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- Ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingsarbeit. Schulungskonzept für die Arbeit mit Menschen aus Syrien
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Seit im Jahr 2011 der Bürgerkrieg in Syrien ausgebrochen ist, sind bis August 2016 4,8 Millionen Menschen aus Syrien geflüchtet. Immer mehr Menschen aus Syrien nutzen den oft tödlich endenden Fluchtweg über das Mittelmeer, um in die Europäische Union (EU) zu gelangen. In vielen Städten in Deutschland kümmern sich Ehrenamtliche um die geflüchteten Menschen vor Ort. Eine besondere Herausforderung für die Helfer stellt dabei der Mangel an Informationen zum Umgang mit den syrischen Flüchtlingen bzw. mit traumatisierten Menschen im Allgemeinen dar. Um hier für Abhilfe zu sorgen, entwickelt das vorliegende Buch ein Konzept zur Schulung ehrenamtlicher Helfer in der Arbeit mit geflüchteten Menschen aus Syrien. Die Autorin beginnt mit einer Betrachtung der Gründe für eine Flucht aus Syrien und stellt die aktuelle Situation in Syrien, in der Europäischen Union und in Deutschland dar. Danach werden das Schicksal der Flüchtlinge und die Auswirkungen der Flucht auf deren persönliche Situation betrachtet. Es folgt ein kurzer theoretischer Teil zur Konzeptentwicklung, bevor auf die persönliche Gesunderhaltung der Helfer und der geflohenen Menschen anhand des Modells der Salutogenese eingegangen und ein Bezug zum Konzept der transkulturellen Kompetenz hergestellt wird. Abschließend wird ein Konzept zur Schulung ehrenamtlicher Helfer in der Flüchtlingsarbeit dargestellt. Dieses beinhaltet insbesondere das Akquirieren von Helfern, die Bereitstellung von Informationen für ehrenamtliche Helfer, Einsatzbereiche für Ehrenamtliche, rechtliche Grundlagen zu Flüchtlingen in Deutschland sowie Ansatzpunkte zur Kooperation mit professionellen Helfern und zur Betreuung von Ehrenamtlern bei ihrer Tätigkeit.
Textprobe: Kapitel 6 Konzeptentwicklung für die Schulung ehrenamtlicher Helfer: Ein großer Teil der geleisteten Arbeit für und mit Flüchtlingen wird von ehrenamtlichen Helfern erbracht. Diese ehrenamtlichen Helfer vertreten alle Altersgruppen von jugendlich bis ins hohe Alter. Der größte Anteil wird von Frauen geleistet, und nicht selten haben die ehrenamtlichen Helfer selbst einen Migrationshintergrund (Foroutan, 2015, S. 284). Ehrenamtliche Helfer möchten nicht nur den Menschen in Not helfen, sondern sie wollen zu einem Wandel der Gesellschaft beitragen (Foroutan, 2015, S. 286). Im Rahmen dieses Kapitels wird ein Konzept zur Schulung ehrenamtlicher Helfer in der Flüchtlingsarbeit vorgestellt. Die Inhalte dieses Kapitels speisen sich nur zu einem geringen Teil aus bereits vorhandener Literatur, da dieses Thema in der Literatur bis heute kaum aufgegriffen wurde. Ein großer Teil der Inhalte dieses Konzeptes beruht auf den Ergebnissen der Interviews, die die Autorin für diese Arbeit geführt hat und die sich im Anhang der Arbeit (Anhang F - J, S. 105 - 133) befinden. Um möglichst viele relevante Perspektiven mit den Interviews abzudecken, befragte die Verfasserin zwei Sozialarbeiter einer Erstaufnahmestelle in Nordrhein-Westfalen (NRW) (Anhang F, S. 105 - 108), eine Person, die Onlineseminare zur Schulung ehrenamtlicher Helfer entwickelt hat (Anhang G, S. 109 - 112), eine Person, die ehrenamtliche Helfer in einer Großstadt von NRW koordiniert (Anhang H, S. 113 - 118), den ehrenamtlichen Leiter eines Arbeitskreises Asyl in NRW (Anhang I, S. 119 - 127) und ein Ehepaar, das sich ehrenamtlich als sogenannte Kümmerer (Anhang J, S. 128 - 133) um eine Unterkunft und die dort lebenden Flüchtlinge kümmert. Dabei ist zu bedenken, dass die Interviews nicht wörtlich transkribiert wurden, sondern nur die Ergebnisse teilweise stichpunktartig und teilweise ausformuliert festgehalten wurden. Alle Kommunen, die Länder und der Bund sind sich darüber einig, dass ohne das hohe Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer die aktuellen Flüchtlingszahlen nicht zu bewältigen wären (Löhlein, 2015, S. 297). Genau wie Löhlein es beschreibt, benennt es auch die interviewte Person, die ein Onlineseminar zur Schulung ehrenamtlicher Helfer entwickelt hat. Sie erklärt, dass die aktuell (Mai 2016) sehr hohe neue Flüchtlingszuwanderung anders nicht zu regeln sei. Und sie fährt fort, dass der Bedarf in allen Bereichen so groß sei, dass diese Menge an Arbeit ohne ehrenamtliche Helfer nicht zu leisten sei (Anhang G, S. 111). Der Leiter des Arbeitskreises Asyl berichtet ebenfalls von Rückmeldungen vonseiten seiner Kommune, dass es ohne die Ehrenamtler nicht möglich sei, die große Zahl der Flüchtlinge gut zu betreuen (Anhang I, S. 124). Aus diesem Grund ist es der Verfasserin wichtig, die engagierten ehrenamtlichen Helfer möglichst gut auf die Arbeit mit den Migranten vorzubereiten und sie im Verlauf ihrer Arbeit zu betreuen. Dies schützt sie vor Überforderung und hält die Motivation der ehrenamtlichen Helfer auch in schwierigen Situationen aufrecht. Wie ehrenamtliche Helfer gewonnen werden können, erläutert das folgende Kapitel. 6.1 Kontaktaufnahme zu den ehrenamtlichen Helfern: Um ehrenamtliche Helfer zu rekrutieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man potenzielle Helfer per Zeitung, Internet, Online-Börsen und Informationsveranstaltungen um Mitarbeit bitten. Zum anderen kann man versuchen, im Fernsehen oder Radio für das Ehrenamt zu werben. Außerdem kann man an öffentlichen Orten Personen direkt ansprechen und versuchen, sie für die Arbeit zu motivieren (Han-Broich, 2012, S. 204). Darüber hinaus werden viele ehrenamtliche Helfer durch andere (Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn,…) angesprochen, woraus ein eigenes Engagement erwächst. Zusätzlich erfahren die Menschen in unserem Land viel über die Medien von den Versorgungsproblemen der Professionellen im Rahmen der Flüchtlingsarbeit, so dass der Wunsch entstehen kann, sich selbst in diesem Bereich einzubringen. Überdies wecken auch Informationsveranstaltungen und Freiwilligenagenturen die Lust zum ehrenamtlichen Engagement in der Flüchtlingsarbeit (Han-Broich, 2012, S. 81 - 82). Die von Han-Broich beschriebenen Methoden finden sich auch bei den befragten Interviewpartnern wieder. So beschreibt die Person, die ehrenamtliche Helfer koordiniert, dass sie in der Stadt gezielt für qualifizierte Sprachhelfer Werbung macht, um sie als neue Mitarbeiter zu gewinnen (Anhang H, S. 113). Auch der Leiter des Arbeitskreises Asyl bedient sich dieser Methoden. So erzählt er, dass sie bei Bürgerinformationsveranstaltungen – meist einige Wochen vor der erstmaligen Unterbringung von Flüchtlingen in einem Ortsteil – über ihre Arbeit berichten und dabei auch über Aufgaben informieren, die ehrenamtliche Helfer übernehmen können. Dieser Arbeitskreis Asyl verfügt sogar über eine Gruppe Ehrenamtlicher, die in verschiedenen Settings, z.B. in Schulen, Frauenvereinen und sonstigen Gruppen, über ihre Arbeit berichten, um auf sich aufmerksam zu machen und neue Mitglieder/Mitarbeiter zu gewinnen. Außerdem wird das monatliche Treffen des Arbeitskreises in der Zeitung angekündigt es ist für alle Interessierten offen. Darüber hinaus äußert der Leiter des Arbeitskreises, dass sie viele Mitglieder durch Mundpropaganda akquirieren (Anhang I, S. 119 - 120). Sinnvoll wäre ein Erstgespräch, in dem die persönliche Motivation und Vorstellungen von der Arbeit erfragt werden. Nach dem Gespräch sollte der Organisator die Möglichkeit haben, ungeeignete Personen abweisen zu können. Im Anschluss an das Gespräch sollte in Absprache mit dem Helfer eine für ihn geeignete und interessante Aufgabe gefunden werden (Han-Broich, 2012, S. 204). Diesen Punkt spricht auch die interviewte Person an, die ehrenamtliche Helfer koordiniert. Sie gibt zu bedenken, dass nicht jeder für die Arbeit mit Flüchtlingen geeignet sei (Anhang H, S. 114). Warum sich Menschen ehrenamtlich im Bereich der Flüchtlingsarbeit engagieren, wird nachfolgend erklärt. 6.2 Die Motivation der ehrenamtlichen Helfer: Bei der Motivation der ehrenamtlichen Helfer wird zwischen der extrinsischen und der intrinsischen unterschieden. Extrinsische Motivation bezeichnet eine Motivation, die durch die Umwelt geweckt wird, während intrinsische Motivation durch die eigene innere Einstellung eines Menschen entsteht. Extrinsisch motivierte Personen engagieren sich in der Flüchtlingsarbeit, weil sie etwas Gutes für die Gesellschaft tun wollen. Sie möchten den Flüchtlingen helfen, sich schnell in dem neuen Land zu integrieren und die deutsche Sprache zu lernen. Intrinsisch motivierte Personen sprechen die Betroffenen eher auf ihrer emotionalen Ebene an. Sie geben den Flüchtlingen moralische Unterstützung, begegnen ihnen mit Wertschätzung und Anerkennung (Han-Broich, 2012, S. 83 - 84). Ein ehrenamtlicher Pate äußert, dass es pures Glück sei, in so einem sicheren Land wie Deutschland zu leben, und dass es jeden von uns auch hätte anders treffen können. Daher rührt seine Motivation, sich um Menschen zu kümmern, die dieses Glück nicht hatten (Volkmann, 2014b, S. 4). Der Leiter des Arbeitskreises Asyl beschreibt seine Motivation zum Engagement in der Flüchtlingsarbeit als für ihn wichtige Aufgabe, um den Migranten einen guten Start in der neuen Heimat zu bieten. Außerdem ist er der Meinung, dass nur durch ehrenamtliche Helfer die Integration in die Aufnahmegesellschaft gelingen kann (Anhang I, S. 119, 124). Auch das Kümmererehepaar fühlt sich durch die Verantwortung für die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft motiviert, sich in der Flüchtlingsarbeit einzubringen. Sie fürchten, dass durch mangelnde Integration auf Grund fehlender Kontakte die Gewaltbereitschaft steige. Außerdem waren sie der Meinung, dass sie eigene Ängste dadurch abbauen könnten, dass die Fremden dann Bekannte seien. Darüber hinaus nannte das Paar den Wunsch, selber so begleitet zu werden für den Fall, dass sie selbst einmal in eine solche Situation kommen sollten (Anhang J, S. 128, 131 - 132). Die meisten ehrenamtlichen Helfer bringen Grundvoraussetzungen mit, wie z.B. Offenheit gegenüber anderen Menschen, Empathie, Spaß an zwischenmenschlichen Begegnungen auf Augenhöhe und die Unterstützung durch das eigene soziale Umfeld (Straube, 2016, S. 17). Viele ehrenamtliche Helfer verfügen über eine hohe Sozialkompetenz, ein gutes Organisationsgeschick sie sind flexibel, können empathisch auf andere Menschen eingehen und sind oft sehr kommunikativ (Han-Broich, 2012, S. 202). Dieselben Eigenschaften benennen auch die von der Autorin interviewten Personen. So zählt die Person, die Onlineseminare entwickelt hat, den Wunsch auf, anderen zu helfen. Darüber hinaus hat sie die Erfahrung gemacht, dass diese Personen eine hohe Selbstreflexionsfähigkeit, Offenheit gegenüber Fremden und Toleranz mitbringen (Anhang G, S. 110). Auch die Person, die ehrenamtliche Helfer koordiniert, und der Leiter des Arbeitskreises Asyl halten die Offenheit der Ehrenamtler für sehr wichtig (Anhang H, S. 115 Anhang I, S. 121). Die Person, die Helfer koordiniert, und der Leiter des Arbeitskreises benennen noch das Interesse an der Thematik als eine Voraussetzung, die die Helfer mitbringen sollten (Anhang H, S. 115 Anhang I, S. 127). Sowohl der Leiter des Arbeitskreises Asyl als auch die Kümmerer sprechen eine hohe Sozialkompetenz und eine ebensolche Frustrationstoleranz an (Anhang I, S. 124 Anhang J, S. 130 - 131). Das Kümmererehepaar ist der Meinung, dass Helfer eine gute psychische Kondition, Humor, Kreativität und Flexibilität mitbringen sollten (Anhang J, S. 130 - 131). Viele denken, dass es wichtig sei, möglichst viele Sprachen zu sprechen, um sich mit den Migranten verständigen zu können. Dies hält der Leiter des Arbeitskreises für irrelevant, da die Verständigung auf Deutsch und mit viel nonverbaler Kommunikation vonstatten geht (Anhang I, S. 124). Weitere relevante Informationen, die ehrenamtliche Helfer benötigen, werden im nächsten Kapitel aufgezeigt.
Sarah Wuttke, M.A., wurde 1987 in Dortmund geboren. Nachdem sie ihre Berufsausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin erfolgreich absolviert hatte, begann sie ein Studium Bildung im Gesundheitswesen an der Fachhochschule in Münster. Im Jahr 2016 schloss die Autorin dieses erfolgreich mit dem Masterabschluss ab. Die Autorin wuchs in einem Pfarrhaus auf und kam dadurch bereits im Kindesalter (Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien) mit dem Zuzug von Flüchtlingen in die Nachbarschaft und dem Bemühen um Betreuung und Integration dieser Menschen in Berührung. Mit Schrecken verfolgte sie im Jahr 2015 in den Nachrichten, wie sich die Situation in Syrien entwickelte und wie immer mehr Menschen versuchten, den oft tödlich endenden Fluchtweg über das Mittelmeer oder die Balkanroute zu nutzen, um in die Europäische Union zu gelangen. Bereits im Frühjahr 2015 bildete sich in der Heimatstadt der Autorin ein Kreis Ehrenamtlicher, der sich um die geflüchteten Menschen vor Ort kümmern wollte. Auch der Vater der Autorin engagierte sich stark in der Unterstützung der Flüchtlinge, so dass sie zu Hause immer wieder von einzelnen Schicksalen erfuhr. Dabei klang häufig an, dass es den einzelnen Helfern vor Ort an Informationen zum Umgang mit den Flüchtlingen, zu deren normalen Lebensgewohnheiten und zum Umgang mit traumatisierten Menschen fehle. In dieser Zeit entstand die Idee, ein Konzept zu entwickeln, wie man ehrenamtliche Helfer so schulen kann, dass sie den Herausforderungen im Umgang mit geflüchteten Menschen gewachsen sind.
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