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- To Settle Down. Die Gründe für die Migration in die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten und ihre historische Basis
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2019
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Nahostkonflikt zwischen Israel und der palästinensischen Bevölkerung ist einer der zentralen Konflikte der jüngeren Weltgeschichte, der laufend internationale Schlagzeilen macht und dessen Lösung unmöglich scheint. Ungeachtet der zahlreichen Berichte über den Konflikt, aber auch über die verschiedenen Akteure, gibt es im deutschsprachigen Raum relativ wenige Berichte und Literatur über den zentralen Aspekt des Nahostkonfliktes – die Besiedelung des Westjordanlandes – bzw. über die Motivation der dort siedelnden israelischen und/oder jüdischen Bevölkerung. Diese Motivationen werden im vorliegenden Fachbuch erläutert. Damit soll aber nicht ausschließlich die Beschreibung eines Konfliktes erfolgen, da aus den Motivationen durchaus auch Aspekte einer Lösung hervorgehen. Wie auch immer die Lösung des Konfliktes ausschauen mag: Eine eingehende Beschäftigung mit der israelischen Siedlerbewegung ist hierfür unumgänglich.
Textprobe: Kapitel 4. Das Heilige Land und dessen Besiedlung: Die Besiedlung des so genannten Heiligen Landes, jenes schmalen Küstenstreifens (rund 20.770 Quadratkilometer) am Mittelmeer zwischen Ägypten und Jordanien, ist so alt wie das Land selbst. Auf die antike Perspektive wird nicht weiter eingegangen, doch wie hinlänglich bekannt, werden Besiedlung und Migration bereits an unzähligen Stellen in Bibel und Koran genannt. Diese Tatsache dient bis heute vielen Gläubigen der drei monotheistischen Weltreligionen, ihre Ansiedlung zu rechtfertigen. In der Neuzeit wurde der Konflikt um die Besiedlung des Landes jedoch nicht von Anfang religiös argumentiert, vielmehr standen sich zwei konkurrierende politische Bewegungen gegenüber: der Panarabismus und der Zionismus. Letztgenannter war die Ideologie, nach welcher die Besiedlung des Heiligen Landes durch Juden erfolgen solle (die Herkunft des Wortes Zion ist nicht eindeutig geklärt, es gibt jedoch Interpretationen, die den Begriff mit der Stadt Jerusalem an sich, oder mit verschiedenen Orten in und um Jerusalem in Verbindung bringen). Schon vor der Etablierung des Zionismus entschieden sich Juden aus der ganzen Welt für eine Ansiedlung im Heiligen Land. Diese Siedler werden als der alte Jischuw bezeichnet, während der neue Jischuw mit der Etablierung des Zionismus einherging. Parallel zu dieser Einteilung gibt es jene der fünf Phasen der Aliyah (hebräisch für Aufstieg, siehe unten), mit der die Einwanderungswellen von Juden aus der ganzen Welt bis zum Jahr 1938 beschrieben werden. Die siedelnden Juden begannen Städte in der Küstenebene oder landwirtschaftliche Kollektivsiedlungen zu gründen, doch ihre Erfolge hielten sich zunächst in Grenzen: Klima, Krankheiten und landwirtschaftliche Misserfolge stellten sie immer wieder vor ernsthafte Herausforderungen. Die Tatsache, dass in vielen der frühen Siedlungen eine große Anzahl von Arabern arbeitete, widerstrebte vielen Zionisten, doch blieb dieses Verhältnis auch nach den ersten beiden Einwanderungswellen bestehen. Darüber hinaus war zunächst die finanzielle Unterstützung durch Philanthropen wie Edmond James De Rothschild von Bedeutung, um Siedlungen vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Rothschild wurde schließlich zum Vater des Jischuw , da er sich über Jahrzehnte für Siedlungen einsetzte und zu einer zentralen Figur in der zionistischen Bewegung aufstieg. 1929 wurde er zum Vorsitzenden der Jewish Agency gewählt. Parallel dazu bedurfte es des politischen Programmes Theodor Herzls, dem es damit gelang, die Migration nach Palästina in gewisser Weise zu formalisieren. Sein Manifest Der Judenstaat und vor allem sein Baseler Programm waren die Basis des politischen Zionismus, mit dem die Besiedlung des Landes und die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina gelingen sollten. In der Folge wird kurz die politische Situation vor der Staatsgründung Israels be-schrieben. Noch unter der britischen Mandatsmacht gab es bereits israelische Siedlungen, deren Position mitunter dazu diente, die eventuelle Etablierung eines zukünftigen arabischen Staates zu verhindern. Diese Tatsache und die Beschlüsse der UN-Vollversammlung vom 29. November 1947, auf der der Teilungsplan Palästinas beschlossen wurde, können als zentrale Elemente für den heutigen Konflikt bezeichnet werden. Dieser Teilungsplan sah vor, das ehemalige britische Mandatsgebiet Palästina in zwei Staaten zu teilen, nämlich in einen arabischen und einen jüdischen die Bezeichnungen Israel und Palästina wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht verwendet. Mit der Declaration of the Establishment of the State of Israel” erfolgte am 14. Mai 1948 die Gründung des Jüdischen Staates, wobei der Anspruch auf das Land schon im ersten Satz geltend gemacht und mittels einer Verquickung religiöser und politischer Aspekte begründet wurde. Darauf folgten einige Konsequenzen, die aus heutiger Sicht als logisch bezeichnet werden können: einerseits kam es wiederum zur Massenmigration, andererseits zum Krieg, dem Unabhängigkeitskrieg von 1948, der für die arabische Bevölkerung als die zweite Phase der Nakba, der großen Katastrophe, in die Geschichte eingegangen ist. Die beiden wichtigsten Migrationswellen bedingten einander und wurden durch den Krieg noch verstärkt: mit der Etablierung des Jüdischen Staates migrierten zwischen 1948 und 1951 rund 300.000 Juden aus dem Nachkriegseuropa nach Israel, weitere 300.000 flohen vor der einsetzenden Verfolgung aus den arabischen Staaten. Zeitgleich kam es zur Vertreibung von rund 700.000 arabischen Einwohnern, die auf dem Land lebten, welches die UNO dem jüdischen Staat zugesprochen hatte. Dieser wurde aufgrund militärischer Erfolge noch ausgedehnt, mit dem Waffenstillstandsabkommen von 1949 wurden die Grenzen schließlich manifestiert und der mögliche arabische Staat war unter dreifache Fremdherrschaft (Israels, des Haschemitischen Reiches Jordanien und Ägyptens) gekommen, seine Etablierung damit entfernter denn je. Der Großteil der angestammten palästinensischen Bevölkerung floh in die umliegenden Nachbarstaaten, ihre Zahl und die ihrer Nachkommen wird heute auf über drei Millionen geschätzt. Demgemäß gehört das Right to Return , neben der Etablierung eines eigenen Staates, zu einer der zentralen Forderungen palästinensischer Politiker und Wissenschaftler. Dieses Rückkehrrecht wurde auch von Israel offiziell anerkannt (durch die Zustimmung zur UN-Resolution 194), seine Umsetzung ist jedoch aufgrund der damit einhergehen-den massiven Ände-rung der Bevölkerungszusammensetzung höchst unwahrscheinlich. In diesem Zu-sammenhang spannend findet der Verfasser eine Feststellung des Demographen Della Pergola in der verwendeten Quelle, wonach die Ereignisse in den späten 40er-Jahren viel zentraler gewesen seien, als jene nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967. Einem kleinen Teil der palästinensischen Bevölkerung wurde indes gewährt, im neu gegründeten Staat zu bleiben. Sie erhielten die israelische Staatsbürgerschaft und heute erkennt die überwiegende Mehrheit den Staat Israel an. Diese palästinensischen Israelis oder israelischen Araber tragen entscheidend zur Vielfalt der israelischen Gesellschaft bei, wobei sich die überwiegende Mehrheit dem palästinensischen Volk verbunden fühlt. Das Jahr 1967: Unabhängig von der Schlussfolgerung Della Pergolas im vorhergehenden Unterkapitel ist aus heutiger Sicht recht eindeutig, dass die eigentliche Erfolgsgeschichte und die identitäre Entwicklung des jungen Staates mit dem Erfolg im Sechs-Tage-Krieg begannen. Mit dem Präventivschlag gegen ägyptische Einheiten und der darauffolgenden Besetzung des Westjordanlandes, der Sinai-Halbinsel und der Golan-Höhen im Juni 1967 wurde die Bedeutung des einzigen nicht-muslimischen und demokratischen Staates im Nahen Osten manifestiert. Auch dem Verfasser, als nicht (mehr) besonders religiösem Menschen fiel es leicht, nachzuvollziehen, was für ein ungeheuer wichtiges, erlösendes Gefühl es für die junge jüdische Nation gewesen sein muss, von einem Tag auf den anderen Hebron und andere Orte, in denen sich wichtige jüdische Stätten befinden oder befanden, zu ihrem Hoheitsgebiet zählen zu können. Die umliegenden muslimischen Staaten Ägypten, Syrien und vor allem Jordanien mussten herbe Gebietsverluste hinnehmen, die nicht nur in politischer und militärischer Hinsicht von Bedeutung waren: für Jordanien standen die ökonomischen Einbußen im Vordergrund (das Westjordanland war die landwirtschaftlich ertragreichste Region), für Syrien die strategischen (mit der Besetzung der Golan-Höhen war Damaskus in unmittelbarer Reichweite israelischer Waffen). Unmittelbar nach den Erfolgen aus dem Sechs-Tage-Krieg wurde eine zunächst kleine Gruppe von religiösen und säkularen Juden aktiv, deren Ziel kein geringeres als die Besiedlung des biblischen Kernlandes war, um das jüdische Volk damit wieder zusammenzuführen. Dies waren die Anfänge der Siedlerbewegung, die sich über die Jahrzehnte zu einem der größten Hindernisse für die Lösung des Nahost-Konfliktes entwickeln sollte.
Florian Rogger wurde 1979 in München geboren und ist italienischer Staatsbürger südtiroler Ursprungs. Nach einer technischen Grundausbildung und einigen Jahren Berufserfahrung in diesem Bereich, entschloss er sich, Politikwissenschaften an der Universität Wien zu studieren. Aufgrund seines Engagements bei einem kleinen Verein in Wien, der Freiwilligenarbeit vermittelt, entschied der Autor sich im Jahr 2011 für die Teilnahme an zwei Freiwilligenprojekten in der Nähe von Bethlehem. Der fünfwöchige Aufenthalt vor Ort warf viele Fragen in ihm auf, allen voran jene nach der Motivation, aufgrund derer Juden aus aller Welt und Israelis dieses Land seit 1967 besiedeln wollen.
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