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Politik


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 27
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Thema Politikverdrossenheit taucht immer wieder im politischen und medialen Diskurs auf. Insbesondere nach der Wiedervereinigung 1990 wurde dieser Terminus hochgradig auf den Osten Deutschlands bezogen. Die Frage nach der Stabilität des politischen Systems in Deutschland hatte nach dem Beitritt der ehemaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland Hochkonjunktur, da zwei politische und gesellschaftliche Systeme diametral aufeinander trafen. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Vertrauen in Parteien, Institutionen und die Demokratie bei ost- und westdeutschen Studierenden. Mithilfe der Faktorenanalyse werden übergeordnete Faktoren hinsichtlich der Politikverdrossenheit ermittelt. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass es einige Niveauunterschiede zwischen ost- und westdeutschen Studierenden gibt, jedoch eine konstitutive Akzeptanz der Parteien, Institutionen und somit des demokratischen Systems gegeben ist. In Ost und West lassen sich nahezu identische Determinanten zur Erklärung politischer Unterstützung ausmachen. Abschließend wird eine Zusammenfassung der Ergebnisse präsentiert und Empfehlungen und Hinweise für die zukünftige politische Arbeit vorgeschlagen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Konzepte der politischen Kulturforschung: Um das Phänomen Politikverdrossenheit sinnvoll zu analysieren, ist es zunächst erforderlich die unterschiedlichen Aspekte des Problems in vorhandene wissenschaftliche Theorien zu verorten. Primäres Ziel einer solchen Einordnung soll es sein die vielen Aspekte der Politikverdrossenheit analytisch in Teilaspekte zu zerlegen. Nur auf diese Weise ist es möglich, die Unschärfe und Komplexität des Begriffes einzuengen und dadurch einen empirischen Zugang zu schaffen (Maier 2000a: 25). Im Folgenden werden zwei Konzepte vorgestellt: zum einen das Konzept der politischen Kultur von Gabriel Almond und Sidney Verba und zum anderen das Konzept der politischen Unterstützung von David Easton. Beide Konzeptionen sind aufgrund der Fragestellung (Wie sehr ist die deutsche Demokratie gefährdet?) notwendig. Sowohl das Konzept der politischen Kultur als auch das Konzept der politischen Unterstützung plädieren für ein stabiles politisches System, wenn die politischen Einstellungen kongruent zueinander sind (Gabriel 2000: 15) und dadurch ein entsprechendes Maß politischer Unterstützung gegeben ist (Easton 1965: 162). Ferner ist das Konzept nach Easton eine Erweiterung des Konzepts nach Almond und Verba. Durch diese Erweiterung werden die politischen Objekte symptomatischer dargestellt und definiert. Dieser Weg eignet sich, um eine Analyse der politischen Unterstützung bei ost- und westdeutschen Studierenden durchzuführen. Zudem kann anhand des Theorems nach Easton konkret aufgezeigt werden, welche Objekte und Unterstützungsmodi in die Analyse einfließen. 2.1, Konzept der politischen Kultur nach Almond und Verba: In den fünfziger Jahren entwickelten Almond und Verba die empirische politische Kulturforschung. Auf der Grundlage ihrer Civic Culture Studie untersuchten sie die Einstellungen der Bürger zu ihrem politischen System, wobei sich die Untersuchung auf fünf Nachkriegsstaaten (USA, Großbritannien, Deutschland, Italien und Mexiko) bezog (Höhne 2006: 22). Gerade im Hinblick auf die Demokratie und somit das politische System wird das Konzept der politischen Kultur in den Fokus gerückt. 2.1.1, Systemstabilität nach Almond und Verba: Die Ära der Weimarer Republik ist ein Beispiel dafür, dass eine demokratische Verfassung allein nicht ausreicht, um die Dauerhaftigkeit und Stabilität einer Demokratie zu sichern. Folglich bedeutet das, dass auch das heutige demokratische System der Bundesrepublik Deutschland nicht davor geschützt ist zusammenzubrechen, denn ebenso wie in der Weimarer Republik herrschen in der Bundesrepublik Deutschland ähnliche politische Voraussetzungen z.B. Parteienwettbewerb, demokratische Verfassung, wirtschaftlicher Wohlstand oder ein parlamentarisches Regierungssystem (Eckl 2000: 24). Neben diesen Voraussetzungen gibt es noch weitere Determinanten, die eine demokratische Staatsform stabilisieren. Diese Determinanten sind kultureller Natur und umfassen politische Einstellungen der Bürger gegenüber dem politischen System und seinen Subsystemen. Um nun die Persistenz und Stabilität eines politischen Systems analysieren zu können, ist es notwendig neben den sozioökonomischen Faktoren auch die kulturellen Faktoren zu berücksichtigen (Almond/Verba 1963: 9). Almond und Verba definieren die politische Kultur als ‘the particular distribution of patterns of orientation toward political objects among the members of the nation’ (Almond/Verba 1963: 13). Demnach ist die politische Kultur eine Abbildung individueller Orientierungen auf politische Objekte und dient der Erklärung der Stabilität eines politischen Systems. 2.1.1.1, Orientierungsobjekte: Die politischen Objekte lassen sich in vier Gruppen subsumieren: das politische System als Ganzes, das Selbst als politischer Akteur, den Input sowie den Output. Die Systemdimension beinhaltet Einstellungen und Orientierungen der Bürger gegenüber dem politischen System und der politischen Gemeinschaft. Unter die erste Systemdimension werden Begriffe wie Werte, Normen oder Nation gefasst. Die Inputkategorie zielt auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung ab, die an das politische System herangetragen werden. Die Output-Dimension fokussiert die Einstellungen hinsichtlich der Aktivitäten und des Funktionierens des politischen Systems, d.h. die Leistungsfähigkeit des politischen Systems wird beurteilt. Leistung wird von den politischen Institutionen (Exekutive, Judikative, Legislative) erbracht. Die letzte Dimension ist das Selbst, womit das Selbstverständnis als politischer Akteur (z.B. als Wähler, Steuerzahler, Demonstrant) gemeint ist (Almond/Verba 1963: 14ff.). 2.1.1.2, Kongruenz von Struktur und Kultur: Zusätzlich zu den politischen Objekten werden noch diverse Orientierungsmodi nach Almond und Verba vorgestellt. Diese Orientierungen können kognitiver, affektiver oder evaluativer Natur sein und determinieren die politische Kultur eines Landes (Almond/Verba 1963: 15f.). Neben den drei reinen Typen der politischen Kultur (Parochial-, Untertanen- und Partizipationskultur ) gibt es noch Mischformen der politischen Kultur, auf die aber nicht eingegangen werden soll, da sie für das Verständnis dieser Arbeit nicht relevant sind. Wichtig ist, dass in ihrem Zusammenspiel eine reale politische Kultur für eine Demokratie konstruiert werden kann, die Civic Culture (Höhne 2006: 22). Die Civic Culture, als Idealtypus der politischen Kultur, kombiniert in erster Linie Elemente der Partizipationskultur mit positiven Einstellungsmustern im Hinblick auf die politischen Prozesse und das politische System (Pickel 2002: 40). Auf dieser Grundlage ergibt sich das primäre Ziel einer Civic Culture, die eine kongruente Struktur und Kultur (Almond/Verba 1963: 32f.) umfasst und somit die Stabilität des politischen Systems sichert. Stabilität eines politischen Systems ist also dann gegeben, wenn ‘a congruent political culture would be one appropriate for the structure: in other words, where political cognition in the population tend to be accurate, and where affect and evaluation would tend to be favorable’ (Almond/Verba 1963: 20). Mit Hilfe dieses Konzeptes wird nun versucht die Mikroebene (individuelle politische Einstellungen) mit der Makroebene (Stabilität des politischen Systems) zu verknüpfen (Gabriel 2000: 12). Nach Almond und Verba bietet die Verknüpfung der Mikro- und Makroebene eine Möglichkeit die politische Stabilität zu erklären, da eine kongruente politische Kultur und Struktur die Stabilität eines politischen Systems gewährleistet: ‘The relationship between political culture and political structure becomes one of the most significant researchable aspects of the problem of political stability and change’ (Almond/Verba 1963: 33). Als Schlussfolgerung kann konstatiert werden, dass das politische System ein gewisses Maß an politischer Unterstützung braucht, damit die für die Transformation des Input (Forderungen, Interessen usw.) in den Output (Leistungen, Aktivitäten usw.) essentiellen Strukturen erhalten bleiben (Brettschneider 1995: 231). 2.1.1.3, Kritik am Konzept der politischen Kultur: Das Konzept der Politischen Kultur ist noch zu unspezifisch, um die Einstellungsmuster, die sich auf das demokratische System der Bundesrepublik Deutschland beziehen, zu beurteilen. Insbesondere sind die politischen Objekte im Gesamtkonzept der Politischen Kultur nicht detailliert benannt (Vgl. Abbildung 1) und somit wenig hilfreich, um eine angemessene Analyse der politischen Objekte vorzunehmen. Um eine Präzisierung der politischen Objekte und den damit verknüpften Orientierungsmodi durchzuführen, ist das Konzept der politischen Unterstützung nach David Easton heranzuziehen. 2.2, Konzept der politischen Unterstützung nach Easton: Um sinnvoll weiter argumentieren zu können, ist eine Präzisierung der politischen Objekte und Unterstützungsmodi notwendig, um dadurch auch die Unschärfe und Komplexität des Begriffes Politikverdrossenheit abzubauen (Maier 2000a: 25). Den Rahmen des Konzepts der politischen Unterstützung bilden dabei Eastons Erklärungen und Ausführungen zum politischen System. Anschließend werden die Begrifflichkeiten hinsichtlich der Unterstützungsobjekte sowie Unterstützungsmodi geklärt.

Über den Autor

Nicole Becker, M.A., wurde 1983 in Frankfurt/Oder geboren. Ihr Studium der Sozialwissenschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg schloss sie 2008 erfolgreich mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts ab. Ihren Master of Arts im Fach Soziologie erlangte sie 2013 an der Goethe Universität Frankfurt am Main. Während verschiedener Praktika u.a. am Zentrum für Methoden der Sozialwissenschaften der Universität Oldenburg konnte sie ihre Methodenkenntnisse vertiefen und an unterschiedlichen Projekten mitarbeiten. Sie lebt heute in Frankfurt am Main und arbeitet als wissenschaftliche Hilfskraft an der Goethe Universität Frankfurt am Main.

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