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- Bindungstheoretische Perspektiven der Gewaltfreien Kommunikation in der familiären Erziehung
Psychologie
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2021
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die familiäre Erziehung ist vor allem durch die Verbreitung des autoritären und antiautoritären Erziehungsstils und somit von anhaltenden Machverhältnissen geprägt, die ein Ungleichgewicht auf beiden Seiten nach sich zieht. Dabei geht es doch vor allem um die Beziehungsebene, die einen positiven Verlauf der Entwicklung eines Kindes begünstigt. Diese sieht besonders die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg als wesentlich an, um Menschen auf den Weg zur Eigenständigkeit sowie zu der Fähigkeit zu begleiten, gesunde Beziehungen einzugehen. Neben diesen werden hier die Grundlagen der Bindungstheorie nach John Bowlby dargestellt und u. a. die Betrachtung neurobiologischer Befunde im Themengebiet der Empathie herangezogen, um einen Zusammenhang beider Themen zu untersuchen. Die Autorin widmet sich der Fragestellung, inwiefern die Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation einen Einfluss auf die Bindung zwischen Eltern und Kind nehmen kann und gibt Anregungen zur Arbeit mit Kindern und Familien.
Textprobe: Kapitel 3.1 Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern: Die Gewaltfreie Kommunikation sieht es nicht als Ziel, Kindern die Grundlagen dieser Theorie anzuerziehen und sie dazu zu bringen, dieselben Worte zu benutzen, welche in Lehrbüchern aufzeigt werden. Kinder sind ab ihrer Geburt in der Lage, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu äußern. Bereits im Säuglingsalter können sie durch die Art ihres Schreiens den Eltern mitteilen, was sie brauchen. Mit dem Beherrschen der Sprache wird das Ausdrücken ihrer Gefühle und Bedürfnisse spezifischer. Kinder erlernen die Sprache anhand von Vorbildern. Wenn die Beziehung zwischen Eltern und Kind sehr intensiv ist, werden sie Teile derer Sprache übernehmen. Damit werden auch Begrifflichkeiten in Bezug auf die Beobachtungen, welche sie im Alltag anstellen, übernommen. Kinder lernen beispielsweise, dass Weinen eine Beziehung zu dem Wort Trauer zu haben scheint, sowie Lachen eine Verbindung zu dem Wort Fröhlichkeit. Das bedeutet auch, je mehr Gefühlsbegriffe die Eltern in ihrer Alltagssprache verwenden, je mehr wird das Kind in sein Sprachmuster übernehmen (vgl. Gaschler/Gaschler 2013: 56ff.). Nach den Erfahrungen, welche Marshall Rosenberg in Schulen sowohl mit Schülern verschiedenen Alters als auch mit Lehrern machte, stellte sich heraus, dass es jüngeren Kindern leichter fällt, die Sprache der Gewaltfreien Kommunikation anzunehmen und in ihren Sprachgebrauch einzubinden (vgl. Rosenberg 2012: 98f.). Während Erwachsene ihre Gefühle durch die gesellschaftlichen Strukturen und der Angst vor dem, was sie auslösen können, verdrängen, haben Kinder die natürliche Fähigkeit, sich von ihnen leiten zu lassen. Das tun sie, indem sie sich ihren Gefühlen mit ganzer Aufmerksamkeit hingeben. Die Reaktionen Erwachsener auf das offene Zeigen unangenehmer Gefühle wie Trauer oder Wut führt schließlich dazu, dass Kinder lernen, sie zu unterdrücken. Mit wegtröstenden Aussagen wie: Das ist doch kein Grund zu weinen. soll die Abkehr der Gefühle herbeigeführt werden. Die Kinder lernen, sich den Erwartungen, nicht traurig oder wütend zu sein, anzupassen und verlernen, die Funktion von Gefühlen bewusst zu erkennen (vgl. Bendler/Heise 2018: 36f.). In diesem Zusammenhang ist auch das empathische Zuhören sehr wichtig. Erwachsene neigen häufig dazu, die schnellstmögliche Lösung für einen Konflikt finden zu müssen, da sie es in ihrer Aufgabe sehen, das Kind glücklich machen zu müssen. Dabei geht das Zuhören für das, was das Kind fühlt und braucht, oft unter. Stattdessen werden dem Kind Ratschläge gegeben. Es wird versucht, es aufzumuntern oder ihm in seiner Aussage, wie es sich fühlt, zu widersprechen. Kinder wollen in ihren Gefühlen und Bedürfnissen verstanden und wahrgenommen werden. Diese Verbindung zu den eigenen und den Gefühlen des Kindes macht einen großen Wert in der Kommunikation zwischen Eltern und Kind aus (vgl. Rosenberg 2015: 13). Viele Eltern haben die Sorge, dass ihr Kind die Worte nicht versteht, wenn sie in Gefühlen und Bedürfnissen ausgedrückt werden. Dabei ist es nicht die Sprache in erster Linie, welche die Kommunikation zwischen Eltern und Kind ausmacht. Die Gewaltfreie Kommunikation ist viel mehr als nur das Hilfsmittel oder eine Methode. Sie ist eine Haltung, welche eine enge Verbindung zwischen Menschen durch Empathie herstellt. Diese Empathie ist durch nonverbale Kommunikation, wie das in den Arm nehmen oder ein Lächeln, gleichermaßen für Kinder jeden Alters verstehbar. Natürlich bietet es sich an, Begriffe von Gefühlen und Bedürfnissen in einfacher, kindgerechter Sprache wiederzugeben. Beispielsweise können Kinder Worte wie Trost oder Autonomie oftmals nicht begreifen. Daher ist es wichtig, eine Möglichkeit zu finden, andere Worte für diese Bedürfnisse zu finden. In dieser Übersetzung könnte zum Beispiel gefragt werden, ob das Kind eine Umarmung braucht, anstatt das Wort des Trostes zu verwenden (Gaschler/Gascher 2013: 61ff.). Doch nicht nur die Worte, welche die Eltern wählen, müssen für das Kind verständlich ausgedrückt werden. Auch verbale und nonverbale Kommunikationsmuster müssen authentisch sein. Oft ist es nicht vorteilhaft zu lächeln, während das Kind etwas tut, das entgegen der Bedürfnisse der Eltern steht. Statt diese offen und ehrlich anzusprechen, wird auch häufig aus Höflichkeit anderen Personen gegenüber das Gefühl und die dahinterliegenden Bedürfnisse so lang unterdrückt, bis der Wolf in den Eltern zum Vorschein kommt. Nun folgen häufig Vorwürfe, was das Kind falsch gemacht hätte. Diese schmerzlichen Auswirkungen auf beiden Seiten können durch eine ehrliche Haltung und Selbstempathie für die Definierung des eigenen Ärgers vermieden werden (vgl. ebd.: 64). Weitere Unsicherheiten bestehen bei vielen Eltern im Hinblick auf die Moralentwicklung von Kindern. Untersuchungen von Rudolf Steiner und dem Psychologen Henning Köhler haben gezeigt, dass Kinder eine angeborene Haltung zur Moral haben. Diese wird durch die Vorbildwirkung der Eltern verstärkt. Allerdings verhalten sich Kinder darin auch widersprüchlich, wenn sie beispielsweise einem anderen Kind das Spielzeug wegnehmen. Eltern können das Kind dabei unterstützen, mit den eigenen Bedürfnissen so umzugehen, dass die Bedürfnisse anderer dadurch nicht vernachlässigt werden. In den meisten Fällen jedoch lässt sich erkennen, dass Kinder gern helfen wollen oder zum Wohlbefinden anderer beitragen möchten. Dies tun sie durch Gesten, wie ein Bild für die Eltern zu malen (vgl. Mol 2008: 44f.).
Johanna Kaeding, geboren 1996, begann nach ihrem Abitur, dem sich ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kindertagesstätte anschloss, das Studium zur Sozialen Arbeit an der Ostfalia-Hochschule Wolfenbüttel. Ihren Fokus setzt Frau Kaeding auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie auf die Unterstützung von Familien. Derzeit arbeitet sie im Bereich der Schulsozialarbeit als Sozialarbeiterin im Anerkennungsjahr. Ihr Ziel ist es, sich nach der staatlichen Anerkennung als Systemische Beraterin ausbilden zu lassen.
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