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- Bürgerbeteiligung in der kommunalen Stadtplanung: Eine kritische Betrachtung partizipativer Möglichkeiten am Beispiel Mediaspree
Politik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dieses Buch soll zunächst einen fundierten und kritischen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten geben, die ein jeder Bürger hierzulande hat, um sich am politischen Geschehen zu beteiligen. Sinn und Zweck ist es außerdem, die Wichtigkeit und Tragweite von Partizipation aufzuzeigen und verständlich zu machen, weshalb das hier behandelte Thema trotz der momentan weit verbreiteten Lethargie diesbezüglich aktueller ist denn je. Dies soll insbesondere im praktischen Teil dieser Studie deutlich werden, in welchem, anhand des in Berlin stattfindenden Partizipationsprozesses rund um die Mediaspree, vor allem die lokale Relevanz der Problematik veranschaulicht wird. Der Leser soll also theoretisch sowie praktisch an bestehende Möglichkeiten und Entwicklungen herangeführt werden und ihm sollen Anregungen dahingehend gegeben werden, wie Bürger und Kommunen bestehende Hindernisse überwinden können, um mithilfe von Beteiligung den lädierten Grundpfeilern unserer Demokratie zu neuen Kräften zu verhelfen.
Textprobe: Kapitel 6.2.2, Berlin nach dem Mauerfall: Die Wiedervereinigung brachte die gewaltige Aufgabe eines gemeinsamen Neuanfangs der beiden so unterschiedlichen Stadtteile mit sich. Während in Berlin nach und nach der Wandel von einer Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft Einzug nahm, wollte der Senat die Stadt zum touristischen Kulturziel Nummer eins verwandeln. Jedoch kam es dazu, dass sich Ost- und Westberlin weder städtebaulich noch stadtfunktional einander annäherten. Friedrichshain und Kreuzberg fanden sich nach dem Mauerfall plötzlich weitab ihrer ehemaligen Randlage wieder und wurden Teil der polyzentrischen Stadtstruktur Berlins. Auf der einen Seite der Spree wollte man aus Friedrichshain der innenstädtischen Lage entsprechende Nutzungen etablieren, auf der anderen sollte das Kreuzberger Ufer weiterhin als gewerblicher Standort Berlins dienen. Die Oberbaumbrücke wurde nach ihrer Aufarbeitung zu einer der bedeutendsten übergeordneten Verkehrsverbindungen Berlins und die Entstehung der East Side Gallery brachte eine ihrer heute berühmtesten Sehenswürdigkeiten in die Hauptstadt. Zwischen ihr und der Spree siedelte sich Berlins größter Wagenplatz an, der heute unter dem Namen ‚Schwarzer Kanal‘ die Kiefholzstraße 74 ziert. Außerdem zog es viele Clubs und Diskotheken in die Nähe der Warschauer Straße. Die 90er Jahre brachten einen gewaltigen Immobilienboom mit sich, der aus den zu jener Zeit ausnahmslos positiven Prognosen für die Stadt resultierte. Insbesondere der Spreeraum lockte viele Interessenten an, nicht zuletzt aufgrund seiner guten Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Doch die Entwicklung zur internationalen Dienstleistungsmetropole ließ auf sich warten und die Millionen Quadratmeter an Büroflächen, die im Eiltempo errichtet worden waren, blieben ungenutzt. Entgegen aller Vorhersagen verlegten nur wenige Großunternehmen ihren Hauptsitz nach Berlin und das große Wirtschaftswachstum blieb aus. Dies lag unter anderem daran, dass es auch außerhalb Berlins genügend andere zur Verfügung stehende Flächen gab, die auch überzeugende Standortvorteile mit sich führten und die gegebenenfalls sogar kostengünstiger waren. Folge dieser Entwicklungen waren jahrelanger Leerstand und daraus resultierende, sinkende Mietpreise. Viele Vorhaben wurden eingestellt, andere ohne sicheren Nutzer gar nicht erst begonnen. Die so wieder in den Vordergrund gerückten Zwischennutzungen der leerstehenden Gebäude entwickelten sich aufgrund des geringen Flächenbedarfs zu jener Zeit in den Folgejahren oftmals zu etablierten Dauernutzungen, da die Haushaltslage Berlins keine neue Ausweisung von Sanierungsgebieten zuließ. In der Mitte der 90er Jahre dann sahen Experten einen neuen Zugang zum lang ersehnten Wirtschaftswachstum in der Medienbranche. Die Sanierung einiger Gebäude in Friedrichshain und Kreuzberg wurde vorgenommen und neue Gebäude wurden errichtet, wie auch die Verdizentrale. In 2001 schließlich erfolgte die Zusammenlegung der beiden Bezirke und man entschloss sich, aufgrund des Wegzugs vieler Unternehmen, der jahrzehntelangen Randlage der beiden Bezirke sowie der einst erfolgten Zerstörung vieler Betriebe, das Spreeufer einer Umnutzung zu unterziehen. Der 1994 verabschiedete, neue Flächennutzungsplan wurde im Jahr 2002 beschlossen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verfolgte auf diese Weise fortan die Absicht, die ehemaligen Grenzgebiete zu reaktivieren. Der Flächennutzungsplan basierte auf einem im Jahr 2001 veröffentlichten Konzept namens ‚Leitbild Spreeraum Friedrichshain-Kreuzberg‘. Dieses sah unter anderem vor, das Spreeufer einer intensiven Bebauung zu unterziehen und die Entwicklung eines schmalen Uferparks voran zu treiben. 6.2.3, Stadtumbau West: Um den städtebaulichen und stadtplanerischen Aufgaben Berlins gerecht zu werden, wurde im Jahr 2004 das Städtebauförderungsprogramm ‚Stadtumbau West‘ ins Leben gerufen. Stadtgebiete, die eine hohe Konzentration benachteiligter Bevölkerungsgruppen aufwiesen, deren Versorgungszentralität rückläufig war, deren Haushalt kaum finanzielle Möglichkeiten offen ließ und deren Image stark verbesserungswürdig war, wurden Teil der Stadtumbaumaßnahmen im Rahmen des Stadtumbau West. Hierdurch sollten und sollen noch immer Gebiete mit schätzbar geringem Wert und geringer Bedeutung für die gesamte Stadt aufgewertet und ihre nicht beziehungsweise untergenutzten Flächen und Gebäude revitalisiert werden. Die inzwischen 401 Kommunen, die auf diese Weise bei der Anpassung an die neuen demografischen und wirtschaftlichen Strukturen unterstützt werden, erhielten seit Beginn der Förderung in 2004 bis zum Jahre 2011 insgesamt 1,5 Milliarden Euro von Bund, Ländern und Gemeinden. Für das Jahr 2012 wird die Summe der Bundesfinanzhilfen voraussichtlich insgesamt 71 Millionen Euro betragen. Großen Investitionsbedarf sieht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung noch am Kreuzberger Spreeufer. Aufgrund des hier vorhandenen, lagebedingten Potenzials für hochwertige Nutzungen wird eine Urbanisierung des Ufers angestrebt. Diese soll erreicht werden, indem hier existente, große Betriebe mit entsprechend großem Flächenverbrauch umgesiedelt und die Flächen kleineren Betrieben überlassen werden. Die Brommybrücke soll ebenfalls erneuert werden, sodass die mangelhafte Verbindung der Bezirksteile Friedrichshain und Kreuzberg optimiert wird. Eine durchgängige Uferpromenade soll den Spreeraum optisch öffnen und die Köpenicker und Schlesische Straße sollen zu einem Boulevard mit Einkaufsmöglichkeiten umgebaut werden. 6.2.4, Aktuelle immobilienwirtschaftliche Situation in Friedrichshain-Kreuzberg: Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg liegt der Fokus der Stadtentwicklung heutzutage auf den innerstädtischen Flächen und auf der Revitalisierung der vorhandenen Brachflächen. Dies führt zu steigenden Mietpreisen, die sich zu großen Teilen nunmehr lediglich Besserverdienende leisten können. Die Anzahl an Arbeitsplätzen im tertiären Sektor steigt und bringt ein steigendes Lohnniveau mit sich. Somit herrscht ebenfalls eine verstärkte Nachfrage nach innenstadtnahen, also qualitativ hochwertigeren Wohnungen. Diese Entwicklungen begründen die Angst der langjährigen Anwohner Friedrichshain-Kreuzbergs, aufgrund der steigenden Mietpreise und der Aufwertung der Umgebung aus dem Bezirk vertrieben zu werden. Aufgrund der noch relativ geringen Mietpreise vor Ort und der Vergangenheit als Industriegebiet sind hier überwiegend Arbeiterfamilien wohnhaft. Viele haben ihren Arbeitsplatz aufgrund des Strukturwandels jedoch bereits verloren. Das alternative und einzigartige Ambiente, das die vielen Künstler und Kreativen nach dem Mauerfall in den Bezirk brachten, lockt heute die vom Senat angeworbenen Medien- und Kommunikationsunternehmen an die Spree. Mit ihnen kommen ihre Arbeitnehmer mit einem dem tertiären Sektor entsprechend höheren Einkommen als das vieler der bereits ansässigen Anwohner. Da somit immer mehr Menschen in Friedrichshain-Kreuzberg leben, die höhere Mieten zahlen können, als sie es im Durchschnitt augenblicklich tun, sehen viele Immobilieneigentümer und Investoren einen Anlass, ihr Eigentum zu sanieren oder neue Gebäude mit höheren Standards zu bauen. Trotz dem also heute noch relativ viel Leerstand herrscht und die Mieten ihr geringes Niveau halten, geht im gesamten Bezirk die Befürchtung um, durch die Umgestaltung des Spreegebiets zu einem Medien- und Kommunikationszentrum würden die Mieten rasant steigen und sich somit ganz Friedrichshain-Kreuzberg einer kompletten Verwandlung unterwerfen.
Die Autorin Seraphine Leonhard wurde 1988 in Berlin geboren. Im Jahr 2013 schloss sie ihr Studium der Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Thema der Stadt- und Regionalplanung und insbesondere die Rolle des Bürgers in diesem Kontext. Zahlreiche theoretische sowie praktische Erfahrungen aufseiten privater Investoren und Bauherren motivierten die Autorin schließlich, mit dem vorliegenden Buch das Thema der städtebaulichen Entwicklung auch einmal aus Sicht des Bürgers kritisch zu betrachten.
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