Augen verloren werden.

Über den Autor

Tina Radke wurde 1986 in Jena geboren. Ihr Studium des Förderschullehramts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg schloss die Autorin im Jahre 2015 mit dem akademischen Grad der ersten Staatsexamensreife erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen während der Arbeit mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen und denen, die eine Verhaltensauffälligkeit aufzeigten. Fasziniert von dem Umgang mit ihnen im schulischen und außerschulischen Bereich motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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