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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Als die sogenannte Bankenkrise die Euroländer im Jahr 2008 erreichte, wurde das hohe Haushaltsdefizit einiger Länder deutlich. Diverse Rettungspakete sind geschnürt worden, um z. B. Griechenland finanziell zu unterstützen, zudem sollen die betroffenen Länder die von der Troika auferlegten Sparreformen umsetzen. Im Zuge der Sparmaßnahmen sind z. B. in Griechenland u. a. Gehälter und Pensionen gekürzt, Staatsbedienstete entlassen und das Budget für Krankenhäuser und Medikamente gekürzt worden. In dieser Studie wird unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung des modernen Wirtschaftswachstums und der Entwicklung des Finanzsektors dargestellt, in welchem Umfang die Geldpolitik der Zentralbanken und die Fiskalpolitik der Staaten mit dem vorhandenen Geldsystem in der Lage sind, die Realwirtschaft zu beeinflussen.
Textprobe: Kapitel 4.3.2 Funktion von Zinsen: Zinsen dienen als Lockmittel, damit die Menschen, die über überflüssiges Geld verfügen, es auf den Finanzmärkten gewinnbringend anlegen können und somit Menschen ein Kredit gewährt werden kann, die dringend einen benötigen. Der Wirtschaftskreislauf ist vom Fluss des Geldes abhängig und je schneller es fließt, desto mehr wird umgesetzt. Da Geld aber zwei verschiedene Funktionen hat, nämlich einerseits als öffentliches Tauschmittel zu fungieren und andererseits als Privateigentum angesehen wird, das es zu schützen gilt, kommt es zu einem Konflikt. Da Geld als Privateigentum angesehen wird, kann der Besitzer Geld horten und es so dem Wirtschaftskreislauf entziehen. Damit der Wirtschaftskreislauf nicht stagniert, versprechen die Banken den Besitzenden entsprechende Gewinne in Form von Zinsen. Bernd Senf bezeichnet diesen Vorgang als Erpressung. Eine Erpressung ist es daher, weil die Marktteilnehmer keine gleichberechtigten Partner sind, denn die Besitzenden können ihr überflüssiges Geld horten so lange sie wollen, ohne geschädigt zu werden, die Kreditnachfrager hingegen sind auf das Geld angewiesen, da unter Umständen ihre wirtschaftliche Existenz davon abhängt. Dieses Ungleichverhältnis kommt einer Erpressung gleich und der Zins ist wie ein Lösegeld der Gesellschaft an die Entführer des Geldes, damit sie den Missbrauch beenden und das Geld wieder frei geben. Dieses System führt dazu, dass auf der einen Seite die Schulden und auf der anderen Seite die Guthaben durch Zins und Zinseszins wachsen. 4.3.3 Zentralbanken: Aber nicht nur durch Zinsen wächst die Geldmenge in Form von Guthaben und Schulden. Die Banken haben noch andere Möglichkeiten Geld zu schaffen, und zwar ist es den Banken möglich aus 100 Millionen Euro 900 Millionen Euro zu machen. Nach Lietaer funktioniert die Alchemie des Geldes wie folgt: Angenommen die Zentralbank lässt 100 Millionen Euro in das Bankensystem fließen, dann ist Bank A in der Lage, einem Kreditnehmer einen Kredit in Höhe von 90 Millionen Euro zu gewähren. Dieser Kredit wird benötigt, um etwas zu bezahlen, und der Empfänger wird das Geld dann bei Bank B einzahlen. Diese Bank B wiederum kann bei einer Rücklagenverpflichtung von zehn Prozent 81 Millionen Euro verleihen. Diese 81 Millionen Euro werden bei Bank C als Einlage aufgeführt, so dass Bank C nun 72 Millionen Euro verleihen kann usw. bis am Ende aus 100 Millionen Euro 900 Millionen Euro als ›Kreditgeld‹ entstanden sind. Diesen Geldschöpfungsprozess setzt eine Zentralbank selbstständig und unabhängig von der Regierung in Gang. , Das ist auch so gewollt, denn Zentralbanken sollten unabhängig von der Regierung agieren können und sind somit nicht weisungsgebunden. Funktionelle Unabhängigkeit ist gewährleistet, wenn die Geldmenge eigenmächtig kontrolliert und eine unabhängige Politik betrieben werden kann. Das erfordert eigene Instrumente zur Kontrolle der Refinanzierungszinssätze und des Mindestreserveersatzes. In einem System mit fixen Kursen wird der Wechselkurs von der Regierung festgelegt und das würde eine Einschränkung der funktionellen Unabhängigkeit bedeuten. Wie am Beispiel Schweiz zu erkennen ist, ist die Möglichkeit der Auf- und Abwertung der eigenen Währung ein wichtiges geldpolitisches Instrument der Zentralbanken, zwar kann durch eine adäquate Fiskalpolitik schon vieles ausgeglichen werden, jedoch nur bedingt. Die Fiskalpolitik hat Einfluss auf das Steueraufkommen und auf öffentliche Ausgaben. Wenn nun die Nachfrage im Land rückläufig ist, könnte der Staat z. B. durch Steuersenkung in Kombination mit Erhöhung der Staatsausgaben die Konjunktur ankurbeln und für eine erhöhte Nachfrage sorgen. Die Geldpolitik der Zentralbanken dient in erster Linie der Stabilisierung des Preisniveaus, aber auch konjunkturelle Situationen können mithilfe der Geldpolitik beeinflusst werden. Ob die Geldpolitik zum wirtschaftspolitischen Ziel Vollbeschäftigung etwas beitragen kann, ist umstritten. In einem System fester Wechselkurse ist die Zentralbank dazu verpflichtet, die Wechselkurse zu stabilisieren. Dies geschieht durch Interventionen am Devisenmarkt durch Kauf bzw. Verkauf der eigenen Währung. Das bedeutet, dass die Zentralbank lediglich reagieren kann und kein Instrument besitzt, welches ihr eine eigenständige Geldpolitik ermöglichen würde, um die umlaufende Geldmenge im eigenen Land zu regulieren. Dadurch liegt der Fokus auf der Fiskalpolitik, die durch die Zentralbank unterstützt werden muss. Bei einer schwachen Konjunkturlage könnte die Regierung mit einer expansiven Fiskalpolitik agieren. Das würde zu einem Zinsauftrieb, einem Kapitalzufluss und einer Aufwertungstendenz führen, wenn die Zentralbank nicht zu Gunsten der ausländischen Währung intervenieren würde, und zwar durch eine Erhöhung der umlaufenden Geldmenge. Bei flexiblen Wechselkursen entspricht der Wechselkurs dem Preis einer Währung. Währungen werden zur Ware, die gehandelt werden kann und deren Preis (Wechselkurs) durch Angebot und Nachfrage entsteht. Ein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage würde gleichermaßen einen Ausgleich bei Ex- und Importgütern bedeuten, da nur so viel importiert werden kann, wie es die Einnahmen durch den Export zulassen. Da flexible Wechselkurse Schwankungen ausgesetzt sind, werden sowohl der Außenhandel als auch die internationalen Investitionen beeinträchtigt, da durch die Volatilität der Wechselkurse auch die Preise schwanken. Exporteure und Importeure können keine langfristigen Kalkulationen erstellen, auch könnten sich die Kosten für den Außenhandel erhöhen, so dass Handelsvolumen und Außenhandelsgewinne abnehmen würden. Befürchtet wird zudem ein Missbrauch des Wechselkursinstruments. Die Länder könnten in einen Abwertungswettstreit geraten, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Letztendlich würde dieses Vorgehen allerdings allen Ländern schaden, so die Befürworter fester Wechselkurse. Beide Systeme, das System der fixen Wechselkurse und das System der flexiblen Wechselkurse, beinhalten Vor- und Nachteile, daher hat man versucht eine Mischform zu finden. Das Europäische Währungssystem (EWS I) , welches bis zur Euroeinführung im Jahr 1999 Bestand hatte, war ein System mit festen, aber anpassungsfähigen Leitkursen, die nach Absprache verändert werden konnten. Im Gegensatz zum Bretton-Woods-System, bei dem die festen Kurse am Dollar gebunden waren, ist man im EWS I dazu übergegangen die Wechselkurse anhand eines Warenkorbs zu ermitteln, um die Entstehung einer neuen Leitwährung zu verhindern. Als 1999 der Euro in 11 Mitgliedsstaaten zunächst als Buchgeld und 2002 als physisches Geld eingeführt wurde, wurde den Zentralbanken die Chance genommen, mit Hilfe von Kursanpassungen einen Leistungsbilanzausgleich herzustellen. Länder, wie Deutschland, die einen Bilanzüberschuss vorweisen können, profitieren von der einheitlichen Währung. Bei Ländern, wie Griechenland, Spanien, Italien oder Portugal, steigt hingegen das Leistungsdefizit. Nicht wenige sehen die Ursachen der makroökonomischen Ungleichgewichte in der exportlastig und lohnrestriktiv ausgerichteten Politik Deutschlands. Denn durch diese Politik werde den benachteiligten Ländern die Defizite aufgezwungen und somit geschädigt. Der Ökonom Wolf Schäfer hingegen sieht in der Verzerrung der Wechselkurse die Ursache für die makroökonomischen Ungleichgewichte: Für die Defizitländer ist der Euro zu hoch und für die Überschussländer zu niedrig bewertet. Schäfers Berechnungen zufolge hat Griechenland einen Abwertungsbedarf von 40 bis 50 Prozent und Deutschland hat dagegen einen Aufwertungsbedarf von 15 bis 20 Prozent. Diese Länder bezeichnet er als Extreme, denn die anderen Eurostaaten lägen dazwischen. Das ist der Stand von 2012, zu dem Zeitpunkt vereinigte der Euro 17 Länder von denen, laut Schäfer, zehn (inkl. Griechenland) Abwertungsbedarf haben und nur sieben (inkl. Deutschland) einen Aufwertungsbedarf haben.
Anke Horn wurde 1976 in Recklinghausen geboren. Im Rahmen eines Lehramtsstudiums mit den Fächern Deutsch und Geschichte an der Universität Paderborn hat sich die Autorin intensiv mit dem Thema Globalisierung beschäftigt und ihre dadurch gewonnen Eindrücke in Verbindung mit dem theoretischen Hintergrund in dieses Buch einfließen lassen.
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