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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Es gibt einige Länder, die die Abhängigkeit des Schulerfolges von der ethnischen Herkunft auflösen und es stellt sich die Frage: Wie gehen wirksame Integrationsbildungswesen mit der Herausforderung der weltweiten Migration um? Welche Rolle spielen die Familiensprachen im Bildungssystem? Wie zeichnet sich der Umgang mit besonderen Förder- und Entwicklungsbedürfnissen der Schüler mit Migrationshintergrund aus? Werden sie ausgesondert, um das Lerntempo der anderen nicht zu beeinträchtigen? Und die spannendste Frage lautet: Welche Merkmale dieser Länder können auf das deutsche Bildungssystem übertragen werden? In dieser Studie sollen Antworten auf diese Fragen anhand eines Vergleiches des kanadischen und deutschen Schulsystems gegeben werden. Die Studie konzentriert sich vor allem auf Motive der Elementar- und Sekundarschulen und verbindet historisch-deskriptive mit empirischen Befunden. Nach einer an Mehr-Ebenen-Modellen orientierten Analyse des jeweiligen Schulsystems, in der System-, Schul- und Unterrichtsmerkmale untersucht werden, erfolgt eine argumentative Identifikation von Aspekten des kanadischen Schulsystems, die im deutschen zu wenig oder gar nicht beachtet worden sind, und zur Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Wesentliches beitragen.
Textprobe: Kapitel 3.3.3.1, Immersion language programs: Das Immersionsmodell geht zurück auf ein French immersion-Schulmodell, das von einer Gruppe englischsprachiger Eltern im überwiegend frankophonen Montréal ins Leben gerufen wurde. Unzufrieden mit der Effektivität des Fremdsprachenunterrichts in Französisch, bemühten sie sich um ein anderes Sprachkonzept, das sowohl die englischen Erstsprachkenntnisse als auch die Zweitsprachenkompetenz in Französisch fördern sollte. Als Reaktion darauf folgte 1965 das erfolgreiche 'St. Lambert-Experiment', der erste Versuch mit immersion an der St. Lambert Elementary School in Montréal unter der Führung des Wissenschaftlers W. E. Lambert. Anfang der 70er Jahre erhielt French immersion Einzug in Schulen in ganz Kanada. Bei den immersion programs ist zwischen early total immersion, early partial immersion und late immersion zu unterscheiden (vgl. ebd., 58 HORN 1990, 90). Bei der ersten Form, der early total immersion, wird ab der Vorschulklasse Französisch als einzige Sprache bis zur zweiten Jahrgangsstufe unterrichtet. Danach, gelegentlich auch ab Ende der zweiten Klasse erfolgt der Sprachunterricht in Englisch Französisch wird allmählich immer mehr und mehr eingebracht, bis in der sechsten beziehungsweise siebten oder achten Jahrgangsstufe die verschiedenen Fächer halb in Englisch halb in Französisch unterrichtet werden. Die beiden Sprachen werden nun in jedem Fach gleichberechtigt nebeneinander verwendet. In der Sekundarstufe darf der Schüler zwischen monolingualem Unterricht, bilingualem Unterricht und Fächern, die in der Zweitsprache gehalten werden, wählen (vgl. HORN 1990, 91f). Bei der early partial immersion-Methode gibt es keinen monolingualen Unterricht in der Zweitsprache. Hierbei wird ab der ersten Klasse bilingualer Unterricht gehalten. Diese Methode wurde am Anfang eigentlich deshalb gefördert, um Befürchtungen von Eltern entgegenzukommen, die davor Angst hatten, dass eine early total immersion einen Nachteil in der Erstsprache mit sich bringen würde (vgl. ebd., 92). In der Zwischenzeit haben neueste Studien gezeigt, dass hohe Sprachkompetenzen in der Zweitsprache förderlich für andere Sprachen sind. Bei der late immersion-Methode setzt der bilinguale Unterricht in der siebten oder achten Klasse ein und ist für Schülerinnen und Schüler vorgesehen, die bereits zwei bis drei Jahre, 20 bis 40 Minuten täglich Französisch als Fremdsprache (core French) hatten. Diese Kinder bzw. Jugendlichen beabsichtigen, ihre Sprachkenntnisse zu intensivieren, weshalb sie motiviert sind und 'den späten Start häufig durch rasche Fortschritte im Erwerb der Zweitsprache' (ebd., 93) ausgleichen. In mehr als Dreiviertel des Landes ist Englisch die dominante Sprache, im restlichen Anteil Französisch. Das heißt, dass meistens Französisch die offizielle unterrichtete bzw. Zweitsprache in Schulen ist. Deshalb wurde hier von French immersion gesprochen. Die Programme gelten aber genauso für Englisch als Zweitsprache, besonders häufig in Provinzen wie Québec und Regionen von New Brunswick, Manitoba und Ontario, wo Französisch dominiert. Das hat zur Folge, dass Französisch und Englisch in fast allen Schulen Kanadas unterrichtet werden. Obwohl auch noch andere Programme zum Unterricht einer anderen Sprache existieren, ist die Zahl derer, die an diesen letztgenannten Programmen teilnehmen, ziemlich gering (vgl. CUMMING 2001, 2).
Lidia Crimu wurde 1981 in Rumänien geboren. Im Alter von 12 Jahren wanderte sie mit ihrer Familie nach Deutschland aus. 2009 schloss die Autorin das Lehramtsstudium in den Fächern Mathematik und Deutsch an der Universität zu Köln sehr erfolgreich ab. Bereits während des Studiums legte sie ihren Schwerpunkt auf Deutsch als Zweitsprache und migrationspolitische Bildung. Ihr Werdegang und ihre Tätigkeit als studentische Hilfskraft und Tutorin am Institut für Allgemeine Didaktik und Schulforschung bzw. dem Zentrum für Internationale Beziehungen motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Zurzeit ist sie an der Grundschule Am Schwarzwasser in Bergheim, einer Schule mit einem sehr hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, tätig.
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