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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Einsatz von Tieren in der Pädagogik beruht auf der Erkenntnis, dass Tiere dem Menschen nicht nur Gesellschaft bieten, sondern eine wohltuende und heilende Wirkung auf Körper und Seele des Menschen haben. Die verschiedenen Lebewesen, wie Kaninchen, Hund, Delphin und Pferd, haben dabei ihre ganz individuelle Anziehungskraft und Wirkung. Dies lässt sich auf die verschiedenen Charaktereigenschaften der Tiere zurückführen. Diese Diplomarbeit beschäftigt sich primär mit den heilpädagogischen Fördermöglichkeiten durch das heilpädagogische Reiten/Voltigieren mit verhaltensauffälligen Kindern. Dabei gilt die Aufmerksamkeit vor allem dem besonderen Medium ‘Pferd’, um darzustellen, welche spezielle Wirkung es innerhalb dieser Maßnahme hat. In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, was die Maßnahme des Heilpädagogischen Reiten/Voltigieren in der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern bewirken kann. Es wird festgestellt, warum das Pferd und das Voltigieren einen positiven Einfluss auf das Verhalten des Kindes haben. Danach wird ein Überblick über die pädagogisch- therapeutischen Verfahren gegeben, die in der Praxis angewandt werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Die Wirkung der Mensch- Pferd- Beziehung: Üblicherweise besteht in der heilpädagogischen Arbeit eine Beziehungssituation zwischen Mensch und Mensch. Im HPR/V wird das Pferd als zusätzliches Medium eingesetzt, welches auf das Kind Einfluss nimmt. Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, welche besondere Wirkung das Pferd auf das Kind hat und worauf sich diese Wirksamkeit zurückführen lässt. Weiterhin werden Erläuterungen dazu gegeben, wie sich der Kontakt zwischen Kind und Pferd in der Praxis behutsam anbahnen lässt. Der Mensch ist von Natur aus auf den Kontakt zu anderen Individuen angewiesen. Es ist bekannt, dass der Kontakt und die Beziehung zu anderen Lebewesen existentiell die Entwicklung und das Befinden von Menschen beeinflusst. Die Tatsache, dass Menschen und Tiere eine Beziehung zueinander knüpfen können, wird als Du-Evidenz bezeichnet. Dabei ist entscheidend, dass der Mensch die ‘subjektive Gewissheit’ hat, dieses Tier sei sein Partner oder Freund (vgl. Greiffenhagen, 1993, S. 26). Vor allem Kinder zeigen eine intensive Zuneigung gegenüber Tieren. Sie wollen es lieben und von ihm geliebt werden. Daraus entsteht eine besondere Führsorgepflicht dem Tier gegenüber (vgl. Gäng, 1994, S. 23). ‘Die Du-Evidenz ist die unumgängliche Vorraussetzung dafür, dass Tiere therapeutisch und pädagogisch helfen können’ (Greiffenhagen, 1993, S. 28). 4.1, Der Kontakt zum Pferd- ein menschliches Bedürfnis: Das Pferd übt auf den Menschen eine spezielle Anziehungskraft und Motivationsenergie aus. Es tritt als großes, starkes Wesen auf, welches dennoch sanft im Umgang ist (vgl. Mühlen, 1983, S. 16). Das arteigene Verhalten des Tieres, ebenso wie die Beziehungsfähigkeit des Pferdes spielen bei dem Kontakt zwischen Mensch und Pferd eine große Rolle. Die heilende Wirkung des Pferdes war schon zu Zeiten von Hippokrates und Xenophon bekannt. Das Pferd wurde damals nicht nur als Arbeitstier geschätzt, sondern auch für seine heilende Kraft auf die körperliche, seelische und geistige Gesundheit des Menschen. Die fortschreitenden technologischen Möglichkeiten haben das Pferd von seinen damaligen Arbeitsdiensten abgelöst. ‘Heute hilft das Pferd dem Menschen hauptsächlich durch sein ‘So-sein‘ weiter, indem es die geistig-seelische Entwicklung vorantreibt. Wenn Pferde uns damals ermöglichten ‘fort- und weiterzukommen‘, die Welt weiträumiger zu erfahren und Grenzen aufzubrechen, so helfen sie uns heute zurück zu (uns) selbst/unseren Wurzeln zu finden’ (Förster, 2005, S. 63). Das Pferd gilt als sehr soziales Wesen und sehnt sich instinktiv nach Gesellschaft. Das Leben in der Herde ist geprägt von Regeln, Geflogenheiten, strikten Verhaltensvorgaben und Tabus, sodass die Pferdeherde als hoch entwickeltes Sozialsystem angesehen werden kann. Jedes Tier nimmt in diesem System eine klar definierte Rolle ein und behält innerhalb dieser Gruppe gleichzeitig seine Individualität. In ihrem natürlichen Lebensraum leben Pferde immer in enger Bindung und in einer stabilen sozialen Gruppe zusammen (vgl. Förster, ebd.). ‘Wird ein Pferd isoliert oder von seinen Artgenossen getrennt, so wird es depressiv. Ebenso kann ein Pferd bei schwerem Verlust oder einem Trauma einen psychologischen Zusammenbruch erleiden, der dem des Menschen ähnelt’ (Förster, ebd.). Die Folgen eines solchen Zusammenbruchs bzw. nicht vorhandenen Sozialsystems sind oftmals Verhaltensweisen wie Aggressivität, gestörte Kontaktfähigkeit zu Artgenossen oder Rückzug in die Isolation (vgl. Förster 2005, S. 63). Das Pferd akzeptiert den Menschen als soziales Wesen und lässt sich von ihm führen, wenn er als ranghöher angesehen wird. Dabei hängt die Ranghöhe von der Führungskompetenz des Menschen ab. ‘Wenn Pferde domestiziert wurden, können sie ihre Sozialität auch auf den Menschen übertragen und sich sehr eng an Menschen binden, die für sie sorgen’ (Förster, ebd.). Darüber hinaus ist das Pferd ein verlässlicher Partner des Menschen, der keinen Blickkontakt erzwingt oder den Menschen bedrängt. Es bietet jedem Menschen eine Beziehung an und stellt diese nicht in Zusammenhang mit speziellen Bedingungen. Diese Tatsache sieht Krohne als einen der Hauptbestandteile der qualitativen Motivation, mit dem Pferd in Kontakt treten zu wollen. Der Beziehung zum Pferd wird von Menschen nicht mit vorherigen negativen Beziehungserfahrungen mit Menschen verknüpft und ist somit zunächst neutral (vgl. Krohne, 1994, S. 14). Scheidhacker betont diesbezüglich, dass das Pferd die Nähe lediglich anbietet und diese nicht durch das Bedürfnis nach symbiotischer Verschmelzung beeinflusst wird. Im Kontakt mit dem Pferd existieren weder Lügen noch Doppelbindungen, die oft ursächlich bei der Entstehung sogenannter Beziehungskrankheiten sind. Der Klient ist in der Pferd- Mensch- Situation nicht mit pathologischer Dynamik belastet und kann sich frei dem Tier nähern. Diese Tatsache kann dazu führen, dass eine Verbesserung der Beziehungsfähigkeit eintritt, die zunächst am Pferd bzw. mit dem Pferd erprobt werden kann (vgl. Scheidhacker, 1992, S.22). Weiterhin verfügt dieses Tier über ein sehr feines Gespür für Stimmungen wie Angst, Unruhe, Ungeduld und reagiert darauf mit direktem Verhalten. Diese unmittelbare Reaktion auf die Situation kann als Spiegel für die aktuelle emotionale Befindlichkeit des Kindes dienen. Somit agiert das Pferd als ‘Verstärker’ der Stimmungslage des Kindes, worauf das Kind als auch die Pädagogin reagieren kann (vgl. Scheidhacker, ebd.). Die Ausführungen zeigen, dass das Pferd ebenso auf ein Sozialsystem angewiesen ist, wie der Mensch. Auch der Mensch strebt in seinem Leben nach festen Bindungen und Gemeinschaft, sodass hier eine Gemeinsamkeit der verschiedenen Individuen besteht. Demnach haben Mensch und Pferd ähnliche Bedürfnisse die ihr Wohlbefinden ausmachen. Darüber hinaus erläutert A. Förster, dass das Pferd einen psychologischen Zusammenbruch erleidet, wenn sein Bedürfnis nach einem stabilen Sozialsystem nicht befriedigt wird. Die Folgen dieses Zusammenbruchs ähneln ebenfalls denen des Menschen. Daraus lässt sich die Frage ableiten, ob gerade diese Gemeinsamkeiten, die besondere Wirksamkeit des Pferdes auf den Menschen ausmachen. Weiterhin zeigen die Erläuterungen, dass der Mensch in der Lage ist, einen Teil des Sozialsystems des Pferdes zu übernehmen und das Bedürfnis des Tieres nach Gesellschaft und Zuwendung befriedigen kann. Der Mensch akzeptiert das Pferd ebenso als soziales Wesen, woraus sich die Vermutung ergibt, dass auch das Pferd für den Menschen eine Art Ersatzbefriedigung darstellen kann.

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