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Politik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 378
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Eine Farce sei der G8-Gipfel, schimpfen viele. Bei diesem Ereignis ginge es kaum um Entscheidungen, die gefällt werden, sondern um die Rechtfertigung des Gipfels und der G8-Staaten als Mandatsträger für die Welt. Wahr - und unumgänglich - ist, dass hinter jedem Ereignis, insbesondere politischer Natur, immer auch ein diskursiver Symbol- und Bedeutungskampf steht. Dieser wird im Fall des G8-Gipfels im medialen Kontext ausgefochten. Die Waffen sind Worte und Bilder. In dieser Studie werden die Texte zweier populären Internetseiten analysiert, um hinter das Ideologem Globalisierung zu gelangen. Was Globalisierung ist, bzw. was Globalisierung alles sein kann, ist nur der Grundstein dieser Arbeit, um weiter zu schauen: Wie geschieht sie? Kommt sie über uns als Naturereignis wie ein Wirbelsturm? Oder ist sie die Konsequenz politischer Entscheidungen? Um diesem Wie auf die Spur zu kommen, ist die leitende Frage in diesem Buch, was zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm wie gesagt und nicht gesagt wurde.
Kap. 4.1 Zwischenergebnis der Datenauswertung: Phänomen- und Problemstrukturen Die hergeleitete Phänomen- und Problemstruktur kann den Tabellen entnommen werden. Die Aussagen wurden nicht in abstrakten analytischen oder soziologischen Formulierungen kodiert, sondern in verständlichen, teils allegorischen Ausdrücken, die die Aussageereignisse in ihrem verallgemeinerbaren Gehalt adäquat bezeichnen sollen. Innerhalb der Kodefamilien wurden die Kodes in Subkategorien gestaffelt. Was die tabellarische Übersicht hierbei nicht zeigt, ist die Art, wie die Aussagen gefällt wurden. Beispielsweise konnte der Kode des INDYMEDIA-G8-Diskursstrangs Globalisierungskritische AktivistInnen sind friedlich in der Kategorie Selbstpositionierung als wörtliche Formulierung (in Form einer begründeten Erklärung oder einer pauschalen Behauptung) auffindbar sein, als Implikat in geschichtlichen Rückbezügen zu den Toden von Benno Ohnesorg und Carlo Giuliani535, oder als Vergleich zu dem Verhalten der Polizei bei den Demonstrationen oder dem der deutschen Regierung bzw. der G8-Staaten generell. Wie die erste Tabelle zeigt, wurden für den INDYMEDIA-Diskursstrang die Kategorien (1) Problemidentifikation und Verantwortung , (2) Wertbezüge , (3) Zuständigkeiten und Zukunftsperspektiven , (4) Selbstpositionierung sowie (5) Fremdpositionierung vergeben. Die Verantwortungsbereiche traten meist zusammen mit der Problemidentifikation auf. So ist im INDYMEDIA-Diskursstrang bspw. weniger der Klimawandel ein Problem als vielmehr die katastrophale und neoliberalistische Klimapolitik der G8-Staaten. Aufgrund dieser Beobachtung wurde eine Kategorie für Verantwortung und Problemidentifikation gebildet. Diese tritt regelmäßig im Zusammenspiel mit der Kategorie Wertbezüge auf, wie es im angegebenen Beispiel bereits deutlich wird. Das neoliberale System und neoliberale Politik sind hier erst an zweiter Stelle denotativ, da mit dem Begriff – sehr allgemein gesprochen – auf eine falsche Politik oder ein falsches System versucht wird hinzuweisen. Zuständigkeiten soll – gemäß der Bedeutung der Kategorie Zuständigkeiten und Zukunftsperspektiven – verstanden werden als Forderung mit Blick in die Zukunft: Wer soll zuständig sein?537 Schließlich wurden Kodes vergeben, die Selbst- und Fremdzuschreibungen beinhalteten. Die zweite Tabelle ordnet die Kategorien des Spiegel-Online-Diskursstrangs. Dabei wurden aus den (re-)konstruierten Kodes die übergeordneten Kategorien (1) Problemidentifikation , (2) Wertbezüge , (3) Zuständigkeiten , (4) Problemlösungen/Handlungsempfehlungen , (5) Selbstpositionierung und (6) Fremdpositionierung gebildet. Im Unterschied zum INDYMEDIA-G8-Diskursstrang gehen die identifizierten Probleme nicht mit einer Verantwortungszuschreibung einher. In gewisser Weise bildet hierbei das Problem Klimawandel eine Ausnahme, welcher ohne Zweifel durch den Menschen mit verursacht worden sei diese Verantwortungszuschreibung ebnet den Weg für die Rechtfertigung der G8-Gipfeltreffen und dass die G8-Staaten sich für die Lösung der Probleme und Beseitigung von Ungerechtigkeiten auf der Welt zuständig sehen dürfen. Es werden in diesem Diskursstrang auch keine konkreten Handlungsempfehlungen der globalisierungskritischen Bewegungen aufgezeigt, während auch die der G8-Staaten kaum über Reklamesätze hinausgehen. SPIEGEL ONLINE wahrt eine erzählerische Distanz zu Demonstrierenden, Politikern und der Polizei insofern waren Kodes, die zur Familie der Selbstpositionierung gehörten, quantitativ und qualitativ eher nebensächlich.
Nico Drimecker, Kulturwissenschaftler und Journalist, studierte Angewandte Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg. Seit seinem Magister-Abschluss 2007 arbeitet er als Journalist in Hamburg.
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