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Politik

Friedrich Wilhelm

Wählen mit 16: Wahlrechtsreform in Österreich

ISBN: 978-3-8428-9487-7

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 20
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Als in Österreich im Jahr 2007 das Wahlrecht reformiert wurde und weltweit erstmals 16-jährige das passive Wahlrecht bei einer Nationalratswahl erhielten, ging dies mit einer breiten Diskussion einher. Die vorliegende Studie untersucht, was die Jugendlichen selbst von dieser Möglichkeit halten, wie beziehungsweise wo sie sich politisch informieren, wie sie sich selbst in Bezug auf die Partizipation in der Gesellschaft einschätzen und wo sie sich im politischen System positionieren. Die Untersuchungen basieren auf einem Fragebogen. Die Befragung wurde im Juni 2011 in einer höheren technischen Schule und in einer gewerblichen Berufsschule in der Altersgruppe der 15-18-jährigen durchgeführt. Weiterhin wird untersucht, ob es auffällige Unterschiede im Bildungsniveau gibt. Es wurden für diese Befragung ausschließlich männliche Probanden gewählt, da aufgrund der beiden zur Verfügung stehenden Schultypen keine ausreichend große Gruppe weiblicher Befragungspersonen zur Verfügung stand.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Vorbedingungen zur Herabsetzung des Wahlalters: 4.1, Politische Reife: Der erste Punkt, der vielen einfällt, wenn das Thema Senkung des Wahlalters angesprochen wird, ist wohl die Reife der Jugendlichen im Allgemeinen und die politische Reife im Besonderen. Natürlich, eines steht unbestritten fest, sie können naturbedingt noch nicht über den Erfahrungsschatz der Erwachsenen verfügen. Allerdings ist dies nur auf den ersten Blick ein vermeintlicher Nachteil. Sie können doch auf den Erfahrungsschatz ihrer Bezugspersonen, das sind in erster Linie die Eltern, aber auch anderen Familienmitglieder oder weitere Erwachsene in Vertrauenspositionen wie Trainer, Vereinsobmann, Lehrer usw. zurückgreifen und sind weiters in ihrer Entscheidungsfindung relativ unbelastet, können sich also ein Urteil auch rein auf recherchierten Fakten bilden, ohne Vorbelastung oder Vorschusslorbeeren. Jugendlichen wird oft nicht zugetraut, dass sie folgerichtig urteilen können, da sie zu unreif, verspielt und leicht zu beeinflussen seien. Dies ist wiederum nur zum Teil richtig. Jugendliche befinden sich auf dem Niveau des formal-logischen Denkens, dies ist das höchstmögliche Denkniveau. Weitere 'Denkmuster' des Politischen sind komplexes Denken und dialektisches Denken, dies kommt dann zum Tragen, wenn sich Vorgänge nicht mehr logisch erklären lassen. Dieses Denkmuster tritt aber erst mit zunehmendem Alter auf, ist bei Jugendlichen also noch nicht sehr ausgeprägt (Oerter, 1998, p. 34f). Das Resümee des Artikels von Oerter ist eine starke Befürwortung für die Einbindung von Jugendlichen in gesellschaftliche Problemlösungsprozess (= politische Partizipation), da die Jugendlichen im intellektuellen Bereich, der Funktionalität der Denk- und Gedächtnisvorgänge, auf der Höhe ihrer Entwicklung gleichauf mit den Erwachsenen liegen. Sollte ein Problem demnach für sie verständlich aufbereitet sein und die Fakten überschaubar bleiben, wird die Entscheidungsfähigkeit auf derselben Stufe wie die der Erwachsenen liegen. Beim komplexen und dialektischen Denken sind sie jedoch Personen zunehmenden Alters unterlegen, jedoch wird in dem Artikel auch relativiert, dass dieses Denkmuster auch innerhalb einer Altersgruppe zu kontroversen Ergebnissen führt. Oerter ist abschließend der Meinung, dass Jugendliche ein wertvolles Potential an politischer Innovation besitzen und man dies nicht brach liegen lassen soll (Oerter, 1998, p. 38). Doch es ist nicht nur der politische Rahmen, der den Sozialisationsprozess der Jugendlichen umspannt. Es ist vielmehr die 'Einführung von Kindern in die kulturellen Selbstverständlichkeiten einer bestimmten Gesellschaft' (Sander, 2005, p. 13). Dies betrifft das Vermitteln und Verständlich machen 'jener Werthaltungen, Einstellungen, Überzeugungen, Wissensbestände und Handlungsdispositionen, die für die Stabilität der politischen Ordnung einer Gesellschaft als erforderlich betrachtet werden' (Sander, 2005, p. 13). Für die Erlangung der politischen Reife gibt es einen Ansatz aus Deutschland, den der GPJE in einem dreiteiligen Kompetenzmodell vorstellt, welches Bildungsstandards im Fach Politische Bildung umreißt: - 'Politische Urteilsfähigkeit: Politische Ereignisse, Probleme und Kontroversen sowie Frage der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unter Sachaspekten und Wertaspekten analysieren und reflektiert beurteilen können. - Politische Handlungsfähigkeit: Meinungen, Überzeugungen und Interessen formulieren, vor anderen angemessen vertreten, Aushandlungsprozesse führen und Kompromisse schließen können. - Methodische Fähigkeiten: sich selbständig zur aktuellen Politik sowie zu wirtschaftlichen rechtlichen und gesellschaftlichen Fragen orientieren, fachlicher Themen mit unterschiedlichen Methoden bearbeiten und das eigene politische Weiterlernen organisieren können' (Detjen, et al., 2004, p. 13). Die Vermittlung dieses Modells ist natürlich in erster Linie Aufgabe der Schule, jedoch fällt diese Aufgabe eigentlich jeder Person und Institution zu, die mit Jugendlichen in irgendeiner Weise arbeitet. Will die Gesellschaft politisch reife Personen heranbilden, darf sich niemand dieser Aufgabe entziehen. Gegner der Wahlaltersenkung führen immer wieder an, 'dass junge Menschen noch nicht über die politische und intellektuelle Reife verfügen, um sich verantwortungsvoll an Wahlen zu beteiligen. Diese Annahme ist prinzipiell empirisch überprüfbar' (Betz, et al., 2010, p. 78). Die angebliche mangelnde politische Reife der 16- bis 17-jährigen wird durch die angeführten empirischen Daten nicht bestätigt, das langjährige Wahlalter mit 18 Jahren ist also durchaus willkürlich gewählt worden (Alemann, et al., 2006, p. 73).

Über den Autor

Dipl.Päd. Ing. Friedrich Wilhelm wurde 1964 in St. Pölten geboren. Nach einer bewegten beruflichen Laufbahn als Lichttechniker im Bühnenbereich, entschloss er sich dazu, seine Kenntnisse im technischen Bereich zu vertiefen und legte eine Meisterprüfung sowie die technische Matura der Fachrichtung Elektrotechnik ab. Anschließend fand er seinen Platz in der Ausbildung, wo er auch die Lehramtsprüfung zu den fachpraktischen und fachtheoretischen Lehrfächern absolvierte. Während seiner Arbeit mit den Jugendlichen entwickelte er ein Interesse an dem sozialen Verhalten seiner Studenten. Getrieben durch seinen Wissensdurst erweiterte er seine Kenntnisse zu dieser Thematik durch das Studium der politischen Bildung an der Donau Universität Krems. Hier galt das Interesse dem Wahlverhalten Jugendlicher, speziell seiner Zielgruppe. Dieses Studium schloss er im Jahre 2012 mit der Erlangung des akademischen Grades Master of Science erfolgreich ab.

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