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- Das Kindeswohl bei Ehescheidung: Der Einfluss von Obsorgeregelung und psychosozialer Beratung
Psychologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 192
Abb.: 83
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss der Obsorgeregelung bzw. der Inanspruchnahme von Beratung, auf den Stellenwert des Kindeswohls , im Bewusstsein geschiedener Eltern. In Österreich trat 2001 das Kindschaftsrechts-Änderungsgesetz in Kraft, wodurch die Obsorge beider Eltern auch nach einer Scheidung zum Regelfall wurde. Zwecks Evaluierung dieses Gesetzes, wurde vom BM für Justiz eine Studie in Auftrag gegeben, in deren Rahmen eine Elternbefragung durchgeführt wurde. Der dabei verwendete Fragebogen enthielt neben mehreren geschlossenen Fragen zur Scheidung, Obsorge und Belastung der Kinder, die Frage nach den Wünschen der Eltern. Die Antworten der Eltern wurden zunächst dahingehend untersucht, ob in ihnen Wünsche thematisiert wurden, die aus psychoanalytisch-pädagogischer Sicht, als für das Kindeswohl förderlich einzustufen sind. Dabei wurde von der Annahme ausgegangen, dass das Kindeswohl , wenn es zum Zeitpunkt der Beantwortung im Bewusstsein der Eltern war, generell einen hohen Stellenwert im Bewusstsein der Eltern hat. Anschließend wurde der Zusammenhang zwischen dem derart festgestellten Stellenwert des Kindeswohls im Bewusstsein der Eltern und der Obsorgeregelung bzw. der Inanspruchnahme von Beratung im Scheidungsverlauf untersucht. Schließlich wurde jene (obsorge-/beratungsspezifischen) Gruppe von geschiedenen Eltern ermittelt, für die bewusstseinsbildende Maßnahmen ergriffen werden sollten, um das Kindeswohl verstärkt in deren Bewusstsein zu verankern. Zunächst erfolgt die Darstellung des theoretischen Kontexts der Untersuchung, ehe das Forschungsdesign und das methodische Vorgehen erläutert, sowie die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert, interpretiert und diskutiert werden.
Textprobe: Kapitel 3.4.1, Einschränkung der elterlichen Kompetenz: Um die Scheidung gut verarbeiten zu können würden Kinder also Eltern benötigen, die so einfühlsam, geduldig, ausgeglichen, optimistisch und zuwendend sind, wie sie es bisher kaum sein mussten. Zur selben Zeit befinden sich die meisten Eltern jedoch in einer so schwierigen psychischen, sozialen und ökonomischen Situation, dass sie Kinder brauchen würden, die so ruhig, anspruchslos, loyal, psychisch gefestigt, vernünftig und selbstständig sind, wie sie es bisher noch nie sein mussten. Figdor (1998) stellt daher fest, dass von den Eltern während der Scheidung und danach eine Haltung gefordert wird, die sie in den meisten Fällen aufgrund ihrer aktuellen Situation nicht einnehmen können (vgl. Figdor 1998, 25). Die Eltern befinden sich nach Bauers (1994, 49) in der Scheidungsphase nämlich ebenso wie das Kind in einer Krise (innere und äußere Konflikte schmerzliche Gefühle des Verletzt seins bzw. Versagens als Ehepartner Enttäuschung über die verlorene Beziehung Wut auf den Ex-Partner Sorge um die Zukunft, etc.). Steinman, Zemmelman und Knoblauch (1985) ermittelten bei ihrer Untersuchung von Scheidungsfamilien auf Seiten der Eltern dieselben emotionalen Reaktionen auf die Lebenskrise 'Scheidung', die bereits für das kindliche Scheidungserleben beschrieben wurden, nämlich: Schuldgefühle, Ärger, Wut, Trauer und Ängste. Unterschiede ergaben sich im Ausmaß und in der Art, wie mit diesen Gefühlen umgegangen wurde (vgl. Steinman, Zemmelman & Knoblauch 1985). Bauers (1994, 49) folgend ist anzunehmen, dass diese angespannte psychische Situation der Eltern oft eine Einschränkung der elterlichen Kompetenz zur Folge hat, wodurch der psychische Schmerz des Kindes von den Eltern oft nicht bzw. nur eingeschränkt wahrgenommen wird und die nötige Geduld und Toleranz gegenüber den kindlichen Symptomen nicht aufgebracht werden kann. Dieses Paradoxon zwischen den Bedürfnissen der Kinder und der diesbezüglich eingeschränkten Fähigkeiten der Eltern ist nach Figdor (1998) dafür hauptverantwortlich, dass in der kritischen Zeit nach der Scheidung jene Möglichkeiten versäumt werden, die es den Kindern ermöglichen würden, die anfänglichen dramatischen Gefühle, Gedanken und Phantasien, die die Konfrontation mit der elterlichen Trennung mit sich bringen, wirklich aufzuarbeiten (vgl. Figdor 1998, 26). Figdor (o. J.) betont daher, dass Eltern die eigene Krise anerkennen und für sich selbst sowie für ihre Kinder Hilfe suchen sollten, um dieses Paradoxon zu entschärfen. Wer den Scheidungsprozess für sich selbst einigermaßen bewältigen kann, ist besser in der Lage eine gute Mutter/ein guter Vater zu sein und dem Kind genügend Raum zu geben, um mit seiner Enttäuschung, seiner Trauer, Angst und Wut fertig zu werden. Vielfach ist es dafür äußerst hilfreich bzw. notwendig, professionelle Hilfe (Erziehungs-, Paar- oder Familienberatung bzw. therapie, Mediation, sozialpädagogische Gruppen für Scheidungskinder ) in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus betont Figdor (2006), dass sich Eltern in der Scheidungskrise auch um ihr eigenes Wohl und Glück sorgen sollten. Denn das 'Kindeswohl' hängt meist auch davon ab, wieweit sich die Eltern wohl fühlen können. Figdor (2006, 89) geht davon aus, dass es letztlich kein glückliches Kind gibt, wenn nicht auch seine Eltern ein Mindestmaß an Glück in ihrem Leben verspüren.
Dipl.-Päd. Mag. phil. Robin Alexander Kiener wurde 1976 geboren. Er hat an der Religionspädagogischen Akademie in Wien das Lehramtsstudium für katholische Religion und an der Universität Wien das Diplomstudium Pädagogik, mit dem Schwerpunkt Psychoanalytische Pädagogik, abgeschlossen. Außerdem ist er, speziell für Kinder-, Jugendlichen- und Elternberatung, Lebens- und Sozialberater in Ausbildung. Der Autor unterrichtet seit 1999 im Grundschulbereich und war bei der Arbeitsgemeinschaft Psychoanalytische Pädagogik als Forschungspraktikant, sowie bei der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie als Kinder-, Jugendlichen- und Elternberater in Ausbildung tätig.
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