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- Die Integration Ungarns in den europäischen Wirtschaftsraum
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
12. April 2003: Die ungarische Bevölkerung ist in einem Referendum aufgerufen über den Beitritt ihres Landes zur Europäischen Union zum 1. Mai 2004 abzustimmen. Trotz einer niedrigen Wahlbeteiligung von 45,6% entscheidet sich eine gewaltige Mehrheit von 83,8% der abgegebenen Stimmen für den Beitritt Ungarns zur EU. Die EU-Osterweiterung ist in den letzten Jahren eines der vorherrschenden Themen innerhalb der Wirtschaftsgemeinschaft gewesen. Mit der friedlichen Revolution 1989 rückten die mittel- und osteuropäischen Beitrittskandidaten in den Blick der Weltöffentlichkeit. Vor allem für westliche Industrienationen, allen voran europäische selbst, erschlossen sich neue, frei zugängliche Märkte mit unterschiedlichen Risiken und Chancen. Der Neuaufbau und die Neuorientierung in diesen Ländern konnte jedoch nur mit materieller Hilfe aus dem Westen gelingen. Das westliche Europa hatte dabei aus politischen, geographischen und vor allem wirtschaftlichen Gründen größtes Interesse an einer europäisch geprägten volkswirtschaftlichen Ausrichtung. Es sind nicht nur neue, unerschlossene Absatzmärkte in unmittelbarer Nähe entstanden, sondern auch im Sinne des Triade-Modells bot sich für Europa eine historische Chance im Wettlauf mit den großen Konkurrenten aus Amerika und Asien. Mit Ungarn werden aller Voraussicht nach weitere, zum Teil ebenfalls ehemalige Ostblockstaaten diesem Wirtschaftsraum beitreten. Die Ausdehnung nach Osten scheint, mit Blick auf die letzten Jahre, nur eine logische Konsequenz zu sein. Die Aufnahme Ungarns in die Europäische Union ist ein politischer Schritt der gedanklich die Integration Ungarns in den europäischen Wirtschaftsraum abschließt. Jedoch stellt sich die Frage in wie weit Ungarns Wirtschaft schon oder überhaupt in diesen integriert ist. Eine Analyse der außenwirtschaftlichen Verpflechtungen Ungarns soll zeigen, in wie weit Ungarn in den europäischen Wirtschaftsraum integriert ist. Dafür soll die Entwicklung des Außenhandels (Ex- und Importe) und der Direktinvestitionen in und aus Ungarn der letzten Jahre genauer untersucht werden, um festzustellen, ob es in diesen Bereichen zu Verflechtungen und integrativen Ausbildungen gekommen ist.
Textprobe: Kapitel 2.2.1, Bruttoinlandsprodukt: Der Zusammenbruch des Ostblocks Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre führte überall in den ehemaligen Bruderstaaten zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen. Völlig verkrustete, aufgeblähte und vor allem ineffiziente Wirtschaftsstrukturen, teils vollkommen veraltete Produktionsanlagen und kaum weltmarktfähige Produkte verlangten nach strikten und tiefgreifenden Reformen. Entsprechend entwickelte sich das wirtschaftliche Wachstum in Ungarn. 1990 fiel das reale BIP bereits um -3,5 Prozent, 1991 erreichte der Rückgang seinen Spitzenwert von -11,9 Prozent. Erst als die anfänglichen Reformen zu greifen begannen, verlangsamte sich der negative Wachstumstrend in den Folgejahren (-3,1 Prozent und -0,6 Prozent). 1994 wuchs das BIP real wieder um 2,9 Prozent. 1995 wurde von der damaligen ungarischen Regierung ein weiteres Sparpaket ( Bokros-Paket ) beschlossen und mit umfangreichen Privatisierungen ehemaliger Staatsunternehmen begonnen. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wuchs das BIP erst moderat, ab 1997 bis 2000 dann mit jährlichen Raten von 4,2 – 5,2 Prozent. Erst im Jahr 2001 verlor das Wachstum im Zusammenhang mit der Konjunkturschwäche der Haupthandelspartner und der weltpolitischen Lage in Folge der Ereignisse des 11. September 2001 an Fahrt und erreichte nur einen Wert von 3,8 Prozent. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. Das reale Wachstum beträgt nach 3,3 Prozent im Jahr 2002, im I. Quartal 2003 geschätzte 2,7 Prozent Dabei ist Zentral Ungarn (Budapest und Umgebung) nicht nur das politische Zentrum Ungarns, sondern auch das wirtschaftliche. Die bevölkerungsreichste (ca. 28 Prozent), aber flächenmäßig kleinste Region (ca. 7 Prozent), beherbergt gut 43 Prozent der Unternehmen und erwirtschaftet 43 Prozent des BIP. Betrachtet man die Entwicklung des BIP pro Kopf (nominal), so erhält man im Vergleich zur EU ein interessantes Bild. Während laut des Ungarischen Amtes für Statistik der Wert pro Kopf von 6.030 € im Jahr 1990 in Ungarn bis 2001 um 103,2 Prozent auf 12.250 € stieg, wuchs der entsprechende Wert innerhalb der EU im gleichen Zeitraum nur um 56,5 Prozent. Hier wird der Aufholprozess Ungarns gegenüber der EU seit der Wende deutlich. 2.2.2, Strukturwandel: Im Gegensatz zu anderen Ostblockstaaten hatte Ungarn aufgrund seiner wirtschaftlichen Geschichte ( Gulaschkommunismus ) nicht nur einen gewissen Vorsprung, sondern auch Erfahrung mit der Liberalisierung der Plan-Kommando- Wirtschaft. Dennoch musste die weitgehend staatlich gelenkte Wirtschaft sich schnell in eine Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild wandeln. Das größte Problem waren die unrentablen Wirtschaftsstrukturen und Unternehmen. Aufgrund veralteter Produktionsanlagen und der geringeren Produktivität waren die meisten nicht überlebensfähig. Das 1991 in Kraft getretene Konkursgesetz wurde durchgreifend und drastisch angewandt und führte zur Insolvenz zahlreicher Unternehmen (17.000 Fälle bis 1993). Die ungarische Wirtschaftspolitik zog, angesichts der mangelnden weltwirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit der einheimischen Wirtschaft, diese drastische Situation mit all seinen Nachteilen einem teuren und langsamen Unternehmenssterben vor. Betrachtet man die Wirtschaftssektoren Ungarns, so fällt auf, dass der Anteil der Landwirtschaft am BIP, welcher 1991 noch 8,9 Prozent betrug, bis zum Jahr 2000 auf 4,3 Prozent schrumpfte. Auch der Anteil der Industrie ging von 36,1 Prozent (1991) auf 31,3 Prozent im Jahr 2000 zurück. Der Dienstleistungsbereich in Ungarn konnte im gleichen Zeitraum hingegen deutlich von 55,0 Prozent auf 64,4 Prozent zulegen. Als vorteilhaft für den Strukturwandel erwies sich das schnelle Verhandeln der EU mit den osteuropäischen Nachbarn. Bereits 1991 wurde ein Freihandelsabkommen mit der damaligen Tschechoslowakei, Polen und Ungarn geschlossen. Unionsstaaten sollte es möglich gemacht werden lohnintensive Produktionen verlagern zu können. Dadurch konnte nicht nur frisches Kapital in Form von Direktinvestitionen gewonnen, sondern auch neue Arbeitsplätze aufgebaut und weltmarktfähige Technologie importiert werden. Die 1995 in verstärktem Maße beginnende Privatisierung von Staatsunternehmen wurde zum größten Teil über ausländische Investoren abgewickelt. Zwar besitzt der ungarische Staat bei vielen Unternehmen noch eine Minderheitsbeteiligung, jedoch stieg dadurch der Anteil des privaten Sektors am Bruttoinlandsprodukt seit 1990 von ca.16 Prozent auf über 80 Prozent am Ende des Jahrzehnts.
Peter Matthias Trick, Diplom Betriebswirt (FH), arbeitet als Unternehmensberater für die PricewaterhouseCoopers AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Bereich der forensischen Dienstleistungen.
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