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Politik

Thorsten Scherff

Alkibiades: Politik zwischen persönlichem Ruhm und Nutzen für die Polis

ISBN: 978-3-8428-7058-1

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Es gibt sicher keine antike Persönlichkeit, die mehr polarisierte als Alkibiades. Damals wie heute gibt es wohl kaum jemanden, der sich mit Alkibiades beschäftigt hat, dem dieser völlig egal wäre. Diese Polarisation lässt sich selbst heute noch in der modernen Forschungsliteratur wiederfinden. Aus heutiger Sicht, mit dem Wissen über die Folgen seiner jeweiligen Entscheidung, scheint ein Urteil leicht gefällt werden zu können. Hauptsächlich sein Streben nach persönlichem Ruhm und das Versagen im politischen Handeln werden ihm zur Last gelegt. Für Alkibiades waren sein persönlicher Ruhm und der Ruhm der Stadt aber ein und dasselbe. Wenn er also persönlichen Ruhm erlangte, erlangte auch die Stadt Ruhm, was wiederum zum Nutzen der Stadt war. Aber auch andersrum, wenn Alkibiades durch sachgemäße Entscheidungen der Stadt nutzte, führte das zu Ruhm für die Stadt und letztendlich auch zu seinem eigenen Ruhm. Unsachgemäße Entscheidungen dagegen konnten der Stadt schaden und dadurch ihren Ruhm und auch seinen persönlichen Ruhm schmälern. Und genau das lag nicht im Interesse des Alkibiades. Ihn in heutige Maßstäbe von Anstand, Gerechtigkeit oder sinnvollem politischen Handeln zu pressen wird Alkbiades nicht gerecht und soll in diesem Buch untersucht werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Die Politik des Alkibiades: 4.1, Engagement für Sizilien: 4.1.1, Der Auslöser des Krieges gegen Sizilien: Im Winter 416/415 kamen Gesandte aus Egesta, mit der Bitte Athen möge ihnen gegen ihre Nachbarn, die Selinuntier beistehen, die sich unberechtigterweise ein kleines Stück Land am Grenzfluss der beiden Städte angeeignet hatten. Verständlicher Weise waren die Egestaner nicht besonders erfreut über diese Okkupation und eroberten ihrerseits das Landstück kurzerhand zurück. Daraus entstand ein Konflikt, während dessen erster handfesten Schlacht die Selinuntier, die Egestaner schlugen und viele von ihnen töteten. Thukydides berichtet uns jetzt, dass die Egestaner, da sie erkannten, dass sie gegen die Selinuntier alleine nicht bestehen würden, besonders da diese ein Bündnis mit Syrakus hatten, sogleich auf den Gedanken kamen sich an Athen zu wenden. Der Grund dafür sei ein Bündnis Leontinoi, das die Athener im ersten Krieg gegen Sizilien unter Laches geschlossen hatten. Das scheint auf den ersten Blick verwirrend und ebenso ist die Begründung, warum Athen in den Krieg gegen die Selinuntier ziehen sollten, unerwartet. Denn plötzlich scheinen nicht mehr die Selinuntier das Problem, sondern die Syrakusaner. Diese seien nämlich eine direkte Gefahr für Athen, da sie sobald die Egestaner und ihre Verbündeten erst einmal beseitigt seinen, keine nennenswerten Kontrahenten auf Sizilien mehr hätten und so, da sie ja Dorer seien, sofort ihren dorischen Verwandten auf dem Peloponnes zur Seite stehen würden, um die Macht Athens zu stürzen. Liest man dagegen dieselbe Geschichte bei Diodoros, ergibt das von Thukydides Beschriebene durchaus einen Sinn. Diodoros berichtet uns, dass die Egestaner keineswegs zuerst an Athen gedacht hatten. Denn nach der verlorenen Schlacht gegen die Selinuntier, wandten sie sich zu allererst an Akragas, dann an Syrakus und zum Schluss an die Karthager. Nachdem alle diese Versuche gescheitert waren ‘spielte ihnen der Zufall in die Hände’. Die demokratischen Kräfte der Leontiner waren 422 von den Syrakusanern aus ihrer Stadt vertrieben worden. Diese Aktion war in Zusammenarbeit mit ihren eigenen Führern, die sich nach der Säuberung der Stadt in Syrakus ansiedelten, durchgeführt worden. Seit dem hatten sich die vertriebenen Leontiner zu einer Front gegen Syrakus zusammengeschlossen und wollten die Athener, auf Grund ihrer Blutsverwandschaft, um Hilfe gegen diese ersuchen. Deshalb nahmen sie 416 Kontakt mit den Egestanern auf. Gemeinsam schickten sie eine Gesandtschaft nach Athen, um dort Hilfe für den Kampf gegen Syrakus und gegen Selinus zu erbitten. Die Gesandten beriefen sich also auf das Bündnis zwischen Athen und den Leontinern, und versprachen Athen, dass die Egestaner die nötigen Mittel hätten, um einen solchen Krieg zu finanzieren. In Athen war man zunächst skeptisch und schickte erst einmal eine Gesandtschaft nach Egesta, um zu überprüfen, ob die versprochenen Schätze auch tatsächlich existierten. Als die Gesandtschaft im Frühjahr des nächsten Jahres zurückkam und von den (vermeintlich) vorhandenen Schätzen berichtete, war man in Athen begeistert. So schnell wie möglich wollte man sich rüsten, um dann mit 60 Schiffen unter dem Kommando von Lamachos, Alkibiades und Nikias nach Sizilien zu fahren. Nikias, der ungewollt zum Feldherrn geworden war, sprach sich entschieden gegen den Krieg aus. Die Korinther, Boiotier und auch die Chalkidiker würden nur auf eine solche Gelegenheit warten. Und auch die Spartaner würden nicht lange an dem Friedensvertrag festhalten, sollte der Krieg in Sizilien scheitern. Nikias versuchte auch Alkibiades, der der entschiedenste Befürworter dieses Unternehmens war direkt anzugreifen und warf ihm seine Jugend und Unerfahrenheit vor. Außerdem würde dieser die Sache nur unterstützen, weil er dabei seinen eigenen Vorteil suchen würde. Als weiteres Mittel den Krieg zu verhindern, diente Nikias ein Generationskonflikt. Für die jungen Leute war Alkibiades so etwas wie ein Pop-Star. Überall wurde über ihn und über das Abenteuer Sizilien geredet. Die Alten dagegen waren nicht geschlossen für den Krieg und so versuchte er diese zu ermuntern sich zur Wehr zu setzten und sich offen gegen den Krieg einzusetzen. Er forderte vor dem Volk, sich das ganze Unternehmen noch einmal zu überlegen. Alkibiades versuchte daraufhin die Athener in ihrem Wunsch nach dem Krieg zu bestärken. Er wies auf sein Glück und seine politischen Fähigkeiten hin, da er es ja immerhin alleine gewesen war, der die Argiver für die Athener gewonnen hatte. Und diese würden ihn auch in diesem Konflikt unterstützen und so den Athenern einen Sieg in Sizilien garantieren. Zugleich spielte er die Stärke der Sizilianer herunter. Ein zusammengewürfelter Haufen seien sie, ohne Liebe für ihr Vaterland und somit auch ohne Kampfkraft. Auch die Gefahr durch die Spartaner und andere Feinde, sah er als gering an. Die zurückbleibenden Athener könnten es leicht mit diesen aufnehmen. Zum Schluss hob er noch hervor, dass man tatsächlich überhaupt keine Möglichkeit hätte, den Feldzug zu verhindern, da Athen eidlich an die Bundesgenossen gebunden und somit zur Hilfeleistung verpflichtet war. Als Nikias sah, dass die Stimmung zu den Vorschlägen von Alkibiades tendierte, versuchte er erneut das Volk zu überzeugen. Er zeigte die Stärke Siziliens auf. Vor allem seien die Sizilianer durch ihre starke Reiterei nicht zu unterschätzen. Auch lange Belagerungen könnten sie ohne Probleme überstehen, da sie nicht, wie beispielsweise die Athener, auf ausländisches Getreide angewiesen wären, sondern auf eigene in Sizilien angebaute Verpflegung zurückgreifen könnten. Somit sei die beschlossene Flotte mit 60 Schiffen bei weitem nicht ausreichend gerüstet. Er forderte weitere Truppen, vor allem schwer bewaffnete Fußtruppen und Reiterei. Außerdem schilderte er die damit verbundenen enormen Kosten, die nicht nur durch das Heer und dessen Ausrüstung, sondern auch durch die erforderlichen Begleitschiffe, sowie die Verpflegung der Truppen entstehen würden. Auf diese Weise versuchte er das Volk zu verunsichern und noch einmal umzustimmen. 4.1.2, Der Aufstieg an die Spitze der Kriegspartei: Es gibt verschiedene Faktoren, die als Voraussetzung dafür zu sehen sind, dass Alkibiades 415 die Möglichkeit bekam, selbst auf diese Weise in die Politik seiner Vaterstadt einzugreifen, wie er es tat. Nämlich als Führer der Kriegspartei und als entschiedener Befürworter des Krieges gegen Sizilien. Um diesen Aufstieg zu einem der einflussreichsten Männer Athens zu verstehen, bin ich gezwungen ein wenig auszuholen. Mit dem Tod des Perikles gab es in der Gesellschaftsstruktur Athens einen Umbruch. Die alten Adelsfamilien waren nicht mehr in der Lage das nötige Personal zur Leitung des Staates zu stellen. Diese Lücke wurde immer häufiger von Gewerbe und Handeltreibenden gefüllt. Einer von diesen erfolgreichen Geschäftsleuten, die sich für einen Weg in die Politik entschieden, war Kleon. Kleon war wirtschaftlich erfolgreich und besaß eine gut florierende Gerberei. Der Gerber, wie man ihn deshalb nannte, hatte nach dem Tod des Perikles dessen Position übernommen und war zum Liebling der Massen geworden. Er war vor allem so beliebt, weil er seine Nähe zum Volk nicht heucheln musste. Er war einer von ihnen. Im Gegensatz zu Perikles, besaß er allerdings nicht die innere Überlegenheit, den unbeirrbaren Blick für die Grenzen der eigenen Macht und die sich wandelnden politischen Umstände. Schon zu Lebzeiten des Kleon hatte Alkibiades versucht in der Gunst der Demokraten zu steigen, aber je mehr nun Kleon an Macht gewann, desto mehr zog sich Alkibiades zurück. Zwischendurch versuchte er sogar dadurch, dass er sich der Gefangenen von Sphakteria annahm, sich bei der Friedenspartei und auch bei Sparta beliebt zu machen, stand aber immer hinter Nikias und Laches zurück. Spätestens seit dem Friedensschluss durch Nikias, war seine Richtung klar. Er fühlte sich persönlich beleidigt dadurch, dass Sparta den Vertrag mit Nikias und nicht mit ihm gemacht hatte. Aber auch bei der Kriegspartei war es für Alkibiades schwierig, da auch er, genauso wie Kleon, das gemeine Volk als Träger seiner Macht haben wollte. Nach dem Tod des Kleon im Jahr 422, entstand ein Machtvakuum an der Spitze der Kriegspartei, wodurch Alkibiades dann endlich seine Chance bekam, sich politisch voll zu entfalten.

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