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- Die Theorie der Schutzmotivation heute: Eine Studie zur Wirksamkeit von schriftlichen und grafischen Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Abb.: 26
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, hatte die Krebshilfe-Präsidentin Dagmar Schipanski (CDU) bereits im September 2007 gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung gesagt und damit die Einführung von bildgestützten Warnhinweisen auf Tabakverpackungen gefordert. Doch bis zum heutigen Tag wurde diese Forderung in Deutschland nicht umgesetzt. Welche Theorien und Nachweise zur Wirksamkeit solcher Bildwarnhinweise gibt es aktuell in Deutschland? Was spräche für die Einführung und was möglicherweise dagegen? Diesen Fragen versucht das vorliegende Buch auf der Grundlage fundierter gesundheitspsychologischer Theorien nachzugehen. Dafür werden zunächst bedeutsame relevante Gesundheitsmodelle vorgestellt, wobei auf die Entwicklung und den Wandel der Schutzmotivationstheorie von Rogers fokussiert wird. Da Warnhinweise auf Zigarettenschachteln als Furchtappelle fungieren sollen, werden darüber hinaus wesentliche Erkenntnisse der Furchtappellforschung berichtet sowie aktuelle Forschungsbefunde aus dem In- und Ausland zur Wirksamkeit verschieden gestalteter Zigarettenwarnhinweise zusammengetragen. Die ausführliche Darstellung einer empirischen Untersuchung mit erwachsenen Rauchern bildet den Abschluss des Buches. Dabei sollten mögliche Unterschiede in der Wirksamkeit von schriftlichen und kombinierten Warnhinweisen mit Bild aufgedeckt sowie weiterführende Gedanken zu deren Einsatz in der deutschen Tabakkontrollpolitik entwickelt werden.
Textprobe: Kapitel 1.2.3, Das revidierte Modell der Schutzmotivation: Aufgrund von theoretischen Neuerkenntnissen und zum Teil widersprüchlichen Forschungsergebnissen hinsichtlich der Verknüpfung und der Einflussstärke der Faktoren der Schutzmotivationstheorie von Rogers schlagen Arthur und Quester eine Überarbeitung des Modells vor. Ebenso wie Maddux und Rogers gehen Arthur und Quester in ihrer revidierten Version der Schutzmotivationstheorie von einem rationalen Entscheidungsprozess aus und beziehen Bewältigungsfaktoren (Handlungs- und Selbstwirksamkeitserwartungen) in den Prozess der Verhaltensänderung ein. Der Hauptunterschied zwischen den Modellen liegt darin, dass Arthur und Quester der Furcht einen zentralen Stellenwert geben und sie zwischen dem Prozess der Bedrohungseinschätzung und der Änderung des Verhaltens platzieren. Furcht wirkt dadurch als Mediator sowohl zwischen dem Schweregrad der Schädigung und dem Verhalten als auch zwischen der Wahrscheinlichkeit der Schädigung (entspricht Vulnerabilität) und dem Verhalten. Wie gelingt es nun den Autoren, Handlungswirksamkeit und Selbstwirksamkeit in das Modell zu integrieren? Sie nehmen an, dass individuelle Unterschiede bei den Komponenten der Bewältigungseinschätzung jeweils den Einfluss der Furcht auf das Verhalten moderieren. Abbildung 8 zeigt das Modell in seiner Gesamtheit (siehe Abbildung 8: Revidiertes Modell der Schutzmotivation von Arthur und Quester). Da die Bedrohungseinschätzung das Verhalten also nur noch indirekt über den Faktor Furcht beeinflusst, wird diese zwingend erforderlich, damit Furchtappelle eine Verhaltensänderung bewirken können. Arthur und Quester sind mit ihrem Modell den theoretischen Überlegungen von Tanner et al. gefolgt, die die Ausbildung von Furcht ebenfalls für erforderlich für die Anbahnung von adaptiven oder maladaptiven Bewältigungsreaktion halten. Zu dem von Arthur und Quester vorgeschlagenen Modell liegen folgende Untersuchungsergebnisse vor: Die Autoren selbst haben ihr Modell in einer Studie mit jungen Studenten (N=287, 70% im Alter zwischen 19 und 21 Jahren, davon 57.5% männlich) geprüft, denen sie verschiedene Anti-Raucher-Anzeigen mit furchterregenden Botschaften vorlegten. Bezüglich der relevanten Faktoren und Zusammenhänge wurden vier experimentelle Gruppen unterschieden: hinsichtlich der Art der Bedrohung körperlich (Beispielitem: Smoking causes irreversible blindness ) vs. sozial (Beispielitem: Smoking causes isolation, rejection and exclusion from society ) und hinsichtlich des Vorhandenseins oder Nichtvorhandenseins von Bewältigungsstrategien auf der Anzeige. Zusätzlich zu dem Stimulusmaterial erhielten die Probanden Fragebögen, mittels derer die Ausprägung der Modellfaktoren erfasst wurde. Obwohl die Studie einige Schwächen aufweist (z.B. waren nur 15.3% der Befragten Raucher), zeigte sich für drei Gruppen (physische Bedrohung, physische Bedrohung & Bewältigungsstrategie, soziale Bedrohung) ein akzeptabler Modell-Fit. In den Gruppen der Bedingung ohne Bewältigungsstrategie wurden fast ausschließlich signifikante Pfadkoeffizienten ermittelt und es wurde ein hoher Anteil an der Varianz der Verhaltensintention (nicht des Verhaltens), zukünftig mit dem Rauchen aufzuhören, aufgeklärt. Deutlich weniger signifikante Pfadkoeffizienten konnten in den Experimentalbedingungen physische Bedrohung und soziale Bedrohung mit Bewältigungsstrategie (Hinweis auf ein Servicetelefon, das Rauchern Hilfe anbietet) erzielt werden und die aufgeklärte Varianz an der Verhaltensintention war nur gering. Arthur und Questers Annahme, dass Furcht als Mediator zwischen den Faktoren der Bedrohungseinschätzung und der Verhaltensintention wirkt, konnte in ihrer Studie nur für den Faktor Wahrscheinlichkeit der Schädigung bestätigt werden. Auch die moderierende Wirkung der Faktoren Handlungswirksamkeitserwartung und Selbstwirksamkeitserwartung auf den Zusammenhang zwischen Furcht und Verhaltensintention konnte nicht hinreichend nachgewiesen werden. Petersen und Lieder untersuchten in einer deutschen Studie auf Grundlage des Modells von Arthur und Quester jugendliche Raucher (N=336, Durchschnittsalter: 15 Jahre, 46.3% männlich) und setzten als Stimulusmaterial in den Experimentalbedingungen Abbildungen von Zigarettenschachteln mit schriftlichen Warnhinweisen oder mit kombinierten (schriftliche und grafische) Warnhinweisen ein. In der Kontrollbedingung präsentierten sie den Versuchspersonen Bilder von Zigarettenschachteln ohne Warnhinweis. Auch hier wurden die Modellvariablen mittels Fragebogen erhoben und die Probanden sollten anschließend einschätzen, für wie wahrscheinlich sie es halten, dass sie in Zukunft weniger oder leichtere Zigaretten rauchen werden. In der Studie zeigten sich erwartungskonforme Zusammenhänge zwischen den Modellvariablen. Darüber hinaus konnten Petersen und Lieder einen Nachweis dafür erbringen, dass Furcht nicht nur zwischen der Wahrscheinlichkeit der Schädigung und der Verhaltenswahrscheinlichkeit sondern auch zwischen dem Schweregrad der Schädigung und der Verhaltenswahrscheinlichkeit als Mediator wirkt, womit sie Arthur und Questers ursprüngliche Vermutung unterstützen. Doch ebenso wie Arthur und Quester fanden auch Petersen und Lieder weder für die Moderatorwirkung der Handlungswirksamkeitserwartung noch für die der Selbstwirksamkeitserwartung eine Bestätigung. In Anlehnung an die Studie von Petersen und Lieder werden in der vorliegenden Abhandlung Arthur und Questers Modellannahmen bezüglich der Mediatorrolle von Frucht sowie der Moderatorwirkung der Faktoren Handlungswirksamkeitserwartung und Selbstwirksamkeitserwartung auf den Zusammenhang zwischen Furcht und Verhaltensintention an erwachsenen Rauchern geprüft.
Yvonne Drambyan wurde 1975 in Halle an der Saale geboren. Im Anschluss an ihre Berufsausbildung zur Beschäftigungs- und Arbeitstherapeutin betreute sie vier Jahre lang Patienten mit neurologischen Erkrankungen in einer Akutklinik. Um sich weiter zu qualifizieren absolvierte die Autorin ein Diplomstudium der Psychologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dass sie 2010 erfolgreich beendete. Während des Studiums entwickelte sie ein ausgeprägtes Interesse zu gesundheitspsychologischen Fragestellungen. Im vorliegenden Buch beschäftigt sich die Autorin ausführlich mit der Beeinflussbarkeit des Rauchverhaltens durch Warnhinweise. Derzeit ist sie als Psychologin im Rehamanagement tätig.
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