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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Tuvalu. Ein südpazifischer Inselstaat. Nur die Wenigsten wissen mit diesem Staatsnamen etwas anzufangen. Die Rede ist hierbei vom viertkleinsten Land der Welt, welches sich inmitten des Südpazifiks befindet. Umgeben von Wasser soweit das Auge reicht, kaum motorisierter Verkehr, leere Strände und dennoch ist der Begriff vom Südseeparadies hier weit gefehlt. Die Rede ist hier nämlich vom möglicherweise ersten bewohnten Staat, der dem Klimawandel zum Opfer fallen könnte. Ausschlaggebend dafür ist zum Einen die niedrige Lage der neun Inseln und zum Anderen die Problematik des steigenden Meeresspiegels: Tuvalu sieht sich der Gefahr ausgesetzt auf Dauer überschwemmt zu werden. Diese Nachricht hatte die rapide Steigerung des Bekanntheitsgrades der Nation im letzten Jahrzehnt zur Folge. Die Thematik rund um die Klimawandelfrage und den steigenden Meeresspiegel stellte Tuvalu in das Zentrum globaler Berichterstattung. Besonders die Gefährdung der etwa 10.000 Einwohner führte zu einem Sensationsjournalismus, der des Öfteren die Umstände und Wahrheiten falsch porträtierte. Das Hauptziel der vorliegenden Studie obliegt der Frage ob das Ausmaß der Gefahr durch den Klimawandel von den Einheimischen wahrgenommen wird und ob daraus eine Flucht vor dem Klimawandel entstehen könnte.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2, Motivationsgründe für Migration: Zur Darstellung der Beweggründe von Migration nennt Santel (1995, S. 24f) das sogenannte push & pull - Modell. Es handelt sich dabei um Faktoren, die jemanden zum einen vom derzeitigen Standort ‚wegdrücken‘, und zum anderen sind die pull-Faktoren jene, von denen man sich aus einer anderen Region ‚angezogen‘ fühlt. Zu den push- als auch pull-Faktoren zählen ‘[...] sozioökonomische Gründe wie [...] Wirtschaft, Arbeitslosigkeit bzw. Arbeitsmöglichkeiten, Überbevölkerung [...] aber [...] auch Naturkatastrophen bzw. eben Sicherheit.’ (Zinggl, 2010, S. 78). Auch Krieg, damit einhergehende Armut und Verfolgung fallen unter die push-Kategorie. Das Streben nach einem besseren und problemärmeren Leben bildet quasi den Hintergrund des push & pull - Modells. Ein Blick zurück auf Tuvalus sozialen Wandel macht ersichtlich, dass eine Vielzahl der in diesem Modell inkludierten Faktoren auf Tuvalu zutrifft. Für die Entwicklung des Wanderungsverhaltens der Tuvaluaner zählen desweiteren die Loslösung von Kiribati und die darauffolgende Unabhängigkeit des Landes und die Beendigung des Phosphatabbaus auf Banaba (vgl. Zinggl, 2010, S. 78). Da auch der Absatzmarkt von Kopra und der Marktwert sanken war der einzige Ausweg der Bevölkerung sich um alternative Arbeitsstellen umzusehen (vgl. Zinggl, 2010, S. 79). 4.2.1, Auswanderung aus Tuvalu: Der Wegzug aus Staaten hat immer schon stattgefunden, ist und wird auch auf Tuvalu weiter von Statten gehen. Wie im push & pull - Modell schon erwähnt sind es meist sozioökonomische Faktoren die Teile der Bevölkerung in die Migration ziehen. Zinggl (vgl. 2010, S. 74) unterteilt die tuvaluanischen Migrationsbewegungen in ihrer Art, also zwischen innerstaatlicher und grenzüberschreitender Migration und in ihrer zeitlichen Abfolge, die lediglich in eine frühe und eine Migration von heute eingeteilt werden. Bei der Migrationswelle von früher handelte es sich um eine dezidiert auf Arbeitssuche ausgerichtete Migration, die die Insulaner über die Staatsgrenzen hinweg in andere Länder führte (vgl. Zinggl, 2010, S.74). Als Beginn der Frühform der tuvaluanischen Migrationsbewegung lässt sich auf die Mitte des 19. Jahrhunderts festsetzen, als so genannte trader (s. Geschichte & Politik) und Walfänger die einheimische Bevölkerung anheuerten damit sie auf ihren Schiffen arbeiteten. Obwohl es sich um eine zeitlich begrenzte Migration handelte läutete sie einen etwa 130 Jahre andauernden Migrationsstrom aus Tuvalu ein. 4.2.1.1, Phosphatabbau: Die limitierte Ressourcenlandschaft Tuvalus war der ausschlaggebende Aspekt für ‘[...] die erste organisierte ‚tuvaluanische Massenmigration‘ [...]’ (Zinggl, 2010, S. 80) des beginnenden 20. Jarhunderts, die die Arbeitswilligen vor allem nach Nauru und Banaba (Ocean Island) brachte (vgl. ebd.). Unter den 800.000 Pazifikbewohnern und Asiaten die zwischen 1850 und 1950 für europäische Arbeitgeber angeworben wurden, waren einige auch für ‘[...] the extraction of phosphate (notably at Ocean Island and Nauru) [...]’ (Shlomowitz & Munro, 1992, S. 103) zuständig. Nach einem zufälligen Fund von hochwertigem Phosphaterz wurde im Jahre 1901 die Insel in das britische Protektorat der Gilbert und Ellice - Inseln eingegliedert. Kaum ein Jahr darauf wurde die ‘[...] Pacific Phosphate Company [...]’ (Shlomowitz & Munro, 1992, S. 104) gegründet. Nauru hingegen wurde bereits 1888 in das ‘[…] Imperial German Protectorate of the Marshall Islands […]’ (ebd.) eingegliedert und um auch auf dieser Insel Phosphat abbauen zu können wurden die Deutschen in der Vertretung der Pacific Phosphate Company mit anderen Vertretern gleichgestellt (vgl. ebd.). Nachdem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Nauru unter australische Verwaltung gestellt und 1920 fiel der Phosphatabbau der Insel unter die Kontrolle der ‘[…] British Phosphate Commissioners […]’ (ebd.). Weil die Arbeit in den Phosphatminen und das Beladen der Schiffe mit dem Elementarstoff erschöpfend waren, waren die Einheimischen wenig an dieser Arbeit interessiert. Daraufhin mussten Arbeitskräfte von anderswo herbeigeholt werden, die in Form von Bewohnern aus den nördlich und östlich gelegenen Atollen stammten. Neben der Schufterei in den Phosphatminen, gelangten Bewohner der Atolle zu Bargeld, indem sie für die Handelsmarine arbeiteten, oder im Falle der Bewohner der Gilbert und Ellice - Inseln, heuerte man auf Kokosnussplantagen an, die den Inselbewohnern in der Art der Arbeit zugänglicher war (vgl. ebd.). Es sollten sich im Lauf der Rekrutierungen und Anwerbungen für Arbeitskräfte aus Tuvalu jedoch problematische Entwicklungen hervortun. Die Einwohnerzahlen der Ellice - Inseln waren zwischen 1870 und 1900 nur von 2.000 auf 3.500 gestiegen, woraufhin die Kolonialverwaltung aus Angst vor menschenleeren Inseln, 1895 auf Nukufetau, Funafuti und Nukulaelae das Anwerben von Arbeitskräften unter Verbot gestellt. Vierzehn Jahre später wurde das Verbot auf diesen drei Inseln fortgeführt und, weil die Sterblichkeitsrate aufgrund von ‘[…] returned labourers bringing back infectious diseases […]’ (Shlomowitz & Munro, 1992, S. 110) in die Höhe stieg, wurden für Nui und Nanumaga Rekrutierungsmaßnahmen für eine Dauer von zwei Jahren ausgerufen und lediglich 25 Gemusterte durften Nanumea verlassen (vgl. ebd.). Durch die Restriktion der Werbung auf Nukufetau, Funafuti und Nukulaelae 1895 konnten sich bis 1901 die Einwohnerzahlen wieder leicht erholen (s. Tab. 6). Von dem Verlust von Einwohnern durch die mit eingeführten Infektionskrankheiten ist auf den ersten Blick nur Funafuti durch den Rückgang der Bevölkerungszahl betroffen gewesen. Doch bis 1909 war die Abnahme der Einwohnerzahlen auf Nanumaga, Niutao, Nui und Vaitupu beträchtlich. Neben der Arbeitsmigration und dem möglichen Anstieg von Todesursachen auch auf den genannten Inseln könnten die Schwankungen auf ein Phänomen, das ‘[…] inter-island visiting […]’ (Munro, 1980, S. 229), genannt wird, zurückzuführen sein. Bei den in Munro (1980) zitierten Bevölkerungsangaben für die einzelnen Inseln kann es also möglich sein, dass Zahlen eine Vermischung von de jure und de facto Bevölkerung sind. Eine genau Aufschlüsselung und Entwicklung ist demnach nicht möglich vor allem weil auch ‘[…] the numbers involved are so small […]’ (ebd.).

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