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- Auf dem Weg zu einer "Achse Berlin-London"? - Die deutsch-britischen Beziehungen im Rahmen der Europäischen Union unter Gerhard Schröder und Tony Blair (1998-2002)
Politik
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 234
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Mit dem Amtsantritt Tony Blairs im Vereinigten Königreich 1997 und Gerhard Schröders in Deutschland 1998 scheint eine neue Ära in den deutsch-britischen Beziehungen anzubrechen. Politische Beobachter erwarten in dieser Zeit eine stärkere Zusammenarbeit beider Länder, besonders im Rahmen der Europäischen Union (EU). Es scheint als ob Berlin und London sogar Europas neues Führungsduo werden könnten. Dieser Hintergrund veranlasst Andreas N. Ludwig die deutsch-britischen Beziehungen an der Jahrtausendwende zeithistorisch zu erforschen und politikwissenschaftliche zu untersuchen, inwieweit eine deutsch-britische Partnerschaft tatsächlich Potenzial zu einer Führungsrolle in Europa hat. Dem Leser werden dabei zunächst die Wandlungsprozesse deutscher und britischer Europapolitik in den 1990er Jahren näher gebracht und ihre Bedeutung für die spätere Politik Gerhard Schröders und Tony Blairs erläutert. Diese Veränderung hin zu mehr politischem Pragmatismus bildet den Ausgangspunkt der Betrachtung der bilateralen Beziehungen beider Länder zwischen 1998 und 2002. Zur besseren Illustration der Übereinstimmungen Deutschlands und Großbritanniens in diversen Politikfeldern legt der Verfasser das Augenmerk auf die Schwerpunkte der Europapolitik beider Länder. Dabei werden zudem die auftretenden Konflikte erklärt, die oftmals durch divergente Grundprämissen und innenpolitische Widerstände bedingt sind. Zur Einordnung dieser europapolitischen Phänomene erfolgt eine Darstellung der langfristigen Determinanten der europäischen Politik beider Länder. Der Autor analysiert dabei besonders macht- und parteipolitische Erwägungen der Europapolitik und das Spannungsverhältnis zwischen ihrer jeweiligen transatlantischen und kontinentaleuropäischen Ausrichtung. Hierdurch kann der Leser einschätzen, inwiefern diese Bestimmtheiten die Politik Gerhard Schröders und Tony Blairs und somit die deutsch-britischen Beziehungen beeinflussen. Dieser Dreischritt stellt eine umfassende Analyse der deutsch-britischen Beziehungen im Rahmen der EU unter Gerhard Schröder und Tony Blair dar. Dabei berücksichtigt der Autor sowohl die wachsende Bedeutung der europäischen Integration für die bilateralen Beziehungen europäischer Staaten, als auch die besondere Rolle des Regierungschefs und der wichtigsten Verbündeten bei der Gestaltung nationaler Europapolitik. Diese Vorgehensweise bringt dem Leser die Entwicklung der deutsch-britischen Beziehungen am Ende der 1990er Jahre und am Beginn des neuen Jahrtausends in Kernthemen der Zusammenarbeit im Rahmen der EU näher. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse beurteilt der Verfasser abschließend das Potenzial sowie die Gründe des Scheiterns einer intensiveren Partnerschaft Berlins und Londons – kurz: eines deutsch-britischen Führungsduos in der EU – und zieht daraus Schlüsse für die deutsch-britischen Beziehungen am Beginn des 21. Jahrhunderts.
Textprobe: Kapitel I., DER REGIERUNGSWECHSEL IM VEREINIGTEN KÖNIGREICH 1997 UND DAS ENDE DER ÄRA HELMUT KOHL IN DEUTSCHLAND: Die einleitend erwähnte Herausforderung der deutsch-britischen Beziehungen seit 1989, die selbstredend das bilaterale Verhältnis auch jenseits des europäischen Integrationsrahmens belastet , beeinträchtigt die Zusammenarbeit beider Staaten in der EU nachdrücklich, auch wenn diese unter John Major und Helmut Kohl zunächst verheißungsvoll begonnen hat. John Major ist im Laufe der 1990er Jahre in europäischen Fragen aufgrund der wachsenden Schärfe des europaskeptischen Diskurses in der Conservative Party europapolitisch zunehmend gelähmt. Grundlegende Meinungsverschiedenheiten zur europäischen Integration dominieren auch in seinem Kabinett und der Parlamentsfraktion, wo europaskeptische Kräfte vermehrt den Ton vorgeben. Diese innenpolitischen Umstände verschärfen Großbritanniens und John Majors Isolation in der EU. Der innerparteiliche Zwist und die diversen europapolitischen Krisen zwingen Major in die Defensive und zu einer Blockadehaltung in Fragen der EU-Reform. Anlässlich der Verhandlungen über eine Revision des Maastrichter Vertrages wird dieser Sachverhalt besonders deutlich. Großbritannien befindet sich damit am Ende der Regierung Major einmal mehr in der Position des awkward partner in Europa. Eine verstärkte Kooperation zwischen Deutschland und Großbritannien auf europäischer Ebene, die durch den beginnenden Wandel der deutschen Europapolitik in den letzten Jahren der Amtszeit Helmut Kohls denkbar wird, scheitert an den Positionen beider Seiten zur künftigen Ausgestaltung der EU. John Major gleicht sich in dieser Phase in der Europapolitik endgültig dem konfrontativen Stil seiner Vorgängerin Margaret Thatcher an, während immer deutlicher wird, dass auch die Geduld des deutschen Bundeskanzlers langsam am Ende (ist) , auch wenn dieser weiter versucht, Großbritannien konstruktiv in die Verhandlungen der Regierungskonferenz einzubinden. Die Beziehungen zwischen Bonn und London leiden in dieser Phase somit erneut unter den grundverschiedenen Vorstellungen der Gestaltung der europäischen Zusammenarbeit: Im Hinblick auf die Weiterführung des europäischen Integrationsprozesses (stehen) somit in Großbritannien Minimalisten den Maximalisten in Deutschland gegenüber. Wiewohl Europa kein primäres Thema Tony Blairs im Wahlkampf 1997 darstellt, schürt der proeuropäische Ton Tony Blairs und New Labours in den Hauptstädten Europas die Erwartung auf eine baldige Besserung der Beziehung Londons zur europäischen Integration. Andererseits vergrößert die zunehmend antieuropäische und antideutsche Wahlkampfrhetorik der regierenden Conservatives die Hoffnung – gerade der deutschen Bundesregierung – auf einen politischen Wechsel im Vereinigten Königreich. Dies erklärt auch, warum Majors Wahlniederlage im Mai 1997 in den kontinentaleuropäischen Hauptstädten kaum Bedauern auslöst, sondern allenthalben die Hoffnung auf eine europapolitische Kurskorrektur Londons weckt.
Andreas N. Ludwig M.A. wurde 1984 in Neuburg an der Donau geboren. Nach dem Abitur absolvierte er den deutsch-französischen integrierten Studiengang Politikwissenschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und des Institut d’Etudes Politiques de Rennes (Frankreich). Neben dem deutschen und französischen Masterabschluss im Fach Politikwissenschaft, erwarb der Autor einen Masterabschluss im Fach Geschichte des Institut des Hautes Etudes Européennes (IHEE) der Universität Straßburg (Frankreich). Der Verfasser war während seines Studiums Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung. Im Rahmen von Praktika in München, Berlin und Brüssel sammelte er breitgefächerte praktische Erfahrungen im Bereich der Parlaments- und Pressearbeit, sowie der Politikberatung und Parteiarbeit. Daneben wirkte er als wissenschaftliche Hilfskraft an der Professur für Internationale Politik und Außenpolitik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Einer der wissenschaftlichen Schwerpunkte der Studien des Autors lag auf dem politischen System, der Außenpolitik und Geschichte des Vereinigten Königreiches und der Bundesrepublik Deutschland. Die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik bildet den Hintergrund des vorliegenden Buches. Der Politikwissenschaftler und Historiker ist derzeit Doktorand an der Professur für Internationale Politik und Außenpolitik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Seine Forschungsschwerpunkte beinhalten die politischen Systeme Großbritanniens und Deutschlands (mit Augenmerk auf deren Außen-, Sicherheits- und Europapolitik), transatlantische und Commonwealth Fragen, sowie das politische System Bayerns.
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