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- Energieeffizienzklasse A: Nachhaltiger Berufsschulunterricht mithilfe der Themenzentrierten Interaktion
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Durch veränderte Betriebsstrukturen, die den gesamten Geschäftsprozess in den Fokus stellen, wird reines Fachwissen immer kurzlebiger und kann somit schnell unattraktiv und unbrauchbar werden. Der Arbeitsmarkt zielt deshalb vielmehr auf Schlüsselqualifikationen ab, die es den Auszubildenden durch die Berufsschulen frühzeitig zu vermitteln gilt. Dabei soll das Individuum in das Zentrum von Lernprozessen gestellt werden, damit es seine Persönlichkeit entwickeln und entfalten kann. Relevant ist jedoch auch, dass die Lernenden den Lerninhalten eine Bedeutung zuschreiben können. Das Lernfeldkonzept soll all dies gewährleisten, damit wieder ein gemeinsamer Konsens in der Berufsausbildung hergestellt werden kann. Damit geht jedoch einher, dass die Lehrpersonen dieser Aufgabenvielfalt gewachsen sein müssen, was eine Herausforderung hinsichtlich der didaktischen Umsetzung darstellt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, kann das Konzept der Themenzentrierten Interaktion nach Ruth Charlotte Cohn als Schlüsselelement einen erheblichen Beitrag leisten. Die vorliegende Studie zeigt die didaktische Umsetzung des Lernfeldkonzepts mithilfe der Themenzentrierten Interaktion auf unterrichtlicher Ebene.
Textprobe: Kapitel 4, Wie muss der Berufsschulunterricht geplant werden, damit er TZI-geleitet ist?: Das vorherige Kapitel hat ausführlich erläutert, dass das Lernfeldkonzept ein Umdenken fordert, das die handlungsorientierte Kompetenzvermittlung ins Zentrum des Unterrichts stellt, sodass berufliche Handlungskompetenz ausgebildet werden kann. Will man als Lehrperson den Unterricht entsprechend planen, so ist die Arbeit in Lehrerteams notwendig. Dieses Kapitel beschäftigt sich somit, neben der Arbeit in Lehrerteams, auch mit der Planung eines TZI-geleiteten Unterrichts. Untermauert wird das Kapitel mit Erfahrungsberichten einiger Lehrer. Anzumerken ist jedoch, dass keine konkreten Vorschläge zur Unterrichtsplanung oder Handlungskonzepte angestellt werden sollen. Die angeführten Gedanken dienen lediglich als Richtlinie, aber keinesfalls als Rezept. 4.1, Die Arbeit in Lehrerteams: Zunächst wird in diesem Abschnitt das veränderte Rollenverständnis erläutert, das die Lernfeldorientierung mit sich bringt. Darüber hinaus soll gezeigt werden, wie sich die Axiome und Postulate auf die Arbeit in Lehrerteams und die anschließende Planung einer Lernsituation auswirken können. 4.1.1, Neues Rollenverständnis: Während der Berufsschulunterricht sich früher noch am Funktions- und Fachprinzip orientierte, steht im heutigen Berufsschulunterricht der Produktions- und Geschäftsprozess im Fokus. Das Ziel, nämlich die Ausbildung eines Berufs, bleibt zwar das gleiche, der Weg hingegen hat sich grundlegend geändert. Durch das Lernfeldcurriculum wachsen damit einerseits der didaktische Handlungsspielraum für die Lehrenden und andererseits das damit verbundene Aufgabenspektrum. Die Lehrpläne weisen nur noch grobe Ziele- und Inhaltsvorgaben auf. Das bedeutet für die Lehrkräfte, dass die Inhalte und Ziele mit Leben gefüllt werden müssen. Um dem gerecht zu werden, müssen sich Lehrerteams bilden, die die Inhalte und Ziele der Lernfelder in Lernsituationen überführen. Das Lernfeldkonzept verlangt zudem einen an beruflichen Handlungen gerichteten Unterricht, was eine Kooperation mit dem Ausbildungsbetrieb als dualen Partner bedingt. Demzufolge muss das berufsschulische Lehrpersonal nicht nur kompetent im Bereich der Didaktik, sondern auch im Bereich der Organisation sein. Mit der Gestaltung und Durchführung eines handlungsorientierten Unterrichts steht nicht mehr die Lehrperson im Mittelpunkt. Vielmehr rücken die Lernenden ins Zentrum des Unterrichtsgeschehens. Die Lehrkraft steht lediglich beratend und unterstützend zur Seite und hilft den Lernenden so wenig wie möglich, aber dennoch so viel wie nötig. Dadurch sollen diese nach dem Hessischen Kultusministerium ‘mehr Verantwortung für ihr Lernen übernehmen.’ Neben der Überführung von Lernfeldern in Lernsituationen, der Abstimmung mit den Ausbildungsbetrieben sowie einer handlungsorientierten Unterrichtsgestaltung bestimmen Aufgaben wie die Erstellung eines Einsatzplans für die Lehrkräfte, die inhaltlichen Absprachen schriftlicher Arbeiten oder die Evaluation der Lernsituationen den Arbeitsalltag der Lehrerteams. Dass Lehrerteams häufig systematisch zusammenarbeiten, zeigen auch empirische Forschungen. Die Vielzahl an zu bewältigenden Aufgaben macht somit eine positive Arbeitsatmosphäre im Team unabkömmlich. Die Lehrer-Lehrer-Interaktion als soziale Interaktion ist dabei von ganz entscheidender Bedeutung. Minsel meint mit dem Begriff der sozialen Interaktion, ‘[…] dass die aufeinander bezogenen Handlungen zwischen Subjekten stattfinden, die ein gemeinsames Verständigungssystem besitzen - also zwischen Menschen oder Tieren einer Art.’ Bei der Lehrer-Lehrer-Interaktion, bei der eine einheitliche Kodierung die Grundlage ist, kommt es also nicht nur auf die verbale, sondern auch auf die nonverbale Kommunikation an. Beide Kommunikationsvarianten können die anderen Interagierenden in ihrem Verhalten beeinflussen. Dieser Prozess der gegenseitigen Beeinflussung bezeichnet man auch als Gruppendynamik. Um der bewussten Beeinflussung verschiedener Teammitglieder entgegenzuwirken, können die Axiome der TZI als Fundament sowie die Postulate als methodische Prinzipien einer Interaktion wertvoll sein. 4.1.2, Axiome und Postulate als Determinante für eine erfolgreiche Zusammenarbeit: Inwieweit das Innehaben und Ausleben der Axiome und Postulate bedeutsam für eine förderliche Interaktion in Lehrerteams ist, verdeutlicht dieser Abschnitt. Die Axiome als Ausgangspunkt der TZI lassen sich auf die Arbeit in Lehrerteams folgendermaßen projizieren. Das erste Axiom ist durch Autonomie und Interdependenz gekennzeichnet. Autonomie meint die Selbstbestimmung und Eigenständigkeit, die - bezogen auf die Arbeit in Lehrerteams - zum Teil eingeschränkt ist. Zwar kann das Lehrpersonal die Methodik selbst wählen, die Ziele und zu vermittelnden Inhalte bekommen sie jedoch vom Rahmenlehrplan vorgegeben. Durch den vom Staat erteilten Bildungsauftrag und den Rahmenlehrplan werden die Lehrerteams im Hinblick auf die Stoffauswahl geprägt. Dennoch beeinflussen sie damit den Bildungsgehalt der Lernenden und somit auch die Ausbildungsqualität in unserem Staat. Das Handeln der Arbeitsgruppen wird also nicht nur von der Umwelt beeinflusst, sondern beeinflusst auch selbst die Umwelt. Bezogen auf das zweite Axiom lässt sich sagen, dass jede Lehrkraft Respekt vor jedem einzelnen Teammitglied haben sollte und dieses wertschätzt, um eine funktionierende Gruppenarbeit und demzufolge auch einen wachsenden Gruppenarbeitsprozess zu gewährleisten. Das bedingt laut Cohn bewertende Entscheidungen, deren Auswirkungen zu berücksichtigen sind. Die Arbeit in Lehrerteams lässt sich nach dem dritten Axiom so beschreiben, dass schulische Einschränkungen zwar hingenommen werden können, diese Grenzen trotzdem erweiterbar sind. Macht sich das Lehrpersonal die Grenzen und die Auswirkung auf die anschließende Entscheidung bewusst, so handelt das Team verantwortungsvoll im Sinne eines innovativen Unterrichts. Um in den Lehrerteams nach den Axiomen praktisch handeln zu können, werden diese durch die Postulate als methodische Prinzipien für die Interaktion unterstützt. Die Postulate sollen die Arbeitsgruppen als Leitziele für das Handeln begleiten. Bereits in Abschnitt 2.2.2 wurde erläutert, dass sich das Chairperson-Postulat durch Verantwortungsübernahme für sich und die Gruppe auszeichnet. Konkret auf die Arbeit im Lehrerteam bedeutet das, Verantwortung für die Auswahl der Lehrinhalte sowie deren Vermittlung für die aktuellen Lernstände eines einzelnen Lernenden, aber auch für die der ganzen Klassengemeinschaft zu übernehmen. Denn nur, wenn das Lehrpersonal selbst verantwortungsvoll handelt und dies vorlebt, kann auch von den Lernenden erwartet werden, dass diese ebenso verantwortungsvoll handeln. Das Störungspostulat - wie es oben von Cohn definiert wurde - kommt immer dann zur Geltung, wenn das Lehrerteam erschwert oder - im schlimmsten Fall - gar nicht mehr effizient arbeiten kann, denn Störungen nehmen sich stets Vorrang, ob man will oder nicht. Hat eines der Teammitglieder einen inneren Konflikt, weil er nicht mit den vorgeschlagenen Methoden eines anderen Mitglieds einverstanden ist, soll er dies bewusst in der Gruppe ansprechen, um einerseits diese Störung zu beheben und andererseits den Arbeitsprozess zu fördern. Tut er dies jedoch nicht, so verliert er den Anschluss und geht als aktives Gruppenmitglied im Planungsprozess unter. Dadurch kann das gestörte Mitglied selbst zum Störenden werden, sodass die Arbeitsatmosphäre schnell negativ beladen ist. Ist die Störung wirksam behoben, kann die Gruppe wieder intensiv zusammenarbeiten. Beherzigt jedes Teammitglied die Axiome und Postulate der TZI, so steht einer erfolgreichen Überführung der Lernfelder in Lernsituationen nichts im Wege.
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