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- Der Ruhestand als Krise: Ursachen des seelischen Ungleichgewichts und Möglichkeiten der psychosozialen Versorgung
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 156
Abb.: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Menschen verbringen einen Großteil ihres Lebens mit Erwerbsarbeit. Der Pensionsantritt bringt demnach eine Vielzahl an Veränderungen mit sich. Einerseits verändert sich die finanzielle Situation der betroffenen Personen, andererseits finden Veränderungen im Bereich der (Frei-)Zeitplanung und –gestaltung statt. Die meisten Veränderungen werden positiv empfunden. Mehr Zeit für die Familie oder Freundinnen und Freunde zu haben, wünschen sich viele Personen ihr (Erwerbs)leben lang. Der Traum von häufigeren und länger andauernden Reisen kann in der Pension Wirklichkeit werden. Es gibt aber auch Menschen, die mit der neu gewonnen Freiheit und Freizeit nicht viel anfangen können, da sie nicht ausreichend sinnstiftende Freizeitaktivitäten haben. Wer sich zu sehr mit seiner Arbeit identifiziert, verliert eine wichtige Rolle im Leben. Andere Personen leiden darunter, dass sie nun zu wenig Geld haben, um sich das Leben leisten zu können, welches sie vor der Pensionierung gelebt haben. Der Pensionsantritt kann von einigen Personen als eine so starke Veränderung erlebt werden, dass er in eine Krise führt. Um dies zu vermeiden sollten sich die betroffenen Personen auf die Pensionierung vorbereiten. Befinden sich die Personen allerdings schon in einer Krise, so ist die klinische Sozialarbeit gefragt, um hier entgegen zu steuern und die Betroffenen wieder aus der Krise herauszuholen. In dieser Studie wird die Frage behandelt, ob und unter welchen Umständen die Pensionierung in eine Krise führt und wie sich die psychosoziale Versorgung für kürzlich pensionierte Menschen in Wien darstellt. Mittels standardisiertem quantitativen Fragebogen wurden 120 Personen befragt, die zwischen 1 und 10 Jahren in Pension sind. Neben Fragen zur Zufriedenheit mit und der Belastungen in verschiedenen Lebensbereichen wurde auch erhoben, ob und in welchem Ausmaß Pensionsvorbereitung bereits angeboten wird. Die ausführliche Auswertung kann in diesem Buch nachgelesen werden.
Textprobe: Kapitel 7.1, Unterstützungsarbeit im Rahmen der klinischen Sozialen Arbeit: Laut Nestmann (2000) kann sich die Integration in ein soziales Netzwerk positiv auf die Gesundheit auswirken. Aufgrund des Rückhaltes, der durch das soziale Netz vermittelt wird, kann Stress reduziert werden, das Krankheitsrisiko vermindert sich und die Lebenszufriedenheit und das Wohlbefinden werden gesteigert (vgl. Nestmann, 2000, S. 136). Die sozialen Netze werden normalerweise selbst gesponnen. Die klinische Soziale Arbeit kann hier unterstützend wirken, wenn es Schwierigkeiten in der Gestaltung des Zusammenlebens gibt, (erwartete) Hilfe ausbleibt oder selbst zur Belastung für einzelne Personen wird (Dehmel, 2008, S. 29). Hierbei muss die sozialarbeiterische Intervention in der Lebenswelt der betroffenen Personen stattfinden. Die klinische Soziale Arbeit setzt sich mit der Lebenswelt der Klientinnen und Klienten (lebensweltbezogenen Ansatz) auseinander und ist daher besonders gut für die Arbeit mit Personen, für die die Pensionierung eine Krise darstellt, geeignet (vgl. Dehmel, 2008, S. 29). 7.1.1, Case Management: Nach Pohlmann (2011) stellt Case Management ein umfangreiches und beständiges Unterstützungsmanagement dar. Es richtet sich an Personen oder Gruppen, die aufgrund episodischer oder anhaltender Einschränkungen derzeitige oder zukünftige Probleme nicht alleine bewältigen können. Da beim Case Management Prozess verschiedene Professionen mit einbezogen werden, werden sowohl klinische als auch soziale und ökonomische Aspekte miteinander verknüpft (Pohlmann, 2011, S. 224f). Casemanagement ist ein Prozess der Zusammenarbeit, in dem eingeschätzt, geplant, umgesetzt, koordiniert und überwacht wird und Optionen und Dienstleistungen evaluiert werden, um dem (…) Bedarf eines Individuums mittels Kommunikation und mit den verfügbaren Ressourcen auf qualitätsvolle und kostenwirksame Ergebnisse hin nachzukommen. (Bienz/Reinmann, 2004, S. 40). Laut Neuffer (2002) entwickelte sich das Case Management aus der klassischen Methode des Social Case Work. Anfang der 1920er Jahre wurde das Konzept von Social Case Work von Alice Salomon nach Deutschland gebracht und unter dem Namen Soziale Einzelfallhilfe den deutschen Verhältnissen angepasst. In Deutschland und Österreich knüpft Case Management an die hier herrschende Tradition der Sozialen Einzelfallhilfe an (vgl. Neufer, 2002, S. 38f). Case Work basierte zunächst auf Grundprinzipien wie Achtung der menschlichen Persönlichkeit, aktiver und bewusster Beteiligung der KlientInnen, Kenntnis der SozialarbeiterIn über sich selbst, Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft. (Neuffer, 2002, S. 39). Die Einsatzbereiche des Case Management sind sehr vielfältig. Nach der Methode des Case Management kann bzw. wird sowohl in der Sozialen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien (also in der Jugend- und Familienhilfe), in der Sozialen Arbeit mit Erwachsenen (z.B. in der Schuldnerberatung, Betreuung von Obdachlosigkeit gefährdeter Menschen und wohnungsloser Personen, aber auch in der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten und in der Bewährungshilfe) und in der Sozialen Arbeit im Arbeitsleben (als Beispiele sind hier anzuführen: betriebliche Soziale Arbeit und die Arbeit mit arbeitslosen Personen im Sinne des Coachings) gearbeitet. Case Management kann aber auch in der Sozialen Arbeit im Gesundheitsbereich (z.B. Aids-Hilfe, Krankenhaus-Sozialdienst, in der Behinderten- und Drogenarbeit) oder in der Sozialen Arbeit mit älteren Menschen angewendet werden (vgl. Neuffer, 2002, S. 46f). Die Phasen des Case Management: Im Case Management finden sich sechs Phasen. Diese sind, seit der Entwicklung in den 1990er Jahren, wiederholt beschrieben worden: 1. Phase: Outreach: Fallzugang mit Bestimmung der Zielgruppen und der Erreichung der Nutzerinnen und Nutzer. Diese Phase ist geprägt vom ordnen der Fälle und Lokalisierung der Fallgruppen. Die Einigungen über das Vorgehen und die Bestimmung einer Fallführung kennzeichnen den Übergang in die zweite Phase (vgl. Wendt, 2010, S. 218). 2. Phase: Assessment: Erläuterung der Probleme (des Problems) und Feststellung des Bedarfs. Kennzeichnend für diese Phase sind die Charakterisierung der Situation und der Probleme (des Problems) sowie die Ermittlung des Bedarfs (vgl. Wendt, 2010, S. 218). 3. Phase: Planning: Zielvereinbarungen. Der Hilfeplan, der in dieser Phase erarbeitet wird, soll sowohl den Weg zur Zielerreichung als auch die benötigten Mittel beinhalten (vgl. Wendt, 2010, S. 218). 4. Phase: Monitoring: Umsetzungsphase. Hier findet eine regelmäßige Kontrolle der Problembewältigungs- und Leistungserbringungsprozesse statt (vgl. Wendt, 2010, S. 219). 5. Phase: Evaluation: Bewerten der Leistungserbringung aufgrund der (dokumentierten) Abläufe und der Resultate. Dies ist verbunden mit einem sogenannten Reassessment, also einem Zurückkehren in die 2. Phase, falls dies notwendig ist (vgl. Wendt, 2010, S. 219). 6. Phase: Accountability: Bezeichnet das Rechenschaft ablegen für und Bericht erstatten über den Fall. Dies ist notwendig um die Vorgänge während der Fallbearbeitung transparent und nachvollziehbar zu belegen (vgl. Wendt, 2010, S. 219). Das Case Management ist bei der Arbeit mit Pensionsneulingen sicherlich von Vorteil, da alle Bereiche des Lebens mit einbezogen werden. Aufgrund der Pensionierung gibt es große Veränderungen im finanziellen und sozialen Bereich. Das Case Management bezieht das Umfeld der betroffenen Personen ein, daher ist es eine ideale Methode für die Arbeit mit kürzlich Pensionierten, die eine Krise aufweisen. Heiko Kleve (2006) beschreibt Case Management als Methode, um Menschen im eigenen Haushalt zu helfen formelle (professionelle) und informelle (privat-lebensweltlich) Hilfen zu initiieren und zu koordinieren (Kleve, 2006, S. 46).
Lea Riedl, MA, wurde 1986 in Wien geboren. Nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt in Finnland entschied sich die Autorin für das Studium Soziale Arbeit an der FH Campus Wien. Die Arbeit mit älteren und alten Menschen war schon immer ein Schwerpunkt der Autorin und führte auch dazu, dass sie im Anschluss an das Bachelor-Studium den Master in Klinischer Sozialarbeit in Wien absolvierte.
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