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- Die unterschätzte Bedeutung des Debriefing nach Planspielen: Ein Plädoyer anhand des Planspiels Politik und Internationale Sicherheit (POL&IS)
Politik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 35
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Planspiele sind in der ökonomischen und politischen Bildung eine bevorzugte handlungsorientierte Methode, die geeignet erscheint, komplexe Zusammenhänge erfahrbar und erklärbar zu machen. Allerdings bewirkt das Planspiel per se noch keinen Erkenntnisgewinn bzw. Lernerfolg. Dieser muss durch eine systematische Nachbereitung (Debriefing) gesichert werden. Eric Pastor untersucht in seiner Studie anhand des Planspiels POL&IS (Politik & internationale Sicherheit), auf welche Art und Weise das Debriefing zum Lernerfolg der Teilnehmer beiträgt, um eine Verbesserung des Debriefing zu erreichen. Das Planspiel POL&IS wird von der Bundeswehr regelmäßig mit Schülern der Sekundarstufe II (einschließlich der beruflichen Schulen) und Studierenden in den unteren Semestern durchgeführt.
Textprobe: Kapitel 3.5, Problembeschreibung: Nachfolgend werden vier Schwachstellen des Planspiels POL&IS beschrieben, die im Rahmen der Durchführungs- und der nachfolgenden Auswertungsphase beobachtet wurden. Die gewonnenen Eindrücke wurden durch mehrere Jugendoffiziere und Teilnehmer, schriftlich und mündlich sowie unabhängig voneinander bestätigt. 1. Mangelnde Vor- und Nachbereitung an der Schule: V. a. teilnehmende Schüler der Sekundarstufen I und II scheinen im Rahmen des regulären Politikunterrichts oft unzureichend auf POL&IS vorbereitet zu werden. So wissen sie bspw. nicht oder nicht genau, was es mit der UNO, dessen Generalsekretär und dem Selbstverständnis der NGOs auf sich hat. Auch methodische Fähigkeiten wie z. B. die Erstellung eines Plakats oder die Durchführung eines Interviews, sind oft nur rudimentär ausgeprägt. Darüber hinaus findet oft keine gezielte Nachbereitung im Unterricht statt. Das Planspiel ist in diesem Fall eine isolierte Veranstaltung, die im Lauf der Zeit immer mehr verblasst. 2. Mangelnde Beteiligung der Lehrkräfte am Planspiel: Viele der Jugendoffiziere haben den Eindruck, dass viele Lehrkräfte sich nicht am Planspiel beteiligen, weder als Berater noch als Beobachter. Vielmehr verabschieden sie sich zu Beginn und erscheinen erst wieder nach Beendigung. 3. Mangelnder Zeitansatz: Für viele Teilnehmer folgt auf eine Phase der Überforderung eine Periode, in der sich immer mehr Selbstsicherheit und eine gewisse Routine einstellen. In diesem Stadium empfinden sie echten Spaß am Spiel und beginnen damit, strategische Pläne zu verfolgen, die erst nach mehreren POL&ISJahren Wirkung zeigen. Bei einer Dauer von nur zwei Tagen kann es durchaus sein, dass sie nicht erfahren, ob ihre Lösungsstrategie erfolgreich. 4. Mangelnde Auswertung des Planspiels: Im Anschluss an die Durchführung des Planspiels POL&IS findet eine 10- 20-minütige ‘Feedback-Runde’ statt, in der die Teilnehmer mündlich zu ihren Eindrücken vom Spielablauf befragt und aufgefordert werden, konstruktive Kritik am Spielkonzept zu üben. Hier wird von den Teilnehmern, die sich zu Wort melden, fast immer angemerkt, dass sie sich zuerst überfordert fühlten und die erste Einschätzung des Planspiels insofern negativ war. Als es dann schließlich anfing, Spaß zu machen, wäre es auch schon zu Ende gewesen. Dementsprechend wird geäußert, dass POL&IS über mindestens drei, besser noch über 4 oder 5 Tage gespielt werden sollte (s. o.). Im Anschluss daran stehen meist rein organisatorische Aspekte, wie bspw. Unterkunft und Verpflegung, im Vordergrund. Festzuhalten ist, dass es sich bei diesem ‘Feedback’ um eine für das Militär typische Manöverkritik handelt, in der lediglich Aussagen zu Befindlichkeiten i. S. eines ‘Gut fand ich…’/’Schlecht fand ich…’ abgefragt werden, die isoliert im Raum stehen und somit wirkungslos verpuffen. Daraus folgt, dass bei POL&IS die in Kap. 2.2 und 2.3 aufgeführten Kriterien an eine fundierte Auswertung (Debriefing) nicht erfüllt werden. Mithin findet ein Wissenstransfer von der Realitätsebene III in die Realitätsebene I nicht statt das im spezifischen Lernkontext der Planspielumgebung erworbene Erfahrungswissen bleibt träge. Mit anderen Worten: Eine Reflexion, die es den Teilnehmern ermöglichen würde, die in der Realitätsebene III erfahrenen Sinnzusammenhänge in deren bekannte Umgebung der Realitätsebene I zu übertragen, unterbleibt. Das nachfolgende Kapitel geht ausführlich auf das Debriefing und dessen Übertragungsmöglichkeiten auf POL&IS ein.
Der Diplom-Wirtschaftspädagoge Eric Pastor (*1970 in Denver/USA) arbeitet als Lehrer für BWL, Qualitätsmanagement und Gesellschaftslehre an einer Fachschule der Bundeswehr. Eric Pastor ist überzeugter Anhänger der Planspielmethode und wendet sie regelmäßig in seinem Unterricht an. Anlass seines Buches ist die Tatsache, dass in den meisten Fällen Planspiele mit der Durchführung enden. Eine Nachbereitung findet nicht statt. Dadurch wird der mögliche Lernerfolg im besten Fall geschmälert, im schlimmsten Fall aber zunichte gemacht.