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- Die Putin-Show - Ein Blick hinter die Kulissen: Strategien positiver (Selbst-)Darstellung am Beispiel Wladimir Putins
Politik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Politikvermittlung ist in der heutigen Gesellschaft ohne die Unterstützung der Massenmedien nicht mehr möglich. Spätestens seit dem ersten Fernseh-Präsidenten John F. Kennedy, der sich nahezu perfekt dieses Mediums bediente, richtetet sich die Aufmerksamkeit der Medienforschung vor allem auf das Verhältnis zwischen Medien, Politiker und Publikum. Auch Russland blieb von dieser Entwicklung nicht ausgeschlossen. Der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin beherrscht das Spiel mit den Medien wie kaum ein Anderer. Gerne präsentiert sich Putin als Judo-Kämpfer, als Tigerbändiger, als Pilot oder auch als Soldat – und immer wirkt er dabei selbstbewusst, jung und smart. Es ist ein Image, das Wladimir Putin und seine PR-Berater gezielt konstruiert haben – ein Image, das er seit mehr als einem Jahrzehnt penibel pflegt. Ungeachtet der jüngsten Ereignisse in Russland hat der erste Mann im Land eine steile und ungewöhnlich rasche Karriere hingelegt. Welches Geheimnis steckt dahinter? Oder anders gefragt: Mit welchen Mitteln und Methoden der (Selbst-)Darstellung schafft es Wladimir Putin sich auf eine Art und Weise zu vermarkten, die ihn von einem kaum in der Öffentlichkeit bekannten Sohn eines Fabrikarbeiters zum stellvertretenden Leiter der präsidialen Geschäftsführung, zum Premierminister und schließlich zum wichtigsten Mann Russlands katapultiert? Das erste Kapitel der Untersuchung liefert dem Leser ein theoretisches Fundament im Umgang mit Begrifflichkeiten und außerdem ist es für den späteren Verlauf der Analyse notwendig, das Image, das Putin beim Volk zu wahren pflegt, vorzustellen. Darüber hinaus wird anhand einer kurzen Schilderung der spezifischen traditionellen, kulturellen und politischen Vorstellungen des russischen Volkes ein Kontextwissen aufgebaut, das für die Einordnung der im zweiten Kapitel herausgearbeiteten Analyseergebnisse von wesentlicher Bedeutung ist. Die Medienanalyse, als eine der drei zentralen Arbeitsfelder der Medienwissenschaft, befasst sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Medium an sich. Die Ergebnisse der Analyse werden im dritten Kapitel des Buches mit den im ersten Kapitel beschriebenen kulturellen und traditionellen Vorstellungen, Werten und Stereotypen der russischen Bevölkerung in Bezug gesetzt. Weil davon ausgegangen wird, dass die Botschaften Putins, die durch das Fernsehen an die Zuschauer übermittelt werden, nicht willkürlich gewählt sind, soll ein Vergleich mit dem Inhalt des ersten Kapitels Aufschluss darüber geben, aus welchem Grund Putin sich bestimmter Mittel bzw. Methoden der (Selbst-) Darstellung bedient. Schlussendlich soll eine Darstellung des Macht-Tandems Putin-Medvedev die Ergebnisse abrunden. Das ist insofern interessant, als dass der personelle Wechsel an der Staatsspitze 2012 eng verknüpft ist mit dem Führungsstil des derzeitigen Präsidenten Russlands.
Textprobe: Kapitel 1.2 Die politische Bühne mit Putin als Hauptdarsteller: Der weltliche Wandel in Form von Globalisierung und Internationalisierung erfasst nicht nur den Einzelnen, sondern die Gesellschaft insgesamt und damit auch alles, was mit ihr in Zusammenhang steht: Politik, Wirtschaft, Kultur. Die Welt, in der wir leben, wird immer komplexer und unübersichtlicher. Empirische Befunde haben ergeben, dass sich die Auswahl und Verarbeitung von Informationen daher im Wesentlichen an folgenden vier Kriterien orientiert: Verkürzung, Verallgemeinerung, Schlussfolgerung und Stereotypisierung. Um die unüberschaubare Vielfalt von Eindrücken in eine geordnete Struktur zu überführen, ersetzt der Mensch komplexe Strukturen durch einfache Wahrnehmungsschemata, durch Zuspitzungen auf einfache und einleuchtende Formen. Dieses Verfahren hat sich im Alltag stets bewährt. Es erklärt auch das Phänomen, warum komplizierte politische Prozesse oft mit konkreten politischen Handlungsakteuren gleichgesetzt werden. Die Verkörperung abstrakter Vorgänge durch konkrete Personen wird im Rahmen der Politikvermittlung unter der Bezeichnung Personalisierung diskutiert. Das bedeutet, dass Persönlichkeiten mit prägnanten Merkmalen versehen werden, wodurch politische Vorgänge hinter der dargestellten Person verschwinden können. Die Personalisierung spielt aber auch im Theatralitätskonzept eine wesentliche Rolle. 'Die Theatralisierung des Politischen vollzieht sich auch durch die Verkörperung politischer Gegenstände auf konkrete Personen. Gemeint ist die Verbindung von Informationen über politische und soziale Sachverhalte mit szenischen Situationen, Körpersprache, Stimme, Musik- und Geräuschelementen sowie verschiedenen anderen visuellen Reizen.' Das Phänomen der Personalisierung lässt sich besonders gut am russischen Premierminister beobachten. Die körperlich-sprachlichen Äußerungen Putins haben einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Zuschauer. Sie entscheiden darüber, welche Eigenschaften, Motive, Kompetenzen oder zu erwartenden Handlungen ihm vom Publikum zugeschrieben werden. Ausgestattet mit diesen Eigenschaften verkörpert er spezifische Inhalte und Positionen der RF, die auf Grund ihres Bekanntheitsgrades dem Volk nicht näher erläutert werden müssen. Folglich muss Putins strategisches Handeln, seine Inszenierung darauf ausgelegt sein, seine Absichten durch beispielsweise Kleidung, Tonfall und Körpergesten widerspruchsfrei zu synchronisieren. Auf diese Weise kann der Ministerpräsident die Bürger von seiner Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Souveränität überzeugen. Dabei wird die Präsentation durch den Körper zum Ausdrucksrahmen für unterschiedliche Strategien der Darstellung. Die Gesamtbewertung Putins setzt sich also hauptsächlich aus der Vermittlung politischer Inhalte wie auch aus seiner körperlichen Präsenz zusammen. Es handelt sich dabei um einen Darstellungsvorgang durch den Körper und durch die Stimme vor einem Publikum, um eine so genannte Performance. Das was hier beschrieben wird, soll nach Erika Fischer-Lichte unter dem Oberbegriff Theatralität zusammengefasst werden. Im Folgenden werden die vier wesentlichen Elemente, auf die es im späteren Verlauf der Analyse zu achten gilt, vorgestellt. 1.2.1, Inszenierung: Die Ausübung von Macht ist untrennbar verbunden mit der Darstellung von Macht. Nur derjenige politische Akteur erscheint als mächtig und kompetent, der das erfolgreich darzustellen vermag, was er zu sein beansprucht. Aus diesem Grund wird das politische Verhalten in vielerlei Hinsicht auch mit der Schauspielkunst verglichen. Politik ist somit nicht nur ein instrumentelles Entscheidungs-, sondern auch ein dramaturgisches Darstellungshandeln, mit dem Ziel, Aufmerksamkeit und Resonanz zu erlangen. 'Unter Dramaturgie versteht man die Verteilung von Höhepunkten sie ist ein Spiel mit Spannung und Entspannung. [...] Dramaturgie heißt aber auch, Handlungsstränge zu schaffen und Entwicklungen auszuarbeiten.' Das Fernsehen fungiert dabei als mediale Bühne, auf der Putin eine Vorführung bestreitet. Er wird zum Darsteller, bei dem ein Wille erkennbar ist, Anordnungen für das Sehen zu schaffen, die das Denken und Handeln der Zuschauer beeinflussen. Inszenierung in diesem Sinne versteht sich daher als ein. 'kalkuliertes Auswählen, Organisieren und Strukturieren von Darstellungsmitteln, welches strategisch auf eine Wirkung angelegt ist'. Die Definition umfasst sowohl die Medieninszenierung, die im Rahmen einer politischen Veranstaltung stattfindet, als auch die so genannte Selbst-Inszenierung (auch Selbstdarstellung genannt) eines politischen Akteurs, welcher sich bei dieser spezifischen Form der Zeichenverwertung in Produktion zum Selbstzweck in Szene setzt. Das dramaturgische Handeln setzt jedoch voraus, dass der Ministerpräsident Kontrolle über das eigene Erscheinungsbild verfügt, um beim Publikum gezielt ein bestimmtes Bild bzw. einen bestimmten Eindruck von sich hervorzurufen. Bei der Vermittlung dieses Bildes ist es von wesentlicher Bedeutung, dass ihm durch unterschiedliche Strategien der Darstellung außeralltägliche Qualitäten attestiert werden (zum Beispiel außerordentlich kompetent zu sein), um ihn dadurch vor dem Publikum in seiner Funktion zu legitimieren. Dabei erweisen sich im Inszenierungsprozess speziell jene Bilder als hilfreich, die die Gefühle und Sinne der Rezipienten ansprechen. Sie wirken nachhaltiger und überzeugender als sachliche Argumente und können zudem eine Grundlage bilden, auf der die Zuschauer ihre Entscheidungen über ihre politische Loyalität treffen. Der Ausdruck Inszenierung muss, wie auch der Theatralitätsbegriff, differenziert betrachtet werden. So wird er einerseits, im Gestaltungsrahmen des Theaters, als ästhetischer Begriff verstanden. Im Zentrum dabei steht das Zur-Schau-Stellen des dramaturgischen Werkes, um die Intention des Dichters zu ergänzen und damit die Wirkung des Dramas zu verstärken. In Abgrenzung dazu steht andererseits der anthropologische Terminus. Er beschreibt die öffentlichen Handlungen von politischen Akteuren, die auf eine Effektdramaturgie hin konzipiert werden. Vor allem in letzterem Sinne soll der Ausdruck hinsichtlich der zentralen Frage gebraucht werden. Im Gegenteil zum Theater, in dem Inszenierung ihre Wirkung entfaltet, obwohl oder vor allem, weil sie als solche wahrgenommen wird, ist das sorgfältig inszenierte Verhalten des politischen Akteurs im Alltag darauf ausgerichtet, als natürlich empfunden zu werden. Dadurch kann die Authenzität und damit auch die Glaubwürdigkeit des Akteurs gewahrt bleiben. Nichtsdestotrotz steht bei beiden Bedeutungsebenen gleichsam der schöpferische Prozess, in dem etwas entworfen und zur Erscheinung gebracht wird, im Zentrum der Definition.
Weronika Schmidt, M.A. wurde 1983 in Tschaikowski, Russland geboren. Das Studium der Politikwissenschaft und Slawistik an der Otto- von- Guericke Universität Magdeburg schloss die Autorin im Jahre 2010 mit dem akademischen Grad des Magistra Artium mit Auszeichnung ab. Bereits während des Studiums legte die Autorin den Schwerpunkt auf Internationale Beziehungen. Ausgehend von Untersuchungen der politischen Kultur und den daraus resultierenden Auswirkungen auf das Verhalten und Handeln der Menschen, konzentrierten sich ihre Analysen vor allem auf erfolgreiche Selbstvermarktungsstrategien politischer Akteure. Eines der Resultate, welches sich dieser Thematik widmet, ist die hier vorliegende Studie.
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