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Psychologie

Saskia Nissen

Die Angst der Borderline-Persönlichkeit

Professionelle Beziehungs- und Arbeitsgestaltung im sozialtherapeutischen Setting

ISBN: 978-3-8366-7160-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Jeder Mensch empfindet Angst, der eine mehr, der andere weniger. Bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind Angstgefühle oft vorherrschend, sie scheinen das Gefühl der Angst als Grundgefühl in ihr Selbstkonzept und ihre Sicht der Welt integriert zu haben. Dieses Buch widmet sich ganz dem Affekt der Angst bei Borderline-Persönlichkeiten: Angst als Antrieb für die Entstehung weiterer wesentlicher Symptome, Angst als Auslöser für die Ausbildung der bekannten Abwehrmechanismen und damit Angst auch als essentieller Einflussfaktor auf die Beziehungs- und Arbeitsgestaltung im professionellen Setting. Dem Affekt der Angst wird eine zentrale Rolle für das Verständnis der Erkrankung zugeschrieben, eine Möglichkeit, sich dem inneren Chaos der Borderline-Persönlichkeit zu nähern und praktische Interventionsmöglichkeiten auszuarbeiten. Hintergrund für die Entstehung dieses Buches ist die Arbeit der Autorin in einer sozialtherapeutischen Wohngruppe für Frauen mit Persönlichkeitsstörungen, in der vornehmlich Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betreut werden. Die Symptomatik der Klientel stellt sich insbesondere zu Beginn einer Maßnahme besonders 'schillernd' dar, und weist vor dem Hintergrund von zumeist pathogenen Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit auf den Einfluss einer existenziellen Angst hin: Hier die Angst, erneut fallen gelassen zu werden. Jede Art von Symptomverschiebungen ist an dieser Stelle möglich, was für beide Seiten bedeutet, sich unter erschwerten Bedingungen mit dem Beziehungsaufbau auseinander zu setzen. Aber auch im weiteren Verlauf werden borderline-typische Ängste, wie etwa die panische Angst vor dem Verlassenwerden, dem Alleinsein oder der Veränderung den Umgang mit der Klientel maßgeblich beeinflussen. Die Angstsymptomatik wird relevantes Thema im Betreuungsalltag bleiben, wird die Beziehungsgestaltung und die pädagogische Zielplanung beeinflussen und den Einsatz angstmindernder Methoden und Strukturen einfordern.

Leseprobe

Kapitel 6.2. Angst vor struktureller Regression Borderline-Patienten sind zumeist partiell sehr leistungsfähig, ihre Leistungsfähigkeit führe allerdings selten zur eigenen Befriedigung. Sie biete Ihnen auch keine Sicherheit, da sie von einer ständigen Angst begleitet sei, jederzeit einer Regression zum Opfer fallen zu können. Das Gefühl, den erreichten Zustand wieder zu verlieren, da er, auch wenn äußerlich zufriedenstellend, im Kern immer brüchig ist, begleitet den Borderline-Patienten. Er hat Angst, den Stand seiner Leistungen und seiner Leistungsfähigkeit nicht halten zu können. Diese Angst begründe sich im Erleben einer Brüchigkeit des Ichs (ebd., S. 231), als Folge der spezifischen Ich-Schwäche des Borderline-Patienten ( vgl. ebd.). Als Entstehungsbedingung dieser Form der Angst sieht Hoffmann (vgl. ebd., S. 229) also die defiziente Entwicklung der intrapsychischen Strukturen des Ich und des Selbst. Zu dieser strukturbedingten Genese von Angst wird an anderer Stelle von Bassler (vgl. 2000, S. 21) weiter ausgeführt: Dem Ich fehlen von vornherein die nötigen Ressourcen um auf eine Gefahrensituation adäquat zu reagieren. Es trete frühzeitig diffuse Panik auf. Bezogen auf die Angst der Borderline-Persönlichkeit, dass die Leistungsfähigkeit einer Regression zum Opfer fallen könnte, wird auf ein bindungstheoretisches Konzept zurückgegriffen: Werden frühe Bindungserfahrungen internalisiert und beeinflussen sie die Entwicklung von Selbst- und Objektrepräsentanzen, dann haben sie selbstverständlich einen direkten Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Die Selbstrepräsentanz bildet sich über den Umweg des Objekts (ebd.), das heißt, man sieht sich selbst so, wie man erfahren hat, dass andere einen sehen und behandeln. Waren zentrale Bindungen, wie die zur Mutter, unsicher und von Ambivalenz geprägt, muss dies zu einem unsicheren Selbstwertgefühl führen. Rückschließend kann nur ein stabiles Selbst die eigenen Leistungen als solche anerkennen und um die Konstanz der Leistungsfähigkeit wissen. Unsichere Bindungserfahrungen bedingen oft eine ängstlich-unsichere, vor allem auf Außensteuerung (Bezugspersonen) angewiesene Selbstorientierung des Individuums. (ebd., S. 22)

Über den Autor

Saskia Nissen, 2008 Abschluss des Studiums zur Diplom-Sozialpädagogin/Diplom-Sozialarbeiterin im Studiengang Sozialwesen der Fachhochschule Kiel. Seit 2005 als Betreuerin in einer sozialtherapeutischen Wohngruppe für psychisch erkrankte Frauen tätig, in der vorwiegend Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betreut werden.

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