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- Die etwas bessere Entwicklungshilfe: Der Beitrag der Migranten aus dem Senegal zur Armutsbekämpfung
Politik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das Thema der Zuwanderung war tagelang Gegenstand von Diskussionen in der Politik-und Medienlandschaft Deutschlands. Auslöser dieser neuen Auseinandersetzungen mit dem Thema Auswanderung sind mit Sicherheit die Bilder von gestrandeten Flüchtlingen, die zu Tausenden die spanischen Küsten überfluten. Um dieser Flüchtlingswelle entgegenzutreten, werden in den Ländern der EU Maßnahmen getroffen, mit dem Ziel, den immer wachsenden Flüchtlingsstrom von dem afrikanischen Kontinent einzudämmen. Die illegale Zuwanderung wird gleich kriminalisiert und Druck wird zugleich auf die Herkunftsländer ausgeübt. In Europa wird über gewünschte Zuwanderung, gezielte Zuwanderung, Zuwanderung nach bestimmten Selektionskriterien bzw. Zuwanderung nach kanadischem Vorbild etc. gesprochen. Allerdings wird dabei ein Aspekt nicht genügend in Betracht gezogen bzw. gar nicht gesehen und zwar die Frage: Was bringt die Zuwanderung in Europa oder in anderen Industrieländern den meistens gebeutelten Ursprungsländern der Einwanderer bzw. welche Auswirkungen hat die Zuwanderung für die Heimat der Auswanderer?
Textprobe: Kapitel 2, Ursachen für Migration seit der Kolonialzeit: Die Nachkolonialzeit wurde vor allem durch das Scheitern des alten postkolonialen Schulsystems und die Emergenz der Migranten als neue ernsthafte Alternative für den sozialen Erfolg geprägt. Parallel spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle für die Migration. a, Das Scheitern des postkolonialen Bildungssystems: Das Scheitern des postkolonialen Bildungssystems äußerte sich in einer Hilfslosigkeit bei den Jugendlichen, die nach ihrer Ausbildung keine Aussichten auf einem Arbeitsplatz hatten und in einem Misstrauen bei der Bevölkerung der Regierung und ihrer Politik gegenüber. Lange wurde das postkoloniale System als Garant für Erfolg, sozialen Aufstieg und zugleich Absicherung gesehen. Das Schulsystem, das die Kolonialisierung eingeführt hatte, hatte damals bereits die traditionelle Grundordnung der Gesellschaft durcheinander gebracht. Ein Generationskonflikt war somit die Folge. In Afrika war die traditionelle Gesellschaftsordnung durch das Prinzip der Gerontokratie bestimmt, d. h. die älteren Menschen waren ganz oben in der Hierarchie. ‘Alt werden’ in dieser Gesellschaftsform bedeutete Weisheit und Erfahrung. Der folgende Spruch von Amadou Hampâté Bâ bringt es auf den Punkt ‘Mit jedem Greis, der in Afrika stirbt, verbrennt eine Bibliothek.’ Die Einführung der französischen Schule hatte in der Tat eine neue Ära eingeläutet und stellte gleichzeitig einen Bruch mit der traditionellen Gesellschaftsstruktur dar. Nun konnten junge Leute durch die Schule das Wissen erlernen und nach und nach die Vorherrschaft der Alten nicht nur in Frage stellen, sondern sogar ihre Hegemonie beenden. Diese Schule, die sich immer bewährt hatte und immer Intellektuelle und die Elite der Gesellschaft zu produzieren pflegte, eine Elite, die den Senegal zur Unabhängigkeit geführt hat, war plötzlich die reine Enttäuschung. Das Vertrauen in das postkoloniale System, welches eine soziale Absicherung durch die schulische Bildung versprach, war auf einmal zerschlagen. Die Hoffnung eines ganzen Dorfes sah sich wie ein Kartenhaus zusammenstürzen, als sich plötzlich junge Leute, die jahrelang in ihrer schulischen Bahn vom gesamten Dorf betreut und unterstützt wurden, auf der Straße befanden, weil sie keine Arbeit fanden. Die gesamte Situation hat sich im Laufe der letzten Jahre so zugespitzt, dass das Schulsystem selbst unaufhaltsam auf seine Dekadenz hin steuerte. Namhafte Schulen, die Präsidenten, Minister und Eliten auszubilden pflegten, waren mangels Förderung und politischem Willen zum Scheitern verdammt. Die Lehrbedingungen für Lehrer sowie die Studienbedingungen für Schüler verschlechterten sich so rasch, dass die Folgen monatelange Streiks bis zur Ungültigkeit des Schuljahres auch ‘année blanche’ genannt, waren. Im internationalen Vergleich war das Schulniveau, welches stetig sank, nicht mehr wettbewerbsfähig. Der Mangel an Vertrauen gegenüber der staatlichen Schule aufgrund der bereits erwähnten Tatsache verursachte das Proliferieren überall in der Stadt von privaten Schulen, die nach und nach die Aufgabe der staatlichen Schulen übernahmen. Nur eine Akkreditierung bzw. eine Qualitätskontrolle der schulischen Leistung bzw. Ausbildung war nicht gewährleistet. Mit den privaten Schulen kamen zusätzliche Kosten auf die ohnehin bereits gebeutelten Familien zu. b, Das Bild des Migranten als ‘Erfolgsstory’: Paradoxerweise tauchen in dieser harten Zeit Personen auf, die andere, neue Wege zum Erfolg eingeschlagen haben, als den ‘normalen’ Weg, d. h. den der Schule. Es sind u. a. und vor allem Händler, Saisonhändler die im Sommer ihre Waren an den spanischen oder italienischen Küsten verkaufen, und im Winter in die Heimat zurückkehren, um das gesparte Geld fast verschwenderisch auszugeben. Sie führen für die relativ kurze Zeit, die sie in ihrer Heimat verbringen, ein Leben in Saus und Braus. So rückte das Bildnis des Händlers, des Reisenden, des Migranten immer näher in die Aufmerksamkeit der Bevölkerung, die in diesen Tätigkeiten eine neue soziale Aufstiegsmöglichkeit gegenüber dem traditionellen Sinnbild der Elite entdeckten. Diese neuen Helden, spielten nun in der gleichen Liga wie die Intellektuellen oder sogar in einer höheren. Ihre Kaufkraft war enorm, viele konnten sich nach kurzer Zeit Häuser und Autos leisten und all das, wovon der ‘normale’ Einheimische nur träumt. Der Migrant wurde schnell zur Ikone, da er noch die Mittel besaß, Transferleistungen, an seine in der Heimat lebenden Verwandten zu tätigen. Die relativ hohen Unterstützungsleistungen und Zuwendungen an die Verwandten in der Heimat werden wir an anderer Stelle näher betrachten. Der Migrant war kurzum als Aufstiegsmodell beneidet und bewundert und die negativen Erfahrungen, die er im Gastgeberland erleben mag, wurden gerne ignoriert. In der Tat die negativen Erfahrungen, die manchmal das Dasein des Migranten mit sich bringen, stoßen regelrecht auf taube Ohren und diejenigen, die davon berichten, werden oft mit dem Vorwurf der Missgunst konfrontiert und stoßen sogar auf Ablehnung. Es heißt oft u. a., sie wollen sich bemitleiden lassen oder er gönne seinen Mitmenschen bzw. Angehörigen nicht das Glück, das ihm widerfahren ist. Andere Migranten haben schließlich Geld und können sich dies und jenes leisten. Ein solcher Warner wird entweder der Missgunst oder der Faulheit verdächtigt. Diese feste Idee den einheimischen Migranten gegenüber, wird aber durch einige Migranten unterstützt, die gern während ihres Urlaubs in der Heimat mit neuen Klamotten, Geld und Kaufkraft prahlen. ‘When I go back to Senegal for holidays, I take my most beautiful dresses with me, just to show my family and friends I am doing more than fine…African people are just not telling the truth about living in Europe. Why? Because they just cannot! And when they are telling the truth about the difficulties here, people in Africa would just not believe them. Why? Because all the information they receive is telling them the opposite”. c, Motivation für die Migration in Richtung Europa: Aufgrund der relativ hohen Unterstützungsleistungen früherer Migranten für ihre daheim gebliebenen Verwandten hat sich schließlich die Auswanderung in Industrieländer zum Modell sozialen Aufstiegs entwickelt und damit die Karriere im Staatsapparat abgelöst. Im Laufe unserer Analyse haben wir herausgefunden, dass die Motive der Migration sehr unterschiedlich sein können. Neben wirtschaftlichen Faktoren, wie schwache Konjunkturen und stagnierendes Wachstum, steigende Arbeitslosigkeit und Armut, spielen u. a. auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Dürren oder Überschwemmungen zwingen immer mehr Menschen dazu, andere günstigere Gegenden zu erkunden. Zu diesen Faktoren gesellen sich auch bewaffnete Konflikte, die zu immer mehr Flüchtlingen führen. Auch andere nicht weniger wichtige Motive spielen bei der Migration eine große Rolle. Die Migration in Afrika besonders im Senegal, wurde immer als positives Phänomen aufgefasst. Diese Sichtweise rechtfertigt auch das Engagement Senegals hinsichtlich der Ideologie des Panafrikanismus, die auf die Vereinigung der afrikanischen Staaten zielte. Der Dichter und ehemalige Präsident Senegals Léopold Sédar Senghor (1906-2001) war selber ein großer Theoretiker und Verfechter des Panafrikanismus. Diese Ideologie pries die Einigung Afrikas im Sinne des Denkers und Staatschefs Kwame Nkrumah (1909-1972), der am 06. März 1957 Ghana in die Unabhängigkeit geführt hatte. Sie führte im Jahr 2002 zur Gründung der UA (Afrikanische Union). Ein interessantes Motiv für Migration betrifft den Mythos des Schlaraffenlands, welches Europa im Allgemeinen genießt. Er übt auch ohne Zweifel bei der perspektivlosen Bevölkerung der Drittländer eine große Anziehungskraft aus. In Afrika befinden sich 34 der 50 ärmsten Länder der Welt, darüber hinaus verdienen mehr als 50% der Bevölkerung weniger als 1 USD pro Tag. Wenn man bedenkt, dass eine Stadt wie Dakar Platz 47 der 50 teuersten Städte der Welt belegte, dann wird es einem klar, dass dieses Einkommen für die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Personen nicht reicht. Europa verkörpert Wohlstand und die Aussicht auf ein besseres Einkommen, das die Grundbedürfnisse deckt, und darüber hinaus ein sorgenfreies Leben sichern kann, in dem Schule, Gesundheit und Nahrung kein dauerhaftes Problem darstellen. Diese Tatsache ist Motivation genug für viele Leute, ihre Heimat zu verlassen. Eine andere Motivation für die Auswanderung ist die Tatsache, dass Länder wie Spanien und Italien den illegalen Migranten nach wenigen Jahren reelle Chancen auf legale Papiere bzw. einen Weg aus der Illegalität in Aussicht stellen. Dieser Schritt ist vor allem durch den Boom im Bausektor und in der Landwirtschaft und dem daraus resultierenden Bedarf an Arbeitskraft, zu erklären. Die Profilierung Europas als attraktivstes Demokratie-Modell in der Welt verspricht vor allem bei den unterdrückten Bevölkerungsgruppen eine Chance für eine bessere Zukunft. Für viele junge Leute aus ärmeren Ländern bedeutet der Weg nach Europa, ein Stück Zugehörigkeit zu der Weltgemeinschaft. Die Idee der großen Freiheit, gekoppelt mit dem Wunsch, raus aus der Nische verstärkt das Bestreben an Orte zu gehen, wo das Weltgeschehen sich gerade abspielt. Nicht nur passiv zuzusehen, sondern aktiv die Weltgeschichte mit zu gestalten, kann ein Motivator zur Abwanderung sein. d, Die restriktive Migrationspolitik Europas und ihre Konsequenzen: Es ist also eine Fülle an Missständen und auch Anstreben nach besseren Lebensbedingungen, die letztendlich zu jener Bewegung wie des ‘Barca oder ‘Barzakh’ (Barcelona oder Tod) geführt haben, indem junge Menschen bereit sind, den Tod in Kauf zu nehmen, um das Heimatland, egal mit welchen Mitteln, zu verlassen und die Reise Richtung Europa über den Seeweg illegal zu riskieren. Folgende Äußerung von Dr. Papa Demba Fall, Geograph und Migrationsforscher an der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar, welcher erforscht, warum junge Leute dennoch ihr Leben aufs Spiel setzen, wohlwissend wie riskant die Überfahrt mit dem Boot ist, zeigt wie verzweifelt die Lage der Menschen sein kann. ‘Sie sagen sich: man ist doch schon tot, sozial tot, weil man nichts hat. Wenn man keinen Status hat, keine Arbeit findet, dann existiert man nicht. Und wenn man nicht existiert, ist man sowieso schon tot’. Um die aktuelle Form der Migration zu untersuchen, bedarf es eines Rückblicks bis zum 2. Weltkrieg, in dem die West-Afrikaner für Frankeich in den Krieg zogen. Nach dem Krieg sind viele dort geblieben, da ihre Arbeitskraft in Frankreich noch gefragt wurde. In den sechziger Jahren, fanden Migrationsbewegungen nicht nur Richtung Europa, vor allem nach Frankreich aber auch und sogar in erste Linie innerhalb Afrikas selbst statt. Nachbarländer wie Mauretanien, Guinea, Mali und Guinea Bissau waren die ersten Einwanderungsziele. Später, Ende der 60er Jahre kamen Länder wie die Elfenbeinküste und Gabun dazu. In den 70er Jahren gesellten sich Länder, die weiter entfernt waren, wie Zentral Afrika, Zaire oder Kongo, die wegen ihres Reichtums an Gold und Diamanten-Vorkommen an Bedeutung gewannen, zu der Migrationsdestination der senegalesischen Migranten. Ab Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre wanderten die Senegalesen vermehrt in das afrikanische Ausland. Die Krise in den wichtigsten Zielländern haben die innerafrikanischen Migrationsrouten erheblich eingeengt. Es verringerten sich die innerafrikanischen Migrationsflüsse. Die Gründe sind u. a. die wachsende Zurückweisung von Migranten aus Ländern wie Gabun, Elfenbeinküste, Kongo, Kamerun und Zaire, welche durch Konflikte oder wirtschaftliche Konjunkturprobleme selber in Schwierigkeiten geraten waren. Die Gäste aus den Nachbarländern wurden nicht mehr mit Wohlwohlen empfangen, im Gegenteil eine feindliche Stimmung den Migranten gegenüber verstärkte sich, da diese u. a. für die soziale Unsicherheit verantwortlich gemacht wurden. Das bedeutendste Zielland der Migranten aus dem Senegal war bis zu den 80er Jahren Frankreich aufgrund der ehemaligen Kolonialbeziehungen. Mit den Einschränkungen bei der Einreise mittels der Einführung von Visen in Frankreich, wurde Italien das erste alternative Migrationsland. Sehr schnell rückte Italien sehr hoch zu den Präferenzen der senegalesischen Migranten. Es wurde als sehr beliebtes Zielland gewählt. In den 90er Jahren gesellte sich Spanien dazu. Diese drei Länder, Frankreich, Italien und Spanien, sind bis heute die wichtigsten Aufnahmeländer für die senegalesischen Auswanderer. So zählen wir in Italien 70.000, in Frankreich 60.000 und in Spanien 10.000 senegalesische Migranten. Die Anzahl von senegalesischen Migranten in Deutschland ist im Vergleich zu den bereits erwähnten Ländern gering und schwankte in den letzten 10 Jahren zwischen 2.500 und 4.000 Migranten. Ein anderer wichtiger Einflussfaktor für die Migration ist die Wirtschaftskrise Ende der 90er Jahre. Die Konstellation eines stetigen Bevölkerungszuwachses und die Perspektivlosigkeit der Jugendlichen, die im Stande waren, einer Beschäftigung nachzugehen, haben eine allgemeine Hoffnungslosigkeit in der Bevölkerung hervorgerufen. Jedoch ist die Migrationsbewegung nach Europa in den letzten Jahren stark gestiegen, auch wenn neue Ziele wie Mauretanien und Libyen, die aufgrund gestiegener Öleinahmen Zuwanderer stark anlockten. Die Schwierigkeiten, in Europa einzuwandern auf Grund der Verschärfung der Eintrittsbedingungen und die Schwierigkeiten der Mobilität in den afrikanischen Ländern, haben mit Sicherheit einen großen Anteil an der Eskalation der heutigen Migrationsbewegungen nach Europa. So erlebt man ab 2006 eine regelrechte Invasion von Booten bzw. Pirogen mit afrikanischen Migranten auf den Kanarischen Inseln. Über 32.000 Migranten erreichten die Inselgruppe lebend. Die Anzahl von Migranten, die ums Leben kamen, wird auf 3000 bis 13000 geschätzt. Ein großer Teil der Pirogen sind von der senegalesischen Küste gestartet. Ungefähr wird der Anteil der Senegalesen unter den Migranten auf 50% bis 70% geschätzt. Allerding muss man dazu sagen, dass ein sehr geringer Anteil der Zuwanderer durch irregulärere Grenzübertritte nach Europa gelangt, die meisten kommen nach Europa mit gültigem Visum und gelangen erst in die Illegalität durch nicht Gewährung der Aufenthaltserlaubnis.
Ousmane Yapha, MA, EMBA wurde im Jahr 1963 in Dakar (Senegal) geboren. Mit 3 Jahren kam er nach Deutschland als Sohn eines senegalesischen Diplomaten und lebte sechs Jahre in Bonn. Im Jahr 1972 kehrte er nach Senegal zurück und studierte dort Germanistik. 1992 kehrte er nach Deutschland zurück und absolvierte im Jahr 2012 ein EMBA-Studium in General Management. Seit 2001 lebt er mit seiner Familie in Bayern.
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